Hallo, ich habe mir einige Gedanken über die Esoterik oder Spiritualität im allgemeinen gemacht, da ich denke, dass sie in vielerlei Hinsicht in die falsche Richtung läuft. Ich möchte niemanden angreifen oder behaupten es wäre so, wie ich es hier dargestellt habe. Vielleicht wollt und könnt ihr mir sagen, ob ihr es ähnlich seht, oder wo ich mich eurer Meinung nach irre. Das hier soll keine Belehrung oder so etwas sein, sondern so etwas wie ein Brainstorming, eine gemeinsame Arbeit, bei der ich, so wie ich denke auch selbst viel lernen kann.
"Was ist Versenkung? Was ist Verlassen des Körpers? Was ist Fasten? Was ist Anhalten des Atems? Es ist Flucht vor dem Ich, es ist ein kurzes Entrinnen aus der Qual des Ichseins, es ist eine kurze Betäubung gegen den Schmerz und die Unsinnigkeit des Lebens. Dieselbe Flucht, dieselbe kurze Betäubung findet der Ochsentreiber in der Herberge, wenn er einige Schalen Reiswein trinkt oder gegorene Kokosmilch. Dann fühlt er sein Selbst nicht mehr, dann fühlt er die Schmerzen des Lebens nicht mehr, dann findet er kurze Betäubung. Er findet, über seiner Schale mit Reiswein eingeschlummert, dasselbe, was Siddhartha und Govinda finden, wenn sie in langen Übungen aus ihrem Körper entweichen, im Nicht-Ich verweilen. So ist es, o Govinda."
Aus Herman Hesse´s Siddartha
Das eigene Ich: Wahrheit? Fiktion? Eine Last oder einfach nur eine unausweichliche Tatsache? Warum haben wir so ein unglaublich schlechtes Verhältnis zu uns selbst, schämen uns, verleugnen unsere Taten, oder streben nach immer mehr? Unser jetziges Dasein scheint eine Qual, eine Last zu sein, aus der es sich zu befreien gilt. Unzählige Spiritisten, Esoteriker, NewAge-Anhänger, erzählen von der Last des Hier und Jetzt, dass erst im göttlichen, in höheren Spähren Glück und Freiheit verspricht.
Immer mehr Angebote überlaufen inzwischen den spirituellen Markt der Glückseligkeit. Meditation, Channeling, Lichtnahrung, Telekinese, Telepathie, Levitation, Erleuchtung und vollkommene Befreiung vom dem quälende Ich, dem Menschsein, dem beschränkt sein. Unzählige von uns, sind inzwischen davon überzeugt, auf dem Pfad der Erleuchtung zu wandeln, sind in Kontakt mit Geistern, Engeln oder ihren Geistführern. Ich selbst bezweifle dabei nicht einmal, dass es solche Dinge gibt und ich nehme Channeling, also den Kontakt mit fremden Welten, Geistern, oder was auch immer das ist, nicht auf die leichte Schulter, immerhin sind nicht gerade wenige aufgrund dessen, in einer geschlossene Anstalt gelandet. Doch meine Frage lautet, warum sind wir so verrückt danach, dieser, unserer Realität zu entfliehen, und vor allem, brauchen wir dies alles tatsächlich, um hier und jetzt zu leben, um im hier und jetzt Entscheidungen treffen zu können?
Oder ist es nicht eher so, dass wir mit all diesen Dingen, mit dem Versuch Erleuchtung zu erlangen, mit irgendwelchen Geistführern in Kontakt zu kommen, uns vor der Verantwortung drücken, genau davor zu fliehen, vor dem Hier und Jetzt. Im Hier und Jetzt zu leben, heißt doch nichts anderes, als sich seiner Probleme bewusst zu sein und sich ihnen zu stellen. Doch wir alle, tun wirklich alles, um genau das zu vermeiden. Egal ob wir wir verrückt meditieren, oder uns in einem Computerspiel verlieren.
Wir sind eine Gesellschaft, die nicht einmal die grundlegendsten, die fundamentalsten Regeln des Zusammenlebens beherrscht. Wir sind nicht dazu in der Lage, ernsthafte Konflikte gewaltlos zu lösen, kennen weder das Prinzip der bedingungslosen Liebe, noch die wahre Bedeutung von Fairness und Toleranz, doch wir alle wollen jetzt sofort in göttlichen Spähren, in göttlicher Liebe, in absoluter Freiheit schweben, wo sich all unsere Problem mit einem Schlag auflösen werden.
