Gib ihm ordentlich aufs Fressbrett, das befreit ungemein.
Das ist für mich eher ein Armutszeugnis. Aber ich kann dieses Denken und Handeln durchaus nachvollziehen. Irgendwann erkennt man (hoffentlich), was für ein armer Tropf man doch war.
Der Fehler an deiner Überlegung ist, dass du die Schuld an deiner Wut einem anderen zuschiebst und nicht danach fragst, warum du eigentlich so wütend bist. Der andere hat in dir nur etwas aufgerüttelt, was ohnehin bereits latent in dir vorhanden war. Und dafür bist allein du verantwortlich.
Du kannst vor diesem inneren Schmerz davon laufen, den anderen dafür verantwortlich machen und ihm etwas auf's Fressbrett hauen. Mag sein, dass es vorübergehend erleichtert, aber es ist und bleibt ein Armutszeugnis und es verändert nichts an der Ursache für dein Empfinden.
Bei der nächsten vermeintlichen Beleidigung wirst du wieder den anderen dafür verantwortlich machen und ihm etwas auf's Fressbrett hauen. Das ist ein typisches Verhalten von etlichen Jugendlichen, die sich provoziert fühlen. Ein falscher Blick, ein falsches Wort und sie schlagen zu. Man kann dieses Verhalten aber auch auf viele andere Situationen im Leben übertragen.
Die zweite Möglichkeit, mit solchen Verletzungen umzugehen, ist, in sich zu gehen und sich zu fragen, warum man eigentlich so verletzt ist. Und dann beginnt die eigentliche Therapie.
Erst gestern habe ich gelesen, dass ein Mann in den USA ein Massaker an einer Schule angerichtet hat, weil vor 20 Jahren irgendwelche Dinge passiert sind, die er bis heute nicht verarbeitet hat. (siehe:
Massaker an Zwergschule).
Und natürlich sind mir persönlich solche Emotionen auch nicht unbekannt. Von daher weiß ich, dass Rachegedanken stets die Hilflosigkeit demonstrieren, in der man sich befindet. Man ist hilflos diesen Emotionen ausgeliefert. Und dann gibt es zwei Wege damit umzugehen. Der eine ist der kurzfriste Weg. Man lässt seinem Hass freien Lauf und sinnt auf Rache.
Der zweite Weg damit umzugehen, ist eher ein langfristiger Weg und setzt sich mit den Ursachen des Hasses auseinander. Dieser Weg ist natürlich ein spiritueller bzw. therapeutischer Weg. Und wenn man ihn konsequent beschreitet, dann verfliegt irgendwann der Hass und man ist sogar bereit, den anderen, den man einst so sehr gehasst hat, in die Arme zu schließen. Aber das ist natürlich ein langwieriger und sehr schwerer Weg, den kaum jemand bereit ist, zu gehen.