Meine Schwester ist obdachlos

hallo,

elke hat recht.


ich versuche mein lachen wiederzúfinden und vergesse vorläufig die elterngeschichte und vieles andere auch.

alles, alles liebe für euch

abendsonne
Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Glück dabei. Das Leben ist einfach zu kurz und jeder Tag kostbar. Vielleicht findest du Gesellschaft für dich, eine Freundin ..Mütter anderer Kinder mit denen du etwas unternehmen kannst. Vielleicht brauchst du auch Zeit für dich, um allein die Natur oder was dir sonst gefällt zu genießen. Wen du es nur für dich und deine kleine Kinderschar tust.
LG
Elke
 
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ihr lieben,

danke, ich möchte dennoch eure beiträge wie gesagt noch eingehend lesen und vielleicht da und dort was sagen.
ansonsten ziehts mich jetzt tatsächlich zum AUGENBLICK,

ich habe dies gerade auch meinem bruder gepostet, der sich gerade auf die suche begibt.... - und selbstbestimmt - getrieben durch die spirituellen ratschläge "sich lösen möchte von den starren und beengenden Grenzen der Vergangenheit. das ergebnis ist, dass seine frau sich seit wochen die seele aus dem leib weint, weil er so rigoros seinen weg durchzieht, und seine kinder hilflos zuschauen...... (sie weint wirklich stundenlang, nimmt jede woche ein kilo ab etc....)

er möchte meine hilfe in bezug auf tarotkarten etc. ... - und ich rate ihm ab, so merke ich. von der verwerflichkeit aus christlicher sicht hab ich ihm geschrieben etc.
und u.a. folgendes:

".......Ich bin nicht der praktizierende Christ - und auch nicht der überzeugte Esoteriker (geworden


Ich bin eher der Mensch, der den Buddhismus (in der einfachen Art!!!) sehr schätzt, hier richtet sich alles

auf den AUGENBLICK. Da kannst du dann schon zufrieden sein, wenn du den Schmetterling betrachtest.


die Esoterik treibt einen weg vom
AUGENBLICK. Das kannst mir echt glauben, ich habe 15 Jahre „beobachtet“. Man geht mehr und mehr

am tätsächlichen Leben vorbei.


so ist es jedenfalls bei mir, und es KÖNNTE auch bei ihm so sein, (es zeichnet sich ab) - und jeder, der anders umgehen kann mit der esoterik, der wird um vieles weiter sein als ich.

familienstellen, etc., alles, sehr, sehr kompliziert.
weg davon jetzt, nur mehr "am rande" (=weil doch wieder magisch)- und je mehr es den bruder hinzieht, desto mehr merke ich, dass ich mich zu distanzieren beginne.

begrenzt.
ganz vom forum kann ich ja auch nie lassen



lg abendsonne und danke in der zwischenzeit.



vielleicht geht der thread ja auch so weiter, es sind SO viele wertvolle postings dabei, die vielleicht so manchem helfen können. bei mir war es AUF JEDEN FALL so.
dankeschön
 
hab begonnen, noch mal die postings, die ich gestern nicht eingehend studieren konnte, zu lesen und möchte doch gleich etwas dazu sagen:
Sie, die Mutter und die Oma, haben mich ins hinterste Zimmer des Hauses geschoben, um mein Schreien nicht mehr zu hören. Hinterher schrie ich nicht mehr.

Mein Vater fand mich, nachdem er eines Sonntags nach einem mehrwöchigen Handwerkereinsatz, weit entfernt, nach Hause kam.
Er erkannte sofort meine kritische Situation und hat mich - obwohl er die Nacht über mehrere 100 Kilometer gefahren war - auf der Stelle ins nächste, beste Krankenhaus gebracht. Ohne ihn hätte ich den Tag nicht überlebt.
Es wurde des Sonntags eine sofortige Notop eingeleitet um mein Leben zu retten: Ich hatte eine doppelseitige schwere Lungenentzündung, und eine doppelseitige so schwere Mittelohrentzündung, dass der Eiter begann ins Gehirn zu dringen. Somit hätte mich die jetzt aufsteigende Gehinhautentzündung binnen kurzer Zeit hingerafft.
Als Folge dieser Krankheit habe ich eine doppelseitige Faszialislähmung.

Auf dem rechten Ohr kann ich kaum noch etwas hören, auf dem rechten Auge beträgt die Sehkraft 20%.

