Wo genau meinst du festmachen zu können, dass es für eine erfüllende Sexualität nicht genügt ein Mensch zu sein?
Ein Mensch trägt ja, wie du später selbst schreibst, eben verschiedenste Anteile in sich, so auch männliche und weibliche und das bestreitet ja niemand, egal in welcher Konstellation man sich dann letztlich befindet und mit wem man Sex hat oder auch nicht.
Richtig. Aber wie gesagt, das Wesentliche ist die Differenz zwischen den männlichen und weiblichen Anteilen. Je grösser diese ist, desto grösser auch die sexuelle Spannung. Nun haben wir aber eine Gesellschaft, die Frauen in die männliche Rolle zwingt (denn wir haben keine "weibliche" Wirtschaft, obwohl die dringend notwendig wäre). Und dadurch "vermännlichen" Frauen. damit lässt die sexuelle Spannung nach, einfach weil der Mann vordergründig seine Rolle verliert bzw. weiblich mutiert (Stichwort: Metrosexualität).
Eine "Rolle" in einer Beziehung hat man auch schneller als einem lieb ist, die muss aber keine genderbasierte sein, sondern kann auch jene sein, dass sich eine/r vorwiegend kümmert und der/die andere eher chaotisch ist, eine/r klammert und eine/r ausbrechen will, das hängt aber alles primär von der Persönlichkeit fest.
Dass dass einem bestimmten Geschlecht zuzuschreiben, ist schon wieder nur Klischeedenken, ich kenne männliche Kümmerer und weibliche Chaoten, die alle Verantwortungen von sich weisen und niemals festlegen wollen.
Das sowieso. Jeder lebt in Rollen, jede Minute schalten wir zwischen unterschiedlichen Rollen hin und her. Und natürlich sind die Rollen die sich einspielen von den handelnden Persönlichkeiten abhängig (Systemik).
Ich hatte nichts gesagt, dass einem bestimmten Geschlecht eine Rolle zuzuweisen ist (ausser sie ist naturgegeben - es können halt mal nur Frauen Kinder bekommen, mit allen Nebenwirkungen).
Ich glaube nicht, dass unsere Wertesysteme jetzt künstlich aufgepropft sind, es waren eher die strikten Zuweisungen was Mann/Frau definiert und jede/r der/die sich nicht darin wiederfand, wurde oft gesellschaft verurteilt und hat sich persönlich nicht selten verleugnen müssen, um zu entsprechen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Opfer dieses früheren Systems es faktisch gab.
Doch, ist es. Und zwar aus rein wirtschaftlichen Interessen. Denn die Frauen können die Wirtschaft nur dann beleben, wenn sie nicht mehr nur auf das eher knappe Familieneinkommen es Mannes angewiesen sind. Darum wurde in den USA die Frauenbewegung erfunden. Die natürlich dann politisch und von einzelnen Gruppierungen auch für ihre Zwecke ausgeschlachtet wurde. Auf der Strecke blieb und bleiben die Famile und letztlich die Kinder.
Zum Teil werden die "schlechten Verhältnisse" der früheren Jahre auch medial hochgespielt. Bereits seit dem Kaiserreich war es Frauen ohne weiteres möglich, einen Beruf zu lernen und auszuüben und sich umzusetzen. Und niemanden hat das gestört. Problematisch wurde es erst in der Depression, wo die Leute überhaupt froh waren wenn einer einen Job gehabt hat. Die Frauenrechte waren eher weniger entwickelt, aber eine Karriere war einer Frau bei Interesse auch möglich. Der Unterschied: damals konnte sie, heute muss sie. Und darin sehe ich keinen Fortschritt.
Ich glaube, dass den Menschen jetzt eine erfüllte Sexualität einfach viel wichtiger ist als früher, das fällt ja letztlich unter "Luxus" und wenn man die meiste Zeit - so wie einst - mit harter Arbeit und dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt ist, dann bleiben keine Ressourcen, um sich diesem Thema vermehrt zu widmen.
Und ansonsten waren bis weit in die 70er Jahre hinein es generell tabu über problematische Bereiche (Psyche, Sexualität, Gewalt in der Beziehung) zu reden, das bedeutet aber nicht, dass es das nicht gegeben hat. Es wurde nur darüber mehrheitlich geschwiegen.
Also wenn man sich geschichtliche Berichte so anschaut, dann haben die guten Leutchen früher oft mehr oder mindestens gleich viel Sex gehabt als bis vor noch wenigen Jahrzehnten auch die Europäer. Auch im Kaiserreich war ja von Überlebenskampf nicht viel Rede. Und bei den Bauern sowieso (deshalb auch immer viele Kinder), weil durch die körperliche Arbeit der Testosteronspiegel steigt, der dann auch wieder abgebaut werden will.
Nun, die Aussagen über vermehrte sexuelle Störungen stammen ja von Ärzten, die sicherlich entweder ein recht gutes Gefühl haben was sich verändert hat bzw. wie es sich verändert hat. Kann natürlich auch Merketing für die eigenen Leistungen oder Medizinprodukte sein. Wie gesagt, her- oder wegargumentieren kann ich bald was ...
Was recht aussagekräftig sind, sind die Verkaufszahlen von Viagra und ähnlichen Produkten, die erschreckend hoch sind. Ein Teil davon natürlich zum "spielen", aber die weitaus grössere Menge sicher zum Ausgleich von Problemen. Weil diese Produkte die gesamte Palette der sexuellen Störungen abdecken.