Tommy
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Hallo
"Nahtod-Erfahrung" (NTE) ist ein relativ moderner Begriff. Er wurde Ende der 70er gebildet, inspiriert durch Raymond A. Moodys Millionen-Bestseller "Leben nach dem Tod", der 1975 herauskam. Der englische Arzt hatte rund 150 Fälle von klinisch toten und wiederbelebten Patienten in einer fünfjährigen Forschungsarbeit zusammengetragen und war dabei auf frappierende Ähnlichkeiten in den Erlebnisberichten der Wiederbelebten gestoßen. Moody konnte bereits aufgrund dieser relativ geringen Menge an Sterbeerlebnissen (gering, gemessen an dem überwältignden Material, das heutzutage vorliegt) das Schema eines typischen Todesverlaufs erstellen, das sich später als im Kern zutreffend erwies, wenngleich auch korrigierende Modifikationen erfuhr. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, was die Patienten erlebten, hier das Modell, das Moody vorgab:
(Raymond A. Moody, Leben nach dem Tod, Reinbek bei Hamburg 1993, S.27-29)
Noch einmal zum Begriff: "NTE": Moody selbst sprach immer von "Nachtod-Erfahrungen", so wie auch die Reanimierten, die felsenfest von der Realität des Erlebten überzeugt waren, davon, daß sie die Schwelle des Todes überschritten hätten. Der Begriff "Nahtod-Erfahrung ist ein Kompromißbegriff und ein Tribut an die Kritiker. Man einigte sich darauf mit dem Argument, die Reanimierten seien keineswegs "tot" gewesen, auch wenn alle medizinischen Kriterien eines klinischen Todes erfüllt gewesen seien, sonst hätten sie kaum von ihren Erlebnissen Bericht erstatten können. Dieses Argument brachte systematisch der katholische Theologe Hans Küng vor (die Amtskirchen tun sich schwer mit der NTE-Forschung, eine offizielle Stellungnahme des Vatikans liegt auch nach 30 Jahren Forschungsarbeit nicht vor; verständlich, da hier gewisse Dogmen und Mystizismen klar fallen, wie etwa das eines jenseitigen Strafgerichts).
Die systematische Erforschung der NTE-Erfahrung begann 1978 mit der Gründung der IANDS (International Association for Near-Death Studies), die weltweit Material sammelt und Daten erhebt, mit dem Ziel, zu einer wissenschaftlich haltbaren Einschätzung dieses Phänomens zu kommen.
http://iands.org/index.php
Ein Irrtuim wäre es zu glauben, NTEs wären ein modernes Phänomen; nur der Begriff ist neu, die Erlebnisse finden sich zu allen Zeiten in allen Kulturen, selbstverständlich nicht unter diesem Begriff. Charakteristische NTE-Merkmale lassen sich beispielsweise im altbabylonischen Gilgamesch-Epos, im Tibetanischen Totenbuch, in Platons "Poiliteia", zahlreicher mittelalterlicher Literatur, Beschreibungen von Swedenborg usw. Nahtod-Erlebnisse hat es zu allen Zeiten gegeben. Für Interessierte fällt mir eine historisch gerichtete Untersuchung ein, die sehr informativ ist:
Carol Zaleski, Nah-Todeserlebnisse und Jenseitsvisionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Frankfurt a. Main 2001, Insel
Noch eine notwendige Unterscheidung als Vorbemerkung: NTE-Forschung gliedert sich in zwei Forschungsbereiche:
----->die Berichte Reanimierter bzw. direkt an der Schwelle des Todes Stehender (z.B. auch Bergsteiger, die dem Tod knapp entronnen sind und allgemein Unfallpatienten)
------>Visionen auf dem Sterbebett. Das sind die protokollierten Erlebnisse von Patienten im Endstadium, die unmittelbar vor ihrem Tode Aussagen darüber machen, was sie sehen, bevor sie für immer gehen.
Zum zweiten Forschungsbereich mache ich noch einen gesonderten Thread auf.
