Diesmal habe ich mich von einer Ärztin, Psychotherapeutin, rückführen lassen.
Es sollte das Leben sein, das für mein jetziges am meisten von Bedeutung wäre.
Was ich erlebt habe, ist auch von entscheidender Bedeutung für die Probleme, die ich in diesem Leben habe. Diese Probleme werden beim Lesen meiner Rückführung wohl nicht sehr deutlich.
Aber all das, was ich erlebt habe, habe ich so genau wie möglich aufgeschrieben.
Natürlich wird das viele von euch nicht im Detail interessieren. Aber lesen müsst ihr dies ja nicht. Vielleicht zieht ja doch jemand auch Nutzen daraus...
Rückführung in das Leben, das für mein jetziges sehr bedeutsam wäre.
Nach den Entspannungs- und Rückführungsübungen bin ich in jenem Leben angekommen.
Meine Therapeutin fordert mich auf, auf meine Füße zu schauen.
Ich schaue hinunter und sehe Schuhe, die vorn geschlossen sind. Das Leder sieht wie hochgeklappt oder nach oben gezogen aus. Ansonsten sehen meine Schuhe ähnlich wie Sandalen aus. Weiter oben sind sie offener und geschnürt. Die Schnürung reicht bis über den Knöchel... Meine Beine sind nackt. Männerbeine!
Über dem Knie beginnt ein Rock, bzw. zeigt sich später, dass es eher ein Hemd ist, das um die Taille herum gegürtet ist. Darüber trage ich noch andere Kleidungsstücke. Ich habe Probleme, alles genau zu sehen. Doch sehr schnell macht sich in mir Enttäuschung breit: Ich sehe einen Römer! Mich als Römer! Ausgerechnet!
Ich bin ziemlich enttäuscht, weil Römer jeder von uns schon zig mal gesehen hat und ich die Wahrscheinlichkeit für groß halte, dass meine Fantasie auf solche bekannten Bilder zurückgegriffen hat und mich an der Nase herumführt.
Meine Therapeutin (Ärztin, Psychotherapeutin, aber auch hellsichtiges Medium) bestätigt meinen Eindruck, dass ich ein Römer sei. Sie hat wohl das Gleiche wahrgenommen.
Ich bin ein römischer Soldat. Mein Gepäck kann ich nicht genau beschreiben. Ich habe eine Decke dabei, einen Kochtopf, vieles andere. Mein Rückengepäckstück ist nicht geschlossen, sondern wirkt eher wie eine Art offener Rucksack, an dem von außen vieles festgebunden ist.
Ich habe ein rundes Schild, das auf der Außenseite in der Mitte ein dickes, rundes, gewölbtes Metallteil hat.
Nach meinen späteren Google-Recherchen gab es bei den Römern nicht nur die bekannten länglichen Schilde, sondern auch diese runden.
In der Spätantike (wohin ich mich gehörig fühle) scheinen sie verbreitet gewesen zu sein.
Mein Schild ist nicht wie auf den gefundenen Abbildungen bunt und schön bemalt, sondern braun und einfach. In Erinnerung sehe ich es etwas kleiner.
Wie ich heiße? Loqued. Ich spreche Loqued wie Locked aus, obwohl ich von Anfang an vor meinem geistigen Auge die Schreibweise mit qu sehe. Auch heiße ich Urs.
Ich fühle mich mit meinem Normalbewusstsein etwas unsicher, Loqued kommt mir ziemlich abgedreht vor. Solch einen Namen habe ich noch nie gehört. Aber ich bleibe bei Loqued.
Meine späteren Recherchen ergeben, dass die Römer nur eine sehr begrenzte Zahl von Namen kannten. Zur Unterscheidung wurde z.B. hinzugefügt, wessen Sohn man war. Üblich war es auch, dass zur Unterscheidung eine Art Spitznamen verwendet wurden, die den Betreffenden charakterisierten. Das Wort Loqued scheint es im Lateinischen nicht zu geben. Ich finde eine einzige Quelle für Loqued in einer Faksimile-Ausgabe eines mittelalterlichen und in Latein geschriebenen Philosophiebuches: ... tum loqued... Was diese Stelle bedeutet, kann ich nicht herausfinden.
Mein Freund, der Lateiner ist, kennt Loqued auch nicht. Aber dann findet er in seinem winzigen Wörterbuch, dass loqui ein offenbar selten gebrauchtes Wort für reden ist. Es steht ursprünglich in der Passivform. Das heute gebräuchliche Wort eloquent stammt von diesem Verb loqui ab.
Mir fällt dazu nur ein: Es redet aus mir...
Dies passt zu meinem Lebensgang damals sehr gut.
Als Soldat bin ich jung und habe dunkle, lockige Haare.
Ich bin in an einem Waldrand mit hier üblichen Bäumen, Buchen, Eichen... Es ist "deutscher" Wald.
