Placebo-Effekt

Möglicherweise liegt´s ja auch daran, dass nicht jede(r) einen Institutszugang hat oder eine Nutzerberechtigung für Thieme.... kann mich aber natürlich auch täuschen....

Ach lasst euch doch keinen Bären von Kaktus aufbinden. Klar kommt man an die verlinkten Artikel auch ohne VPN-Client ran. Man kann einfach über Google Scholar den entsprechenden Artikel suchen und auf die Verlinkung klicken.

1. Artikel

https://scholar.google.de/scholar?hl=de&as_sdt=0,5&q=Placebo-responsive+Parkinson+patients

--> Das erste Suchergebnis ganz oben ist eine PDF. Draufklicken, direkt öffnen oder runterladen, lesen.

2. Artikel

https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=Angst+kann+die+günstige+Wirkung+von+Plazebopräparaten+vermindern+und+sogar+aufheben+–+je+ausgeprägter+die+Angst,+des-+to+stärker+ist+dieser+Effekt.+Dies+ergab+eine+Studie+von+Peter+Solvoll+Lyby+und+seinen+Mitarbeitern+an+der+Universität+Tromsø+in+Norwegen.

--> Der Link ist zwar etwas lang, aber wenn ich die Seite direkt verlinke, seht ihr nur die Aufforderung zum Einloggen.
Also ganz oben das erste Suchergebnis anklicken, dann kommt ihr auf die entsprechende Seite, wo man den Artikel lesen kann. Dazu muss man allerdings rechts auf das kleine Bild klicken, wo sich die Lupe befindet.
 
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Ach lasst euch doch keinen Bären von Kaktus aufbinden. Klar kommt man an die verlinkten Artikel auch ohne VPN-Client ran. Man kann einfach über Google Scholar den entsprechenden Artikel suchen und auf die Verlinkung klicken.
ach, komm. Ich habe über Thieme runtergeladen, dort kommt man nur mit Institutszugang ran. Deshalb habe ich das auch so in der Quelle angegeben. Dass der Artikel gar nicht ohne Institutszugang verfügbar sei, habe ich nicht behauptet, aber auch nicht überprüft. Da muss halt jeder selber schauen.
 
Ach lasst euch doch keinen Bären von Kaktus aufbinden. Klar kommt man an die verlinkten Artikel auch ohne VPN-Client ran. Man kann einfach über Google Scholar den entsprechenden Artikel suchen und auf die Verlinkung klicken.

1. Artikel

https://scholar.google.de/scholar?hl=de&as_sdt=0,5&q=Placebo-responsive+Parkinson+patients

--> Das erste Suchergebnis ganz oben ist eine PDF. Draufklicken, direkt öffnen oder runterladen, lesen.

2. Artikel

https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=Angst+kann+die+günstige+Wirkung+von+Plazebopräparaten+vermindern+und+sogar+aufheben+–+je+ausgeprägter+die+Angst,+des-+to+stärker+ist+dieser+Effekt.+Dies+ergab+eine+Studie+von+Peter+Solvoll+Lyby+und+seinen+Mitarbeitern+an+der+Universität+Tromsø+in+Norwegen.

--> Ganz oben das erste Suchergebnis anklicken, dann kommt ihr auf die entsprechende Seite, wo man den Artikel lesen kann. Dazu muss man allerdings rechts auf das kleine Bild klicken, wo sich die Lupe befindet.

:) Danke! Den "Parkinson-Artikel" hatte ich schon gefunden, den norwegischen noch nicht.
 
:) Danke! Den "Parkinson-Artikel" hatte ich schon gefunden, den norwegischen noch nicht.

Ich habe auch mal nach der Studie gesucht, die im Zeitungsartikel des Eingangsbeitrags erwähnt wird:

http://journals.lww.com/pain/Abstra...effects_of_the_same_drug___reversal_of.8.aspx

Hier kommt man aber tatsächlich nur über den VPN-Client rein.

Den Abstract kann man direkt lesen, als Ergänzung stelle ich noch die Conclusion mit rein. Aber das richtet sich jetzt nur an die, welche sich kurz eine Vorstellung von der Studie machen möchten. Eine Diskussion über diese Studie wäre hier wenig sinnvoll, weil nicht jeder User sie vollständig lesen kann.

