Virtuelle Zeit als Teil des Lebens

Terrageist

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Hallo,
ich mache hier nochmal einen Thread auf zu einem Thema, das zwar wohl sehr intensiv im Bereich "unter uns" diskutiert wurde, wo es vielleicht auch oft um eher persönliche Befindlichkeiten zum Forum ging, also zumindest was ich da so beim kürzeren Hineinsehen gelesen habe,

aber halt dort ein bisschen versteckt ist, mir geht es hier ganz allgemein um das Thema "Abhängigkeiten" von Foren, sozialen Plattformen und Ähnlichem, alles das was das Internet so zu bieten hat, an Darstellungs- Austausch, Mitteilungs- Kommunikations- und überhaupt miteinander Plaudermöglichkeiten.

Ich glaube schon, dass es da starke Abhängigkeiten geben kann, die an Sucht oder an Drogen erinnern.

Internet, heutzutage wohl für fast alle völlig normal als ein Teil der "Gesellschaft?" betrachtet, war vor noch wenigen Jahren hier bei uns gar nicht existent.

Ich bin völlig ohne so etwas aufgewachsen. Selbst Telefon konnte man nur in der Nachbarschaft bei Notfällen erreichen. Fernsehen gabs seit ich etwa 10 Jahre alt war, und dann auch erstmal sehr von den Erwachsenen reglementiert.

Heute hat wohl jeder Jugendliche sein Smartphone in der Tasche, und ich muss sagen, ich habe mich auch dran gewöhnt, meine "Kinder" jederzeit erreichen zu können. Bei mir ist es noch nicht ganz so, denn ich habe zwar auch eins, aber bei Spaziergängen oder wenn ich nur mal einkaufen gehe, bleibt es schön zu hause.

Gut das dazu, eine ziemlich lange Einleitung ... :D



Foren und sich im Internet mit zum Teil auch, und wohl bei den meisten, ansich völlig fremden Menschen auszutauschen, hat sich entwickelt. Viele werden wohl mit der Zeit sich an bestimmte Nicknamen gewöhnen, denken dann, sie kennen sich, und bilden eine Art gefühlsmäßige, ja sicher für Manche ein Freundeskreis, oder "Familie" und Ähnliches.
Es ist aber halt in Wirklichkeit nicht so wie Gruppen bilden mit realen Menschen, obwohl es manchmal ähnlich sein kann.
Jedoch geht im Internet und vor allem und gerade da wo es um Psyche , Esoterik, Glaubensfragen usw. geht, Vieles oft sehr nahe. Das Paradox dabei ist ja, dass zum einen Dinge sehr nahe gehen können, zum anderen aber auch zugleich eine große Fremde existiert.
Es ist wohl sogar in manchen Fällen so, dass gerade diese "Fremde" manche Mitteilungen erst ermöglichen, Dinge, Sachen, die man mit vermeintlich nahe stehenden Menschen im Hier und jetzt meist eher nicht besprechen kann.

Internet hat eine ganz eigene Form. Da über das Geistige sehr sehr viel ausgetauscht oder mitgeteilt werden "kann", nicht muss, wird da ein Feld geöffnet, stelle ich mir so vor, das innerhalb von Familie und dem sonstigen Tun niemals von so einer Intensität erreicht werden könnte, weshalb es sein kann, dass Betroffene gewissermaßen beginnen, sich zu verlieren, weil ihnen natürlich das Internet dann im Gegenzug nicht eine Familie und Echtes in dem Sinne ersetzen kann.

Also muss Ausgleich her, Erdung sozusagen, wie in einem anderen Zusammenhang kürzlich jemand schrieb, was hier aber auch gut passt.

Ich finde nämlich die Möglichkeiten phänomenal, jedoch man darf sich gefühlsmäßig darin nicht verlieren, ein gutes eigenes Gegengewicht ist notwendig.

Nun es gibt da noch viele viele andere Teilaspekte, denke ich, hier belasse ich es mal dabei und hoffe, oder stell zumindest den Platz zur Verfügung , dass wer Lust hat, noch einiges beisteuern kann. :)

Liebe Grüße
 
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Gut beschrieben @Terrageist
Wobei: Früher waren es die Bücher, die zumindest bei mir eine ähnliche Paraellelwelt zum Alltagsleben erschufen. Für mich persönlich fühlt es sich sehr ähnlich an. Meine virtuellen Gesprächspartner waren halt die Autoren, deren Bücher ich las, wozu ich mich innerlich positionierte im inneren Dialog. Ich schrieb schon damals ein Tagebuch. Mein eigentlicher Gesprächspartner war immer Gott. Meine Familie hatte keine Lust, mir lange zuzuhören. Zu viel Arbeit, da störte ich nur.
 