Diese ganzen Konzepte der Spiritualität, der Esoterik, der Religionen im allgemeinen, kommen mir manchmal vor wie Ausflüchte, wie der Versuch vor, sich vor seinen Aufgaben, vor seinen eigenen, persönlichen Problemen zu drücken. Diese Welt befindet sich in einem katastrophalen Zustand, egal ob es um das Finanzsystem, unsere Umwelt, oder um unseren Geisteszustand geht. Doch anstatt, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, suchen wir Trost und Führung, versuchen uns davor zu retten, was auf uns zukommt, versuchen davonzulaufen, wie kleine Kinder, die ihre Augen verschließen, und glauben, das wenn ich die Gefahr nicht sehe, sie mich dann auch nicht sieht.
Eckhart Tolle, z.B. beschreibt, dass all unsere Probleme in dieser Welt einzig und alleine auf unser Ego, auf unsere Gedanken, die wir nicht sind, zurückführen lässt. Wir sind formlos, von göttlicher Gestalt, und just indem Moment, wo sich die Menschheit um die Kraft der Gedanken bewusst wird, werden sie auch gleich wieder verteufelt. Laut ihm, müssen wir davon ablassen, vom eigenen Ich loslassen, unsere Identifikation mit dem illusionären Ich überwinden. Ironischerweise, ist vieles davon wahr, aber diese Verallgemeinerungen, dieses Denken, alles lässt sich nur auf dieses eine Problem reduzieren, ist einfach lächerlich. Natürlich haben wir in dieser Welt das Problem, dass wir uns zu sehr, mit unseren Rollen, mit den Dingen, Berufen usw. identifizieren. Zu glauben, dass ich etwas besseres bin, weil ich mehr Geld besitze, oder einen höheren Schulabschluss besitze, ist für mich geradezu grotesk. Aber zu behaupten, dass jeder Schmerz, und jedes Leid nur auf unser Denken zurückgeht, dass kann ich nicht gutheißen. Wenn wir uns zu sehr mit den Dingen um uns herum identifizieren, uns zu sehr daran klammern, dann klar, sobald wir diese Illusionen verlieren, wird dies durch unser Denken eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Dinge sind Dinge und wenn ich davon überzeugt bin, dass mein Auto, mein Selbst widerspiegelt, werde ich alles tun, um es nicht zu verlieren. Aber was, wenn wir einmal den Härtefall nehmen, dass das eigene Kind entführt wird, und man als Eltern fast umkommt vor Sorge. Soll man dann einfach sagen, es wäre egal? Es spiele keine Rolle, es sind nur meine Gedanken, die mir schmerzen zufügen? Das ist nicht mein Kind, und es hat seinen eigenen Pfad oder Weg gewählt? Oder ist es nicht die Verbindung zu unserem Kind, die Einheit mit diesem Menschen, und das Wissen, oder Unwissen, was alles mit ihm passiert nicht der Grund für unsere Qual? Einfach sein Ich aufgeben? Einfach sagen, es spielt keine Rolle, einfach alles herunterschlucken? Damit propagiert man Herzlosigkeit, Skrupellosigkeit und Barbarei. Damit propagiert man eine Trennung, wo Einheit herrschen sollte, Gleichgültigkeit, wo Herz gefragt ist.
Das Ego, das Ich, ist auch ein entscheidender Antrieb des Überlebens, in dieser Welt. Hätte ein Löwe kein Ego, würde er nicht jagen gehen, sich nicht vermehren wollen und somit aussterben. Das eigene Ego, lässt uns auch in eine Abwehrhaltung gleiten, wenn wir angegriffen werden. Also ist es erstaunlich, dass ein Eckhart Tolle, bei Opra Winfrey ins amerikanische Fernsehen gelangt, das nachweislich von den Eliten beherrscht wird, die unseren Verstand benebeln und uns alle beherrschen wollen? Wollen sie unser Ego zerstören, damit wir uns alles gefallen lassen, damit wir alles zulassen? Ich sage dazu ganz klar nein. Mein Ego ist ein Teil von mir, und es wird auch immer eines bleiben.
