Hallo Berta,
DagoBerta schrieb:
sagst du, 'ich denke (nur übers ausschliessen von Menschen/Tätern) also bin ich unschuldig'. ?
Und ich sage, am Anfang war der Gedanke.
Am Anfang bei den Faschisten war der Gedanke "Andere Menschen sind minderwertig.". Ist das nichts anderes als "Ich bin unschuldig"?
Dagoberta schrieb:
Leider blendest du immer wieder komplett aus, dass ich die Justizia nicht abschaffen will.
Liest sich aber anders. Was willst Du denn sonst mit den Tätern machen? Sie in einer Kuschel-Sitzung über ihre Opfer klagen lassen? Sie alle lieb haben lassen?
Und sie dann nach Hause gehen lassen, damit sie die Tat dann ein weiteres mal wiederholen?
"Ja, Adolf. Wir verstehen, was Dich zu dieser Tat geführt hat. Aber das lass nun alles hinter Dir."
Ich schätze, hätte Hitler eine solche Strafe erwartet, hätte er sich nicht feige in den Selbstmord gestürzt.
Dagoberta schrieb:
In dem Moment wo man jemanden verfolgst, entzieht er sich,
wenn man jemanden Vorhaltungen machst, macht sich der Vorhalter groß und das gegenüber klein und wird er nicht zu hören, allein um seine Würde zu wahren.
Denn er ist ebenbürtig.
Auch dann wenn er große Schuld auf sich geladen hat. Was ihm abgesprochen werden soll, ist die Menschenwürde.
"man"/"du".. Worte enden mit "st" und nicht mit "t".. ich würde da jetzt anstelle von "man" "du" einsetzen. Aber vielleicht war der Text ja auch zuerst so. Aber gut, gehen wir aufs inhaltliche:
Der Mörder bleibt ein Mensch, das ist zweifelsfrei der Fall. Jedoch ein Mensch, welcher eine der verachtenswertesten Taten vollzogen hat, die es gibt: Er hat ein Menschenleben genommen. Und dafür muß er in seiner Lebenszeit betraft werden. Und natürlich muß er damit rechnen, von seinen Opfern verachtet zu werden.
Dagoberta schrieb:
Du kannst nicht wissen was die Opfer wollen, denn du hast eine Haltung eines Nachfahren der Stellvertretend ohne eigenes Leid rächen/Ausgleichen will.
Zur Rache: Ich will mich nicht rächen. Ich will dran erinnern, und ich will diejenigen mit Worten anklagen, die sich per Mord an anderen vergangen haben. Die Erinnerung daran muß gewahrt bleiben.
Also ich kann mir schon vorstellen, daß mein Großvater nicht sonderlich glücklich war, des Nachts abgeholt zu werden, in ein Lager deportiert zu werden, zu arbeiten, bis er nicht mehr konnte, und dann erschossen zu werden, weil er seine Leistung nicht mehr brachte.
Oder wärst Du an Seiner Stelle glücklich und dankbar, und würdest die Opfer als "ebenbürtig" sehen, dessen Menschenwürde gleich "deiner" wären, sie nicht "verurteilen", weil Dich das ja Dich auch zum "Täter" machen würde?
Merkst Du eigentlich, wie falsch Deine Ideologie ist? Oder ist die Verblendung bereits abgeschlossen?
Dagoberta schrieb:
So wie die Täter die Opfer ausschlossen, deportierten so schliesst man auf geistiger Gedankenebene die Täter aus, wenn man sagt schliesst sie für lebenlänglich weg.
Was möchtest Du sonst mit ihnen machen? Sie sofort wieder auf die Gesellschaft loslassen? Einen Mengele wieder als Arzt arbeiten lassen, der in seiner Freizeit "rassisch unreines Marterial" selektiert?
Dagoberta schrieb:
Das ist elegant, der Täter wird leben aber er ist ausgeschlossen wie sein Opfer. Das Opfer ausgeschlossen, der Täter ausgeschlossen.