Ich glaube schon, dass es da starke Abhängigkeiten geben kann, die an Sucht oder an Drogen erinnern

Für mich persönlich ist das Internet eine Bereicherung und ja, - ein bißchen eine Sucht,
wie ich früher lesesüchtig war und ein echter Lexikonfreak - heute ist Google und Wikipedia meine " Droge".
Meinen Freundeskreis konnte ich ein bißchen erweitern - dank dem " Gesichterbuch" - auch im realen Leben.
Meine sozialen Kontakte vernachlässige ich darüber hinaus eigentlich nicht.
Eher mal den Sport und auch mal den Haushalt, ;) aber früher konnte ich halt mein Buch nicht weglegen.....
Mein eigentlicher Gesprächspartner war immer Gott. Meine Familie hatte keine Lust, mir lange zuzuhören. Zu viel Arbeit, da störte ich nur.
Gilt für mich auch......
 
wird da ein Feld geöffnet, stelle ich mir so vor, das innerhalb von Familie und dem sonstigen Tun niemals von so einer Intensität erreicht werden könnte, weshalb es sein kann, dass Betroffene gewissermaßen beginnen, sich zu verlieren,

ja, das habe ich auch beobachtet, dieses "sich verlieren"...jetzt nicht bei mir, aber in gewissen Threads, wo sich Gruppen bilden und sich ein Feld öffnet zur Meinung dieser Gruppe, wie z.B. in politischen Meinungen.

Allerdings muss das nicht nur negativ sein, in der Gruppe fühlen sich manche stärker und sie kommen daher besser zum Ausdruck und somit können sie sich selber besser kennen lernen, die andere Seite ist dann halt eben das Gegenteil, hat ja jedes Ding zwei Seiten.

Ich bin auch ohne Internet-Fernseher usw aufgewachsen und denke, dass die heutige Digitale Welt für den Menschen eine Überforderung ist, er verliert sich auch darin und verliert den Überblich des Wesentlichen, wird zu sehr abgelenkt von Unmengen an Infos....und die innere Stimme wird immer leiser.


.
 
er verliert sich auch darin und verliert den Überblich des Wesentlichen, wird zu sehr abgelenkt von Unmengen an Infos....

Ich denk da an den Menschen der mit seinem Hund "gassi geht"... Ohrenstöpsel drin, aufs Handy starren und eine Hand an der Leine. Oder Mutti mit Kinderwagen. Baby wach. Mutti starrt aufs Handy oder telefoniert und raucht nebenbei ne Kippe. Interessante Beobachtungen die man so draussen erleben kann.
Und auch eine faszinierende Spezies - Jogger: Ohrenstöpsel drin, Handy am Arm, Smartuhr am Handgelenk und ab durch den Wald... Wehe da kommt es zu Behinderungen durch Spaziergänger :ROFLMAO:

Ich geb dir recht. Die Informationsflut is für viele so erdrückend, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen... Ich war ja selbst einige Jahre so unterwegs und das Chaos wurde immer größer. Bin von allem weg: kein TV, kein Radio, kein PC... Nur noch Handy und da auch nur das nötigste drauf... Aber selbst das ist mir immernoch zuviel. Ich denke es dauert nicht mehr lang bis ich Internet vorerst auch komplett streiche. Einfach noch zuviel Ablenkung.
Nicht falsch verstehen, den technischen Fortschritt finde ich genial. Mit dem Smartphone kann ich Filme sehen, Musik und Hörbücher hören und sogar Bücher lesen. Beim wandern kann ich google maps nutzen um zu schauen ob ich am richtigen Weg bin. Dank Internet gibt es unzählige zusätzliche soziale Plattformen, zB Couchsurfing oder bewelome oder Mitfahrgelegenheiten. Es ist wirklich voll genial was man alles Nutzen kann oder auch selbst machen kann.

Für mich hab ich schon eine gute Balance gefunden, doch noch nicht ganz perfekt. Wird schon :)(y)
 
Hi,
ich denke, auch wenn es sicher oder vielleicht auch Abhängigkeiten von Büchern geben kann, so ist Internet, zum Beispiel ein Forum, noch etwas anderes.
Ich habe es erlebt oder beobachten können, dass wenn die "Gefahr" besteht, ein Forum muss vielleicht schließen, oder es schreiben nicht mehr so viel,
es beginnt irgendwie, oder es scheint zu bröckeln. Dann habe ich erlebt oder zumindest den Eindruck gehabt, dass für manche User tatsächlich die
Welt untergeht.
Manche haben sich da wohl so hineingekrochen, also ich würde sagen, einem Bücherfreak würde so etwas eben doch nicht passieren.
Das Buch läuft auch nicht weg, und irgendwie weiß man immer, wenn dann, dass man sich "virtuell" unterhält, also wenn man meint, man spricht
mit Buchautoren. Jedoch im Internet ist es eine Form von Kontakt, welche noch nicht mal unbedingt, oder vielleicht sogar nur zweitrangig mit Austausch
von Wissen oder Denkweisen zusammenhängt, es ist ein Empfinden von Familie, Nähe usw..
Und ein Internet, was auch immer davon, kann so etwas aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht geben.