Zur NTE-Forschung gibt es inzwischen neben dem unüberschaubaren Meer von Forschungsliteratur auch sehr informative Dokumentarfilme fast aller großen Sendeanstalten (NDR, SF/DRS/3-Sat, MDR, Bayrischer Rundfunk usw.,) wobei ich den Bericht von Joachim Faulstich insbesondere empfehle.
http://www.hr-online.de/website/fer...jsp?rubrik=6096&key=standard_document_2341340
Darin kommt unter anderem der berühmte, medizinisch sauber dokumentierte "Pam Reynolds"-Fall zur Sprache, der in unseren Erörterungen noch eine Rolle spielen wird, und der, die Argumentation der Kritiker zum endgültigen Einsturz bringen könnte.
Die Basissequenzen einer typischen NTE dürften allgemein bekannt sein; ich gab in der Vorbemerkung bereits einen ersten EinblicK: das Verlassen des Körpers, die blitzartige Reise durch eine Art Tunnel (das muß nicht immer ein Tunnel sein, schon Moody hat auch andere Benennungen von seinen Patienten gehört: "Trichter", "Schacht", "Röhre" usw. ), das Zusammentreffen mit Verstorbenen, die Begegnung mit einem Lichtwesen, unter dessen mehr oder minder direkter Regie eine Art Lebensfilm (Lebensbilanz) im Zeitraffer und in 3-D erlebt wird, schließlich die erzwungene Rückkehr in den eigenen Körper.
Experiencer (so werden in der NTE-Forschung die Leute genannt, die eine NTE-Erfahrung machten) erleben dabei in der Regel ein Gefühl grenzenloser Freiheit und des Friedens; ist die NTE genügend weit fortgeschritten, berichten sie, "von einem Schauer aus Licht durchflutet" worden zu sein. [1] Der Akt der Wiederbelebung hingegen, um das Schema abzuschließen, wird als ein Akt der Gewalt dargestellt: Es ist von einer "eisernen Faust" die Rede, welche die Experiencer in ihren Körper zurückgezwungen habe. Nicht selten werden die wiederbelebenden Ärzte zu ihrem Erstaunen vom Patienten mit bitteren Vorwürfen überzogen statt mit heissen Dankesbekundungen:
Hier eine etwas drastischere Reaktion einer Patientin:
Experiencer sind felsenfest von der Realität des Erlebten überzeugt; sie selbst sprechen nicht von "Nah-Todeserfahrungen", sondern von "Nach-Todeserfahrungen":
Allerdings gibt es auch viele Fälle, wo die Experiencer aus eigener Einsicht, allerdings nur ungern, zurückkehren. Beispiel:
Nicht, daß Mißverständnisse entstehen. Ich benutze nicht die subjektive Einschätzung der Experiencer als Argument für die Realität des Erlebten. Dafür gibt es viel stärkere Argumente, die später noch kommen. Aber schließlich sind die Aussagen über die Authentizität des Erlebten von seiten der Betroffenen selbst ein Faktum, das man in der Analyse nicht einfach unter den Tisch fallen lassen kann.
Ich möchte zugleich auch ein zweites mögliches Mißverständnis von vornherein klären. Es kommt immer wieder der Einwand, die wiederbelebten Patienten seien ja gar nicht "richtig" tot gewesen, die erfolgreiche Wiederbelebung zeige das. Diesen formallogischen Einwand hört man in Diskussionen oft. Auf diesem Argument baut auch der Theologe Hans Küng seine Gegenposition auf:
"Keiner, der zurück ins Leben kam, hatte die Schwelle zum Tod überschritten.
Da der Tod noch nicht eingetreten sei, könnten NTE-Erlebnisse auch nichts über ein Leben nach dem Tod aussagen:
"Was ist von dem Ganzen aus theologischer Perspektive zu halten? Kurz gesagt: Nichts!" (Hans Küng, Ewiges Leben, München 1982, S. 26)
Deshalb schlage ich vor, zwischen "klinischem Tod" und "biologischem Tod" zu unterscheiden. "Biologisch tot" nennen wir dann jemanden, der den "point of no return" überschritten hat. Die Entscheidung darüber, ob jemand endgültig tot sei, würde dann vom Kriterium der erfolgreichen Rückkehr abhängig gemacht. Selbstverständlich können wir von dieser Gruppe der Patienten keine Auskunft mehr erhalten. Für den Begriff "klinisch tot" könnte man folgende Definition als Grundlage nehmen:
Ich möchte nun nicht die These vertreten, daß diese Patienten, die vom Arzt bereits für tot erklärt wurden, auch tatsächlich "tot" waren und mithilfe der modernen Wiederbelebungstechnik ins Leben zurückgerufen wurden. Das wäre viel zu anstrengend. Sondern man könnte sich ganz pragmatisch auf folgende Aussagen einigen:
- Zum Zeitpunkt y war Person X im medizinisch definierten Sinne (s.o.) tot.