Nein, kleiner Unterschied. Die Täter wurden ob ihrer Tat eingesperrt, die Opfer wurden ermordet, im Falle eines Völkermordes hat gleich eine Person 100e oder 1000e an Menschen ermordet.
Ich seh da einen Unterschied. Aber wir sprachen ja schon über Stereotypen, nicht wahr, DagoBerta?
Dagoberta schrieb:
Das Opfer wird seiner Familie fehlen und auch der Täter wird seiner Familie fehlen. So wie das Opfer geliebt wurde, wurde auch der Täter in seiner Familie geliebt.
Sollen wir also Deiner Meinung nach einen Trauertag einführen, an welchem Adolf Eichmann getötet wurde?
Dagoberta schrieb:
Wer trägt schlimmer deiner Meinung nach ? Das Opfer ? oder Täter ? Das Opfer ist moralisch im Recht und der Täter ist das Schwein. Der Täter trägt die Last seiner Schuld, er hat ein Menschenleben auf dem Gewissen.
Ja, ist auch echt schlimm, jemanden zu verurteilen, der viele Tausend Menschen getötet hat. Wie kann man nur. Ich Täter, ich. Komm, lass uns mit Adolf knuddeln gehen, Dagoberta. Geh Du schon mal vor. Ich warte dann auf die Opfer, und werde versuchen, ihnen beizustehen.
Sorry, aber Sarkasmus erscheint mir hier als einziges passend. Weil diese Art Ideologie so weltfremd ist, daß ich mich frage, ob es wirklich Menschen geben kann, die diese Ideologie vertreten, ohne sich dabei zu schämen.
Dagoberta schrieb:
Einer der dem anderen das Leben nimmt, hat sein Leben vor der eigenen Seele verwirkt.
Und jemand, der 4 Mio. Menschen vergast hat? Der schon bei den ersten 100 keinerlei Anstoß daran nahm? Und bei den ersten 1000? Bei der ersten Million?
Und der Erwachsene, der das Kind vergewaltigt. Und es wieder tut. Und keinerlei Anstoß daran sieht.
Glaubst Du nicht, daß es diesen Personen furchtbar egal ist, ob sie "ihre eigene Seele" verwirkt haben?
Das einzige, was hier Einhalt gebieten kann, ist eine gerechte und rechtsstaatliche Justiz und ihre Exekutive.
Dogmaberta schrieb:
Und man muss da noch nicht mal mit einer inneren Haltung eingreifen, man muss da nichts beschleunigen, vorgreifen, besser machen als das Leben, das Schicksal selbst. Einer der dem anderen das Leben nimmt hat vor sich selbst das Leben verwirkt, aber man muss ihn sich selbst überlassen, man darf ihn nicht verfolgen, nicht mit Hass oder Wut verfolgen, sonst gelingt die Sühne nicht.
Man muß ihn in den Arm nehmen, lieb haben, und ihm viel Erfolg beim nächsten Mord wünschen?
Dagoberta schrieb:
Man darf die Verfolgung der Täter nicht zur eigenen Sache machen, weil es sonst eben Beigeschmack des eigenen Süppchens kochen bekommt.
Nochmal: Ich
verfolge die Täter nicht, ich
verachte sie und
verurteile sie mit Worten und mit Aufklärung über das, was ihre Ideologie an Mordopfern hervorgebracht hat.
Dagoberta schrieb:
Du meinst du kannst sagen was du willst ?
Solange ich niemanden beleidige, schon. Mundtot machen lass ich mich gewiss nicht.
Dagoberta schrieb:
Aber welche Wirkung hat das in deiner Seele ?
Meine Seele meint dazu: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern. Näheres regelt ein Bundesgesetz. Oder die Forenregel.
Dagoberta schrieb:
Was nimmt dich da gefangen ? Was nimmt dich da in den dienst, von was bist du in den Dienst genommen ?!
