Na ja, dass der Mensch ein Säugetier ist, hat erstmal mit Omnivoren nichts zu tun - Säugetiere können sowohl Carnivoren, Herbivoren oder Omnivoren sein. Die Klassifizierung "Säugetier" verpflichtet nicht automatisch zum Fleischverzehr

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Abgesehen von omnivor oder nicht - der moderne Mensch ist nicht mehr so unbedingt irgendwelchen Notwendigkeiten unterworfen. Interessant dabei ist, dass auch Fleischesser (menschliche) aber ethische Abstriche beim Verzehr von selbigem machen. Zum Beispiel würden die wenigsten Fleischesser in unseren Breitengraden genüßlich einen Hund oder eine Katze verspeisen. Im Prinzip wäre der Mensch als Omnivore darauf aber durchaus ausgelegt. Er könnte auch durchaus Menschen verspachteln. Wäre theoretisch machbar.
Worauf ich hinauswill - die Argumentation, der Mensch sei darauf ausgelegt, hinkt einfach. Will ich vermitteln, ich sei meiner "Natur" absolut unterworfen, habe ich bei der Ethik ein Argumentationsloch. Denn Ethik in unserem Sinne spielt in der Natur so gar keine Rolle. Sich aber dafür auszusprechen, die Strassenhunde und Katzen in Ungarn doch einfach zu kochen als sie zu retten will niemand. Sondern das sind arme Schmusetiere und Schmusetiere isst man nicht. Provokant? Ja, vielleicht. Aber im Grunde genommen einfach wahr.
Der moderne Mensch wertet in Hierarchien, je nach kulturellem und sozialem Hintergrund. Er beruft sich auf den Omnivoren, um die Kuh zu schlachten, aber verneint denselben, um die Katze zu streicheln. Und das ist auch völlig normal - wir sitzen nicht mehr auf den Bäumen, wir leben in einer sozialen Gemeinschaft mit Normen und Werten (denn auch die Normen, die wir heute leben, haben wenig mit den "ursprünglichen" gemein) und haben den Luxus, unsere Nahrung aussuchen zu können statt sie suchen/sammeln/jagen zu müssen. Da kann man es sich leisten, manche Tiere als Nahrung zu züchten und andere zum liebhaben. Auch wenn man vielleicht manchmal nicht weiß, wie gerne man zum Beispiel auch ein Schwein haben kann

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Ich bin kein Missionar und ich lasse jedem sein Steak. Schließlich will ich auch nicht belabert werden, was ich zu essen oder nicht zu essen habe. Worum es mir aber geht, ist Ehrlichkeit. Und es ist heutzutage nicht ehrlich zu sagen "der Mensch ist seiner Natur unterworfen" wenn ich mir nur die Rosinen rauspicke. Viel ehrlicher ist es zu sagen, ich hab Bock auf Fleisch, Tiere haben bei mir unterschiedliche Stellenwerte, ich mag es gerne, mich stört es nicht, wenn eine Kuh dafür stirbt. Ist doch in Ordnung. Dafür muss ich nicht die Biologie bemühen - kommt mir vor wie die Bibel zitieren, wenn´s um Schwule geht, aber sich an den Rest selbst nicht halten.
Das ist nicht als Angriff gemeint. Es gibt nur Dutzend ehrlichere Argumente oder Meinungen um den eigenen Fleischverzehr zu begründen.