- Zum Zeitpunkt y+n war Person X im medizinisch definierten Sinne wieder lebendig.
Dabei ist "n" eine Zeitvariable. In der Medizin geht man davon aus, daß 5 Minuten nach erfolgloser Reanimationsbemühung der biologische Organismus bereits so sehr geschädigt ist (die Gehirnzellen sterben aufgrund von Sauerstoffmangel ab), daß wir es bei einer glückenden Wiederbelebung nur noch mit einem willens- und bewußtseinsleeren Körper zu tun haben, der sich nie wieder regnerieren wird.
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"Nahtod-Erfahrung" (NTE) ist ein relativ moderner Begriff. Er wurde Ende der 70er gebildet, inspiriert durch Raymond A. Moodys Millionen-Bestseller "Leben nach dem Tod", der 1975 herauskam. Der englische Arzt hatte rund 150 Fälle von klinisch toten und wiederbelebten Patienten in einer fünfjährigen Forschungsarbeit zusammengetragen und war dabei auf frappierende Ähnlichkeiten in den Erlebnisberichten der Wiederbelebten gestoßen. Moody konnte bereits aufgrund dieser relativ geringen Menge an Sterbeerlebnissen (gering, gemessen an dem überwältignden Material, das heutzutage vorliegt) das Schema eines typischen Todesverlaufs erstellen, das sich später als im Kern zutreffend erwies, wenngleich auch korrigierende Modifikationen erfuhr. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, was die Patienten erlebten, hier das Modell, das Moody vorgab:
Ein Mensch liegt im Sterben. Während seine körperliche Bedrängnis sich dem Höhepunkt nähert, hört er, wie der Arzt ihn für tot erklärt. Mit einemmal nimmt er ein unangenehmes Geräusch wahr, ein durchdringendes Läuten oder Brummen, und zugleich hat er das Gefühl. daß er sich sehr rasch durch einen langen, dunklen Tunnel bewegt. Danach befindet er sich plötzlich außerhalb seines Körpers, jedoch in derselben Umgebung wie zuvor. Als ob er ein Beobachter wäre, blickt er nun aus einiger Entfernung auf seinen eigenen Körper. In seinen Gefühlen zutiefst aufgewühlt, wohnt er von diesem seltsamen Beobachtungsposten aus den Wiederbelebungversuchen bei.
Nach einiger Zeit fängt er sich und beginnt, sich immer mehr an seinen merkwürdigen Zustand zu gewöhnen. Wie er entdeckt, besitzt er noch immer einen `Körper´, der sich jedoch sowohl seiner Beschaffenheit als auch seinen Fähigkeiten nach wesentlich von dem physischen Körper, den er zurückgelassen hat, unterscheidet. Bald kommt es zu neuen Ereignissen. Andere Wesen nähern sich dem Sterbenden, um ihn zu begrüßen und ihm zu helfen. Er erblickt die Geistwesen bereits verstorbener Verwandter und Freunde, und ein Licht und Wärme ausstrahlendes Wesen, wie er es noch nie gesehen hat, ein Lichtwesen, erscheint vor ihm. Dieses Wesen richtet - ohne Wort zu gebrauchen - eine Frage an ihn, die ihn dazu bewegen soll, sein Leben als Ganzes zu bewerten. Es hilft ihm dabei, indem es das Panorama der wichtigsten Stationen seines Lebens in einer blitzschnellen Rückschau an ihm vorüberziehen läßt. Einmal scheint es dem Sterbenden, als ob er sich einer Art Schranke oder Grenze nähere, die offenbar die Scheidelinie zwischen dem iridischen und dem folgenden Leben darstellt. Doch ihm wird klar, daß er zur Erde zurückkehren muß, da der Zeitpunkt seines Todes noch nicht gekommen ist. Er sträubt sich dagegen, denn seine Erfahrungen mit dem jenseitigen Leben haben ihn so sehr gefangengenommen, daß er nun nicht mehr umkehren möchte. Er ist von überwältigenden Gefühlen der Freude, der Liebe und des Friedens erfüllt. Trotz seines inneren Widerstandes - und ohne zu wissen, wie - vereinigt er sich dennoch wieder mit seinem physischen Körper und lebt weiter.