Die Eingabe, dass sich Gruppen wahrscheinlich auf diese Weise (moralisch) verstärken können, ist einleuchtend.
Es ist auch in anderen Dingen so, man kann so Vieles dadurch und damit verarbeiten, erarbeiten, wenn man es zu nehmen weiß.
Und kann moralisch gedankliche Unterstützung erhalten, ein Gefühl von Verstärkung erleben.
Und auch zugleich lernen, sich seines Eigenen (Denkens Fühlens) stärker deutlicher bewusst zu werden, und dazu stehen zu können,
auch wenn es keinen Zuspruch gibt. Eher kann man sogar eine gewisse Unabhängigkeit üben.

Ja, es stimmt schon, alle Dinge können immer entweder zum Nutzen oder zum Schaden gebraucht werden.
 
Mir ist zumindest aufgefallen, dass es immer die Anderen sind, die es nicht schaffen, mit der virtuellen Welt umzugehen. Die abhängig, süchtig werden, sich beeinflussen lassen, in der virtuellen Gruppe stark sind, während sie im realen Leben ein meinungsloser Ja-Sager sind.

Immer die Anderen. Während man selbst mit dem Medium otimal umgehen kann, sich selbst auch dort treu ist und niemals Gefahr läuft abhängig zu werden.
 
Es ist müßig, das Rad der Zeit zurückdrehen zu wollen.
Es ist wie es ist und der Mensch ist anpassungsfähig.
Und dass der Mensch auch physische soziale Kontakte braucht, wird gerade jetzt sehr vielen bewusst, wo sie diese einschränken müssen.
Andererseits ist gerade in Zeiten wie diesen die virtuelle Welt ein Segen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie sehr viele Menschen (noch mehr) vereinsamen würden, wenn es keine virtuellen Kontaktmöglichkeiten gäbe.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und ich denke, da ist es eher zweitrangig, auf welche Weise er diese Kontakte pflegt.
Was früher der Stammtisch oder das Kaffeekränzchen, sind heute Inet-Plattformen.
Unsere gesamte Gesellschaft befindet sich im Umbruch und wir sind da erst am Anfang und vieles ist momentan im Ungleichgewicht.

Letztendlich liegts an jedem Einzelnen, was er draus macht.

Ich persönlich bin sehr froh über die Möglichkeiten, weil ich im realen Leben nicht so der große Gesellschaftsmensch bin und mich dennoch gerne austausche. Gerade auch im Hinblick aufs Älterwerden finde ich das genial, nicht rausgehen zu müssen und dennoch nicht allein zu sein oder mich bilden und informieren zu können.
Wenn ich da dran denke, wie in meiner Jugend, der guten alten Zeit, die Menschen alt werden mussten..:rolleyes:...nein danke!
 
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Immer die Anderen. Während man selbst mit dem Medium otimal umgehen kann, sich selbst auch dort treu ist und niemals Gefahr läuft abhängig zu werden.
Das klingt irgendwie bitter. :) Meinst du damit jetzt auch dich selbst?
Ich schreibe und beschäftige mich zum Beispiel damit, weil auch ich auf mich aufpassen muss und durchaus gemerkt habe, wieviel Einfluss dieses ganze nehmen kann.

Ich will damit auch gar nicht sagen, dass es etwas Schlechtes sei, bzw. liebe @SunnyAfternoon, irgendwas verteufeln, sondern wenn du gelesen hast, finde ich diese Chancen ganz wunderbar. Aber auch ich musste / muss aufpassen und die Balance finden. Das brachte mich dazu, nachzudenken.
Denn wie du schon sagst, man macht die Zeit und Entwicklungen nicht rückgängig. Und das würde ich auch sehr schade finden. Auch ohne die jetzige Situation mit Corona usw. ,ist Internet eine fantastische Sache, mit der wir halt, oder zumindest einige evtl. noch lernen müssen, umzugehen. Jedem wie er meint. Wer es nicht als Problem empfindet, ist doch okay.
Aber es ist so, dass immer mal wieder jemand einen Thread anfängt, auch in anderen Foren, ob Internet, Forum süchtig macht.
Und ich würde sagen, es ist was dran, und habe auch versucht es zu beschreiben wie ich es sehe, so wie du ja auch einen ganz guten Aspekt hervorgehoben hast.
Ich halte mich auch eher aus gesellschaftlichen Abläufen heraus, und daher ist es ein Teil, der neben Fernsehen, auch in meinem Leben mehr oder weniger eine Rolle
spielt. Ob ich das nun will oder nicht. Zwischendurch habe ich gedacht, ich höre ganz damit auf, aber letztendlich wäre es schade. :)

Letztendlich liegts an jedem Einzelnen, was er draus macht.
Ist wohl wahr. Nur, wenn jemand süchtig ist, dann sag mal, die Lösung wäre, er soll einfach aufhören. :D
Und gerade darum geht es, das Ganze auch besser zu verstehen.
 
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