In conclusion, the results of this study suggest that the
intended pharmacological pain-relieving effect of a topical
analgesic can be reversed to hyperalgesia by nocebo information.
The reversal of the drug effect was mediated by an
increase in negative emotions and a concomitant increase in
SBP. Our results suggest that favorable drug responses and
placebo analgesic responses were mediated by emotional
factors in an opposite manner, with decreased negative
emotions and SBP serving as mediating factors. These
findings underscore the importance of accounting for possible
nocebo and nocebo-related effects in clinical studies7 and
clinical practice, even when a proven drug with known
pharmacological effects is used.



Auch nichts weltbewegend neues. Neben dem Placeboeffekt gibts den Noceboeffect.

Aber aus diesen Resultaten zu schließen, dass Medikamente per se keine Wirksamkeit haben und alles auf einem reinen Glaubenssystem basiert, ist ein Fehlschluss.
Es gibt Faktoren, welche die Wirksamkeit eines Medikamentes oder einer Therapie günstig beeinflussen (Placeboeffekt) oder ungünstig beeinflussen (Noceboeffekt) können.

Durch eine systematische Erforschung beider Effekte gelangt man zu einem Wissen, das für die medizinische Praxis wertvoll ist. So kann die Wirkung eines Medikaments verstärkt und ungünstige Faktoren gezielt ausgeschaltet werden. Aber dazu muss man eben auch erstmal wissen, was genau die Wirksamkeit verstärkt oder ungünstig beeinflusst.

Ich teile also Breiderts Schlussfolgerung:

Die einer Placebogabe zugrunde liegenden Mechanismen, mit denen bei wenig Aufwand positive Zusatzeffekte erzielt werden können, sollten auch bei der Verabreichung von pharmakologisch wirksamen Medikamenten bewusst eingesetzt werden. (Breidert 2009, S. 751)

http://data.aerzteblatt.de/pdf/106/46/m751.pdf
 
Ersteinmal würde ich davon ausgehend, was ich schon so alles mitbekommen habe skeptisch dabei sein, ob es nicht sichtbare Zeichen gibt. Etwa durch verschiedenes Aussehen der Tabletten, von dem schon abgeleitet werden kann, was der Placebo ist. "Fehler" sind oft erstaunlich banal. Gerade, wenn es darum geht der eigenen Karriere durch gewünschte Ergebnisse auf die Sprünge zu helfen.

Ich habe als Laie jetzt mal aus Zeitgründen nur ein bisschen quergelesen, aber selbst da sind mir schon grundlegende Dinge begegnet, die solche Überlegungen wie deine beantworten.

Schon 1932 kam Martini auf den Gedanken:

Auch wenn der Begriff Placebo
erst in späteren Auflagen vorkommt, so kannte Martini zweifellos die Problematik des Placeboeffekts,
wie wir dem einleitenden Kapitel entnehmen können: „Das beste Mittel zur Ausschaltung
suggestiver oder sonstiger unsachlicher Faktoren ist eine unwissentliche Versuchsanordnung.
Auf die Hauptgruppe unseres therapeutischen Rüstzeugs angewandt heißt das:
die Medikamente müssen in einer Form oder Umhüllung den Kranken gegeben werden, daß
ihr spezieller Charakter oder Zweck nicht erkannt werden kann, sie müssen getarnt werden“
[Martini, 1932, 9]. Das Medikament und das unarzneiliche Mittel, das für den Vergleich ausgewählt
wurde, mussten also in Form, Farbe und Geschmack identisch sein.
(Bundesärztekammer 2011, S. 27)

http://www.igm-bosch.de/content/language1/downloads/Placebo_LF_1_17012011.pdf
 
Eine Diskussion über diese Studie wäre hier wenig sinnvoll, weil nicht jeder User sie vollständig lesen kann.
Reicht doch, wenn einige auf sie zugreifen können? ;)
Es gibt Faktoren, welche die Wirksamkeit eines Medikamentes oder einer Therapie günstig beeinflussen (Placeboeffekt) oder ungünstig beeinflussen (Noceboeffekt) können.
Und was sollten wir deiner Meinung nach mit den wohl nicht siginifikant wirksamen "Antidepressiva" machen?

Wie schon erwähnt ist ja ein Problem die Glaubwürdigkeit von Einzelstudien und die große Interessenslastigkeit vieler Studien.