Bei seinen späteren Versuchen, anderen Menschen von seinem Erlebnis zu berichten, trifft er auf große Schwierigkeiten. Zunächst einmal vermag er keine menschlichen Worte zu finden, mit denen sich überirdische Geschehnisse dieser Art angemessen ausdrücken ließen. Da er zudem entdeckt, daß man ihm mit Spott begegnet, gibt er es ganz auf, anderen davon zu erzählen. Dennoch hinterläßt das Erlebnis tiefe Spuren in seinem Leben; es beeinflußt namentlich die Art, wie der jeweilige Mensch dem Tod gegenübersteht und dessen Beziehung zum Leben auffaßt.
(Raymond A. Moody, Leben nach dem Tod, Reinbek bei Hamburg 1993, S.27-29)
Noch einmal zum Begriff: "NTE": Moody selbst sprach immer von "Nachtod-Erfahrungen", so wie auch die Reanimierten, die felsenfest von der Realität des Erlebten überzeugt waren, davon, daß sie die Schwelle des Todes überschritten hätten. Der Begriff "Nahtod-Erfahrung ist ein Kompromißbegriff und ein Tribut an die Kritiker. Man einigte sich darauf mit dem Argument, die Reanimierten seien keineswegs "tot" gewesen, auch wenn alle medizinischen Kriterien eines klinischen Todes erfüllt gewesen seien, sonst hätten sie kaum von ihren Erlebnissen Bericht erstatten können. Dieses Argument brachte systematisch der katholische Theologe Hans Küng vor (die Amtskirchen tun sich schwer mit der NTE-Forschung, eine offizielle Stellungnahme des Vatikans liegt auch nach 30 Jahren Forschungsarbeit nicht vor; verständlich, da hier gewisse Dogmen und Mystizismen klar fallen, wie etwa das eines jenseitigen Strafgerichts).
Die systematische Erforschung der NTE-Erfahrung begann 1978 mit der Gründung der IANDS (International Association for Near-Death Studies), die weltweit Material sammelt und Daten erhebt, mit dem Ziel, zu einer wissenschaftlich haltbaren Einschätzung dieses Phänomens zu kommen.
http://iands.org/index.php
Ein Irrtuim wäre es zu glauben, NTEs wären ein modernes Phänomen; nur der Begriff ist neu, die Erlebnisse finden sich zu allen Zeiten in allen Kulturen, selbstverständlich nicht unter diesem Begriff. Charakteristische NTE-Merkmale lassen sich beispielsweise im altbabylonischen Gilgamesch-Epos, im Tibetanischen Totenbuch, in Platons "Poiliteia", zahlreicher mittelalterlicher Literatur, Beschreibungen von Swedenborg usw. Nahtod-Erlebnisse hat es zu allen Zeiten gegeben. Für Interessierte fällt mir eine historisch gerichtete Untersuchung ein, die sehr informativ ist:
Carol Zaleski, Nah-Todeserlebnisse und Jenseitsvisionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Frankfurt a. Main 2001, Insel
Noch eine notwendige Unterscheidung als Vorbemerkung: NTE-Forschung gliedert sich in zwei Forschungsbereiche:
----->die Berichte Reanimierter bzw. direkt an der Schwelle des Todes Stehender (z.B. auch Bergsteiger, die dem Tod knapp entronnen sind und allgemein Unfallpatienten)
------>Visionen auf dem Sterbebett. Das sind die protokollierten Erlebnisse von Patienten im Endstadium, die unmittelbar vor ihrem Tode Aussagen darüber machen, was sie sehen, bevor sie für immer gehen.