So. Als ich dann meiner Mutter wieder übergeben wurde, schrie sie Zeter und Mordio: Sie hatte ein Prinzesschen in der Klinik abgeliefert - und nun einen Kretin zurückgekriegt! Dass sei die Schuld der Ärzte! Die hätten mich durch die Operation verpfuscht!
In diesem Bewusstsein bin ich aufgewachsen.
Mutters persönliche Schuldgefühle waren so groß, dass sie die an die Ärzte delegieren musste.
liebe angelika-marie,

deine geschichte ist sehr sehr bewegend, ich bewundere dich, dass du es schaffst, deine aufopfernd zu pflegen. ich würde das vielleicht in deiner situation nicht können.

vielleicht aber doch unter dem gesichtspunkt, dass es so etwas gibt wie eine gesetzlich geregelte beistandspflicht seinen alten eltern gegenüber, so hab ich es jedenfalls dieser tage gelesen. die frage stellt sich dann nicht mehr: MÖCHTE ich denn für solche eltern - bzw. für so ein mutter - da sein.... ??
denn - wenn ich selber so hadere und körperlich beeinträchtigt bin durch DEREN ignoranz (bzw. durch die ignoranz der mutter), - wie es bei dir war - dann würde es mir sehr schwer fallen, auch nur einen teil meines lebens für sie herzugeben.
ganz ehrlich gesagt.

so ist es dann reine pflichterfüllung, das beruhigt.

ja, und wegen der trauer, die du vermisst im thread und die du selber empfindet, dazu hätte ich eine frage: trauerst du um DIESE eltern oder darum, dass du generell nie welche gehabt hast?´

es würde mich interessieren, zu lesen, wie du das empfindest bzw. wie es anderen geht, die trauern.
 
So. Nun stand ich da, mit meiner ganzen "Ich-will-eine-gute-Mutter-Sein-Einstellung"....

Ich war in den Augen meiner Kinder das gleiche Monster wie damals meine Eltern für mich waren. Zack.
super beispiel. bezeichnend dafür, wie (schnell) es geht, dass man von anderen ein urteil abbekommt, selber und auch im herkömmlichen sinne aber auf jeden fall nach bestem wissen und gewissen gehandelt hat.
absolut gut, wenn solche dinge ausgesprochen werden innerhalb der familie, schlimm wäre, wenn soetwas latent im untergrund schwelgt. .... .
 
Ich habe meinen Vater als Kind gehasst, denn seine Strafe bestand aus Schläge mit dem Kochlöffel oder mit einem Zweig, Kneifen in der Wange, an den Haaren reißen. Sein Spruch war "Herkommen, Hose runter, bücken.

Einmal wollte ich nicht sofort aus der Badewanne raus. Ich fand baden schön und verstand nicht, warum ich nun und sofort da raus musste. Was war so schlimm daran, dass ich noch 5 Minuten länger drin blieb? Mein Vater wurde wütend und kam ins Badezimmer. Er riss mich an den Haaren hoch und schlug mir mit dem Kochlöffel so lange auf den Hintern, dass ich Blasen bekam.

Ja, ich habe ihn gehasst dafür. Das hat mich innerlich so steinhart gemacht. Ich habe nie eine Träne vor ihm geweint, egal, wie weh es tat.

Als er dann krank wurde (Krebs), habe ich mich nicht um ihn gekümmert. Warum sollte ich? So waren meine Gedanken, damals als Kind. Er tat mir so weh, warum sollte ich ihm also helfen? Meine Mutter hat mich dafür schuldig gesprochen. Sie tut es auch heute noch. ----
......
......
Ich habe schon genug Tränen geweint in meinem Leben und ich habe beschlossen damit aufzuhören. Ich habe keine Lust mehr dazu, die Tränen meiner Eltern zu weinen.
liebe nordluchs, fühle dich gedrückt, und auch dieses kleine blonde mächchen nordluchs da im badezimmer .... . echt schlimm, bewegend, berührend, diese geschichte.

ich würde genauso fühlen wie du. genug tränen geweint, damals schon als kind, warum auch jetzt noch trauer empfinden?? sich selber schützen!!!!

daher keine offensichtliche trauer mehr bei mir, ..... immer weggesteckt.

sie ist aber DENNOCH da, diese trauer. scheint so.ich denke, es ist aber nicht trauer um DIESE eltern, sondern generell um das gefühl, niemals geborgen gewesen zu sein in einer familie.


so sind wir vielleicht ständig auf der suche.
jetzt möchte ich tatsächlich mal hinschauen, ob ich nicht geborgen sein kann in der familie hier und jetzt, in der familie, die ich selber gewählt habe.
 