Man sollte durchaus unterscheiden, zwischen den Dingen um uns herum, die wir zwar brauchen, aber mit denen wir uns nicht identifizieren sollten, und dem Leben. Leben, wie die Natur, unsere Mitmenschen, die Tierwelt sind ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von ihnen. Und dieser Teil spielt eine entscheidende Rolle. Es spielt eine Rolle, ob unser Planet zerstört wird, es spielt eine Rolle, dass Menschen unsägliches Leid erdulden müssen. Es spielt eine Rolle, wenn jeden Tag, tausende von Kindern verhungern, vergewaltigt, oder getötet werden. Es ist ein unhaltbarer und absolut inakzeptabler Zustand, der unsere voll Aufmerksamkeit und unser Handeln verdient. Wir alle sind verantwortlich für diese Welt und wir alle können etwas unternehmen, aber solange wir weiterhin in göttlichen Spähren umherwandern, kümmern wir uns nicht um die wesentlichen, die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Gedankenlesen, Telekinese oder Erleuchtung, sind erstrebenswerte Ziele, wenn wir uns um unsere Problem gekümmert haben, wenn wir die Verantwortung für die Dinge übernommen haben, die wirklich wichtig sind, wie die Tatsache, dass wir unsere Kinder mit unserem Fernsehen und unseren Handys zerstören, dass wir die Umwelt und die Menschheit vernichten, wenn wir weiterhin auf unser Konsumverhalten bestehen usw. Wir haben es in der Hand, doch noch immer drücken wir uns davor etwas zu unternehmen.
Der Psychologe Erich Fromm sagte einstmals, dass eines der größten Probleme des Menschen darin liege, sich seiner eigenen Beschränktheit, seiner Unwissenheit und seines eingeschränkten Handlungsspielraumes bewusst zu sein. Wie kleine Kinder bestehen wir immer noch darauf, dass ein Vater - bei der Religion Gott - da sein muss, der mich behütet und beschützt, der mich belohnt oder bestraft, je nachdem wie ich mich verhalte. Unsere gesamte Welt, egal ob in einer Firma, bei unserem Staat, oder der Justiz beruht auf diesem Glauben, auf diesem Selbstbild des Menschen. Unsere Aufgabe ist es aus diesem infantilen Stadium zu entkommen und endlich einmal erwachsen zu werden. Wenn wir uns unserer eigenen Fähigkeiten bewusst werden, können wir viel mehr erreichen, als wir uns vorstellen können. Auch ohne Telekinese oder Telepathie. Wir alle könnten diese Welt verändern, wenn wir endlich einmal aufhören würden, darauf zu warten, dass dies einmal eine bessere Welt wird, oder bis endlich einmal der "richtige" Zeitpunkt gekommen ist. Wirkliches Selbstbewusstsein entsteht aus der Fähigkeit, seine eigenen Probleme aus eigener Kraft zu lösen. Diese ganzen Praktiken, die uns durch die Esoterik angeboten werden, sind wie Abkürzungen, als ob man den Mount Everest mit einem Hubschrauber bezwingt, der einen einfach nach "oben" fliegt. Ein Schreiner, der einen guten Schreibtisch bauen kann, kann dies, weil er es lange geübt hat und viel Erfahrung besitzt, genau wie ein Musiker, der ein Instrument beherrscht. Wenn "Gott" zu uns kommen würde, und uns einfach so die Fähigkeit gäbe, Klavier wie ein Meister zu spielen, so würden wir nie stolz darauf sein können, weil wir absolut nicht dazu beigetragen haben, weil wir es nicht aus eigener Kraft, aus eigenem Willen gelernt haben. Wir hätten keine Erfahrungen darin gesammelt, was es heißt zu lernen, einmal zu scheitern um wieder aufzustehen. Und ich denke, dass der Mensch mit vielen Dingen, wie der Lichtnahrung oder dem Channeling einfach überfordert ist und noch lange nicht so weit ist, solche Dinge zu verstehen, geschweige denn, sie zu beherrschen. Es geht darum eine echte Persönlichkeit zu werden, und wie soll das funktionieren ohne mein Ich? Wir sind mehr als wir denken, aber so wie wir alle einst ein Baby waren und gewachsen sind, genauso werden wir, wenn es soweit ist eines Tages wieder in die sogenannten höheren Sphären übergehen, aber dann auch mit dem nötigen Wissen und der Erfahrung, die uns dazu befähigen, damit umzugehen.
