Und vor allem, bekommst du Psychopharmaka?
Ich möchte nichts falsches sagen, doch eigentlich kann man einer akuten Psychose ohne Medikamente nicht entkommen, oder?
Und was ich mich auch noch frage, ist es nicht normalerweise so, das jemand bei dem eine akute Psychose ausbricht, gar nicht weiss das er krank ist? Denn vor allem bei einer paranoiden Psychose, kann man den Leuten Millionenfach erzählen, das ihre Ängste unbegründet sind, sie glauben niemanden.
Deswegen, wie hast du denn für dich selbst erkannt, das du krank bist?
Man muß da etwas differenzieren. "Entkommen" kann man einer Psychose, sofern sie schon ausgebrochen ist, sicher auch nicht mit Medikamenten - ich denke, dass durch die Symptomlinderung mit den Medikamenten die Möglichkeit einer Verschlimmerung des psychotischen Zustandes ausser kraft gesetzt ist - die Wahnideen fallen weg, indem der Dopaminhaushalt geregelt wird und die Überinterpretation der Umwelt nicht mehr in der selben Intensität ausfällt. Die Frage ist nur, ob diese Dopaminüberproduktion, die verantwortlich ist für die Psychose, auch
irgendwann rückgängig wird, wenn man keine Medikamente einnimmt.
Im Moment nehme ich keine Medikation ein und bin Symptomfrei. Ich hatte in den letzten 2 Monaten nach dem Ausbrüchen der Psychose aber Phasen, wo ich durch den Dopaminüberschuss extrem euphoriesiert war - die Neuroleptika (Abilify, Zeldox, Zyprexa, Risperidon Sandoz, Risperdal - alles durchprobiert) haben mir dann jeweils Zustände mit krassen Nebenwirkungen beschert und den Dopaminhaushalt geregelt. Meistens verzichtete ich aber auf die Medis und hab abgewartet, bis es sich einfach so bessert und mich nebenbei mit irgendwas stimuliert - war auf Dauer aber keine Lösung und führte zu einem Gefühl von Ausgebranntheit. Aber die Euphorie war einfach zu schön, um sie gegen Gangunsicherheit, Gedächtnisschwund und Schlafstörungen einzutauschen.
Irgendwann nahm ich dann Risperidon Sandoz 1-2 Wochen und war danach Symtpomfrei. Ausgeglichen. Keine manischen Zustände mehr und die Wahninhalte waren ohnehin im ersten Monat verschwunden. Jetzt fühle ich mich "normal". Mit dem Unterschied, dass ich, wie oben schon geschrieben, noch das Gefühl habe, nicht ganz ich selbst zu sein. Ein Schamane würde wohl sagen, mir fehlen ein Haufen an Seelenanteilen. Insofern hoffe ich, dass ich demnächst mal ein Ritual mit Ayahuasca machen kann und schaue, was mir das bringt.
SheelaOne schrieb:
Und was ich mich auch noch frage, ist es nicht normalerweise so, das jemand bei dem eine akute Psychose ausbricht, gar nicht weiss das er krank ist? Denn vor allem bei einer paranoiden Psychose, kann man den Leuten Millionenfach erzählen, das ihre Ängste unbegründet sind, sie glauben niemanden.
Deswegen, wie hast du denn für dich selbst erkannt, das du krank bist?
Ich hatte niemanden in meiner Nähe, der mich vom Gegenteil dessen überzeugen hätte können, was mir nach dem oben beschriebenen Zeitpunkt gedanklich widerfahren ist. Für mich war absolut real, dass andere meine Gedanken lesen konnten. Aber: ich hatte auch immer einen leichten Zweifel daran und dachte, das kann doch nicht sein, bin ich verrückt? Wieso sollte man meine Gedanken lesen können? Aber durch das Lesen der Nachrichten, die einfach 1:1 auf meine Situation passten, wurde ich immer überzeugter davon. Und natürlich merkte ich auch, dass etwas mit mir nicht stimmt, als es dann soweit ging, dass ich keinen einzigen klaren Satz mehr aussprechen konnte und die Kopfschmerzen und der Druck im Kopf immer stärker wurden. Der irreale Part war, dass ich dachte, ich habe in mein Schicksal gesehen und das offenbarte mir genau 2 Möglichkeiten: der Gang in die Psychiatrie oder die Vergeltung. Nur: ich dachte gleichzeitig, die beiden haben mich überwacht mit einer Kamera UND könnten meine Gedanken lesen. Der Gedanke einer unmittelbaren Vergeltung war also schwer möglich, weil ich ja "überwacht" wurde. Wenn mir jemand in diesem Moment etwas anderes erzählt hätte, ich hätte es ihm nicht geglaubt. Ich dachte dann zu einem Zeitpunkt auch schon, dass die Polizei kommen würde, als ich hörte, dass mein Radio komische Geräusche von sich gab. Hörte sich an, als würde mich jemand anpeilen. Ich zog mein Zeug an und wartete darauf, dass sie mich abholten, weil ich dachte, jemand hat mir etwas angehängt, was ich nicht begangen habe. Niemand kam. Währenddessen erlebte ich aber die Hölle. Im Fernseher sprachen sie über mich, im Radio redeten sie über mich und in der Zeitung schrieben sie über mich. Ich dachte immer noch, ich sei ein "Auserwählter", der in die Schleife des Schicksals sehen konnte. Wenn ich mich mit jemanden unterhielt, erkannte ich sofort, wann er mit seinem Ego reagierte und in welche Tendenzen seine Antworten "tiefenpsychologisch" zu deuten waren. Irgendwie wie ein "sixth sense". Ich musste daher dauernd lachen.
Aber ich wusste auch, irgendwas stimmt mit mir nicht und normal ist das nicht. Ich war ja gefangen zwischen Vergeltung und freiwilligen Gang in die Psychiatrie. Und et voila: da bin ich jetzt. Ein Psycho. Vielleicht hatte mein Schicksal doch recht.
Jedenfalls dort angekommen sass ich in einem Warteraum und hab mit niemanden gesprochen. Dann irgendwann setzte sich eine Insassin neben mich. Und ich dachte daran, wie es wäre, wenn sie mir jetzt einen blasen würde.
Plötzlich in diesem Moment drehte sie sich zu mir um und hat mich angestarrt - ich fragte, ob sie meine Gedanken lesen kann. Darauf hat sie nur irgendein wirres Zeug von sich gegeben, das für mich aber alles Sinn ergab. Irgendwas über Marie Antoinette, Polizei usw. usf. - ich fand das unheimlich klug, was sie alles sagte und es passte natürlich hervorragend zu "der Sache", die im Hintergrund am laufen war. Sie laberte immer weiter und plötzlich hörte ich auf zu zittern. Es war vorbei. Ich war wieder normal, von einen auf den anderen Moment. Ich fühlte mich sogar erleuchtet. Sie ging dann plötzlich weg und meinte: ich zeige dir den Weg in die Realität zurück, aber jeder geht seinen eigenen Weg. Und ab da war alles vorbei, ich fühlte mich so normal und gut wie schon lange nicht mehr. Dummerweise fuhr ich dann nach hause und als ich dort ankam begann alles wieder von vorne. Die nächsten Tage waren der Horror. Ich entschied dann ins AKH zu fahren, wollte mich aber nicht aufnehmen lassen und beschränkte mich auf die Einnahme von Neuroleptika, die mich bis jetzt wieder in einen Normalitätszustand versetzten - auch nach dem Absetzen.