Liebe Nordluchs!

Nachdem ich die Tränen meiner Eltern geweint hatte, war kein Grund mehr vorhanden, traurig zu sein. Das Thema war erlöst.
wenn das thema "erlöst" ist:
wird dadurch das gefühl den eltern gegenüber dann nicht irgendwo gleichgültig und man fühlt sich dann da auch nicht mehr hingezogen??? also, bei mir war es jedenfalls so, als ich dem vater "verziehen" hatte, war die veranlassung weg, überhaupt noch hinzufahren. ich brauchte nichts mehr zu bereinigen, ich ließ es so stehen wie es war.... . und päng, das war auch wieder schlimm.
es war ein arges gefühl, dass man dermaßen auf seinen vater verzichten kann.

so hab ich anscheinend jetzt versucht, wieder IRGENDWELCHE gefühle aufzubauen, und wenn sie negativ sind, um mich wieder veranlasst zu fühlen, in erscheinung zu treten :clown:


soweit

lg
 
Liebe Abendsonne,
das Gefühl den Eltern gegenüber ist grundsätzlich Liebe und das unendliche Bedürfnis genauso geliebt zu werden. Wir alle wünschten uns doch nichts sehnlicher als Eltern, die uns schützen, lieben, anerkennen und niemals böse zu uns sind.
Wenn das Thema Eltern erlöst ist können wir das meiner Meinung nach erkennen.
Wir erkennen unsere Bedürftigkeit unsere Sehnsucht nach Liebe. Daraus resultieren ja die vielen Beziehungen, die so kaputt sind und so wenig tragend.

Was mich betrifft bin ich bei meiner Mutter (mein Vater ist lange tot) an einem Punkt, wo ich mir gestatten kann einfach nur den Augenblick zu genießen. Wir sind uns sehr nahe gekommen in den letzten Jahren.
Früher konnte ich sie nicht riechen (im wahrsten Sinn des Wortes), ich habe sie für ihre Schwäche gehasst, für ihr Unvermögen klare Entscheidungen zu treffen und zu handeln. Heute hat sie, bedingt durch den frühen Tod meines Vaters und der Tatsache, dass wir Kinder nicht immer auf ihre tausend Bedürftigkeiten eingegangen sind, gelernt sich hier und dort durchzusetzen, Vereinbarungen mit uns zu treffen, anstatt zu versuchen uns kurzfristig abzukommandieren und vieles mehr. Andererseits fällt es mir heute aber auch nicht mehr so schwer ihr zuzuhören, ihr Mut zu zusprechen, wenn es ihr mal schlecht geht, ihr die Hand zu halten wenn sie, wie diese Woche, eine kleine OP zu erdulden hat.
An erster Stelle steht aber und so ging es bei mir auch vorwärts, dass wir uns selber achten und wenn es nicht geht, auch den Kontakt verweigern.
Ich habe noch mehr Geschwister und wenn ich eine Zeit habe in der ich mehr Zeit für mich brauche, muss sie das akzeptieren. Nur so geht es, glaube ich.
LG
Elke
 
Hi Abendsonne, :)

Abendsonne schrieb:
ja, und wegen der trauer, die du vermisst im thread und die du selber empfindet, dazu hätte ich eine frage: trauerst du um DIESE eltern oder darum, dass du generell nie welche gehabt hast?´

Zunächst, über Jahre hinweg, trauert man um sich selbst.

Nee, noch anders: Am Anfang, über Jahre hinweg, trauert man gar nicht.
Man hat das Gefühl, es ist einem ein ungeheurer Mist passiert, passiert einem weiterhin auch noch. Man kann das aber nicht einordnen, weil man durch soviele "Elterngebote", die man übernommen hat, am Anschauen dessen was tatsächlich ist, gehindert wird. Z.B. Thema Schuld

Untendrunter steckt eine ungeheure Wut, die man sich aber nicht zu leben und gegenüber den Eltern auszusprechen traut, weil man noch immer die Schere im Kopf hat, man müsse sich " gut" ihnen gegenüber benehmen.

