Ich hatte ein Trauma, als ich als 8 jähiger in unserem Kino in der Sonntags-Vormittag Kindervorstellung war und den onanierenden Mann neben mir wahrnahm, als das Licht anging. Mama aber hatte 1939 ein Trauma, als die Gestapo ihren Vater abholte und nicht mehr zurück brachte und gegen Kriegsende hin wieder, als sie mit ihrer einjährigen Tochter in den Luftschutzkeller flüchtete oder mit ihr am Arm über Leichen steigen musste, um in Sicherheit zu kommen. Ich erinnere mich nicht mehr an alle Geschichten, die sie erzählt hat. Nur noch Fragmente hab ich im Kopf.
Ganz sicher sogar war ich traumatisiert, nach dem visuellen Eindruck von dem Onanierer, denn einst war ich ein braves und gutherziges Kind, ob mans nun glaube oder nicht. Wochenlang hab ich mich gefragt, was dieser seltsame Mann da gemacht hat und konnte mit niemandem darüber reden und sein Gesicht hab ich mir bis heute gemerkt. Das ist in meinem Kopf wie ein Foto, dabei liegt das 42 Jahre zurück. Der Mann ist vieleicht schon tot, ich weiß es ja nicht, aber in meinem Kopf lebt er noch.
Doch im Vergleich zu Mamas Trauma würde ich meines nur als schlechten Scherz einstufen.
Weniger Witzig waren die Hiebe, die ich mit 14 bekommen habe. Von drei älteren Burschen aus der Nachbarschaft. Das war auch ein Trauma, denn da dachte ich wirklich, die machen mich jetzt tot und im Ernst, ich muss sagen, damals hab ich mich vor Angst regelrecht angepi**t und angsch....ähm.... naja, sie verstehen schon, was ich sagen will. Dieses Trauma war schon nachhaltiger, als das mit dem Onanierer, denn auf dieses Trauma hin ging eine innere Verwandlung in mir vor, bei der sich meine Gutherzigkeit völlig in Luft auflöste und ich zu einem richtigen Ar***loch mutierte. Der Alk hat mir dabei geholfen.
Auch die Rückverwandlung - die ja eigentlich noch im Gange ist und wahrscheinlich bis zu meinem Lebensende andauern wird - war Anfangs auch mit einem leichten Trauma verbunden.
Das also waren meine drei kleinen Traumen, an die ich mich noch recht gut erinnern kann und ich bin sehr froh, dass ich jetzt langsam weitergehen darf, denn lange Zeit war das Abartige, Grausame und Gewalttätige im Menschen nicht meine Faszination, aber meine größte Angst und daher zentrales Thema.
Doch mit Mamas Kriegstrauma möcht ich in der Tat nicht tauschen.
Gut erklärt. Danke!