Hallo Anjaruma!
Freilich, ein Wort, das einmal gesagt wurde, lässt sich nicht mehr zurücknehmen, und das nagt nun in Dir. Erst recht deshalb, weil ja Anderes, das Dir von dieser Astrologin gesagt wurde, von Dir überprüfbar zu stimmen scheint.
Dazu zwei Bemerkungen: Zum einen stimme ich Simi da völlig zu - das ist nicht herauslesbar, weder als sicher eintretendes Ereignis noch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Zum anderen sind auch die Dinge, die von der Astrologin zutreffend gedeutet wurden, nicht als sichere Fakten so im Horoskop enthalten. Warum kann sie es trotzdem "sehen"? Weil bestimmte Konstellationen von Menschen in einer bestimmten sozialen und familiären Umwelt in ganz ähnlicher Weise gelebt werden, und wenn solche Lebensformen zu Kalenderereignissen führen, dann haben die in der Regel auch ihre Entsprechungen im Horoskop. Das heißt nun weder, dass alle Menschen sich so verhalten ... es gibt immer auch eine große Zahl von Möglichkeiten, dass Menschen ihre Konstellationen ganz anders verwirklichen ... noch heißt es, dass ein ganz konkreter Mensch, der mir gegenübersitzt, das so lebt. Aber wenn ich ihn anschaue und ihn höre, kann ich allein aus diesem Kontakt viel "Stimmendes" in seinem Horoskop entdecken ... nicht weil es dort festgeschrieben ist, sondern weil es im Hier & Jetzt erkennbar ist, sowohl im Horoskop als auch im Leben bzw. der Lebensgeschichte des Klienten. Etwas völlig anderes ist die Zukunft dieses Klienten - auch da stimme ich Simi zu: Wir gestalten unsere Realität selbst mittels unseres Bewusstseins. Oder noch genauer gesagt - unsere Beziehung zur gesamten Realität, von der wir umfangen sind. Und welche Entwicklung ein Klient nehmen mag, innerhalb des Rahmens seiner Zeitqualität, das ist nicht abzusehen. Da kann ich als depperter Astrologe allenfalls manipulativ eingreifen, indem ich jemand einen Floh ins Ohr setze, der das Bewusstsein beeinflusst. Das kann ich erst recht tun, wenn ich wem gegenüber bin, die/der gern glauben möchte - wenn ich dann noch der Versuchung meiner eigenen Macht über dieses für Manipulation weit offene Bewusstsein erliege und mich mit der Wucht all meiner Projektionen über dieses Wesen hermache, dann kommen solche Sachen raus...
Das erlebst Du nicht nur mit AstrologInnen oder mit Esoterik, sondern in allen beratenden Berufen ... letztlich ist es eine Frage der persönlichen Ethik, wie jemand seinen Beruf ausübt. Sogar Psychotherapeuten, die an sich verpflichtend in ihrer Ausbildung mit solchen Mechanismen konfrontiert werden, greifen da gelegentlich in den Gatsch. Es gibt keine Garantien.
Und auch da stimme ich Simi zu: Es hat schon mit dem zu tun, was jemand hören möchte, wenn es um die Wahl geht, wem er vertraut. Wenn ich der Meinung bin, jemand könne mir die Zukunft vorhersagen, dann gehe ich nicht zu jemand, der so anstrengend ist und mir erklärt, dass ich unter diesen und jenen Rahmenbedingungen von Zeitqualität für mich selber verantwortlich bin, dass ich Bewusstseinsarbeit zu leisten hätte, wenn ich mein Leben im Rahmen des mir Möglichen in die Hand nehmen wollte...
Und ich halte es auch nicht für verantwortungslos, wenn jemand das, was er sieht, auch mitteilt. Im Gegenteil - es wäre ein manipulativer Selektionsprozess, als Beratender auszuwählen, was nun für den Klienten Wahrheit sein darf und was nicht. Ich hielte es eher für eine Frage der Verantwortung, mein eigenes Sehen immer wieder zu prüfen und zu hinterfragen - und auch meine Kommunikation mit KlientInnen zu überprüfen und zu entwickeln. Das sehen andere anders, vor allem dann, wenn sie immer wieder von KlientInnen bestätigt werden. Keine Frage, dass viele, die mit astrologischem Geplänkel Kohle machen, einfach den Aberglauben stabilisieren. Das belebt und stabilisiert das Geschäft - und das hat mit Astrologie, wie sie z.B. die Berufsverbände der AstrologInnen als Qualifikation für die Berufsausübung beschreiben, in der Regel wenig zu tun. Wobei auch die Mitgliedschaft bei einem solchen Verband nur besagt, dass jemand eine Prüfung abgelegt hat und nicht, wie er seinen Job macht. Da ist nicht anders als beispielsweise bei den Ärzten (die allerdings eine Spur mehr zur Verantwortung gezogen werden können, wenn's schief gegangen ist ... was hilft das dem, bei dem's schief gegangen ist!?). Und es ist, egal bei wem, immer auch drin, dass was schief geht... errare humanum est.
Bleibt nur die Eigenverantortung, wem man sein Vertrauen gibt. In der Regel wird das jemand sein, der die eigenen Bedürfnisse erfüllt. Wenn das die Bedürfnisse von jemand sind, der in kindlicher Gläubigkeit gegenüber einer Elternfigur erwartet, dass ihm jemand sagt, wo's langgeht, dann haben die TraumbuchastrologInnen Hochkonjunktur...
Der langen Rede kurzer Sinn: Anjaruma, möchtest Du nicht mal für Dich selbst überprüfen, warum Du Dich von solchen Aussagen ängstigen lässt? Und als Gegenmittel: Wenn Du Deine Daten hier reinstellst, wirst Du einiges an Deutungen zu lesen bekommen... das wird Dich möglicherweise verwirren, Dir aber auch zeigen, dass es zu jedem Satz einen Gegensatz gibt. Und ein Zweites: Wenn Dir in dieser Form der Tod begegnet, dann wäre das vielleicht auch eine Herausforderung, Dich mit dem Thema zu beschäftigen. Das nicht aus der Angst heraus wegzuschieben, sondern es anzuschauen. Was am Tod macht Dir Angst? Was am Tod des Partners? Angst vor dem Verlassen werden? Was möchtest Du festhalten, binden? Immerhin ist der Tod ja die Sicherheit schlechthin in unserem Leben... wenn Du im Anschauen dieses Themas mehr über Dich und Deine Ängste erfährst, war auch der Besuch bei dieser Astrologin nicht ganz umsonst.
Ein gutes 2008 voller Leben,
alles Liebe,
Jake