Man rennt zu Eltern-Feierlichkeiten hin, die deshalb eine reine Qual für einen darstellen, weil man sich selber auf diesen Festen innerlich so verbiegt. Und man tut es dennoch, weil man glaubt, man "müsse" das tun.
Man glaubt, durch "Durchhalten" würde einem schon gelingen, sich irgendwann seiner Eltern zu entledigen.

So. Bei den einen Erwachsenwerdenden siegt dann die Wut, die zu einer tatsächlichen Trennung mit den Eltern führt.
Nur indem man diese Eltern nicht mehr um sich hat, sagt ein Teil des Bewusstseins, könnte es gelingen, selbst frei von ihnen zu werden.
Endlich ein eigenes Leben, ohne das ständig parate "Elternüberich" mit sich zu führen.

Dann gibt es andere, die stellen fest, dass ihre Wut nur ein Aspekt eines tieferen Gefühls ist. Es ist die Wut über die niemals erhaltene Elternliebe.
Sie waren doch so klein und arglos, als sie Kinder waren, so sehr auf das liebevoll Angenommenwerden angewiesen! Statt desen wurden sie verachtet und geschlagen!

Und dann kommt Trauer auf. Es ist die Trauer, so unendlich verlassen worden zu sein!

Kleinkindgefühle kommen wieder hoch.
Wie man sich zum Muttertag mit sieben Jahren im Morgengrauen aus dem Bett stahl, um der Mama einen Strauss Wiesenblumen zu pflücken. Einfach, um ihre Liebe zu bekommen. Man hat alles richtig gemacht, es ist Muttertag, da gibt man Blumen! - Blöd nur, man kommt als Kleines zurück zur Haustür, und die ist ins Schloß gefallen. Nun steht man draussen mit seinen Blümchen, die doch eine Überraschung auf dem Frühstückstisch sein sollten. Und man muss klingeln. Die Eltern um sechs aus dem Bett holen - und dafür kassiert man eine heftige Ohrfeige!
Die Wiesenblumen fallen zu Boden, man selbst hat es soooooo gut gemeint, auf einmal ist man der schlechteste Mensch der Welt!

Dergleichen nährt die spätere hilflose Wut.
Zunächst. Die Eltern sind bös, wie konnten sie das nur machen!
Da ist der Blick auf die Eltern gerichtet.

Aber wenn es gut ist, schaut man auch nach sich selbst.
Plötzlich beginnt man, sich selbst, in sich selbst, das hilflose kleine Kind zu sehen in seiner Ausweglosigkeit. Auf einmal empfinden wir tiefes Mitleid mit diesem Kind, was wir ja einmal selber waren.
Auf einmal spüren wir wieder, wie es sich anfühlte, morgens um sechs mit den Blümchen vor der geschlossenen Tür zu stehen.
Wir erleben unsere früheren Gefühle wieder - und müssen ungeheuer weinen.

Das ist kein Selbstmitleid. Das Trauern eröffnet eine zutiefst innere, liebevolle Begegnung mit der eigenen Kindheit.

Immer mehr erlebte Kindheitstraumen schieben sich ins Bewusstsein.
Und indem die betroffenen Menschen mitfühlend über das damalige Kind weinen - was es selbst ja damals nicht durfte, was ihm verstellt war, denn es sollte ja nicht seine eigenen Gefühle spüren - nähern sie sich ihm wieder an.

Diesem Kind, was vom Gebahren der Eltern her nie eine Chance auf gerechten, emphatischen Umgang hatte, was von ihnen nie wahrgenommen wurde, es wird auf einmal über die echte innere Trauer, von einem selbst angenommen.

Das kleine, verlassene, innere Kind, was mit 20/30/40/50 noch in einem steckt, in seiner tiefen Enttäuschung, in seinem Glauben, nichts wert zu sein. Man selbst nimmt es an!

Man spürt die eigenen Kinddheitsgefühle wieder, diesmal aber nicht aus der Perspektive der Wut gegen einen anderen, sondern aus tiefen Mitleid mit dem damaligen kleinen Ich.
Die Tränen der Trauer fließen. - Um das missverstandene Ich-Kind. Um sich selbst.

Eine Psychotherapie ist da begleitend sehr hilfreich.



