"Diese Grenze der Wissenschaft wird berührt durch das, was Kant die "Idee" nennt, berührt durch diese Idee der Vernunft, die beim wissenschaftlichen Forschen lenkt, aber selber nicht Gegenstand wird, sondern sowie sie zum Gegenstand gemacht wird, in unauflösbare Autonimien gerät, die die Idee selber verschwinden lassen.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Die Welt ist das, was in meinem Aufmerksamkeitsfokus erscheint.
Wobei ich jetzt mal den Aufmerksamkeitsfokus auf die Welt als Idee über die Welt verstehen würde.
Sobald man über die Welt oder das Leben redet, verschwindet der eigene Informationsgehalt darüber. Es wird ja irgendwie verpackt und dadurch als Objekt begreifbar gemacht. Jedenfalls die Sache mit der Zuordnung..
Diese Fähigkeiten benötigen einer Objektivierung, die sie zum Ausdruck bringt, damit sie zugeordnet werden können.
Alles, was ich erkenne in Wissenschaften, erkenne ich in den Kategorien des Verstandes; und berühre die Grenzen, aber nur berühre ich sie durch die Vernunft mit ihren Ideen.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Im Text ist eine Ebene auf die Menschheit und sozusagen im Kleineren auf das Leben.
Also wie wir hier an die Grenzbereiche stoßen. Und die Theorie steht im Vordergrund, wir leben oder tauschen keine Erfahrungen.
Aber dieses Machen und Planen hat die Grenze dadurch, dass wir mit den Dingen und mit uns selber, mit den Lebewesen und den Menschen, völlig anders umgehen, wenn sie für uns da sind. Das Pflegen des Lebendigen und all die Verhaltungsweisen, die eine eigentliche Biologie einschließt, im Unterschied von der denaturierten Biologie, die nur noch physikalisch-chemische Zusammenhänge erkennt, ohne den Blick für das Leben zu haben, ferner das Erziehen des Menschen oder das schöpferische Hervorbringen im Menschen selber, in aller Geschichte getan, vergleichsweise von der Natur behauptet, dann der Kommunikationswille und die Kommunikationswirklichkeit zwischen Menschen: all das erfolgt ohne einen bestimmten Zweck oder ohne dass ein Zweck es genügend begreiflich macht. Ich nenne es nur, um Ihnen fühlbar zu machen mit ein paar Worten die Grenzen des Machens.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Das betrifft genau das Problem von
@Meikel3000 's Definition.
Das technische, das zweckmäßige Verteilen von Ressourcen und das Fehlen des Zwischenmenschlichen.
Hm. Also das ist durch Technik nicht lösbar. Man könnte Energie besser nutzen und Ressourcen verteilen. Vorausgesetzt, man hätte alles, den gesamten Zugriff und gesamten Überblick.
Einerseits wird der Verstand überschätzt, obwohl er nicht selbst begriffen wird und andererseits wird das Handeln überschätzt, wodurch die Technik als Lösung gesehen wird. (Also politischer und wissenschaftlicher Größenwahn und der verrückte Wissenschaftler ist ja sogar ein neuer Archetyp.)
Und im Umkehrschluss wäre die schädliche Folge, Lebewesen zu verzweckmäßigen wie 'Objekte'... Wo ich mich mal hätte zurücknehmen müssen, wenn ich dann mit Objektifizierung anfange, obwohl von Objektivierung vorher die Rede war. Bei Objektifizierung ist noch mehr, jemanden zu verzwecklichen. Objektivierung ist eher dieses Kategoriedenken um sich mitzuteilen.. naja
Im kleinen könnte man in der Frage nach der Hochkultur der Menschheit irgendwie einen einsamen Ruf nach Handeln und Zwischenmenschlichkeit (durch zuviel Kopfdenken)..lesen.
Diese Grenze des Machens besteht überall in der Welt und vollends natürlich total in Bezug auf die Welt im Ganzen. Wir können die Welt im Ganzen so wenig erkennen als Gegenstand, wie wir sie im Ganzen planen können, in Besitz nehmen können, verändern können im Ganzen. Mag die Welt der natürliche Kosmos sein oder mag diese Welt die Menschenwelt sein, beide sind außerhalb unseres erkenntnismäßigen Zugriffs im Totalwissen und außerhalb unseres machenden Zugriffs in dem Einrichten. Es gibt in beiden Richtungen weder eine richtige noch eine falsche Welteinrichtung, sondern Menschen treffen Einrichtungen in ihrer Welt.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Dass er sie nicht besitzt kam auch von Meikel.