Zum zweiten Forschungsbereich mache ich noch einen gesonderten Thread auf.
Zur NTE-Forschung gibt es inzwischen neben dem unüberschaubaren Meer von Forschungsliteratur auch sehr informative Dokumentarfilme fast aller großen Sendeanstalten (NDR, SF/DRS/3-Sat, MDR, Bayrischer Rundfunk usw.,) wobei ich den Bericht von Joachim Faulstich insbesondere empfehle.
http://www.hr-online.de/website/fer...jsp?rubrik=6096&key=standard_document_2341340
Darin kommt unter anderem der berühmte, medizinisch sauber dokumentierte "Pam Reynolds"-Fall zur Sprache, der in unseren Erörterungen noch eine Rolle spielen wird, und der, die Argumentation der Kritiker zum endgültigen Einsturz bringen könnte.
Die Basissequenzen einer typischen NTE dürften allgemein bekannt sein; ich gab in der Vorbemerkung bereits einen ersten EinblicK: das Verlassen des Körpers, die blitzartige Reise durch eine Art Tunnel (das muß nicht immer ein Tunnel sein, schon Moody hat auch andere Benennungen von seinen Patienten gehört: "Trichter", "Schacht", "Röhre" usw. ), das Zusammentreffen mit Verstorbenen, die Begegnung mit einem Lichtwesen, unter dessen mehr oder minder direkter Regie eine Art Lebensfilm (Lebensbilanz) im Zeitraffer und in 3-D erlebt wird, schließlich die erzwungene Rückkehr in den eigenen Körper.
Experiencer (so werden in der NTE-Forschung die Leute genannt, die eine NTE-Erfahrung machten) erleben dabei in der Regel ein Gefühl grenzenloser Freiheit und des Friedens; ist die NTE genügend weit fortgeschritten, berichten sie, "von einem Schauer aus Licht durchflutet" worden zu sein. [1] Der Akt der Wiederbelebung hingegen, um das Schema abzuschließen, wird als ein Akt der Gewalt dargestellt: Es ist von einer "eisernen Faust" die Rede, welche die Experiencer in ihren Körper zurückgezwungen habe. Nicht selten werden die wiederbelebenden Ärzte zu ihrem Erstaunen vom Patienten mit bitteren Vorwürfen überzogen statt mit heissen Dankesbekundungen:
[2]Der Körper des Patienten wies schwarze Flecken auf, die darauf hindeuteten, daß das Blut nicht mehr zirkulierte. Es begann bereits, sich in den unteren Körperregionen abzusetzen. Wenn ich Elisabeth (die Tochter des Patienten, T.G.) nicht persönlich gekannt hätte, hätten wir,glaube ich, nicht versucht, den Mann zu reanimieren. Er war so tot, wie jemand nur sein kann. Ich hatte keine ernsthafte Hoffnung mehr, entschied aber trotzdem, so zu verfahren, als bestünde sie noch.
[3]Nach kräfteaufreibenden Prozeduren schlägt der Patient die Augen auf und teilt den erstaunten Ärzten mit: "Es war falsch von euch, mich von einem so wundervollen Ort zurückzuholen. Wenn ich wieder gehe, lasst mich.
Hier eine etwas drastischere Reaktion einer Patientin:
[4]Plötzlich aber spürte ich, wie es mich hinunterzog und ich zurück in meinen Körper katapultiert wurde. Ich war zornig. Ich glaube, ich war noch nie zuvor so wütend! Ich schrie und tobte vor Zorn und Wut, weil ich zurückwollte
Experiencer sind felsenfest von der Realität des Erlebten überzeugt; sie selbst sprechen nicht von "Nah-Todeserfahrungen", sondern von "Nach-Todeserfahrungen":
[5]Es mag seltsam erscheinen, aber ich hatte wirklich nicht den Wunsch, wieder in den Körper auf dem Tisch zurückzukehren. Doch ich wurde gewaltsam zu ihm hingestossen... Ich weiß, daß ich starb, und ich würde gerne wieder sterben. Es war sehr angenehm.
