Selbst-Missbrauch

Augen schrieb:
Ist es nicht auch Selbstmissbrauch, mit dem Selbstmissbrauch aufhören zu WOLLEN?
*grins* Augen, du hast's erfasst: Ich liebe dieses Thema. "Selbst-Missbrauch", wer missbraucht hier wen? Wer ist der Missbrauchte? Worin besteht der Missbrauch? Es bleibt spannend.
 
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fckw

Ken Wilber ist ein sehr "junger Autor" und ich glaube dass seine Werke immer mehr an Bedeutung zunehmen werden.

Warum er die Bücher schreibt ? Ich denke mal weil er etwas den Menschen geben will.

Und ja, er erliegt einem ganz gewissen Irrtum :)


oops.. ich hab jetzt nicht gesehen dass der thread so lang ist, also ich hab grad auf etwas von seite 3 geantwortet ;)
 
Erneut ist mir, dank eines Eintrags von Regina im Osho-Thread, ein Fehler bzw. Irrtum an mir selbst aufgegangen.

Es ist Wissen, beziehungsweise der Glaube an's Wissen, was mein Irrtum ist/war. Dass Denken schon auf unsicherem Fundament steht, das hatte ich inzwischen rausgefunden. Was ich bislang nicht bemerkt hatte, war, dass so lange wir an Wissen über irgendeine Sache festhalten, ja so lange wir nur eine klitzekleinste Sache wissen (oder "zu wissen meinen", das ist korrekter), so lange erhalten wir künstlich eine Dualität aufrecht: Nämlich die Dualität des Subjekt/Objekt-Systems.

Ich hatte es schon früher in diesem Thread geschrieben: "Der Beobachter und das Beobachtete sind nicht-zwei. Der letzte Satz ist eine Lüge." Beobachter und Beobachtetes können nur dann nicht-zwei sein, wenn ich nichts über das Beobachtete weiss, wenn es kein Ich gibt, welches auch nur einen Funken an Wissen über die Welt mitbringt. Natürlich, ich erinnere mich jetzt wieder, was ich damals gemeint hatte.

(Anscheinend war ich damals einfach viel zu stürmisch losgezogen und konnte darum zwar eine erste Ahnung des Nicht-Dualen oder Kausalen, oder was es auch immer ist, gewinnen, war aber damals nicht in der Lage, diese Erfahrung auch zu integrieren. Das kommt wahrscheinlich jetzt nach und nach.)

Und jetzt sehe ich auch die dahinterstehende, mir erschreckend anmutende Forderung: Verliere all dein Wissen. Regina oder auch Osho (oder noch andere), sind, wenn ich ihre Schilderungen durchlese, anscheinend in gewisser Weise weitergegangen als ich. Man muss sich das vor Augen halten, all sein Wissen zu verlieren, das heisst wieder Kind werden, völlig ausgeliefert sein, das heisst unter Umständen fundamentalstes Wissen über die Welt danach wieder neu lernen zu müssen. Verliere all dein Wissen, das heisst die eigenen Eltern nicht mehr wiederzuerkennen, den eigenen Namen zu vergessen, das heisst ein Alien in der Welt zu sein. Das heisst möglicherrweise: Die Kontrolle über die eigenen Körperfunktionen zu verlieren. "Nicht zu wissen" heisst, einen Tod zu sterben. Vor sowas habe ich Angst.
Doch: Das Nicht-Duale ist nicht zu erreichen, so lange ich den Ballast von Wissen mit mir herumschleppe.

Hm. Ich muss mir ernsthaft überlegen, ob ich dazu die Bereitschaft besitze. Schon was ich letzten Herbst psychisch miterlebt habe, ging ganz schön an die Substanz. Bisweilen war ich so "verwirrt", dass ich unmöglich einem simplen Gespräch der Mitmenschen über das Wetter folgen konnte.
Auf der andern Seite - alles, was bis jetzt passiert ist, passierte in gewisser Weise autonom, da war nichts von mir willentlich erwirkt. Wenn's denn passieren soll, so passiert's. Mein Leben liegt nicht in MEINEN Händen, sondern in den Händen Gottes. Es ist an ihm zu bestimmen, was mit mir geschehen soll.
 
also, ob du dein wissen verlierst oder nicht spielt absolut keine rolle
(dualismus).

und so weit waren meine erfahrungen, daß egal was du machst um von der dualität weg zu kommen du erst recht nicht von der dualität wegkommst.

und da das ganze denken/wissen auf dualität basiert und dir was auch immer rät um vom dualen wegzukommen, mein ich sollte man eine gesunde
"fuck-it" einstellung bewahren und irgendwann ergibt sich das alles von allein.
 
von dir preisgibst,lieber fckw, ist be rührend und eine ganze menge, ich danke dir für deine offenheit sehr.
aber weisst du, das einzig Weise ist: den nächsten kleinen schritt tun, egal ob mit oder ohne, egal ob mit wenig oder viel wissen. wenn du frierst, dann erhebe dich, geh holz holen und mach dein feuerchen. das wirkliche wissen kommt dabei durch die hintertür.

seien wir zuversichtlich!

in verbundenheit, dein thomas
 
fckw schrieb:
Es ist merkwürdig, irgendwie ist mir erst vor ganz wenigen Tagen so richtig klargeworden, wie sehr ich mich selbst mit der ganzen Meditation missbraucht habe. Und wenn ich jetzt diese Forumseinträge hier lese, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Kaum jemand hier drin, welcher nicht ganz genau denselben Selbst-Missbrauch betreibt, wie ich.

