Papst Franziskus verstorben

Vielleicht hätte er sich den letzten Besuch (US-Vize Vance) sparen können... :rolleyes:

Aber gut, 88 Jahre ist eh ein schönes Alter.
Möge er jetzt bei seinem Gott sein 🕯️

Das Hauen und Stechen unter den alten Männern im Vatikan um seine Nachfolge wird wohl schon begonnen haben..:cautious:


Ist zwar leider schon vorbei, das Hauen und Stechen, aber dieses satirische Filmchen passt ganz gut!:D

 
Werbung:
Als ich in eine katholische Gegend zog, war die Anzahl der Jobs die mir zur Verfügung standen reduziert- was der Tatsache geschuldet ist, dass ich, auf dem Papier, evangelisch bin. Erstmals las ich den Begriff "pfarramtliches Zeugnis". Bevor ich mich für einen Job entschied, war ich bei ziemlich zahlreichen Vorstellungsgesprächen. Seltsam war: Ich wurde zwar nach meiner Konfession gefragt - aber niemals nach meiner Einstellung zur Kirche,

Als der Erziehermangel katastrophale Ausmaße annahm, konnte ich zunehmend von Entgegenkommen lesen. So war es oft keine Pflicht mehr katholisch zu sein - Hauptsache, man war überhaupt in der Kirche. Später war eine Religionszugehörigkeit oft nur noch "wünschenswert". Und auch in Stellenanzeigen habe ich später nicht mehr als Anforderung gelesen, dass das berufliche und private Handeln den Glaubenssätzen der katholischen Kirche entsprechen solle.
 
(...) Irgendwo muß der ganze Frust ja hin, denn sooo erfüllend ist das materiell ausgerichtete Leben offenbar wohl doch nicht.

Ist es auch nicht. Das "spirituelle Leben" in einer (Kirchen-)Gemeinde ist aber auch nicht wirklich erfüllend und bescheiden-spirituell, wie Du es hier darstellen willst.

Ich hatte jetzt kürzlich ein intensives tiefes Gespräch mit meiner Mutter, in dem sie mir auch nochmal detailiert ihren Glaubensweg beschrieben hat. Aufgewachsen als Pastorentochter, zunächst tief-religiös und streng-diszipliniert verlor sie ihren Glauben im Studium zur Musik- und Religionslehrerin. Dann lernte sie meinen Vater kennen, und die beiden traten einer Freikirche/Sekte bei. Viel später- um 1995 rum - trat meine Mutter da wieder aus, was für meinen Vater schwierig war, was er aber tolerierte (Ebenso beäugte er auch meinen Atheismzs, der da immer wieder mal durchschien, unglücklich, aber er akzeptierte es). Sie hat dann wieder in der Kirchengemeinde ihrer Stadt sich engagiert, den Kirchenchor geleitet, Seniorenreisen organisiert etc. Das volle Programm machte sie bis vor etwa 10 Jahren, wo sie die Leitung des Kirchenchores abgab. Dieses Jahr ist sie 90 geworden, und sitzt noch sporadisch vertretungsweise an der Orgel, falls die Haupt-Organistin verhindert ist, oder spielt in Gottesdiensten Geige... eine Aktivität, die ich in dem Alter bewundere. Aber sie sagte mir in diesem Gespräch selbst, dass sie den Glauben eigentlich schon lange wieder verloren hat und es mehr aus Liebe zur und Spaß an der Musik als aus Religiosität noch macht. Im Gegenteil findet sie einige Aspekte des kirchlichen Glaubens und des Gemeindelebens mittlerweile wieder sehr abschreckend. Zum Beispiel, wenn Gemeindemitglieder misstrauisch beäugt werden für Dinge, die andere eigentlich nichts angehen.

In dieser Gemeinde zeichnete sich ein Ehedrama ab, über das sich viele den Mund fusselig lästerten. Meine Mutter schüttelt da nur den Kopf ubd meint: "Was interessiert mich die Treue oder Untreue dieser Frau? Warum sollte ich darüber urteilen?" Und die (pseudo-)moralische Strenge in Kirchengemeinden war früher noch stärker. Da hat sie auch wieder so einiges erzählt, was sie noch als der Dorf-Kirchengemeinde ihres Vaters in Erinnerung hatte, und worüber sie sich damals als Jugendliche bzw. Junge Frau dann mit an der Lästerei beteiligt hat.

Den Frust ablassen etc. Was Du hier dem Materialismus und sozialen Plattformen zuschreibst, ist kein neues Phänomen. Und Kirche bzw. Kirchengemeinden sind nicht nur ein bescheidenes spirituelles Miteinander, sondern ach voll gefüllt mit dem gleichen Frust und Gruppendynamiken, die jetzt auf den sozialen Medien noch lauter hervortreten.

