Wie ist es denn deiner Meinung nach, wenn es bei so einer Konstellation rein um materielle Werte gehen würde? (...)
Interessante Frage. Der Vergleich hinkt allerdings ein wenig in vielerlei Hinsicht.
Gehen wir Dein beispiel mal Schritt für Schritt durch:
Ich habe auf einem Schuppen ein Flachdach (ca. 200 m2), bisher nur Bretter, ich muss es also eindecken, damit das Dach dicht wird. Hole mir Angebote von Fachbetrieben - Trapezblech und/oder Wellbitumen werden vorgeschlagen (Preise pro m2 inkl. Arbeit 18-25 €/m2), ich gehe noch zu einem Folienhändler und frage nach einer günstigen absolut wasserdichten Folie - PET-Noppenfolie wird vorgeschlagen (Preis 1 €/m2) und ich frage wievieles kosten würde, wenn seine Leute mir mein Flachdach damit bekleben würden. Er macht mich darauf aufmerksam dass die Folie nicht dazu gedacht ist Dächer einzudecken und dass er keine Ahnung hat ob das 1 Woche oder 10 Jahre hält - ich sage ich hätte trotzdem gerne einen Preis und da der soviel günstiger ist als die "korrekte Dacheindeckung" bestelle ich die Eindeckung mit Noppenfolie.
Hat der Heilpraktiker hier denn drauf aufmerksam gemacht, dass er mit seiner Diagnose bzw. Behandlung seine Kompetenzen überschreitet bzw. überschreiten könnte?
Jetzt hat der Händler/Handwerker auf meinen Wunsch mein Dach mit "nach üblichen Bauvorschriften" nicht vorgesehenem Material eingedeckt - wenn das nicht hält, soll ich ihn dann klagen (weil er mich unbedingt an einen konzessionierten und dafür ausgebildeten Dachdeckerbetrieb hätte verweisen müssen)? Oder denkst du doch eher ich bin selbst Schuld wenn ich einen materiellen Schaden davon habe (weil mir der konzessionierte Dachdecker ja gesagt hat was nach gängigem baulichen Wissen auf so ein Dach drauf muss, damit es dicht bleibt)?
Dein Handwerker hat eine einmalige Aktion ausgeführt. Der Heilpraktiker in dem Fall hat über Jahre behandelt.
Desweiteren übernimmt der Handwerker nicht a priori Verantwortung für den Inhalt Deines Schuppens, wenn er Deine Wünsche erfüllt. Wenn er irgendwie deutlich machen würde, dass er glaubt, dass durch seine Handlung der Innenraum des Schuppens trocken bleibt, so könntest Du ihn m.M.n. für diese Behauptung zur Rechenschaft ziehen.
Ich versuche mal Dein konkretes Beispiel so zu erzählen, dass der Vergleich weniger hinkt:
Du hast in Deinem für Regen undichten Schuppen eine Sammlung von sehr teuren Gegenständen, die tunlichst nicht nass werden sollten.
Du gehst also zu einem Dachdecker hin und holst Dir einen Vorschlag ein. Der sagt: "Klar, da muss Trapezblech und/oder Wellbitumen drauf. Das kostet XXXX Euro."
Da Du aber nicht nur auf die Meinung eines Schuldachdeckers zählst, holst Du Dir eine Zweitmeinung eines "alternativen Handwerkers" ein. Dem sagst Du: "Der Schuldachdecker sagte, das Dach könnte in der aktuellen Form undicht sein, und schläge z.B. Trapezblech vor. Hier sind die technischen Unterlagen und kosten-Voranschläge, die er mir gemacht hat."
Der Alternativhandwerker schaut einmal kurz drauf und meint: "
Hm... das verstehe ich alles nicht. Ich schau mir das mal selbst an."
Er geht zum Schuppen, holt ein Pendel raus, pendelt ein wenig, und kommt dann zurück: "Ihr aktuelles Dach ist nicht undicht.
Ich muss nur alle paar Tage mit dem Regenschirm magisch wedeln, das aktiviert die Selbstschließungskräfte des Daches...
dann sollten ihre Wertsachen trocken eigentlich bleiben."
Du bist begeistert, dass es da eine sanfte alternative Dach-Abdichtungsmethode gibt, und willigst ein.
Mit dem Herbst kommen dann aber immer stärkere Regengüsse. Du siehst, dass Deine Wertsachen feucht werden... der Handwerker sieht es auch - er kommt ja alle paar Tage mal vorbei und wedelt mit dem Schirm - ... aber keiner von Euch kommt auf die Idee, dass Regenschirm-Wedeln wohl das Wasser doch nicht effektiv abhält, durch die Löcher im provisorischen Dach zu tropfen.
Verstehst Du die Unterschiede?