Ich schätze deine Antworten, Thomas, und es ist schön, dich wenigstens noch hier in diesem Thread zu lesen. Ich lasse mich hier auf eine Diskussion ein, was ich in letzter Zeit - aus voller Absicht - selten tue.
alles projektion.
ich brauche keine menschen aufzuwecken. ich tue es aber automatissch in dem moment, da ich selber einen schritt aus meiner eigenen dämmerung heraus tue.
Glaubst du wirklich, dass das alles nur Projektion ist? Anders formuliert: Wessen Projektion ist es denn? Noch anders formuliert: Wenn dieses Ungemach, das mich aufgrund des Schlafes meiner Mitmenschen überokmmt, bloss eine Projektion von mir ist - was ist denn dann die Aussage "Dies ist eine Projektion."? Ist deine Aussage "Dies ist eine Projektion." am Ende nicht auch nur eine Projektion? Und ich meine hier nicht (!) eine Projektion von dir auf mich! (Welche Projektionen du auf mich hast oder nicht hast, interessiert mich - an dieser Stelle - nicht. Sondern ich frage mich, ob ich, wenn ich dir glauben würde, wenn ich also selbst glauben würde, dass ich mein Ungemach auf andere projiziere, nicht bloss erneut einer Projektion aufsitzen würde.)
Du verstehst, was ich sagen will? Ist etwas kompliziert geworden. Ich versuch's nochmals:
Angenommen ich empfinde meine Mitmenschen als schlafend und scheinbar ist das dann die Ursache für ein empfundenes Gefühl von Ungemach. Nun kann ich das hinterfragen. Höchstwahrscheinlich habe ich ein falsches oder unangemessenes Bild meiner Mitmenschen, das ist sicher richtig. Das ist Projektion. So weit, so gut.
Nun aber: Wenn ich ein "falsches und unangemessenes Bild meiner Mitmenschen" habe, welches ist denn dann das RICHTIGE Bild dieser Mitmenschen? Um zu wissen, was falsch ist, müsste ich ja wissen, was richtig ist! Das ist jedoch nicht der Fall - oder aber, es würde sich erneut bloss um eine Projektion handeln.
Das läuft darauf hinaus, dass ich höchstwahrscheinlich nicht einfach die Welt falsch sehe, sondern dass ich tatsächlich gar nichts über sie weiss. Wirklich gar nichts. Wie sollte denn dann noch einer vom anderen wissen, ob er die Wahrheit spricht oder projiziert?
Entsprechende Argumente gelten für den Wunsch, andere aufzuwecken. Mir ist der "Projektionscharakter dieses Wunsches" sehr wohl bewusst, aber wenn ich die berechtigte Kritik am Wunsch auf die Kritik selbst anwende, dann gibt's nur noch Wurschtsalat.
ob ich kapituliere oder nicht, angesichts eines menschen und dessen art, als mensch zu funktionieren, ist meine freie entscheidung. auch hier gilt aber: wenn ich kapituliere, dann kapituliere ich vor mir, nicht vor meinem gegenüber.
Und auch hier gilt meiner Meinung nach erneut das Gesetz der Nicht-Dualität, der dieses Argument erst zunichte macht, so richtig es auch auf den ersten Blick erscheint: Wenn da nicht ich oder du ist, sondern nur einer, wie könnte dann dieser vor irgendjemandem, der ein anderer ist, kapitulieren? Sorry, ich hoffe, das ist alles einigermassen verständlich, aber es ist wirklich schwer, das in einfacher verständliche Worte zu fassen. Wenn nicht klar, bitte nachhaken, ich werde mich dann bemühen, es anders zu formulieren.
unlautere mittel gibt es wohl. wenn ich einen menschen in seiner eigenen freiheit einschränke, ist es sowohl für ihn wie acuh für mich von nachteil. für ihn, weil ich ihm eine von ihm geplante erfahrung wegnehme, für mich, weil ich mir durch meinen übergriff eine zwangsbeziehung zu meinem gegeüber schaffe, die ich früher oder später wieder auflösen muss, was nicht immer leicht vonstatten geht.
Ja, da hätte ich auch zugestimmt. Bis heute. Das Argument, jedem so viel Freiheit zu lassen, dass er einen anderen nicht schadet bzw. dessen Freiheit eingrenzt, ist völlig vernünftig und sehr klug. Bloss: Was, wenn ein Schlafender in Tat und Wahrheit überhaupt keine Freiheit besitzt? Wenn nur einer, der wach ist, seine Freiheit überhaupt erst verlieren kann? Unter diesen Umständen wäre das Argument haltlos, denn da gäbe es überhaupt keine Freiheit beim anderen, die eingeschränkt werden könnte. Ja, es geht sogar noch weiter: Womöglich wäre es gar ein moralischer Imperativ, einen Solchen mit allen Mitteln wachzurütteln, um ihm die Freiheit zu geben, die ihm in seinem Dämmerschlaf erst noch fehlt.
Vorausgesetzt natürlich erneut, dass die Idee des Schlafenden und des Wachen überhaupt hier angewendet werden kann. Ausgerechnet dies haben wir aber weiter oben schon durch das Aufwerfen der Frage nach Projektion kritisiert.
Nachtrag: Es mag manchmal so aussehen, als würde ich im Forum Behauptungen aufstellen und selbst fest an etwas glauben, aber in den meisten Fällen weiss ich sehr, sehr viel weniger, als es vielleicht nach Aussen den Anschein macht.