Ohne es zugeben zu wollen, die Wahrheit wäre wohl viel zu unangenehm gewesen, habe ich mir mit der Meditation immer vorgemacht, ich könnte damit irgendwas erreichen. Es gäbe etwas, was ich ändern könnte, etwas, was ich erreichen müsste. Beispielsweise mehr Bewusstheit. Die traurige Wahrheit ist: Ich bin zumindest diesem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Noch immer sind die Phasen, in welchen ich mir bewusst bin, dass ich im Hier, im Jetzt lebe, denke, fühle, ein Bruchteil der Zeit, in welcher sich mein Denken selbstständig im Kreise dreht und ich ihm völlig verloren und ausgeliefert bin.

sind diese Zeiten nicht länger geworden?


Bist Du Deinem Denken mehr oder weniger ausgeliefert, als noch vor einigen Monaten?



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Augen schrieb:
sind diese Zeiten nicht länger geworden?
Obwohl schwierig nachprüfbar (weil subjektiv und sowieso kaum messbar), ich würde sagen: Sie tauchen öfter auf und sind länger geworden.
Bist Du Deinem Denken mehr oder weniger ausgeliefert, als noch vor einigen Monaten?
Letzer Herbst hat alles verändert - und alles ist beim Alten geblieben. Ich habe mein Denken endgültig meinem Sein unterordnen können. Der Platz, wo es hingehört. Das Denken ist der beste Diener, den der Mensch hat. Aber wehe, wenn der Diener König sein will!
Auf der andern Seite löst eine solche Veränderung, entgegen der verbreiteten romantischen Vorstellung, keinerlei Probleme. Noch immer hat man alle dieselben Charakterzüge wie zuvor bei sich, in sich. Doch jetzt ist etwas anders: Jetzt besteht reelle Chance, sich von ganz vielem Plunder Stück um Stück zu lösen, was zuvor noch nicht in diesem Ausmasse möglich war. Nämlich all der Plunder, den dir dein Denken dauernd eingebrockt hat. Das ist eine lebenslange Aufgabe, vielleicht werde ich mich nie vom Drang lösen können, andere mit Worten nicht bloss zu überzeugen, sondern tot zu argumentieren. Keine schöne Sache, ich weiss. Aber es kommt immer wieder. (Immerhin: Früher war ich mir dieses Zuges gar nicht erst bewusst.)
 
Dann stimmt die Aussage "...Es gäbe etwas, was ich ändern könnte, ... mehr Bewusstheit." also nicht mehr?
 
@Augen
Punkt ist, dass es letztlich egal ist, inwiefern diese Phasen länger sind oder nicht. Es ist nur ein weiterer Irrtum sich an Bewusstheit hängen zu wollen, nur eine weitere dumme Projektion. Mag sein, dass sich in dieser Hinsicht sogar etwas tut, wie von mir beschrieben, aber es ist mir egal, es spielt keine Rolle. Zentral ist die Selbstannahme, dass man akzeptieren kann, was ist. Und das bedingt nicht, dass man dauernd bewusst rumlaufen muss, es ist bloss bisschen leichter.

Dein Statement aus dem Forum "Glaubenskriege" verstehe ich ehrlich gesagt nicht, was du mit "Herzöffnung" meinst, da habe ich nur eine vage Vorstellung.
 
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Ich habe mir überlegt, ob ich dieses private Gespräch mit Augen öffentlich machen soll. In der Hoffnung, dass es irgendjemandem weiterhilft, will ich darum einen Auszug aus unserm Gespräch wiedergeben.

Im Thread "Spritualität & Religion" --> Thread "Glaube - Herzensfrage oder Wissensfrage?" stellte Augen die folgende Frage:

Augen schrieb:
"Ich sehe bei dir zweierlei. Ein halbverschlossenes Herz; und einen sehr gut ausgeprägten Verstand - der aber mit diesem Herzen nicht störungsfrei arbeiten kann. [...]
Deine Sehnsucht ist 'jemanden zu finden'. Deine Wut ist, dass 'alle so dumm sind'.
Was ist die Verletzung dahinter?"

Diese Frage traf mich zutiefst, mehr als alles, was in diesem Forum bisher sonst auf mich zugekommen ist. Ich möchte darum die Antwort nicht vorenthalten und fordere Augen auf, dazu Stellung zu beziehen. Meine Antwort an Augen findet sich hier:
http://fckw.blogspot.com/2004_05_01_fckw_archive.html#10855908765410526

(Ich hoffe, Walter entfernt den Link nicht, ist nicht irgendwie als Werbung oder sowas gedacht.)

Alle, die es interessiert, sind aufgefordert den angegebenen Eintrag zu lesen, die anderen Beiträge gehören nicht zum Thema.
Trotz diesem Beitrag, der in mir eine zwanzig Jahre alte Wunde wieder aufgerissen hat, die nun heftig blutet, ist noch nicht alles in mir geklärt. Ich habe die Wunde wiedergefunden, aber an den Akt der Verletzung, an den Moment und die Ursache erinnere ich mich nicht. Ich kenne mich zu wenig aus in Psychoanalyse und Psychotherapie, und weiss daher nicht, ob ein monokausaler Zusammenhang besteht oder vielmehr ein multikausaler, ohne erste und zentrale Ursache. Falls ersteres, so war ich bisher nicht in der Lage, jene erste Ursache auszumachen. Dann hätte ich sie wahrscheinlich allzu tief verdrängt. Falls letzteres der Fall ist, so würde das meinen, Stück um Stück hervorzukramen, eine Begebenheit nach der anderen. Das wäre wohl bedeutend leichter.

Greetz fckw
 
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