Früher wurden homosexuelle Menschen ausgegrenzt und mit metaphorischen Mistgabeln durchs Dorf getrieben. Für eine Tante von mir war es auch ein großer Schock, als einer ihrer Söhne sich als homosexuell outet (übrigens der Cousin von mir, der an Covid19 gestorben ist).

Ein Bruder meiner Mutter wurde auch Pastor, und musste auch einiges an Shitstorm ertragen und schlussendluch die Gemeinde wechseln als seine Frau sich von ihm wieder scheiden ließ (um 1985 herum war das).

Kirchengemeinden etc. sind keine friedlich-spirituellen Gruppen, in der die Menschen sich freundlich-sprirtuell begegnen, sondern ebenso metaphorisch Haifischbecken, in der die Mitglieder sich misstrauisch über mögliche Verfehlungen beäugen und genüsslich darüber tratschen, wenn irgendwo "Sünde" gemutmaßt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
In deinem hier eingebrachten Fall sind es zwar "Kirchenfrauen" die das beklagen aber oftmals - draußen in der "normalen" Welt - kritisieren es Atheisten und Leute die mit der Kirche nichts am Hut haben...
Die katholische Kirche hat in Deutschland eine tief verwurzelte, historische Rolle, die sich auch heute noch in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bemerkbar macht. Direkt beeinflusst sie nicht etwa staatliche Personalentscheidungen, aber über Mechanismen wie das Kirchensteuersystem und vertragliche Abmachungen (z. B. Konkordate) erhält sie finanziellen Rückhalt. Dadurch betreibt sie zahlreiche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und soziale Dienste, die wiederum Arbeitsplätze schaffen und prägen.

Zudem trägt die Kirche wesentlich dazu bei, gesellschaftliche Werte und moralische Diskussionen zu formen. In Regionen mit stärker katholischer Tradition, z. B. in Teilen Bayerns oder Rheinland-Pfalzs, ist ihr Einfluss stärker spürbar als in urbanen, säkularisierten Gebieten. Solche kulturellen und ethischen Prägungen wirken sich langfristig auf den öffentlichen Diskurs und die soziale Infrastruktur aus. Auch im Hinblick auf die Rolle der Frau....
 
Bei Atheisten wird wohl am Grab des Verstorbenen oder auch bei der Gedenkfeier eher über dessen Arbeitgeber und seine Kollegen etc. hergezogen.
Schön, dass ich das jetzt weiß, dann werde ich solchen Beerdigungen fern bleiben, damit ich keinen Fehler mache und gar trauere.
 
Ist es auch nicht. Das "spirituelle Leben" in einer (Kirchen-)Gemeinde ist aber auch nicht wirklich erfüllend und bescheiden-spirituell, wie Du es hier darstellen willst.

Ich hatte jetzt kürzlich ein intensives tiefes Gespräch mit meiner Mutter, in dem sie mir auch nochmal detailiert ihren Glaubensweg beschrieben hat. Aufgewachsen als Pastorentochter, zunächst tief-religiös und streng-diszipliniert verlor sie ihren Glauben im Studium zur Musik- und Religionslehrerin. Dann lernte sie meinen Vater kennen, und die beiden traten einer Freikirche/Sekte bei. Viel später- um 1995 rum - trat meine Mutter da wieder aus, was für meinen Vater schwierig war, was er aber tolerierte (Ebenso beäugte er auch meinen Atheismzs, der da immer wieder mal durchschien, unglücklich, aber er akzeptierte es). Sie hat dann wieder in der Kirchengemeinde ihrer Stadt sich engagiert, den Kirchenchor geleitet, Seniorenreisen organisiert etc. Das volle Programm machte sie bis vor etwa 10 Jahren, wo sie die Leitung des Kirchenchores abgab. Dieses Jahr ist sie 90 geworden, und sitzt noch sporadisch vertretungsweise an der Orgel, falls die Haupt-Organistin verhindert ist, oder spielt in Gottesdiensten Geige... eine Aktivität, die ich in dem Alter bewundere. Aber sie sagte mir in diesem Gespräch selbst, dass sie den Glauben eigentlich schon lange wieder verloren hat und es mehr aus Liebe zur und Spaß an der Musik als aus Religiosität noch macht. Im Gegenteil findet sie einige Aspekte des kirchlichen Glaubens und des Gemeindelebens mittlerweile wieder sehr abschreckend. Zum Beispiel, wenn Gemeindemitglieder misstrauisch beäugt werden für Dinge, die andere eigentlich nichts angehen.

In dieser Gemeinde zeichnete sich ein Ehedrama ab, über das sich viele den Mund fusselig lästerten. Meine Mutter schüttelt da nur den Kopf ubd meint: "Was interessiert mich die Treue oder Untreue dieser Frau? Warum sollte ich darüber urteilen?" Und die (pseudo-)moralische Strenge in Kirchengemeinden war früher noch stärker. Da hat sie auch wieder so einiges erzählt, was sie noch als der Dorf-Kirchengemeinde ihres Vaters in Erinnerung hatte, und worüber sie sich damals als Jugendliche bzw. Junge Frau dann mit an der Lästerei beteiligt hat.