Ich sehe eine Szene, dass wir eine Höhle entdeckt haben, die offenbar von den feindlichen Barbaren genutzt wurde. Wir erkunden diese Höhle. Dass wir in einen Hinterhalt geraten könnten, davor habe ich keinerlei Angst. Ich habe überhaupt keine Angst, sondern bin einfach mächtig aufgeregt, was wir wohl in der Höhle finden werden.
Im vorderen Teil liegen seitlich ein paar Speere oder Wurfwaffen. Auch ein Teil wie eine Schaufel ist dabei.
Wir gehen weiter in die Höhle hinein und ich hoffe auf Essensvorräte und mehr noch auf Alkohol wie Wein. Tatsächlich finden wir zwei (?) Ziegenbälge, die prall gefüllt und zugenäht sind. Ich freue mich sehr! In Behältern ist auch Getreide und anderes.
Mein Denken und Fühlen ist ganz auf das gerichtet, was hier in der Höhle ist und was wir gefunden oder erobert haben. Ich bin mächtig aufgeregt. Eine Riesenabwechslung im Alltag...
Meine Therapeutin führt mich weiter.
Ich sehe mich in einer vornehmen römischen Villa bei einer Geselligkeit. Die Römerinnen reichen uns Männern Schalen mit Essen oder Wein. Was völlig anders ist, als ich dies aufgrund von Filmen erwartet hätte, ist die Bedeutsamkeit des Verhaltens dabei. Diese Art, von einer Römerin die Schale gereicht zu bekommen, und sich in dieser oder jener kultivierten Weise im Kreise römischer Freunde zu bewegen, ist absoluter Selbstzweck! Es hat Bedeutung in sich! Wir sind das kultivierte Volk, die hier ihr Kultiviertsein zelebrieren. Nicht das gute Essen zählt, sondern die Geste, wie man es gereicht bekommt und wie wir uns verhalten.
In diesem kultivierten Rahmen seine Dazugehörigkeit zelebrieren zu können, ist Selbstzweck und das höchste, erreichbare Ziel!
Dass für die Römer der kultivierte Rahmen eine derart hohe Bedeutung hatte, überraschte mich bereits bei der Rückführung sehr.
Ich sehe mich in einer anderen Szene in diesem vornehmen Haus. (Es ist nicht mein eigenes, sondern das eines weit höher Gestellten, unserer hohen militärischen Führungspersönlichkeit.)
Ich halte mich in einem Raum mit Säulen auf und stehe in einer Runde, die über philosophische Themen diskutiert. Ich stehe im Mittelpunkt und bin derjenige, der vorträgt und die Gespräche leitet. Ich bin eine Art Philosophielehrer, d.h. ich nenne das, was ich lehre "die Kunst des Lebens".
Im Hintergrund stehen Jüngere. Ein großer, gut aussehender, ebenfalls dunkelhaariger junger Mann springt mir ins Auge. Er hängt an meinem Lippen und bewundert meinen Durchblick und meine Redekunst. Vielleicht aber auch bewundert er vor allem die Stellung, die ich in dieser Runde der Gebildeten genieße. Ich weiß sofort, das ist mein jetziger Sohn, also mein Sohn aus diesem Leben.
Meine eigenen Haare sind inzwischen übrigens von Grau durchzogen. Ich bin ca. 50 Jahre alt. In diesem Haus sehe ich mich in weißem, langen Gewand.
Ich bin angesehen und genieße dies. Vor allem genieße ich es, die Werte, die ich als wichtig erkannt habe, anderen vermitteln zu können.
Die Therapeutin fragt, ob ich verheiratet sei. Das bin ich. Mit einer Einheimischen. Nein, sie ist nicht blond, sondern braunhaarig. Kinder habe ich auch. Dass ich eine Einheimische zur Frau habe, mindert nicht meinen Status. Es ist durchaus üblich und in Ordnung.
Allerdings spielt sich in meinem eigenen Haus nicht das ab, was ich für mein Ansehen als überaus wichtig empfunden habe, dieses kultivierte Zelebrieren römischer Geselligkeit. Dies scheint sich nur in der reichen Villa abzuspielen.
Die nächste, spätere Szene: Ich sitze in meinem eigenen Haus auf einer gemauerten Bank mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Vor mir könnte ein Innenhof sein.
Mein eigenes Haus ist gemessen an der Villa sehr bescheiden. Es ist zwar ein Steinhaus, aber einfach und bescheiden.
Ich bin etwas dick und alt. Ich bin schon sechzig. Mir tut alles weh. Vermutlich Arthrose.
Was wir essen? Das was wir anbauen, was meine Angestellten anbauen. Kohl, Getreide, ein wenig Wein, anderes Gemüse... Ein paar wenige Sklaven habe ich (vielleicht) auch. Aber vor allem Leute, die für wenig Geld arbeiten. Arbeiter gibt es genug.
Ich sitze an der Wand und bin alt, krank und - unglücklich. Sehr unglücklich.
Ich bin in Ungnade gefallen. Warum?
