.......Andere sind da praktischer, wie Inti, Walter, ChrisTina, Elke...
Die liebe Abendsonne liest das und erkennt die Lösung trotzdem nicht.
Sie interpretiert etwas anderes.
Allerdings ist das ist bei ihrer Geschichte kein Wunder, finde ich.
Diese, ihre, Mutter kreist um sich selbst in hingebender Schwäche.
Das ist im Grunde eine sehr narzisstisse Rolle, die vom Kind ( dem früheren Kind Abendsonne) ganz viel fordert.
Denn da die Mutter so schwach ist, wird das Kind nicht um seiner selbst geliebt und wahrgenommen, sondern bleibt immer ein Mittel, die "schwache, hingebungsvoll gute" Mutter zu bedienen, zu stützen.
Kein Wunder, dass Abendsonne sich da in ihren eigenen Empfindungen
"verkehrt " fühlt.
Auf der einen Seite, ist die Mutter von der Art her wie sie auftritt, ja so gut, doch in ihrer hingebungsvollen Art verkleistert sie, wie bedürftig sie selber ist! Wieviel innere Hilfe sie von der Tochter fordert! Um genau ihr unbewusstes Mutter-Lebensspiel aufrecht zu erhalten!
Statt menschlich "echt" zu sein, steuert sie irgendwelche Geschenke bei, für die man auch noch dankbar sein muss, während einem längst schlecht wird, über das, was diese Mutter einem im Gegenzug dazu nimmt.
Abendsonne spürt diese Diskrepanz, aber sie kann sie nicht einordnen.
Ist das Lüge? Theater? Schow? - Echt ist es jedenfalls nicht.
Hinzu kommt, dass die Mama mit moralisch hohen Werten daherkommt:
"Was? Deine eigenen Eltern verlassen? Es sind doch Deine Eltern!"
Abendsonne hat genau die gleichen hohen moralischen Werte der Mama übernommen. Schließlich ist das ja ihre Mutter. Aber es ist für sie eine Krux, wenn man ihre Beiträge liest.
Ständig fragt sie sich: Darf ich zornig sein? Darf ich ablehnend sein?
Was ist das nur, ich bin wütend. Darf ich wütend sein?
Sie kennt sich nicht aus. Und das ist auch kein Wunder, bei einer solchen Mutter. Das Geheimnis der Mutter ist von vorn herein durch einen moralischen Anspruch verkleistert: IHR darf man nicht böse sein.
Klar ist die Mutter tatsächlich schwach. Sie bekommt ECHTE Herzprobleme.
Trotzdem ist es eine Rolle, die sie spielt.
Ihre Lebensrolle, die sie nie anders definiert hat.
Echte Gefühle sind durch Moral ersetzt. Durch ein: Man muss. Durch Schuld - und Schamprinzipien.
Da die Mutter ja nie im Leben an etwas Schuld sein kann, so schwach und gut sie ist, müssen andere her.
Dass es ein Leben OHNE Schuld geben kann, in dem alle nur freudig sind, anstatt pflichtbewusst, ist Abendsonnes Mama noch nicht aufgefallen.
Zu dieser schwachen Mutter gehört ein narzisstischer Vater, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Wo die Mutter weich und verletzlich ist, ist er hart und nichthinschauend. Die beiden haben sich gesucht und gefunden.
Die Mutter - in ihrer persönlichen Schwäche - ordnet sich dem harten Vater unter, der dadurch seine ( vermutlich auch gespielte ) Härte besser leben kann. Je weicher sie ist, desto härter wird er. Er ist schließlich das Rückrat der Familie!
Also: Die hingebungsvolle ( falsche) Weichheit der Mutter, baut den Vater auf, der sich in seiner (falschen) Härte bestätigt fühlt. Beiden gemein ist das Klammern an Äußerlichkeiten, an das: Man muss. Beiden gemein ist das Klammern an das bürgerliche Ansehen im Ort: So und so gibt man sich nach außen hin! Beiden gemein sind Schuld- und Schamgefühle, bezüglich des Außens.
Das ist eine doppelt und dreifache Fassade, die niemand auf Anhieb leicht verstehen kann.
Denn die Eltern sind ja nicht nur nach außen hin lügend - sie sind es sich selbst gegenüber, und dem Ehepartner gegenüber und den Kindern gegenüber auch!
Abendsonne steht hier also vor einem mehrfachen Rätsel.
Wenn es also um Schuld geht, wie sie von ihren moralischen Eltern gelernt hat, muss der Schuldige doch auch bestraft werden? Muss einsehen, das er sich falsch verhalten hat? Muss sich ändern?
Irgendwo muss man doch mal hin mit der Schuld? Und da es das frühere Kind Abendsonne nicht war, MÜSSEN es die Eltern gewesen sein, ist doch klar. Sie haben gemacht, dass die Schwester abhaute in die Obdachlosigkeit , und es Abendsonne mit ihren verdrehten Werten so schwergemacht, dass sie in ihrem Leben nicht unterscheiden kann, um was es wirklich geht.
Mit so einer Doppelbelastung mehrfacher innerer Lüge aufgewachsen, kann man wirklich selber schlecht sehen, um was es tatsächlich geht.