Den Frust ablassen etc. Was Du hier dem Materialismus und sozialen Plattformen zuschreibst, ist kein neues Phänomen. Und Kirche bzw. Kirchengemeinden sind nicht nur ein bescheidenes spirituelles Miteinander, sondern ach voll gefüllt mit dem gleichen Frust und Gruppendynamiken, die jetzt auf den sozialen Medien noch lauter hervortreten.

Früher wurden homosexuelle Menschen ausgegrenzt und mit metaphorischen Mistgabeln durchs Dorf getrieben. Für eine Tante von mir war es auch ein großer Schock, als einer ihrer Söhne sich als homosexuell outet (übrigens der Cousin von mir, der an Covid19 gestorben ist).

Ein Bruder meiner Mutter wurde auch Pastor, und musste auch einiges an Shitstorm ertragen und schlussendluch die Gemeinde wechseln als seine Frau sich von ihm wieder scheiden ließ (um 1985 herum war das).

Kirchengemeinden etc. sind keine friedlich-spirituellen Gruppen, in der die Menschen sich freundlich-sprirtuell begegnen, sondern ebenso metaphorisch Haifischbecken, in der die Mitglieder sich misstrauisch über mögliche Verfehlungen beäugen und genüsslich darüber tratschen, wenn irgendwo "Sünde" gemutmaßt wird.
Das ist fast überall das gleiche. Kaum tanzt man aus der Reihe, ist vielleicht anders, hat andere Bedürfnisse,🚩 IST ANDERS🚩, war es das mit Nächstenliebe. Außerdem geht es primär um die Gemeinschaft und viel weniger um den Glauben an sich. Zumindest habe ich immer diesen Eindruck gehabt.
 
Manche scheinen den Anschein erwecken zu wollen, dass eine Distanzierung zu der Kirche mit mit einem Werteverfall zu tun hat. Und das sehe ich absolut nicht so.

Als Kind habe ich oft mit den Pastorenkindern aus der Nachbarschaft gespielt. Es ergab sich quasi, dass ich das kirchliche Freizeitangebot für Kinder nutzte (Ausflüge, Vorlesestunden uvm.). Als fast volljähriger Teenager betreute ich diese Angebote auch teilweise.

Heute existieren diese Angebote in meiner Geburtsstadt kaum noch. Sie wurden abgelöst von Freizeitaktivitäten für Kinder, die mit Religion nichts zu tun haben, deswegen aber mitnichten weniger Werte vermitteln. Ich finde es gut. Vor allem, weil hier die Religion nicht spaltet.
 
Werbung:
(...)
Zudem trägt die Kirche wesentlich dazu bei, gesellschaftliche Werte und moralische Diskussionen zu formen.

Diesen Aspekt finde ich persönlich ja sogar gut. Das, was manchmal christliche Werte genannt wird, sind ja schlicht humanitäre Werte, und die müssen immer wieder propagiert werden bzw. in die Diskussion eingeführt werden.

Ich feiere beispielsweise die Bischöfin Budde für ihre Predigt zur Amtseinführung von Trump, und dass sie nicht dafür um Entschuldigung bat, wie Trump danach forderte.

Da gab und gibt es im Klerus und unter den Gläubigen einige Menschen über die Geschichte, die diese Werte sehr integer vermittelt und auch vorgelebt haben.

Diese Werte sind aber im Grundsatz unabhängig vom Glauben, und die können auch in einer säkularen Gesellschaft gelebt werden.

Das ist fast überall das gleiche. Kaum tanzt man aus der Reihe, ist vielleicht anders, hat andere Bedürfnisse,🚩 IST ANDERS🚩, war es das mit Nächstenliebe. Außerdem geht es primär um die Gemeinschaft und viel weniger um den Glauben an sich. Zumindest habe ich immer diesen Eindruck gehabt.

Ja, das ist schlichte Gruppendynamik - eine Abgrenzung "wir" gegen "die". Da wird dann Sonntags andächtig dem Versen z.B. von Matthäus 25:40+ gelauscht - sinngemäß: "Was Ihr den Geringsten antut, das tut Ihr mur an." - und Montags Bus Samstags werden die Homosexuellen, Muslims, Atheisten, Ausländer, Geschiedenen, uneheliche Beziehungen etc. argwöhnisch beäugt und gewünscht, die würden mehr "Sitte" haben, würden mehr gesetzlich drangsaliert oder sobdtwie ausgeschafft werden.

Kirchengemeinden oder religiöse Gruppen sind dahingehend nicht besser als jede andere normale Gruppe auch.
 
Zurück
Oben