Ja - lass Dir Zeit.
Eine Möglichkeit : Du brauchst zu Beginn nicht viel zu schreiben - einfach einen Anfang machen. Übers Schneiden zB. (Bitte NICHT über Selbstmord. Das wäre für ein anonymes Forum zu viel.) Es verstehen lernen, damit umgehen lernen, Auswege finden ...
Liebe Grüße, Reinhard
Gut, ich versuch es mal. Zumal es in eine etwas seltsame Richtung geht, an die ich so nicht dachte, bzw. die mich selbst so nicht betrifft.
Mitgenommen hat mich dieses Video (
http://youtube.com/watch?v=9MzNLQhFKVI ) aus dem Grund, da ich etwas für mich verstanden habe. Zum einen ging es mir nahe, da in meinem Umfeld momentan einige Leute davon betroffen sind (was ich allerdings auch wieder nur am Rande mitbekomme, da ich die Leute nicht persönlich kenne). Dann auch jemand aus der famile. Letzendlich gibt es auch einige Borderlinesymptome, die ich an mir erkennen kann, die aber in eine komplett andere Richtung gehen und mit Ritzen etc. nichts zu tun haben (mit Selbstmord übrigens auch nicht).
Tragisch empfinde ich, daß diese Verhaltensweisen zuzunehmen scheinen. Oder kommt es mir nur so vor, da ich mich nie damit beschäftigt habe? Nach meinem Empfinden steigt allerdings die Anzahl derer, die sich sowas "antun". Und darum fragte ich mich warum.
Als erstes: es geht in all diesen Videos hauptsächlich um Liebe. Liebe die nicht erfüllt wird, Liebe, die nicht ausgedrückt werden kann. Angst vor dem Verlassenwerden...
Doch ich denke nicht, daß es sich um die Liebe handelt, die zwischen zwei Teenagern (oder auch Erwachsenen) zerbricht. Es geht da um sehr viel mehr. Zum einen um das nicht ausdrücken können von Liebe, was dann auf diese drastische Weise gezeigt wird (wenn ich nicht mehr bin, wirst du mich dann vermissen?). Zum anderen der Drang nach einem Halt. Das dieser Hilfeschrei erkannt wird. das jemand da ist, der tatsächlich traurig ist, sollte man gehen.
Für mich steckt da einfach eine Sehnsucht drin, die im prinzip nicht viel mit einem einzigen Menschen zu tun hat, sondern mit dem, was irgendwann im Kindesalter zerstört worden ist.
Urvertrauen, tauchte hier schon mal auf. Urliebe...
Wenn man sich mit den Ursachen von Borderline auseinandersetzt, so kommt oft Mißbrauch vor. (Was dann vielleicht wieder etwas zu dem Thema hier paßt?). D.h. eine solche Tat kann einen Menschen dermaßen zerstören, daß er sich komplett von sich selbst abkapselt und später diese selbstverletzungen braucht, um sich zum einen wieder selbst spüren zu können, und zum anderen zu zeigen: Hier bin ich! Bitte übersieh mich nicht! Bitte liebe mich!
Ich finde das einfach traurig. Und bin auch ein wenig entsetzt. Vor allem auch deswegen, da diese Störung oft so mißverstanden wird. man braucht sich nur die Kommentare durchlesen, die unter dem Video stehen.
"Das tut ihr ja nur, weil es eine Modeerscheinung ist"
(mag für manche stimmen. Doch ist selbst das nicht ein zeichen, daß es bergab geht? Wenn die Jugend von heute es "cool" findet, sich selbst zu zerstören? Denn selbst wenn es jemand nur der Aufmerksamkeit wegen tut, es ist dann immer noch ein Schrei. Irgendwas stimmt nicht.)
"Bringt euch doch gleich um. Was soll das Theater mit dem schneiden?" (darum geht es den Borderlinern ja nicht. es geht nicht darum, daß sie sterben wollen. das kommt erst, wenn wirklich gar nichts mehr geht. - Denke ich zumindest. - Es geht darum, daß sie geliebt werden wollen. Das sie einen Halt brauchen. Einen Halt, den die Eltern entweder nicht geben konnten oder zerstörten oder den jemand Fremdes zerstört hat.
Diesen halt suchen sie dann im anderen, da er in ihnen selbst nicht gefunden werden kann. Zerbricht diese Beziehung zu diesem anderen, so zerbricht alles in ihnen, da auch der einzige Halt verschwindet, den sie haben. Und das kann evtl. dann tatsächlich das Ende sein, der Abgrund überhaupt, aus dem es vielleicht kein Entrinnen mehr gibt.)
"Laßt uns bloß mit diesem Scheiß in Ruhe."