Ich habe versagt. Ich habe das Gefühl, dass ich für einen militärischen Einsatz - vielleicht für die Strategie eines wichtigen Einsatzes - verantwortlich war und einen entscheidenden Fehler begangen habe. Durch meinen Fehler kam es nicht zum Erfolg.
Inzwischen ist der Sohn (des Kommandanten ?) derjenige der in der Villa wohnt und alle Macht hat. Er verachtet mich wegen meines Fehlers. Er sieht nur noch auf mich herab. Ich bin nun das Letzte... Was nützt es, wenn jemand schöne Reden über Werte schwingen kann, aber konkret im Militärischen versagt?
Schließlich ist der militärische Erfolg das Einzige, was unsere Vormachtstellung vor den Barbaren sichert! Ohne diese Vormacht nützt uns unsere ganze Kultiviertheit und Kultur nicht das Geringste.
Meine Gedanken und Vorträge, mit denen ich meine tieferen Werte vermitteln wollte, gelten nun als leeres Geschwafel und sind nichts mehr wert.
Ich werde von dem jungen Kommandanten (?) verachtet und kann dies sogar verstehen. Ich bin zwar nicht wirtschaftlich betroffen oder werde bestraft, aber ich habe keinen Zugang mehr zu den gesellschaftlichen Anlässen in der Villa. Dort herrschen nun andere Werte: Erfolg und miltärische Überlegenheit.
Ich bin ausgegrenzt und verachtet. Ich bin furchtbar unglücklich.
Meine Familie respektiert mich zwar noch. Aber ich habe niemanden mehr, mit dem ich meine philosophischen Gedanken auf meiner Ebene teilen kann. An dem, was für mich wichtig ist, ist niemand mehr interessiert.
Ich könnte zwar weggehen von hier, irgendwohin, wo ich wieder philosophisch Interessierte zu Gesprächen treffen könnte, aber ich bin zu alt und zu krank dafür. Ich kann meinen Wohnort nicht mehr wechseln und will das auch nicht.
Aber ich bin unglücklich. Verbittert allerdings bin ich nur bedingt. Denn ich kann die Einstellung des jungen Machthabers sehr gut nachvollziehen. Ein Teil von mir denkt ebenso. Dennoch weiß ich genau, dass meine Betrachtungsweise des Lebens und seiner Werte die richtigere und wichtigere ist.
Ich soll an den letzten Tag meines Lebens denken.
Ich liege auf meinem Lager. Es ist eine Art gemauerter Tisch mitten im Raum. Aber ich liege weich genug auf vielen Decken und bin warm zugedeckt. Ich friere nicht. Aber ich fühle mich sehr schlecht. Ich bin sehr krank. Ich weiß, dass ich sterben werde, bin aber mit mir und der Welt völlig im Reinen.
Da ist kein Groll mehr, keine Bitterkeit. Ich bin wahnsinnig schwach und freue mich darauf, dass mein Leben bald ein Ende haben wird. Ich bin von einem Weiterleben nach dem Tod überzeugt. Allerdings habe ich davon keine genaueren Vorstellungen. Ich bin nun auch viel zu erschöpft und schwach, um noch nachzudenken.
Ob ich allein bin?
Ja und nein. Meine Familie ist in der Nähe, vielleicht am anderen Ende des Raumes. Aber ich möchte allein sein. Ich habe sie auf Abstand geschickt.
Irgendwann entweicht meine Seele meinem Körper. Das Sterben war leicht und unmerklich.
Ich schwebe über meinem Körper und habe noch die Form meines Körpers. Aber ich schwebe nicht so, dass ich nach unten gucke, sondern ich liege genau wie mein Körper in der Luft über ihm und gucke nach oben.
Ich möchte so eine Weile verharren und tue dies auch. Mit meinem Normalbewusstsein fällt mir auf, dass die Decke, gegen die ich nun als Seele gucke, Balken hat, die (möglicherweise) dunkelbraunrot gestrichen sind. Die Fächer dazwischen sind hell verputzt.
Langsam steige ich auf. Nach einiger Zeit dringe ich durch die Decke. Dabei bemerke ich, dass mein Haus ein flaches Giebeldach hat. Im Zwischenraum zwischen Decke und Dach scheint nichts zu lagern. Dann sehe ich den Himmel (den weltlich-realen). Meine Augen waren immer noch die ganze Zeit nach oben statt nach unten gerichtet.
Erst jetzt erfasst mich das Gefühl, frei zu sein und endlich aus meinem Körper und diesem beschwerlichen Leben heraus zu sein.
PS: Nachschieben möchte ich, dass bitte niemand denken soll, dass ich mich aufgrund dieses Lebens als tolles Kerlchen fühlte. Ich habe auch schon ein Leben gesehen, in dem ich geistig sehr, sehr schwerfällig war und entsprechend auf unterstem sozialen Niveau lebte. Ich vergesse nie, wie einfach und beschränkt ich damals gedacht und wie dumpf gefühlt habe.