Aber zu den Ressourcen ist es so, dass es keine gute oder schlechte Verteilung gibt, wenn die Menschen sich ihre Welt selbst einrichten. Wenn das also von irgendeinem System übernommen wird, welche Freiheit hätten die Menschen dann über ihre Welt! Kam ja auch ein Einwand von
@Inti .
Werden wir uns dieser Grenzen bewusst, des Erkennens wie des Machens, so werden wir frei von den Verabsolutierungen, in die wir immer dann geraten, wenn die Großartigkeit des wissenschaftlichen Erkennens und die Leistungen des Machens uns suggerieren und gleich fiktiv ins Grenzenlose schwärmen lassen.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Fand ich persönlich wichtig. Ich merke, dass ich weiter komme, besser werde und denke dass nichts unmöglich wäre, obwohl ich das erst erkenne, wenn ich schon an eine Grenze gestoßen bin. Beim Joggen z.B. oder wenn ich ne Theorie entwickel ..
Die kritischen Forscher und kritischen Techniker, vielleicht nicht in der Mehrzahl, aber überall da, wissen sehr wohl von diesen Grenzen, und sie ziehen die Konsequenz des sogenannten Agnostizismus: wir wissen nicht. Es ist die einfache Negation der vorhergehenden Verabsolutierung des Wissens und Machens.
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff
Der Schluss ist wichtig. Wir wissen nicht. Wir machen aber trotzdem weiter.
Also auch wenn die ganze Technik und Wissenschaft, Logik und Nutzen vollkommen überschätzt sind, kann man ja trotzdem weitermachen, man hat ja die Ausrede, es nicht wissen zu können. Also kann man getrost wegsehen und weitermachen.
Im Thread seh ich das nicht so, aber vielleicht ist das bloß Ablenkung vom Wesentlichen und im Kleinen halten uns diese Fragen vom Handeln/Leben ab.
Mir fällt gerade auf, der Threadtitel ist auch keine Frage, eben eine Antwort auf ungestellte Fragen..
Und vlt benutz ich Meikel weil er mich durch Logik und Objektivierung triggert?!
Hier müssen wir aber einen Unterschied sehen, nämlich: Der passive Agnostiker interessiert sich überhaupt nicht für das Nicht-Wissbare. Er bewegt sich im Medium des bestimmten, zwingenden, methodischen, allgemeingültigen Erkennens, das auch faktisch in der ganzen Welt als Erkenntnis sich mit Sicherheit durchsetzt. Dieses bezweifelt der Agnostiker nie. Aber dieser passive Agnostiker steht gleichgültig, unbetroffen vor dem, was er ja doch nicht erforschen kann und was ihn gar nicht angeht...."
- Karl Jaspers, Die Chiffren der Transzendenz, Seite 8ff.
Also noch besser ist dann, das nicht-wissbare auszublenden, garnicht erst auf "zwischenmenschliche" Dinge zu sehen, die man eben nicht "wissen" oder "ausreichend verzwecklichen" kann.
Und schlimmstenfalls, nicht auf eigene Belange und Bedürfnisse eingehen, sofern sie nicht wissbar oder wahr sind, oder sich nicht um anderer Belange zu kümmern. Weil die ja individuell verschieden sind.
Und man sieht halt, dass Meikel es damit nicht gut geht, nur so theoretisch zu sein. Mir auch nicht, ist klar. Und mein Humor hat sich dadurch auch verschoben. Sowas passiert dann schon.
Das ist halt also das ganze Übel. Und äh ja..
Dann dachte ich daran,
wenn alles gut ist solang alles wahr ist und jeder Fehler aufmerksam korregiert wird,
aber wenn bei Kritik alles schlecht wird, dass sie Rückzug fordert,
ab wann eine innere Spaltung entsteht.
Was das mit Wissenschaft im Gegensatz zu Astralwesen und Aliens
oder Religion und Geistern zu tun hat..
Ich meine, sowas sieht man hier auch...
Und vor die Wand.