(andere wollen es nicht sehen. Fühlen sich abgeschreckt, verstehen es nicht, folgern falsch oder wollen es nicht wahrhaben. Ich denke, sie spüren auf jeden Fall, daß da etwas passiert. Etwas, was sie nicht verstehen oder verstehen wollen. Oder was ihnen vielleicht Angst macht. Oder sie zornig werden läßt.
- Es soll einfach aus der Welt verschwinden. So wie es auch hier schon angesprochen wurde, daß über bestimmte Dinge einfach nicht gesprochen werden soll/darf, da es ja schon so lange her ist... Doch wenn sich jemand die haut aufschneidet, kann man nicht mehr vertuschen, das da ja gar nichts ist. Nein, man muß dann hinschauen.
Vielleicht nimmt dieses Verhalten deswegen auch so drastisch zu, da die Menschen begonnen haben, bestimmte Dinge einfach zu verdrängen. Oder zur Normalität werden zu lassen. ...Mißbrauch ist "nichts besonderes" mehr. Es geschieht jeden Tag, ist fast schon Alltag. man hört es überall, immer wieder. Die Menschen haben sich an diese Meldungen einfach gewöhnt und nehmen es irgendwie gar nicht mehr richtig zur Kenntnis. "Sowas passiert eben, so ist das halt" - war z.B. die Reaktion einer Mutter, als ihre Tochter ihr von einem Mißbrauch erzählte.
Die Menschen haben dicht gemacht. Vielleicht auch, weil sie längst aufgehört haben, verstehen zu wollen, was da eigentlich geschieht und schief läuft. Es wird mehr und mehr, bedrängt sie von allen Seiten... )
"Meine Schwester zieht sich das Viedeo grad rein - wenn sie jetzt auch sowas tut!?"
(Angst, daß diese "Offenbarungen" (Video) andere auch zu solchen Taten verführen könnten.)
Ich sehe zum einen also z.B. solche handlungen, die sich in einem Bild zeigen, das man Borderline nennt. Das hat mit Spiritualität und deren Gruppen, also mit diesem Thema hier, überhaupt nichts zu tun.
Aber, und auch das hat vielleicht auch nicht zwingend mit dem Thema zu tun: aufgefallen ist mir, daß die Esoterik (oder sekten oder was auch immer), auch Tendezen zeigt, die ich als "Borderline" bezeichnen könnte.
Zum einen heißt es da:
Ich bin nicht der Körper.
Dann:
Karma, alles vorherbestimmt und ausgesucht.
Oder:
Notwendigkeit, um Bewußtsseinssprünge zu machen und die Seele zu entwickeln.
Auch hier wird sich versteckt. Wird weggelaufen. Werden Gründe gesucht, die es erträglicher machen. Wird etwas verleugnet.
Ich bin sehr wohl der Körper. Oder zumindest spüre ich ganz genau, wenn diesem etwas schreckliches geschieht. Er ist nun mal das Instrument, mit dem ich hier all die schönen aber auch gräßlichen Dinge erfahren kann. Er ist notwendig. Und die Seele leidet, wenn dem Körper etwas geschieht, so wie auch anders rum, der Körper leidet, wenn man unter Seelenqualen leidet.
(ich weiß, es gibt hier auch einen Thread, wo es um die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Seele geht... Und viele dort meinen, daß die Seele an sich vollkommen ist und nicht verletzt werden kann. Ich bin mir da nicht sicher.)
Darum denke ich, dieses "Ich bin doch nicht der Körper", ist eine ebensolche Selbstverletzung, wie die Borderline-Störung. Nur umgekehrt. Die Borderliner wollen den Körper, sich selbst spüren, die anderen verleugnen ihn/sich oder zumindest einen ganz entscheidenen Teil von sich einfach.
Karma, vorherbestimmt, ausgesucht.
Das kann ja alles durchaus möglich sein. das es tatsächlich so ist. Doch solange ich es nicht weiß und erfahren habe, ist es einfach nur eine Spekulation (was nicht heißen soll, daß Roksenia es nicht schon durchschaut haben mag für sich). Solange ich aber von diesen Mechanismen, die es da geben soll, nicht weiß, ist das auch nur eine Entschuldigung, eine Erklärung, ein Kompromiß. "Es ist halt so, Karma."
Oder eben: Karma? Ich soll das so gewollt haben? Wenn man nicht erkennen kann, daß es solche Mechanismen gibt, die einem von Leben zu Leben tragen sollen, bringt mir dieses Wissen nichts. Denn was ich weiß ist, da ist etwas furchtbares passiert. Und ich weiß nicht warum. Ich leide darunter. Und ich weiß nicht warum. Es fühlt sich furchtbar an, und da kommt jemand und sagt, ich soll das gewollt haben! Da ist jemand, der sagt, es muß so sein, wegen meiner Erleuchtung. Usw. Solange ich das nicht verstehen kann, wird es mich quälen.
