Das dürfte noch interessant werden. Ich glaube dem US-Pack kein Wort.
Die bessere Methode, dieses Lügengebäude zu entlarven ist, so paradox es klingt, die Einstellung: "Ich glaube dem US-Pack jedes Wort."
Warum? Weil die meisten Theorien ohne Aufwand gekippt werden können, wenn man sie einfach beim Worte nimmt und sie auf ihre
immanente Logik überprüft. Das mache ich jetzt mal vor. Wir geben den US-Typen Vorschußvertrauen und glauben das, was sie sagen. Mal sehen, was übrig bleibt.
Also: In Snowdens geklauten Geheimdokumenten finden sich (wenngleich auch in verschlüsselter Form) Daten über die Geheimagenten in aller Welt sowie über ihre Methoden, nach denen sie arbeiten.
"Die entschlüsselten Dokumente enthalten vor allem Informationen über Geheimdienstmethoden – und sie erlauben offenbar das Enttarnen von britischen sowie US-amerikanischen Agenten."
Diese Dokumente befinden sich also, wie die Formel heißt und auch von Bild zitiert wird, in "den Händen feindlicher Länder". Und was machen die britischen und amerikanischen Geheimdienste? Exakt: gar nichts.
Das ist zumindest die irrsinnige Logik, die man uns zumutet zu schlucken. Das Ding läuft geschlagene 2 Jahre so weiter, mit den denselben Geheimagenten und denselben Methoden, obwohl das Damokles-Schwert über den Agenten hängt. Denn wenn irgendein verpickelter 14jähriger Hacker in China oder Rußland den Code knackt, können Amerikas und Großbritanniens Agenten eingesammelt werden wie die überreifen Früchte an einem Apfelbaum.
Und dann zwei Jahre später, also heute, die entsetze Meldung: Rußland und China haben den Geheimcode geknackt! Unsere Agenten schweben in Lebensgefahr!
Welch eine Überraschung. Geheimcodes werden ja auch ganz, ganz selten geknackt. Damit konnte natürlich keiner rechnen.
Also: Wie bescheuert ist denn das?
Die Geheimdienste wissen, welche Daten ihnen geklaut wurden und daß ihre gesamten Geheimdiensttätigkeiten wie eine Seifenblase zerplatzen, sobald der Code geknackt wird, unternehmen aber nichts, kein Abzug der Agenten, keine neue Strategie ihres Vorgehens, warten, bis der Code geknackt und heulen dann rum?
Der Sinn ist sehr deutlich. Es ist der Satz "Und das alles wegen Snowden. Blut klebt an seinen Händen."
Auf diese griffige Formel kommt es an. "Blut klebt an seinen Händen." Otto Normalverbraucher prüft nicht die vermeintliche Logik der Meldung, bei ihm bleibt exakt diese Formel haften, die sich ja auch in Windeseile in den Gazetten dieser Welt verbreitet hat.
Das braucht dann nicht mal Obama selbst sagen, irgendeine No-Name-Knalltüte aus seinem Dunstkreis reicht aus.
Weil diese Formel so griffig ist und einschlagende Wirkung hat, kann er es sich sogar leisten, zu relativieren:
"
Aus Regierungskreisen heißt es aber, dass es keinen Beweis gebe, dass wirklich jemand zu Schaden gekommen sei."
Auch das ist wieder eine ulkige Formulierung: Seit wann müssen Geheimdienste *Beweise* sammeln, daß es ihren Agenten gut geht? Haben sie so wenig Kontakt und Rückmeldung zu ihren Mitarbeitern, daß sie erst warten müssen, bis genügend Indizien vorliegen daß es ihnen nicht mehr ganz so gut geht wie früher?
Aber egal. Was die Analyse der Meldungslogik zeigt, ist, daß uns das Märchen verklickert werden soll, daß erst mit der Entschlüsselung des Geheimcodes die Agenten in Gefahr gerieten, und Snowden natürlich der Schuldige ist.
Eigentlich müßte den Regierungsmitarbeitern der Lohn um mindestens die Hälfte gekürzt werden. Nicht, weil sie das tun, was sie immer tun, nämlich lügen und betrügen, sondern wegen dieser intellektuellen Zumutung. Wenn ich schon belogen werde, dann kann ich doch wohl Qualitätslügen erwarten, also Lügen, die Minimalanforderungen einer konsistenten Logik erfüllen. Nicht aber so ein wirres Gestammel auf Vorschulniveau, das geht doch nun wirklich nicht, und das ist das eigentlich Ärgerliche.