Mipa's Thread

Unsere Leben sind verschieden, aber die Empfindungen verbinden uns. Was uns trennt, findet sich in gemeinsamen Geschichten wieder. Wir hören uns nicht, aber der Wind flüstert die Antwort auf alle Fragen. Gedanken werden nicht geäussert, aber fliessen in unser Bewusstsein. Wir berühren uns nicht, aber werden durch eine Ahnung und ein tieferes Wissen berührt. :blume:
 
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Ich bin verliebt in ihren Blick. Melancholie liegt darin, vielleicht schon ein Hauch Vorahnung. Aber ich sehe auch Hingabe und Liebe. Ihr Gesicht ist dem Kind zugeneigt. Auf der alten Freske in Morcote umfängt sie mit einem Arm leicht das Kind. Die Freske hängt irgendwo im Dorf an einer Mauer, dort, wo sich eine enge Treppe zwischen den alten Häusern hindurch an den See hinunter schlängelt. Sie ist leicht verblichen und unauffällig, da sie sich kaum vom steinigen Hintergrund abhebt. Man kann sie glatt übersehen und tut es auch, wie ich an den vielen Besuchern bemerkte, die achtlos an diesem bijoux vorbeiliefen. Seit ich meine Liebe zur Fotografie entdeckt habe, übersehe ich solche Schätze am Wegrand nicht mehr. Ich habe entdeckt, dass - für mich - die schönsten Bilder dann entstehen, wenn ich achtsam bin. Wenn ich Zeit habe. Wenn das Detail zum Ganzen wird. Wenn ich das ins Zentrum rücke, worin sich mein Auge und alle meine Sinne verlieben. Das kann ein Schnappschuss genauso sein wie eine Komposition, die mich herausfordert.
Der Blick des Kindes ist der Mutter zärtlich und erwartungsvoll zugewandt, sein Händchen berührt ihren Hals. Die beiden Gesichter scheinen zu verschmelzen, kein Blatt passt zwischen sie.
So hängt dieses alte Bild an einer unscheinbaren Ecke des Orts und macht ihn für mich zu etwas Besonderem.
 
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