Allerdings gibt es auch viele Fälle, wo die Experiencer aus eigener Einsicht, allerdings nur ungern, zurückkehren. Beispiel:
[5a]Auf einmal sprach mich ein Mann an, der links vor dem Tunnelausgang stand; er sah aus wie mein Vater, den ich nur von Bildern her kenne, da er gestorben isr, als ich vier Jahre alt war. Er sagte zu mir: "Du dafst nicht aus dem Tunnel herausgehen, sonst kommst du nie mehr zurück. Kehre um, du wirst noch gebraucht. Ich bin dann wiedr den Tunnel zurückgegangen, obwohl es auf der anderen Seite schöner gewesen wäre.
Nicht, daß Mißverständnisse entstehen. Ich benutze nicht die subjektive Einschätzung der Experiencer als Argument für die Realität des Erlebten. Dafür gibt es viel stärkere Argumente, die später noch kommen. Aber schließlich sind die Aussagen über die Authentizität des Erlebten von seiten der Betroffenen selbst ein Faktum, das man in der Analyse nicht einfach unter den Tisch fallen lassen kann.
Ich möchte zugleich auch ein zweites mögliches Mißverständnis von vornherein klären. Es kommt immer wieder der Einwand, die wiederbelebten Patienten seien ja gar nicht "richtig" tot gewesen, die erfolgreiche Wiederbelebung zeige das. Diesen formallogischen Einwand hört man in Diskussionen oft. Auf diesem Argument baut auch der Theologe Hans Küng seine Gegenposition auf:
"Keiner, der zurück ins Leben kam, hatte die Schwelle zum Tod überschritten.
Da der Tod noch nicht eingetreten sei, könnten NTE-Erlebnisse auch nichts über ein Leben nach dem Tod aussagen:
"Was ist von dem Ganzen aus theologischer Perspektive zu halten? Kurz gesagt: Nichts!" (Hans Küng, Ewiges Leben, München 1982, S. 26)
Deshalb schlage ich vor, zwischen "klinischem Tod" und "biologischem Tod" zu unterscheiden. "Biologisch tot" nennen wir dann jemanden, der den "point of no return" überschritten hat. Die Entscheidung darüber, ob jemand endgültig tot sei, würde dann vom Kriterium der erfolgreichen Rückkehr abhängig gemacht. Selbstverständlich können wir von dieser Gruppe der Patienten keine Auskunft mehr erhalten. Für den Begriff "klinisch tot" könnte man folgende Definition als Grundlage nehmen:
Roche Lexikon MedizinKlinischer Tod: Aufgrund eines anhaltenden Herz-Kreislauf- und Atemstillstandes, d.h. aufgrund nicht feststellbarer Herztätigkeit, fehlender Pulse, blaßgrauer Zyanose oder Leichenblässe der Haut und der Schleimhäute, Lichtstarre der weiten Pupillen und Areflexie festgestellter Tod. Kriterien des eingetretenen Hirntodes: weite lichtstarre Pupillen, zerebrale Areflexie (spinale Reflexe oft erhalten), Null-Linie im EEG, Kreislaufstopp in Vertebralis und Karotiden (angiographisch nachzuweisen vor Organentnahme für Transplantation).
Ich möchte nun nicht die These vertreten, daß diese Patienten, die vom Arzt bereits für tot erklärt wurden, auch tatsächlich "tot" waren und mithilfe der modernen Wiederbelebungstechnik ins Leben zurückgerufen wurden. Das wäre viel zu anstrengend. Sondern man könnte sich ganz pragmatisch auf folgende Aussagen einigen:
- Zum Zeitpunkt y war Person X im medizinisch definierten Sinne (s.o.) tot.
- Zum Zeitpunkt y+n war Person X im medizinisch definierten Sinne wieder lebendig.
Dabei ist "n" eine Zeitvariable. In der Medizin geht man davon aus, daß 5 Minuten nach erfolgloser Reanimationsbemühung der biologische Organismus bereits so sehr geschädigt ist (die Gehirnzellen sterben aufgrund von Sauerstoffmangel ab), daß wir es bei einer glückenden Wiederbelebung nur noch mit einem willens- und bewußtseinsleeren Körper zu tun haben, der sich nie wieder regnerieren wird.
----Fassungsvermögen der Beitragslänge beschränkt, daher scrollen, geht gleich weiter----