Hören wir endlich damit auf, uns selbst schlecht zu machen, dieses Leben schlecht zu machen, es gibt so vieles, wofür es sich zu kämpfen lohnt, wofür es sich zu leben lohnt, auch mit unseren Beschränkungen. Wir sind hier, und wir leben nun einmal in dieser Welt, versuchen wir das Beste daraus zu machen! Hören wir endlich auf zu jammern, dass wir hier sind und fangen endlich einmal damit an zu leben.
"Was ist Versenkung? Was ist Verlassen des Körpers? Was ist Fasten? Was ist Anhalten des Atems? Es ist Flucht vor dem Ich, es ist ein kurzes Entrinnen aus der Qual des Ichseins, es ist eine kurze Betäubung gegen den Schmerz und die Unsinnigkeit des Lebens. Dieselbe Flucht, dieselbe kurze Betäubung findet der Ochsentreiber in der Herberge, wenn er einige Schalen Reiswein trinkt oder gegorene Kokosmilch. Dann fühlt er sein Selbst nicht mehr, dann fühlt er die Schmerzen des Lebens nicht mehr, dann findet er kurze Betäubung. Er findet, über seiner Schale mit Reiswein eingeschlummert, dasselbe, was Siddhartha und Govinda finden, wenn sie in langen Übungen aus ihrem Körper entweichen, im Nicht-Ich verweilen. So ist es, o Govinda."
Aus Herman Hesse´s Siddartha
Das eigene Ich: Wahrheit? Fiktion? Eine Last oder einfach nur eine unausweichliche Tatsache? Warum haben wir so ein unglaublich schlechtes Verhältnis zu uns selbst, schämen uns, verleugnen unsere Taten, oder streben nach immer mehr? Unser jetziges Dasein scheint eine Qual, eine Last zu sein, aus der es sich zu befreien gilt. Unzählige Spiritisten, Esoteriker, NewAge-Anhänger, erzählen von der Last des Hier und Jetzt, dass erst im göttlichen, in höheren Spähren Glück und Freiheit verspricht.
Immer mehr Angebote überlaufen inzwischen den spirituellen Markt der Glückseligkeit. Meditation, Channeling, Lichtnahrung, Telekinese, Telepathie, Levitation, Erleuchtung und vollkommene Befreiung vom dem quälende Ich, dem Menschsein, dem beschränkt sein. Unzählige von uns, sind inzwischen davon überzeugt, auf dem Pfad der Erleuchtung zu wandeln, sind in Kontakt mit Geistern, Engeln oder ihren Geistführern. Ich selbst bezweifle dabei nicht einmal, dass es solche Dinge gibt und ich nehme Channeling, also den Kontakt mit fremden Welten, Geistern, oder was auch immer das ist, nicht auf die leichte Schulter, immerhin sind nicht gerade wenige aufgrund dessen, in einer geschlossene Anstalt gelandet. Doch meine Frage lautet, warum sind wir so verrückt danach, dieser, unserer Realität zu entfliehen, und vor allem, brauchen wir dies alles tatsächlich, um hier und jetzt zu leben, um im hier und jetzt Entscheidungen treffen zu können?
Oder ist es nicht eher so, dass wir mit all diesen Dingen, mit dem Versuch Erleuchtung zu erlangen, mit irgendwelchen Geistführern in Kontakt zu kommen, uns vor der Verantwortung drücken, genau davor zu fliehen, vor dem Hier und Jetzt. Im Hier und Jetzt zu leben, heißt doch nichts anderes, als sich seiner Probleme bewusst zu sein und sich ihnen zu stellen. Doch wir alle, tun wirklich alles, um genau das zu vermeiden. Egal ob wir wir verrückt meditieren, oder uns in einem Computerspiel verlieren.
Wir sind eine Gesellschaft, die nicht einmal die grundlegendsten, die fundamentalsten Regeln des Zusammenlebens beherrscht. Wir sind nicht dazu in der Lage, ernsthafte Konflikte gewaltlos zu lösen, kennen weder das Prinzip der bedingungslosen Liebe, noch die wahre Bedeutung von Fairness und Toleranz, doch wir alle wollen jetzt sofort in göttlichen Spähren, in göttlicher Liebe, in absoluter Freiheit schweben, wo sich all unsere Problem mit einem Schlag auflösen werden.
