Es geht nicht darum, daß man als Therapeut selbst noch Themen offen hat. Das ist überhaupt nicht vermeidbar...
Was ich dagegen meinte, sind Leute, die Rückführungen machen, selbst aber noch nicht einmal angefangen haben, ihre Themen aufzuarbeiten, weil sie meinen, das gar nicht zu brauchen. Die kennen nichts von dem, was sie mit ihren Klienten machen, am eigenen Leib und können deshalb die Wirksamkeit und die Probleme dabei überhaupt nicht wirklich einschätzen. Sie ziehen sich Klienten heran, die die gleichen Probleme bzw Muster haben wie sie selbst, sind sich dessen aber gar nicht bewußt und können deshalb auch keine Lösungen erzielen. Sie kennen auch die Psychodynamik nicht, die bei Rückführungen zum Tragen kommt, und können deshalb glauben, daß sie tatsächlich bei ihren Klienten traumatische Situationen zuverlässig ausblenden können. Sie vermeiden ihre eigenen Belastungen zu konfrontieren und können deshalb glauben, daß es "schöne" Leben ohne Traumata gibt.
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... Es gibt eine Menge Leute, die behaupten, man müsse ja gar nicht die Traumata wiedererleben, es ginge ja auch so etc blabla. Das sind Leute, die aus ihrer eigenen Vermeidung der Konfrontation mit Schmerz eine Philosophie gemacht haben. Wer die Wirkung dieses Wiedererlebens nicht aus eigener Erfahrung kennt, weil er aus unbewußter Vermeidungsstrategie einen Bogen darum macht, assoziiert mit Wiedererleben hier nur Schmerz und womöglich Verschlimmerung. Das ist aber eine reine Projektion und Vermeidungsschiene. Das Wiedererleben befreit, das weiß jeder RT-Therapeut und jeder Klient, der das erlebt hat. Wer es nicht erlebt hat, wird auch bei seinen Klienten diese Katharsis vermeiden und sie damit letztlich noch tiefer in die Probleme bringen. Das sind dann Leute, die es nicht ertragen können, wenn ein Klient weint, schreit oder psychokathartische Entladungen hat (Zuckungen, Schmerzen). Sie haben dann vorgeblich "Angst um den Klienten", wollen ihn nicht "retraumatisieren" - in Wirklichkeit haben sie Angst vor ihren
eigenen verdrängten Schmerzen. Diese Angst wird, wie gesagt, gerne zur Philosophie erhoben und mit Eso-Gesülze getarnt.
Je mehr Engel und höhere Kräfte im Spiel sind, desto größer ist für mich die Wahrscheinlichkeit, daß hier jemand lediglich der Konfrontation mit kraß irdischen Traumata ausweichen will ...
Daß bei Psychiatern auch ähnliches der Fall sein mag oder ist, macht das ganze ja nicht besser. Psychiater machen ja in aller Regel keine Psychotherapie. Wer aber mit Psychotherapie arbeitet, hat in seinen Ausbildungswegen eine Menge Supervision und Eigentherapie.
... Niemand käme auf die Idee, Psychoanalyse, Psychosynthese, Gestalttherapie oder dergleichen ohne Eigenerfahrung zu betreiben. Das würde auch kein Ausbilder zulassen. Aber ausgerechnet bei der Methode mit der größten Reichweite meinen bestimmte Leute, das nicht zu benötigen. Ich kann über solche Meinungen nur noch den Kopf schütteln.