Nehmen wir beispielsweise diese OP-Methode, die wie so vieles andere aufgrund "vielversprechender" Studien einfach mal massenhaft angewandt wurde, um dann später doch erstmal nicht mehr wirksamer zu scheinen als ein Placebo:
Ein spezieller Katheter wird über die Leistenarterie bis in die Nierenarterie eingeführt. Durch Hitzeeinwirkung (Ablation) werden dann Nervenenden in der Gefäßwand der Nierenarterie verödet. Der Eingriff dauert etwa 40 bis 60 Minuten. Erste Studien waren vielversprechend: Bis zu zwei Drittel der mit der Methode behandelten Patienten reagierten mit einer Blutdrucksenkung. Die Wirkung setzte dabei allerdings nicht unmittelbar, sondern in der Regel erst nach drei bis sechs Monaten ein.

Doch vier Jahre nach Einführung wurde in einer amerikanischen Studie festgestellt, dass die Methode den Blutdruck nicht besser senkt als eine Placebo-Therapie. Daher übernehmen die Krankenkassen die Kosten von etwa 5.000 Euro für den Eingriff mittlerweile nur noch auf Sonderantrag. Behandelt werden in spezialisierten Zentren zurzeit nur noch ausgewählte Patienten. Heute weiß man allerdings, dass die Studie gewisse Schwächen hatte. Deshalb wird sie jetzt erneut durchgeführt - an 20 Zentren weltweit und mit einer Placebo-Kontrollgruppe.
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Nierendenervation-gegen-Bluthochdruck,bluthochdruck162.html
 
Ich habe einen guten Grundlagenartikel gefunden, der den Placeboeffekt in Studien und seine Wirkungsweise untersucht. Die folgenden Ausführungen in diesem Beitrag beziehen sich auf:


Aaron K. Vallance: Something out of nothing: the placebo effect. In: Advances in Psychiatric Treatment (2000). Bd. 12. S. 287 – 296.


Diesem Artikel zufolge ist der Placeboeffekt am niedrigsten bei Doppelblindstudien, etwas höher bei Einfachblindstudien und am höchsten bei Studien ohne Kontrollgruppe.


Sinnvollerweise wird im Artikel hervorgehoben, dass der Placeboeffekt am sinnvollsten gemessen werden könne, wenn auch mit Versuchsgruppen verglichen würde, die keine – also auch keine Placebobehandlung – Behandlung erhalten. Je nach Studie schwankt der Placeboeffekt zwischen einer kaum signifikanten Wirkung und einer sehr starken Verbesserung im Vergleich zu Versuchsgruppen ohne jegliche Behandlung. Manche Forscher gehen in manchen Bereichen (in diesem Artikel v.a. Psychiatrie, weil das auch in einer psychiatrischen Fachzeitschrift) davon aus, dass etwa 50 % der Pharmawirkung auf Placebo zurückzuführen seien. Problematisch an diesen Zahlen ist jedoch, dass sie auf Übersichtsstudien basieren, wo teils nicht zureichend zwischen „Krankheitsbildern“ differenziert wird. Das mag die ganzen Zahlen verfälschen.


Was beeinflusst nun die Wirksamkeit von Placebos?


Diverse Studien haben sich mit Persönlichkeitsmerkmalen von Patienten befasst und Widersprüchliches gefunden. Manche gehen davon aus, dass die Patienten eher extravertiert sein müssen, um gut auf Placebo anzusprechen. Andere gehen vom Gegenteil aus. Wird die Persönlichkeitsstruktur des behandelnden Arztes und sein Einfluss auf die Placebowirkung untersucht, gelangt man zu ebenso widersprüchlichen Resultaten.


Gemäss einer Studie von 2001 wird durch das Anwenden schmerzhafter, invasiver, unangenehmer oder komplizierter Verfahren der Placeboeffekt verstärkt.


Ebenso gibt es bei der Farbe von Tabletten Wirkungen. So wirkt die Farbe blau auf italienische Frauen angeblich besonders sedierend. Diese Farbuntersuchungen wurden an Pharmaka, nicht an Placebos durchgeführt, allerdings ist anzunehmen, dass auch bei Placebos vergleichbare Wirkungen vorhanden sind.


Ebenso spielt der Name, bzw. die Marke einer Arznei eine Rolle bei ihrer Wirksamkeit. Bei Aspirin bedeutet dies: Placebo < Placebo mit Markennamen < Aspirin < Aspirin mit Markennamen. Bezogen auf psychologische Wirkung von Markennahmen (Viagra wird offenbar von befragten Männern mit Niagara assoziiert) gab es keine Untersuchungen, die sich auf den Placeboeffekt bezogen.



