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Wie würdest Du so ein Erlebnis einstufen?
Wahrnehmungsstörung?
Oder war es seine Seele die bei mir war, & ich habe ihn deshalb gerochen?
Ob Du mir die "Geschichte" jetzt glaubst, oder nicht, liegt bei Dir.
Aber ich möchte Dir soviel sagen, daß ich soviel Anstand & Moral besitze,
keine Geschichten zu erfinden, schon gar nicht, wenn es um den Tod meines Lebensgefährten geht.
Ich glaube Dir die Geschichte. An der Ehrlichkeit muss ich da nicht zweifeln, um das zu erklaeren.
Zur Erklaerung lass mich mal ein anderes weniger emotionales Beispiel bringen:
In Italien gibt es Buecher, die Traumsymbole in Lottozahlen uebersetzen, die man tippen soll.
Klappt es? Einige wenige Menschen gewinnen im Lotto - zumindest einen gewissen Betrag - mit den Zahlen, die sie auf diese Weise getippt haben. Wenn Du diese Leute fragst, werden sie Dir antworten: "Ja, es klappt." Ich kann da auch einen Zeitungsaufruf starten: "Wenn sie mit dieser Methode im Lotto gewonnen haben, melden sie sich.", und es werden sich Leute melden, die auch nachweisen koennen, dass sie gewonnen haben, und ich muss nicht anzweifeln, dass sie die Zahlen durch Traumsymbole und so ein Buch getippt haben. Jeder dieser menschen glaubt, dass es diese methode war, die ihnen zum Lottoglueck verholfen hat.
Was man allerdings eben auch schauen muss: Bei wievielen Menschen klappt es nicht. Und, wenn die Rate der Lottogewinner mit dieser Methode die gleiche ist wie andere Lottogewinner - sprich vertraegtlich mit der Zufallserwartung - dann zeigt das, dass die methode eben nicht hilft.
Das Jahr 2004 war ein schreckliches Jahr fuer mich. Im Maerz erkrankte eine gute Freundin von mir schwer. Die Moeglichkeit, dass sie nicht ueberleben wuerde, hing die ganze Zeit im Raum. Ein halbes Jahr spaeter starb sie dann leider auch. Kurz danach kam mein Vater ziemlich ueberraschend ins Krankenhaus. Anfaenglich waren die Prognosen noch gut, aber sie verschlechterten sich Tag fuer Tag. Waehrend der behandelnde Arzt in der ersten Woche noch von Entlassung sprach und Tipps gab, wie mein vater dann zuhause die Zeit verbringen koenne, kam ein paar Tage spaeter schon das Wort "Hospiz" auf. Und, als wir keinen Hospiz-Platz fanden - alles belegt - und fragten, ob mein Vater nicht noch ueber Weihnachten im Krankenhaus betreut werden koenne, schwang in der Antwort des Arztes schon mit, dass er nicht erwartet, dass mein Vater Weihnachten noch erleben wird.
Sprich: Im ganzen Jahr 2004 war ich mit Krankheit und Tod mir nahestehender Menschen konfrontiert. In dem ganzen Jahr habe ich nicht gut geschlafen. Ich bin oft Nachts aufgewacht und habe mich gefragt, ob ich ihnen noch irgendwie helfen koenne. Bei diesen Gedanken kam es auch vor, dass ich ihren Geruch wahrgenommen habe oder aehnliches. Wenn ich waehrend einer dieser Wachphasen einen entsprechenden Anruf bekommen haette... ich haette es vielleicht auch so gedeutet, dass die verstorbene Seele mich geweckt haette (zumal ich damals noch dran geglaubt habe).
Du gehoerst zu den Menschen, die im "richtigen" Augenblick wach wurden. Und mit diesem Erlebnis bist Du nicht alleine. Solche Berichte gibt es viel zu lesen, und ich bin ueberzeugt davon, dass die meisten davon absolut wahr sind. Um zu beurteilen, ob das auf Seelen hindeutet, die sich noch von den Hinterbliebenen verabschieden, muss man sich auch betarchten: Wie oft findet nicht so ein Abschied statt?
Dadurch, dass laufend Menschen sterben, sie alle angehoerige haben, die sich um sie sorgen und um ie trauern, ist es nur zu natuerlich, dass es vorkommt, dass Menschen solche Abschieds-Erlebnisse zur richtigen Zeit haben. Fuer diese Menschen - und Du bist einer davon - ist dieser Umstand sicher ein beeindurckendes und troestliches Ereignis. In der Gesammtheit betrachtet nicht unbedingt.
Ein weiterer Aspekt, der hier eine Rolle spielt - und da kommen wir jetzt zu etwas, was man "Wahrnehmungsstoerung" nennen koennte - ist eben die slektive Wahrnehmung und der Stille-Post-Effekt. Ich habe das Wort "Wahrnehmungsstoerung" in Tueddelchen gesetzt, weil es ALLE Menschen betrifft. An der Geschichte wirst Du die Details in Erinnerung behalten, die Dir "gefallen", bzw. die Deinen Vorstellungen entspricht. Andere Details, die die Geschichte weniger beeindruckend machen, werden ausgeblendet. Und dieser Effekt verstaerkt sich. Erinnerungen sind nicht ein Abspielen eines Films wie ein Videorekorder. Wenn wir uns erinnern, erzaehlen wir uns die Geschichte immer wieder neu, und speichern sie leicht modifiziert ab. Wir spielen sozusagen mit uns selbst stille Post. Das KANN den Bericht beeindruckender machen, als er wirklich war. Ich will mich jetzt aber nicht so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass das bei Dir eine grosse Rolle spielen wuerde. Und wie gesagt: Dieser Effekt betrifft ALLE Menschen. Es ist kein Makel, drauf reinzufallen. Es ist keine "Wahrnehmungsstoerung" im wirklich negativen Sinne.