Zitat von Namo:
"Es gibt wenig Reales in dieser Welt und es sind deren nur Wenige die es gefunden haben."
Reisender schrieb:
So scheint es zu sein, Namo. Schon der Nazarener soll gesagt haben:
Viele sind berufen, doch nur wenige sind auserwählt.
Warum nur Wenige? Und wer wählt aus? Und nach welchen Gesichtspunkten?
Und was geschieht mit den nicht Auserwählten? Und mit denen, die nicht einmal berufen sind?
Hallo Reisender,
natürlich kann man erkennen, daß die Welt eine Illusion ist. Physikalisch sind alle Erscheinungen Schwingungen einer Energie und über Nationen, Amerikaner oder deutsche Luft muß man nicht wirklich diskutieren. Sie haben keine Realität.
In dem Herumtasten in dieser spirituell dunklen Welt, die Sokrates zu seinem Höhlengleichnis bewogen haben mag, das Plato aufgeschrieben hat, scheint es viele Bemühungen zu geben, wie auch in diesem thread, was denn nun letztlich eine Realität hat ('Licht') . Dabei gibt es die unpersönliche Sichtweise, wie wir sie aus der Mathematik und der Wissenschaft kennen, wo etwas das im Außen oder im Innen ist, scheinbar bestimmt wird. Ich sage hier scheinbar, denn ich verstehe ein Bestimmen, als daß es erst durch das Bestimmen definiert ist. Da aber jeder Mensch unabhängig von anderen Menschen z.B. die Beziehungen in einem pythagoräischem Dreieck erkennen kann, so wie es Pythagoras unabhängig von den Sumerern entdeckt hat, ist die Vorstellung, das das Erkennbare erst existiert, wenn es durch eine Autorität formuliert ist, nicht haltbar. Dazu kommt, daß die erkannte Ordnung, wie im Falle des pythagoräischen Dreiecks, absolut als identisch erkannt worden ist. Wenn man das vergleicht mit Definitionen, die als Landesgesetze in den vielen Ländern gelten sollen, dann ist es schon erstaunlich, daß es hier unabhängig voneinander identische Erkenntnis gibt.
Wie ist das möglich?
Wie Du weißt, sagt Dein Lehrer Sokrates, und er sagt es nicht nur, sondern er beweist es auch, daß das, was wir als wahr erkennen, wie die Beziehungen in einem pythagoräischen Dreieck, nicht nur ein Erkennen ist, sondern ein Wiedererkennen, denn ob etwas als wahr erkannt wird, kann nur dann als wahr erkannt werden, wenn es dafür eine Referenz gibt. Ohne diese Referenz wäre das nicht möglich. Jedes Einsehen in eine Richtigkeit ist auf diese Referenz angewiesen. Nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Logik, in der Musik, und eigentlich in Allem, wie Philosophie, Ethik oder Recht.
Autoritäre Egozentriker vertreten hier zwar die Meinung, daß es diese Referenz nicht gibt, aber sie sind ohnmächtig zu erklären, warum Menschen unabhängig voneinander und das bereits seit früher Kindheit, in Gerechtigkeit, Logik, Musik oder Harmonie, eine vergleichbare Referenz empfinden. Zwar wird diese Referenz durch das konditionierte Denken in den Hintergrund gedrängt, und es gibt artig immer dasselbe tote Wissen wieder, aber wie es viele erkannt haben, kann totes Wissen nicht das individuelle Selbst weder verstehen, noch erklären. Die Suche nach dem Selbst und seiner Ordnung beginnt und das individuelle Selbst erkennt die eigenen Strukturen in sich als wahr. Und seltsamerweise sind die erkannten Strukturen, bis auf die persönlichen schicksalhaften Erlebnisse auch identisch.
Liebe als eine Dimension und Wahrheit als eine zweite Dimension werden oft erkannt als die Referenz, an der man alles messen kann.
Anbetrachts dieses Phänomens ist eine intellektuelle Diskussion über Objektivität vs Subjektivität nur eine Gehirngymnastik ohne daß sie etwas der Wahrheit näher bringen würde.
Das Individuum, daß sich als egozentrisch versteht in seiner Sichtweise wie jedes Wesen, das sich eingebunden in die Evolution sieht, ist es nicht gewohnt, eine Sichtweise einzunehmen, die auch den Anderen mit einbezieht. Wie wir aber gesehen haben, ist der Andere - bis auf das persönliche Schicksal - nichts anderes wie der Eine. In dieser Sichtweise verstehen die Seelen sich; in der egozentrischen Sichtweise sind sie Feinde, die sich gegenseitig den Lebensraum und das Leben streitig machen.
Jesus sagte: "Das Königreich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus. Er stieß es in die Wand, um zu erkennen, ob seine Hand stark wäre. Dann tötete er den Mächtigen."
Ich denke es ist falsch Jesus mit seinen Parabeln so zu verstehen, daß er oder die Referenz autoritär bevorzugte Kandidaten auswählt, denn viele andere sayings zeigen das es ihm um jede Seele ging und das jeder gerufen ist. Aber es sind eben nicht viele die Kabir's und Gilgamesh's Ozean überquert haben, und wie es Manuela sagte, viele haben noch nicht einmal ihre Füße darin naßgemacht. Die meisten Menschen sind Konsumenten von Aldi, Wissenschaft, Religionen, Guru's oder ihrer Lieblings-Autorität. Wie einen Wagen Getreide bunkert man das in seinem Haus. Aber alles das hinter sich zu lasssen und dem Rufen zur Referenz folgen, deren sind nur wenige, die sie gefunden haben. Und mitnichten konnten sie ihre Machtansprüche mitnehmen.
Es ist nicht so, daß es Auserwählte gibt und nicht Auserwählte. Es ist vielmehr so, daß die Bindung gewollt oder ungewollt an die mächtigen Sozialisierer in dieser Welt, wie in diesem Forum, die meisten davon abhält diesen einsamen inneren Weg allein zu gehen.
Trotzdem haben es welche getan und darüber berichtet. Sie haben das Reale gefunden. Aber sie sehen nie wieder diese sterbliche Welt als ihre Heimat an.
Im Aberglauben and die Macht der Skepsis stellen viele Sterbliche ihre einzige Realität, die sie haben, selbst in Frage:
Kabir sagt: "Der Sterbliche verliert sein Vertrauen dieser Welt zuliebe, aber letztlich wird die Welt nicht mit ihm gehen.
Der Idiot schlägt seinen eigenen Fuß ab mit der Axt in seinen eigenen Händen."
(Kabir)
LG
Namo