Diese ganzen Konzepte der Spiritualität, der Esoterik, der Religionen im allgemeinen, kommen mir manchmal vor wie Ausflüchte, wie der Versuch vor, sich vor seinen Aufgaben, vor seinen eigenen, persönlichen Problemen zu drücken. Diese Welt befindet sich in einem katastrophalen Zustand, egal ob es um das Finanzsystem, unsere Umwelt, oder um unseren Geisteszustand geht. Doch anstatt, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, suchen wir Trost und Führung, versuchen uns davor zu retten, was auf uns zukommt, versuchen davonzulaufen, wie kleine Kinder, die ihre Augen verschließen, und glauben, das wenn ich die Gefahr nicht sehe, sie mich dann auch nicht sieht.
Eckhart Tolle, z.B. beschreibt, dass all unsere Probleme in dieser Welt einzig und alleine auf unser Ego, auf unsere Gedanken, die wir nicht sind, zurückführen lässt. Wir sind formlos, von göttlicher Gestalt, und just indem Moment, wo sich die Menschheit um die Kraft der Gedanken bewusst wird, werden sie auch gleich wieder verteufelt. Laut ihm, müssen wir davon ablassen, vom eigenen Ich loslassen, unsere Identifikation mit dem illusionären Ich überwinden. Ironischerweise, ist vieles davon wahr, aber diese Verallgemeinerungen, dieses Denken, alles lässt sich nur auf dieses eine Problem reduzieren, ist einfach lächerlich. Natürlich haben wir in dieser Welt das Problem, dass wir uns zu sehr, mit unseren Rollen, mit den Dingen, Berufen usw. identifizieren. Zu glauben, dass ich etwas besseres bin, weil ich mehr Geld besitze, oder einen höheren Schulabschluss besitze, ist für mich geradezu grotesk. Aber zu behaupten, dass jeder Schmerz, und jedes Leid nur auf unser Denken zurückgeht, dass kann ich nicht gutheißen. Wenn wir uns zu sehr mit den Dingen um uns herum identifizieren, uns zu sehr daran klammern, dann klar, sobald wir diese Illusionen verlieren, wird dies durch unser Denken eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Dinge sind Dinge und wenn ich davon überzeugt bin, dass mein Auto, mein Selbst widerspiegelt, werde ich alles tun, um es nicht zu verlieren. Aber was, wenn wir einmal den Härtefall nehmen, dass das eigene Kind entführt wird, und man als Eltern fast umkommt vor Sorge. Soll man dann einfach sagen, es wäre egal? Es spiele keine Rolle, es sind nur meine Gedanken, die mir schmerzen zufügen? Das ist nicht mein Kind, und es hat seinen eigenen Pfad oder Weg gewählt? Oder ist es nicht die Verbindung zu unserem Kind, die Einheit mit diesem Menschen, und das Wissen, oder Unwissen, was alles mit ihm passiert nicht der Grund für unsere Qual? Einfach sein Ich aufgeben? Einfach sagen, es spielt keine Rolle, einfach alles herunterschlucken? Damit propagiert man Herzlosigkeit, Skrupellosigkeit und Barbarei. Damit propagiert man eine Trennung, wo Einheit herrschen sollte, Gleichgültigkeit, wo Herz gefragt ist.
Das Ego, das Ich, ist auch ein entscheidender Antrieb des Überlebens, in dieser Welt. Hätte ein Löwe kein Ego, würde er nicht jagen gehen, sich nicht vermehren wollen und somit aussterben. Das eigene Ego, lässt uns auch in eine Abwehrhaltung gleiten, wenn wir angegriffen werden. Also ist es erstaunlich, dass ein Eckhart Tolle, bei Opra Winfrey ins amerikanische Fernsehen gelangt, das nachweislich von den Eliten beherrscht wird, die unseren Verstand benebeln und uns alle beherrschen wollen? Wollen sie unser Ego zerstören, damit wir uns alles gefallen lassen, damit wir alles zulassen? Ich sage dazu ganz klar nein. Mein Ego ist ein Teil von mir, und es wird auch immer eines bleiben.
