Es gibt wenigstens zwei Arten des krassesten Materialismus: Die Gleichsetzung von
Liebe mit
Sexualität und die Gleichsetzung von
Ernährung mit
Moral. Wohl können jeweils beide Prinzipien einander
ergänzen oder
kompensieren, aber niemals
bedingen.
Der größte und fatalste Aberglaube der gegenwärtigen Menschheit ist der, davon überzeugt zu sein, dass die Materie das Lebendig-Geistige aus sich hervorzaubert. Tatsächlich glaubt man, dass etwa das Gehirn Gedanken und Gefühle "produziert" und "entwickelt" - und mithin auch alles dasjenige, was als
Sitte, Ethos und
Moral unser Menschentum prägt. Und ist man von diesem Phantasma wirklich besessen, kann es nur konsequent sein, von der Art und Beschaffenheit der Nahrung nicht nur auf die rein physiologischen Folgeprozesse, sondern eben auch auf das moralische und auf das geistige "Produkt" zu schließen. Das entsprechende feuerbachsche Fazit muss demnach lauten: Der Mensch
ist, was er
isst, und: Der Mensch
isst, was er
ist. Wobei besonders die einseitig verwissenschaftlichten Ernährungsmoralisten zu ergänzen pflegen:
Wie er isst und ist...
-
Wer die
Tatsachen kennt, wird jene Schablone sicher
nicht anwenden und
nicht im gleichen (Un-)Sinne pauschal mutmaßen, wonach die meisten aufrichtig überzeugten Vegetarier und Veganer ihres unerwartet aggressiven und provokativen Gebarens wegen eine ausgesprochen
fleischbetonte Ernährungsweise pflegen müssten. Denn eben in diesem unverhältnismäßigen Gebaren der "friedliebenden" Fraktion sieht man eindeutig bestätigt, dass ein moralisch-edler Charakter nicht notwendig die Vorliebe für fleischlose Kost anregt oder umgekehrt eine solche nicht gleich vor niederen Egoismen, Motiven und Intentionen oder vor Selbstgerechtigkeit und besserwisserischem Hochmut schützt oder gar heilt...