Rob Nairn - Fragen zum Buch

B

Berserker

Guest
Guten Abend!

In dem buch "Auf den Spuren des erleuchteten Drachen" wird gesagt, das wir uns nur für etwas interessieren, um uns von uns selbst abzulenken. Hat man denn dann, wenn man ein "richtiger" meditierender geworden ist keine Interessen mehr? Und ist alles was uns bisher interessiert hat also total unwichtig und kontraproduktiv, soll man sich von alle dem trennen?Desweiteren wird gesagt, das man unparteiisch sei, bildet man sich dann garkeine eigene Meinung mehr? Oder wie kann ich mir das vorstellen? Denn es steht dort auch, das man lernen muss sich nicht die Gedanken die man hat anzueignen, aber wenn man das nicht tut, was bildet dann das Ich? Muss man sich von dem Ich(das ich als das, was meine Gedanken und Meinungen repräsentiert definiere) völlig trennen?Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber wenns denn so ist, dann fänd ichs irgendwie schrecklich, denn wie soll man dann z.B. Politik betreiben(die ja wichtig ist und gemacht werden "muss")?
Und mal ne andere Frage: Wie ist eigentlich das Staatssystem in Tibet oder in anderen buddhistischen Staaten (gibt es welche?)

Bis dann!
 
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Hallo Berserker

Die Fragen, die Du stellst, sind wirklich nicht einfach zu beantworten. Sie beinhalten Weisheiten, die man im Laufe des spirituellen Entwicklung immer besser erkennt. Ich möchte einmal versuchen, auf einige Fragen zu antworten.

In dem buch "Auf den Spuren des erleuchteten Drachen" wird gesagt, das wir uns nur für etwas interessieren, um uns von uns selbst abzulenken.

Damit ist wohl gemeint, dass man sich für äussere Dinge, wie z.B. Fussball, Sport, Politik, Internet, u.a. interessiert, weil man Angst hat, sich mit seinem Inneren, sprich seinen Ängsten usw. auseinander zu setzen.

Hat man denn dann, wenn man ein "richtiger" meditierender geworden ist keine Interessen mehr?

Natürlich hat man dann auch Interessen. Aber man versucht den ganzen äusseren Schnickschnack fallen zu lassen, um sich seinem Inneren Chaos zu stellen. Dieses gelingt natürlich nur bedingt.

Und ist alles was uns bisher interessiert hat also total unwichtig und kontraproduktiv, soll man sich von alle dem trennen?

Natürlich verliert man nicht an allen Dingen, an denen man bisher Interesse zeigte, das Interesse. Aber im Laufe der Zeit, ändert man seine Ansichten. Man findet auf einmal Interesse an Dingen, für die man vorher kein Interesse zeigte. Ebenso kann es sein, dass man überhaupt nicht mehr versteht, warum man vorher soviel Zeit für Dinge aufgewendet hat, an denen man immer mehr das Interesse verliert.

Desweiteren wird gesagt, das man unparteiisch sei, bildet man sich dann gar keine eigene Meinung mehr?

Das ist eine schwierige Frage. Um so weiter man in seiner spirituellen Entwicklung fortgeschritten ist, um so neutraler bzw. unparteiischer wird man. Man bildet sich durchaus eine eigene Meinung. Wenn man aber betrachtet, wie andere über Dinge denken, dann ist es eine Frage der Motivation, ob man vesucht, mit anderen über ihre Ansichten zu diskutieren.

Es ist natürlich auch eine Frage, ob man sich z.B. berufen fühlt, politisch aktiv zu werden, wie es z.B. ein Mahatma Gandhi getan hat. Oder ob man, wie viele Yogis es machen, in erster Linie der spirituellen Entwicklung und nicht der Politik seine Aufmerksamkeit widmet.

Ich mache erst einmal Schluss. Sicher könnte man über diese Fragen ganze Bücher schreiben. Mit der tibetischen Politik kenne ich mich nicht aus. Und wie es in den buddhistischen Staaten aussieht, davon weiss ich auch zu wenig. Bei letzteren muss aber aber wohl zwischen Religion bzw. Philisophie und Politik unterscheiden, obwohl die Übergänge natürlich fliessend sind.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hi Lotusz!

Ersteinmal danke, das du so schnell geantwortet hast!

Lotusz schrieb:
Damit ist wohl gemeint, dass man sich für äussere Dinge, wie z.B. Fussball, Sport, Politik, Internet, u.a. interessiert, weil man Angst hat, sich mit seinem Inneren, sprich seinen Ängsten usw. auseinander zu setzen.

Ja, das und ich meine damit auch innere Dinge. z.B alle möglichen Gedanken die man so hat, weil ich denke viel über auch total unwichtige oder abwegige Sachen nach. Dadurch entsteht so ein inneres Chaos. Denkt man dann durch die Praxis der Meditation weniger nach? Ist es dann so, das die "unwichtigen" Gedanken (hier ist jedoch die Frage was ist unwichtig, was wichtig?) nichtmehr aufkeimen, und/oder meine Gedanken mehr geordnet werden und ich somit sozusagen effizienter denke?

Aber was für mich so die wichtigste Frage ist: Verändert sich mein Ich "nur", oder löst es sich sozusagen auf?
Weil irgendwie hänge ich an meinem Ich :), ob das nun gut oder schlecht ist weiss ich nicht.
 
Hallo Berserker

Zunächst ist es einmal so, dass wir alle unter einem enormen Druck stehen, der aus tausenderlei Ängsten, aus Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung und ähnlichem besteht. Diese explosive Mischung schleicht sich immer wieder in unser Bewusstsein. Sie wirkt permanent irgendwo im Hintergrund und beeinflusst unser Leben. Diese negativen Emotionen resultieren aus all den schmerzhaften Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen mussten.