Auch diese Theorien können ganz schön in die Hose gehen, denke ich. Da meiner Meinung nach die Gefahr groß ist, sich da in etwas zu verstricken. Sich etwas schön zu reden, oder dem Ganzen einen Sinn zu geben, der aber vielleicht so gar nicht existiert und auch nur dazu dient, nicht hinschauen zu müssen. Einen Grund zu finden, für etwas, was einen zutiefst schockierte.
Ich weiß es nicht. Ich habe bisher noch nicht versucht, da auf Suche nach karmischen Spuren und Schienen zu gehen.
Und was das: die Seele kann sich schneller entwickeln, wenn sie grauenhaftes erfährt und dann überwindet... Auch das klingt wie ein "sich etwas schlechtes schönreden". Es kann schon sein, daß es sich so verhält. Wenn man dann irgendwann auf das Erlebte zurückblickt und sieht, wie sehr man daran gewachsen ist. Doch auch hier, kann es passieren, daß man ganz einfach nur etwas verdrängt. Und sich dann vielleicht noch in eine Art Hochgefühl steigert, was man doch nur für ein Glück hatte, daß man derartig wachsen konnte. Ob damit die eigentlichen Verletzungen aber wirklich angeschaut wurden, weiß ich nicht. Vielleicht wird auch hier nur überlagert.
Aus meiner momentanen Sicht, kann ich das nicht wirklich beantworten.
Ich bin ein wenig zwiegespalten. Und ich weiß nicht, ob es tatsächlich Sinn ist, derartige Verletzungen in Kauf zu nehmen, nur um zu wachsen. Denn in erster Linie wird vor allem etwas ganz massiv gestört oder zerstört. Und in vielen Fällen geht diese Zerstörung so tief, das eine Heilung eben nicht mehr möglich ist. Und ich wehre mich ein wenig gegen den gedanken, zu sagen: naja, im nächsten Leben wird er/sie/es es dann schon schaffen. Und wenn nicht dann, dann eben im siebenunddreißigsten Nachleben.
(- Denn so wie man stirbt, kommt man in das nächste Leben. was jetzt kaputt gemacht wurde und nicht geheilt werden konnte, schleppt man mit.)
da kann ich momentan leider auch nur dies tun, und das habe ich hier noch nie getan:
Was mich allgemein etwas betrübt ist vor allem, daß wir einander nicht verstehen. Nicht hier in diesem Thread, überhaupt.
Da gibt es die Frau, die sich vom Mann trennen will, weil er nicht kuscheln möchte.
Da gibt es den mann, der vor seiner Frau ausreißt, weil sie klammert.
Da gibt es das Kind, welches sich die Pulsadern aufschneidet.
Die alte Frau, welche verbittert nur rumnörgelt.
Überall ist irgendwo etwas. Stoßen die Menschen sich ab, weil sie nicht verstanden haben. Ziehen sie sich an, weil sie einander erfüllen wollen. Folgen Mustern und Gewohnheiten. Und denken in erster Linie nur an sich selbst. Sie wollen glücklich sein. Wir alle wollen glücklich sein. Und während wir diesem Glück hinterher jagen, verstehen wir uns selbst nicht und die anderen erst recht nicht. Weil wir nicht verstehen, warum wir das Glück nicht in uns finden, merken wir nicht, wie wir das Glück anderer dabei zerstören.
Weil wir uns selbst schützen müssen, merken wir nicht, daß andere Schutz brauchen. Weil uns selbst die Kraft fehlt, schließen wir einfach die Augen.
(oder sollte ich an dieser Stelle lieber nur in der Ich-Form schreiben?)
Und dabei verlieren wir vielleicht die Bedeutung unseres daseins für andere aus den Augen. So, wie ich es tat. Ich habe z.B. nicht gewußt, daß ich für jemanden einen solchen halt darstellte, wie ich ihn weiter oben beschrieben habe. Und als ich dann ging, um meinem "Glück" zu folgen, brach für diese andere Person die welt zusammen.
Das irgendwann zu erkennen und zu VERSTEHEN ist bitter. Vor allem wenn man bedenkt, daß auch ich nur "Opfer" bin, welches nach Mustern lebt, die gelegt wurden als ich vielleicht noch nicht mal geboren war.
Tannenzapfen
(
http://youtube.com/watch?v=cqMvq7ZGXjI&mode=related&search= )