Was das Thema „Kinder“ angeht, hatte ich Anfang der Woche eine Erkenntnis die ich aufschreiben möchte...
Ich war in einer deutschen Spielgruppe und habe mich (wie jedesmal) gefragt, was ich da eigentlich mache! Da sitzen die Eltern, die das Kinder haben zelebrieren wollen, im Kreis und überwinden ihre eigenen Hemmungen indem sie laut und mit grossen Gesten Kinderlieder singen. Natürlich geht es nicht wirklich um die Kinder, sondern die Kinder dienen der Projektion ihrer kindlichen Wünsche. Wie begeistert sie alle singen, Bi-Ba-Butzemann und Ringelreihen tanzen, Piep-piep.piep wir ham uns alle lieb... und dergleichen. Während ich also entsetzt beobachten musste wie eine Mutter ihr 2Jähriges Kind stillte und ich mich wirklich ganz besorgt fragte, was mir das alles sagen soll... kam ich beim Kaffee machen mit einer besonders „perfekten“ und ernsten Mutter ins Gespräch.
Der übliche Auswander-Smalltalk folgte. Wir erzählten uns kurz unsere Geschichten und schliesslich stoppten wir das Gespräch an dem Punkt, dass sie eigentlich gerne ein zweites Kind hätte, aber sich das leider noch nicht ergeben hatte. Ein Gespräch wie tausend andere, absolut nichts Besonderes, doch dann konnte ich danach sehen, wie sie die permanent mit den Tränen kämpfte und sie war deshalb nur konzentriert am Aufräumen... wie sie jedes Mal in der Spielgruppe aufräumte... aha...
... und da passierte es wieder einmal völlig unerwartet... die tiefere Ebene der Erkenntnis öffnete sich und plötzlich konnte ich hinter dem für mich bisher so grotesken Szenario die unglaublich leidvolle Gemeinsamkeit sehen, die sich mir vorher noch nicht erschliessen wollte. Ich sah genau, wie alle diese Menschen sich bis zur Sebstaufgabe für ihre Kinder bemühten... sie wollen Ihnen die Liebe geben, die sie für sich selbst nicht empfinden können, da sie unbewusst meinen, dass sie von Aussen kommen muss und sie dafür verantwortlich wären...
Der tiefe Schmerz der dahinter steht, traf mich tief und mein Mitgefühl war grenzenlos. Dieses gefühlte Verstehen hat mich dann noch lange begleitet und mir noch einige andere leidvolle Verhaltensweisen erschlossen. Ich musste an den Dalai Lama denken... und wie wir alle unser Päckchen zu tragen haben und versuchen es vor den Augen anderer und vor allem vor den eigenen Augen so lange wie möglich zu verbergen. Mal wiegt es schwerer und mal hat man Zeiten in denen man es kaum bemerkt, aber dennoch gehen wir Menschen alle den gleichen Weg... mit Höhen und Tiefen... und dabei will doch jeder Einzelne einfach nur glücklich sein und das Leid umgehen. Diese Einsicht währte so tief, dass ich alle Menschen ganz selbstverständlich verstehen konnte, die mir selber Leid angetan haben... und so versuchen wir alle Erfüllung auf den verrücktesten Wegen ausserhalb von uns zu finden und wundern uns dann in den stillen Stunden, warum das nicht klappt und wir uns immer noch so unerfüllt und leer fühlen.
Das ist sooo traurig...
Nur: da ist wieder etwas, worüber wir hier schon oft gesprochen haben: dieses zu-sein. Mal ist der eine zu, mal der andere. 