Durch Meditation denkt man natürlich genau so über unwichtige und abwegige Dinge nach. Es ändert sich zunächst einmal gar nichts. Vielleicht wird man etwas bewusster, vielleicht öffnet man sich etwas mehr diesem inneren Chaos. Dies ist ein sehr schmerzhafter Prozess, weil die schmerzhaften Erfahrungen, die man in seinem Leben machte, und die man in der Regel mit Gewalt unterdrückte, an die Oberfläche kommen.

Heilungsprozesse sind immer sehr langwierig und schmerzhaft. Aber im Laufe der Zeit setzt Heilung ein. Die Meditation unterstützt dabei den Heilungsprozess. Irgendwann ist dieser Heilungsprozess abgeschlossen. Und dann tritt eine wunderbare Ruhe ein.

Heilung und Meditation gehen dabei immer Hand in Hand. Um so tiefer man meditieren kann, um so schneller tritt Heilung ein. Lebt man ausserdem enthaltsam, so kann man die sexuellen Energien für die Meditation nutzen, was die Heilung sehr beschleunigt.

Ist Heilung eingetreten, dann tritt, wie gesagt, eine wunderbare Ruhe ein. Das ewige Denken um alle möglichen Ängste, Sorgen und Probleme hat ein Ende. Statt dessen empfindet man einen tiefen Frieden und eine tiefe Zufriedenheit. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg. Mit lang meine ich damit einen Zeitraum von etwa 12 Monaten.

Mit anderen Worten, in etwa 12 Monaten könnte jeder Mensch, das verwirklicht haben, wozu er geboren wurde, nämlich seine Göttlichkeit zu entfalten. Allerdings unter der Vorausetzung, dass er enthaltsam lebt und spirituelle Praktiken ausübt. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf den achtfachen Pfad des Raja Yoga hinweisen.

Zu Beginn der spirituellen Entwicklung sind die Gedanken also noch genau so konfus wie bei jedem anderen Menschen auch. Aber im Laufe der Zeit verliert man allmählich die Ängste, unter denen man so lange gelitten hat, und die einen sehr stark in der persönlichen Entfaltung behindert haben. Allmählich entwickeln sich auch die geistigen Fähigkeiten, die bisher vielleicht im Verborgenen lagen. Es ist wirklich so, dass man seinen Geist viel effizienter nutzen kann.

Der intellektuelle Aspekt ist aber nur einer unter vielen, der sich verbessert. Auf vielen Ebenen treten Verbesserungen ein. Aber ich möchte es hier nicht noch einmal aufführen. Vielmehr möchte ich auf meinen Beitrag vom 11.10.2004 hinweisen.

Aber was für mich so die wichtigste Frage ist: Verändert sich mein Ich "nur", oder löst es sich sozusagen auf?

Du veränderst dich. Und Du findest das, wonach Du immer gesucht hast. Glaube mir, am Ende wirst Du glücklich sein, diesen Schritt getan zu haben. Aber es gibt kaum Menschen, die den Mut haben, ihr Leben so konsequent zu ändern. Dies liegt wohl in erster Linie daran, dass sie ahnen, wie schwierig solch ein Weg ist.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hi,

danke für deine ausführlichen Antwort, sie konnte mir einige Fragen, die ich mir gestellt hatte beantworten und veranschaulichen.
Was ich mich jetzt Frage, in Bezug auf den einen text von dir ("1. Kundalini steigt zum 2. Chakra: Das sexuelle Begehren fällt von dir ab")
Ist damit dies ständige sexuelle Verlangen nach allem und jedem gemeint, oder auch das sexuelle Verlangen, das man z.B. bei seiner Lebenspartnerin empfindet? Denn im Grunde ist Sex doch eine schöne Sachen, die Spaß macht und auch lebens schöpfend sein kann.

Gruß Sebastian
 
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Hallo Berserker

1. Kundalini steigt zum 2. Chakra: Das sexuelle Begehren fällt von dir ab

Wenn die Kundalini zum 2. Chakra aufsteigt, verschwindet jedes erotische Begehren. Und das empfinde ich als sehr angenehm. Zumal ich immer sehr von der Sexualität bedrängt wurde.

Aber dieses Abfallen des sinnlichen Begehrens tritt nicht sofort ein, sondern erst nach etwa 9 bis 12 Monaten Enthaltsamkeit. Vorher ist es ein harter Kampf, sich dem sinnlichen Begehren zu verweigern.

Wenn Du wirklich einmal spirituellen Fortschritt erreicht hast, dann merkst Du wie oberflächlich Sexualität ist. Sexualität schenkt dir immer nur für ein paar Sekunden Zufriedenheit. Bist Du aber auf dem spirituellen Weg fortgeschritten, so findest Du diese Zufriedenheit permanent in dir. Du findest Ruhe, Friede, Kraft, Energie und Seligkeit, alles, wonach Du dich immer gesehnt hast. Die Sexualität dagegen raubt dir die Energie um diesen Zustand zu erreichen. Deshalb sind spirituelle Fortschritte nur durch Enthaltsamkeit möglich. Spirituelle Fortschritte beruhen auf der Transformation sexueller Energien.

Natürlich schenkt Sexualität auch Leben. Und genau dafür ist die Sexualität auch da. Weil die Menschen aber fast alles Göttliche in ihren Leben verloren haben, suchen sie dieses Göttliche nun in der Sexualität. Dort finden sie es auch, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Gleichzeitig berauben sie sich ihrer sexuellen Energie, die sie zur permanenten Glückselikeit führen könnte.

Noch ein Hinweis, um das Thema zu vertiefen:

Sexualität und Spiritualität

Alles Liebe. Gerrit
 
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