Deine vielleicht.
Natürlich habe ich ein bissel provoziert. Tatsächlich ist es aber gar nicht so einfach mit der Wahrheit, weshalb ich mal auf "Spurensuche" gegangen bin. Herausgekommen ist das hier - ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Wahrheit
So oft wird dieses Wort benutzt, so oft wird bekräftigt, dass eine Schilderung die Wahrheit sei. Manchmal wird die vermeintliche Wahrheit anderen wie ein nasser Lappen um die Ohren gehauen. Tut das dem Geschlagenen weh, wird gesagt, dass Wahrheit eben schmerze.
Was hat es auf sich mit der Wahrheit? Wie ist dieses Wort zu verstehen? Damit haben sich natürlich schon viele kluge Menschen beschäftigt, was mich zu einem Streifzug nach dem Begriff Wahrheit veranlasste. Da wäre zunächst
Die Korrespondenztheorie der Wahrheit
Diese Theorie geht von der Wahrheit als Übereinstimmung mit der Wirklichkeit aus. In ihr wird Wahrheit grundsätzlich als eine Relation zwischen zwei Bezugspunkten verstanden. Für die Relation werden Bezeichnungen wie Übereinstimmung, Entsprechung, Übereinkunft etc. gebraucht.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
Ganz grob übersetzt heißt das: Was wirklich ist, ist wahr. Oder: Wenn ich etwas behaupte, was der Wirklichkeit, der Realität entspricht, dann spreche ich die Wahrheit.
Wenn ich auf die Behauptung, Wahrheit könne wehtun, zurückgreife und Wahrheit als ein anderes Wort für Realität nehme, dann kann ich sogar zustimmen: In der Realität anzukommen, kann verdammt schmerzhaft sein.
Aber… ja, aber…
Was hat es mit der Wirklichkeit auf sich, mit der Realität? Wozu brauche ich die Aussage: „Es ist wahr, dass…“? Hat es Konsequenzen, den Begriff, das Wort, Wahrheit möglichst selten zu verwenden oder gar ganz aus dem aktiven Wortschatz zu streichen?
Die Redundanztheorie
meint, man käme recht gut ohne das Wort wahr aus. Redundant bedeutet in etwa überflüssig, zuviel. Viele Sätze, die das Wort wahr enthalten, verlieren nicht an Informationsgehalt, wenn das Wort wahr weggelassen wird. Dazu ein Beispiel:
„Es ist wahr, dass die Fussball-EM gestern begann.“
„Die Fussball-EM begann gestern.“
„Es ist wahr“ dient also mehr der Bekräftigung, soll etwas unterstreichen, ist für die Übermittlung einer Information jedoch nicht zwingend notwendig. Notwendig kann der Nachdruck allerdings aus der Sicht des Sprechenden sein und ist deshalb wohl eher als Stilmittel zu betrachten.
Die performative Theorie
bekräftigt das: Der Gebrauch von „ist wahr“ ist ein sprachlicher Vollzug, mit dem ich eine Aussage bloß noch bestätige, ohne dass ich inhaltlich noch etwas aussagen würde.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
[Anm.: Interessante Wortwahl: Sprachlicher Vollzug… Diesen Begriff werde ich mir sicher noch mehrfach auf der Zunge zergehen lassen.]
Tja, was nun tun mit der Wahrheit?