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SPIRIT1964
Guest
Ich kann gut nachvollziehen, was du und flimm meinen.
Es ist nicht so, dass mir jemand die systemische Therapie (ihre Methoden, ihre Wirkmechnismen, ihre Ziele) erklärt hat und ich habe sie sofort verstanden.
Diese Denkweise ist komplett anders als das Denken, was man einst (in der Regel) gelernt hat (sich Freud anzueigenen ist dagegen ganz einfach, da reicht in der Regel eine einzige Erklärung - das geht "sofort ins Blut").
Diese Denkweise breitet sich jedoch immer weiter in der Gesellschaft aus (in Schulen, in Betrieben, in der Kommunikation allgemein).
Ich beobachte grad an der Schule meiner Töchter, wie sie im Kollegium die gleichen Anfangsschwierigkeiten haben (immer wieder in alte Muster zurückfallen, wenn es schwierig wird - manche Lehrer können oder wollen auch nicht umdenken ... ) wie einst wir (an meinem Arbeitsplatz).
Es wird seine Zeit dauern, bis sich das überall durchgesetzt hat, "Zwang" hilft nicht (hilft nie), wohl aber das Spüren, dass man auf alten Pfaden nicht weiterkommt, sich immer im Kreis dreht.
Sicher ist das nicht für alle "neu" - es gibt (in der Regel sehr elaborierte) Menschen, die haben schon immer so gedacht und denen fällt es ganz leicht, sich die Thematik in Gänze anzueigenen.
Im Grunde genommen macht es uns die Gesellschaft sogar leicht, denn die Werte, die in diesem Denkansatz gelten, gelten auch allgemein als förderlich: keine Du-Botschaften, keine Abwertungen (auch nicht subtil), positive Wertschätzung, sich auf der Sachebene bewegen, keine Vorurteile und keine Urteile usw..
Wenn man das internalisiert hat, braucht man überhaupt keine Begriffe mehr wie "Verdrängung", "Projektion" usw. - wozu sollen sie dienen?
Begriffe dienen der Verständigung - wie willst Du ohne sie kommunizieren? Schauen wir uns das Wort projizieren bildungssprachlich an, besagt es in Jemanden, etwas hineinverlegen; auf Jemanden etwas übertragen.
Im Laufe des Threads hat sich herausgestellt, dass Freuds Konzept nicht mehr zu halten scheint und der Umgang mit Projektion seine Tücken birgt.
So weit so gut. Ich fand den Verlauf sehr spannend und bedanke mich (bei Allen) für Eure Wortmeldungen!