Welche Mechanismen beeinflussen die Placebowirkung?


  • Reduktion von Ängstlichkeit: Bildgebende Studien unterstützen die These, dass die Reduzierung von Ängstlichkeit kann die Wirkung von Placebos begünstigen. Da gibt es jedoch auch widersprüchliche Resultate, so dass z.B. Angst in stressinduzierter Analgesie schmerzlindernd wirken kann.
  • Erwartungen: Einerseits geht es hier um Erwartungen, die an die medizinische Intervention, an den behandelnden Arzt, an die medizinische Behandlungssituation gestellt werden. Andererseits geht es auch um Erfahrungen, die man von anderen Menschen beobachten konnte, den Einfluss der Medien und kulturelle Aspekte. Weitere Aspekte, die auf die Erwartungen wirken, sind Logik, verbale und nonverbale Informationen, die Haltung gegenüber der medizinischen Intervention, dem behandelnden Arzt und der medizinischen Behandlungssituation. Das individuelle Wissen über relevante Aspekte. Und zuletzt auch die Haltung, Persönlichkeit, das Temperament und die Erfahrungen des behandelnden Arztes. Hier gibt es viele Einzelstudien zu Einzelaspekten, die auch widersprüchlich ausfallen, jedoch bislang keine Gesamtbetrachtung.
  • Kontexteffekte (englisch: meaining effects). Dies umfasst sowohl bewusste als auch unbewusste Erwartungen. Dies betrifft sowohl den Makro- als auch den Mikrokontext. Es gibt zahlreiche experimentelle und anekdotische Belege für solche Effekte. Dies umfasst z.B., dass Patienten nach chirurgischen Eingriffen schneller genesen, wenn sie aus dem Fenster ins Grüne schauen können als solche, die nur eine Wand sehen. Ebenso gehört dazu die Verschiebung des Todes nach subjektiv bedeutsame Zeitpunkte.
  • Konditionierung. Injiziert man Ratten einen Wirkstoff mit Zuckerwasserlösung, reicht nach einiger Zeit die Injektion der Zuckerwasserlösung für denselben das Immunsystem unterdrückenden Effekt. Dasselbe gilt auch bei Patienten nach Operationen und Salzwasserlösung anstatt Morphium nach einigen Tagen der Konditionierung mit Morphium.


Eine Studie von 2003 geht davon aus, dass unbewusste physiologische Placeboreaktionen durch Konditionierung beeinflusst werden, wohingegen bewusste Placeboreaktionen (also die Reduktion von Schmerzen z.B.) eher durch Erwartungshaltungen beeinflusst werden.
 
Ausgehend von den Ausführungen im obenstehenden Beitrag lässt sich nun weiter diskutieren:

  • Inwiefern führen obenstehende Faktoren und Aspekte dazu, dass in Studien – bewusst oder unbewusst – Placebovergleichsgruppen schlechter abschneiden als Pharmagruppen?
  • Wie hoch ist die Beteiligung der Placebowirkung an Pharma, wenn so gut wie nie gemessen wird, wie viel besser Pharma, bzw. Placebo gegenüber Nichtstun abschneiden? à Hier kann nur gemutmasst werden. Trotzdem: Bei wie vielen Krankheiten wird etwas verabreicht, obwohl die Person auch ohne Intervention genesen würde?
  • Kultur und Medien: Wir leben in einer Gesellschaft, in der es üblich ist, Verantwortung für sich und seine Gesundheit, sein Leben abzugeben. Dies umfasst staatliche Hilfssysteme (wenn der Staat die Penner von der Strasse holt, muss ich niemandem existenzielle Hilfe bieten. Das mag zwar gut sein, aber es macht auch etwas mit Menschen, wenn sie nie die Notwendigkeit haben, existenziell Hand zu bieten), aber auch den Umstand, dass man wegen jedem Wehwehchen zum Arzt rennt und gar nicht mehr auf Selbstheilungskräfte vertraut. Inwiefern sind die Menschen darauf konditioniert, an Pharma zu glauben und ihr deshalb auch eine entsprechende Wirksamkeit zuzuschreiben, die schlussendlich auch eintrifft. Hier verzahnen sich Konditionierung und Erwartungshaltungen.
 
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