@ Merlin: Hm ..., wie kann etwas entstehen, wenn dafür keine Zeit vorhanden ist?
@ Inti: Das ist genau der Knackpunkt, gab es ein vorher und kann ein zeitloser Zustand Ursprung für die Zeit sein.
Lieber Inti,
sicherlich kann man einen zeitlosen Zustand voraussetzen – aber muss das so zwingend sein? Ist die Ewigkeit dann noch eine Ewigkeit, wenn sie zeitlich durch einen Anfang begrenzt wird? So wie man mit der Schwingung einer Quarzuhr die Zeit messen kann, so könnten die Vibrationen eines eindimensionalen Strings ebenfalls die Zeit aufrechterhalten. Schwingungen spielen in der Physik des Universums eine große Rolle, das sich auch im Kommen und Vergehen manifestiert.
@ Inti: ... somit ist es Illusion zu glauben Zeit sei etwas was sich vorwärtsbewegt - der einzige der sich bewegt ist der Beobachter und eigentlich bewegt er sich nicht, denn es ist die Physis, die sich scheinbar bewegt - der Beobachter schaut einfach nur. Es ist wie mit dem Rad der Buddhisten - in der beweungslosen Nabe/der mittigsten Mitte des Rades sitzt unbeweglich der Beobachter und lässt die Welt um sich herum drehen ...
Die Zeit ist ein lineares Phänomen, wobei Einstein mit dem Beobachter eigentlich nicht direkt einen Menschen gemeint hatte, sondern einen Punkt der Perspektive, von dem aus der Zeitpfeil beobachtet werden soll. Der Beobachter kann also auch ein Objekt oder ein imaginärer Punkt auf diesem Zeitpfeil sein, der die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft markiert. Bei einem Lichtstrahl stellt die jeweilige Gegenwart den Standpunkt des Beobachters dar.
Jemand, der im Mittelpunkt eines Zeitkontinuums sitzt, wird niemals eine endlose Schleife der Zeit sehen, in der nach der Zukunft wieder eine Vergangenheit folgt, sondern wird sich mit dem Kontinuum auf dem Zeitpfeil weiter in die Zukunft bewegen. Ja, ein Mensch stellt mit seiner Eigenzeit selbst ein Objekt dar, das zwar von einem Kontinuum in das andere wechseln kann, bleibt dabei aber er in der Rolle des Betrachters immer ein Gefangener seiner Eigenzeit.
Du solltest auch das Zeitgefühl der Menschen nicht mit dem Phänomen der Zeit also solches verwechseln, denn dieses ist ganz anders aufgebaut. Während die Zeit an sich ein lineares Phänomen ist, das sich in einer konstanten Geschwindigkeit ausdehnt, geht es beim Menschen um Erinnerungsinseln, an denen wir uns orientieren.
Wir nehmen das Geschehen auch nicht zeitgleich war, denn die eingehenden Informationen werden zu kleinen Zeitpäckchen von 20-40 Millisekunden geschnürt und dann zu Paketen zu 3 Sekunden aneinandergereiht. Etwas, das was wir dann als Gegenwart erleben.
Je nachdem wie viel Informationen in diese Zeitpäckchen gepackt werden, empfinden wir dann, ob viel oder wenig Zeit vergangen ist. Gemessen wird dabei der Aufwand, der zur Verarbeitung dieser Informationen benötigt wird (z. B. viel Informationen = wenig Zeit). Die Masse der Zeitpakete werden sehr schnell wieder gelöscht - nur wenige, die als wichtig erscheinen, finden als Erinnerungsinseln Eingang in das Langzeitgedächtnis. Diese Zeitpäckchen sind unverzichtbar, weil wir sonst in der Flut von Informationen nicht zu einem zielgerichteten Handeln fähig wären.
Wir bewegen uns also mit unserem Geist nicht auf dem Zeitpfeil, sondern hüpfen von einer Erinnerungsinsel zu anderen.
@ Inti: Wenn also dieser "Prozess" vorher/nachher nur Illusion ist wie ich gerade aufgezeigt habe, dann bleibt nur die bewegungslose Beobachtung der scheinbaren Bewegung.
Ein Lichtstrahl bewegt sich von A (Vergangenheit) nach B (Zukunft), also ist das keine Illusion des Menschen – anderseits ist die Wahrnehmung der Menschen von der Gegenwart eine Illusion.
Sehe es mir bitte nach, wenn ich wegen der Fülle deiner Beiträge auf den einen oder anderen Punkt nicht eingegangen bin.
Merlin