Ich weiss inzwischen auf körperlicher Ebene schon viel, was ich bereits geändert habe (scharf essen, rauchen, zu viel Kaffee), alles schlecht für die Leber, was wiederum auf die Augen schlägt. Ein grosser Teil ist, da bin ich sicher, psychosomatisch. Meine Beschwerden begannen erstmals, als 2010 meine Taufpatin an Krebs verstarb, wie meine Mutter. Meine Mutter hatte einen langen Leidensweg, den ich als Kind, erfolgreich verdrängt habe. Ich konnte nicht anders, ich habe ihren Anblick ihres dahinvegetierenden Körpers nicht ertragen, die Schreie vor Schmerzen in der Nacht, es war unerträglich. Ab diesem Zeitpunkt habe ich aufgehört hinzusehen, es tat zu sehr weh. Ihre Krankheit habe ich, wie den darauffolgenden Tod verdrängt. Auch musste ich danach erwachsen werden, weil mein Vater nur mehr quasi körperlich anwesend war. Meine Kindheit, Kreativität und Lebensfreude war weg (war vorher schon nicht so gross, da es nie einfach war für mich). Verantwortungsbewusstsein und Struktur habe ich sehr bald erlernen müssen, das Leben war einfach weg. Ich war eine wandelnde Todo Liste, und ja, ich hatte mein Leben trotz allem, immer unter Kontrolle. Ausser bei der Gesundheit, da bin ich ohn-mächtig, weil nichts was ich tue, anschlägt.
Als ich operiert wurde (am Unterleib), wurde mir schlagartig klar, dass ich da vieles verdrängt habe, Ihren Leidensweg und meine Kreativität und Lebensfreude. Natürlich tut es weh, ich verarbeite es auch gerade, teils sogar professionell, nichts desto trotz ist es, denk ich, ein langer Weg. Heute zb geht es mir besonders schlecht. So sehr, dass es mir schwer fällt, selbst in der Öffentlichkeit nicht zu weinen. Da ist sehr viel Trauer und Wut, darüber, dass ich nicht weiss, wie es ist, unbeschwert zu leben. Dass alles immer ein Kampf ist. Es war überlebenswichtig für mich, verantwortungsbewusst und pflichtbewusst zu leben, denn ich war ab 13 auf mich allein gestellt. Das einzig verantwortungslose jemals war, viel zu trinken früher oder Drogen zu nehmen (was ich nicht mehr tue), selbst da, hab ich nie ganz die Kontrolle verloren.
Das einzig positive ist, dass mein Partner mich in allem unterstützt hat, der erste Mann war, der mich nicht im Stich gelassen hat, und seitdem sich unsere Bindung gefestigt hat. Er hat nach der OP, viel Verantwortung für mich getragen. Dinge erledigt, die ich nicht konnte.