Man sollte durchaus unterscheiden, zwischen den Dingen um uns herum, die wir zwar brauchen, aber mit denen wir uns nicht identifizieren sollten, und dem Leben. Leben, wie die Natur, unsere Mitmenschen, die Tierwelt sind ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von ihnen. Und dieser Teil spielt eine entscheidende Rolle. Es spielt eine Rolle, ob unser Planet zerstört wird, es spielt eine Rolle, dass Menschen unsägliches Leid erdulden müssen. Es spielt eine Rolle, wenn jeden Tag, tausende von Kindern verhungern, vergewaltigt, oder getötet werden. Es ist ein unhaltbarer und absolut inakzeptabler Zustand, der unsere voll Aufmerksamkeit und unser Handeln verdient. Wir alle sind verantwortlich für diese Welt und wir alle können etwas unternehmen, aber solange wir weiterhin in göttlichen Spähren umherwandern, kümmern wir uns nicht um die wesentlichen, die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Gedankenlesen, Telekinese oder Erleuchtung, sind erstrebenswerte Ziele, wenn wir uns um unsere Problem gekümmert haben, wenn wir die Verantwortung für die Dinge übernommen haben, die wirklich wichtig sind, wie die Tatsache, dass wir unsere Kinder mit unserem Fernsehen und unseren Handys zerstören, dass wir die Umwelt und die Menschheit vernichten, wenn wir weiterhin auf unser Konsumverhalten bestehen usw. Wir haben es in der Hand, doch noch immer drücken wir uns davor etwas zu unternehmen.
Der Psychologe Erich Fromm sagte einstmals, dass eines der größten Probleme des Menschen darin liege, sich seiner eigenen Beschränktheit, seiner Unwissenheit und seines eingeschränkten Handlungsspielraumes bewusst zu sein. Wie kleine Kinder bestehen wir immer noch darauf, dass ein Vater - bei der Religion Gott - da sein muss, der mich behütet und beschützt, der mich belohnt oder bestraft, je nachdem wie ich mich verhalte. Unsere gesamte Welt, egal ob in einer Firma, bei unserem Staat, oder der Justiz beruht auf diesem Glauben, auf diesem Selbstbild des Menschen. Unsere Aufgabe ist es aus diesem infantilen Stadium zu entkommen und endlich einmal erwachsen zu werden. Wenn wir uns unserer eigenen Fähigkeiten bewusst werden, können wir viel mehr erreichen, als wir uns vorstellen können. Auch ohne Telekinese oder Telepathie. Wir alle könnten diese Welt verändern, wenn wir endlich einmal aufhören würden, darauf zu warten, dass dies einmal eine bessere Welt wird, oder bis endlich einmal der "richtige" Zeitpunkt gekommen ist. Wirkliches Selbstbewusstsein entsteht aus der Fähigkeit, seine eigenen Probleme aus eigener Kraft zu lösen. Diese ganzen Praktiken, die uns durch die Esoterik angeboten werden, sind wie Abkürzungen, als ob man den Mount Everest mit einem Hubschrauber bezwingt, der einen einfach nach "oben" fliegt. Ein Schreiner, der einen guten Schreibtisch bauen kann, kann dies, weil er es lange geübt hat und viel Erfahrung besitzt, genau wie ein Musiker, der ein Instrument beherrscht. Wenn "Gott" zu uns kommen würde, und uns einfach so die Fähigkeit gäbe, Klavier wie ein Meister zu spielen, so würden wir nie stolz darauf sein können, weil wir absolut nicht dazu beigetragen haben, weil wir es nicht aus eigener Kraft, aus eigenem Willen gelernt haben. Wir hätten keine Erfahrungen darin gesammelt, was es heißt zu lernen, einmal zu scheitern um wieder aufzustehen. Und ich denke, dass der Mensch mit vielen Dingen, wie der Lichtnahrung oder dem Channeling einfach überfordert ist und noch lange nicht so weit ist, solche Dinge zu verstehen, geschweige denn, sie zu beherrschen. Es geht darum eine echte Persönlichkeit zu werden, und wie soll das funktionieren ohne mein Ich? Wir sind mehr als wir denken, aber so wie wir alle einst ein Baby waren und gewachsen sind, genauso werden wir, wenn es soweit ist eines Tages wieder in die sogenannten höheren Sphären übergehen, aber dann auch mit dem nötigen Wissen und der Erfahrung, die uns dazu befähigen, damit umzugehen.
Hören wir endlich damit auf, uns selbst schlecht zu machen, dieses Leben schlecht zu machen, es gibt so vieles, wofür es sich zu kämpfen lohnt, wofür es sich zu leben lohnt, auch mit unseren Beschränkungen. Wir sind hier, und wir leben nun einmal in dieser Welt, versuchen wir das Beste daraus zu machen! Hören wir endlich auf zu jammern, dass wir hier sind und fangen endlich einmal damit an zu leben.