Mich nimmt nichts gefangen (Wir sind ja nicht im Nationalsozialismus). Ich arbeite im Dienst von niemandem, außer mir selbst.
Dagoberta schrieb:
Aus einer Familienslinie bin ich Nachfahrin eines Täters.
Meine Geschwister und ich hatten in der Kindheit das Gefühl keine Daseinsberechtigung zu haben. So wirkt die Schuld eines Ahnen auf die Nachkommen.
Die Nachkommen der Täter sind schuldfrei.. wenn sie nicht selbst zu den Mitteln greifen, die ihre Ahnen einst wählten.
Dagoberta schrieb:
Die Nachkommen der Opfer werden oft zu Rächern der Opfer und sie richten ohne Empathie, ohne Mitgefühl und ohne Mass.
Ich bin kein Rächer. Ich klage lediglich diejenigen an, die anderen Menschen psychischen oder physikalischen Schaden zufügen. Und ich glaube, das ich mir das auch herausnehmen darf.
Dagoberta schrieb:
Zitat:
Das hast nicht Du mir unterstellt, sondern Christoph. Rede ich hier gerade mit einem Alter-Ego von Christoph?
Wo hat ers geschrieben ? In seinem Beitrag um 19.23 h, hatte ich noch nicht gelesen als ich meinen Text geschrieben habe.
Ich hatte das nochmal überprüft im Nachheinein, der Vorwurf stammte doch von Dir. Allerdings argumentiert ihr beide recht gleich, und die Vorwürfe und Beleidigungen decken sich. Die Gebetsmühle könnte die gleiche Farbe haben.
Verzeih mir bitte diese Verwechslung
Dagoberta schrieb:
Um Recht und Unrecht, den gerechten Ausgleich, es wirkt als würdest du persönlich es ausgleichen wollen ? Als hättest du es in Hand den ausgleich herbeizuführen.
Sorry, aber so wenig ich ein "Rächer" bin, genauso wenig will ich der "Ausgleicher" sein. Ich frage nur, und ich schließe daraus. Und bisher habe ich gelernt, daß Deine Ideologie und die vom Christoph einer Generalüberholung bedarf.
Dagoberta schrieb:
Wenn du den Tätern die Schwere der Schuld läßt, und sie ihnen nicht hinterherträgst, haben sie das ganze Gewicht der Schuld.
Wenn du sie ihnen hinterherträgst, wer trägt dann die Schuld ?
Nette kleine Metapher. Aber vollkommen falsch. Ich trage ihre Schuld nicht, ich halte sie ihnen vor. Und zwar die Schuld, die die Täter selbst zu tragen haben.
Dagoberta schrieb:
Du siehst, ich bin gar nicht dafür, dass man Täter entlastet. [...]
Es gehört zu ihrem Leben, zu ihrem Schicksal, wer da eingreifen will, meint er könne an Vergangenem, Geschehenem was ändern, der Antrieb ist Liebe und Verbundenheit, aber denoch ist es Anmassung vor dem Schicksal, weil man meint es ändern zu müssen
Alles Karma, daß der Mörder mordet? Daß ein Kind geschlagen wird? Daß einem Menschen Leid angetan wird?
Genau das ist der Grund, warum ich dahinter einen seltsamen weltfremden religiösen Ansatz vermutet habe.
Wird der Täter nicht seiner Freiheit beraubt, wird er mit seinen Taten fortfahren. Dies gilt insbesondere für Triebtäter und Fanatiker. Da hilft keine "Gesprächsrunde" und kein "drauf Zugehen", da helfen nur harte Strafen im Leben.
Desweiteren wird der Täter überstilisiert. Die Frage, ob man Herrn Adolf Eichmann einen Gedenktag widmen sollte, weil er ja "nur seinem Schicksal" folge, und "man selber ein Täter sei", wenn man einen Täter verurteilt, steht weiter im Raum.
Gruß,
lazpel