Und mit dem Annehmen der Gefühle des kleinen Ich-Kindes, wächst es.
Was die Eltern nie für uns taten, wir können es selber tun.

Ich weiß noch, wie ich mit Anfang 40 - nach einer gescheiterten Ehe und mit halberwachsenen Kids - abends im Bett lag und dieses hilfsbedürftige Kind in mir spürte. Ein Teil meines Ich's.
Dann nimmt man dieses Kind in sich, selbst gedanklich in den Arm und tröstet es. "Ach, liebe, kleine Geli, brauchst keine Angst zu haben! Ich kümmer' mich schon um dich! Ruh dich hier an meiner Schulter aus. So eingekuschelt kannst du schlafen!"

- Und das Kind wächst!

Und irgendwann ist das innere Kind groß und erwachsen und kann die alte, zänkische, schuldbesessene Mutter, die überhaupt nixens von inneren Kindern weiß, an seiner Schulter bergen und sagen: "Sorge dich nicht. Du bist geborgen, Mutter!"



Morgen wird meine Mutter 86. Ich habe sie heute zu mir geholt. Sie schläft jetzt auf der Couch im Paul-Kinder-Zimmer.
Morgen machen wir eine Sause in die Dortmunder Innenstadt, damit sich Mama mal ein Sommerkleid kaufen kann. Und zwar mit Rollstuhl, den sie bisher immer meiden wollte. Aber das habe ich mir erbeten, denn laufen kann sie nicht mehr.

Ich freue mich darauf, der morgige Tag ist mein Geburtstagsgeschenk an sie.

Liebe Grüße,
Geli :flower2:
 
Liebe Geli:liebe1:
Zunächst, über Jahre hinweg, trauert man um sich selbst.

Nee, noch anders: Am Anfang, über Jahre hinweg, trauert man gar nicht.
Man hat das Gefühl, es ist einem ein ungeheurer Mist passiert, passiert einem weiterhin auch noch. Man kann das aber nicht einordnen, weil man durch soviele "Elterngebote", die man übernommen hat, am Anschauen dessen was tatsächlich ist, gehindert wird. Z.B. Thema Schuld

Untendrunter steckt eine ungeheure Wut, die man sich aber nicht zu leben und gegenüber den Eltern auszusprechen traut, weil man noch immer die Schere im Kopf hat, man müsse sich " gut" ihnen gegenüber benehmen.

Man rennt zu Eltern-Feierlichkeiten hin, die deshalb eine reine Qual für einen darstellen, weil man sich selber auf diesen Festen innerlich so verbiegt. Und man tut es dennoch, weil man glaubt, man "müsse" das tun.
Man glaubt, durch "Durchhalten" würde einem schon gelingen, sich irgendwann seiner Eltern zu entledigen.

So. Bei den einen Erwachsenwerdenden siegt dann die Wut, die zu einer tatsächlichen Trennung mit den Eltern führt.
Nur indem man diese Eltern nicht mehr um sich hat, sagt ein Teil des Bewusstseins, könnte es gelingen, selbst frei von ihnen zu werden.
Endlich ein eigenes Leben, ohne das ständig parate "Elternüberich" mit sich zu führen.

Dann gibt es andere, die stellen fest, dass ihre Wut nur ein Aspekt eines tieferen Gefühls ist. Es ist die Wut über die niemals erhaltene Elternliebe.
Sie waren doch so klein und arglos, als sie Kinder waren, so sehr auf das liebevoll Angenommenwerden angewiesen! Statt desen wurden sie verachtet und geschlagen!

Und dann kommt Trauer auf. Es ist die Trauer, so unendlich verlassen worden zu sein!

Kleinkindgefühle kommen wieder hoch.
Wie man sich zum Muttertag mit sieben Jahren im Morgengrauen aus dem Bett stahl, um der Mama einen Strauss Wiesenblumen zu pflücken. Einfach, um ihre Liebe zu bekommen. Man hat alles richtig gemacht, es ist Muttertag, da gibt man Blumen! - Blöd nur, man kommt als Kleines zurück zur Haustür, und die ist ins Schloß gefallen. Nun steht man draussen mit seinen Blümchen, die doch eine Überraschung auf dem Frühstückstisch sein sollten. Und man muss klingeln. Die Eltern um sechs aus dem Bett holen - und dafür kassiert man eine heftige Ohrfeige!
Die Wiesenblumen fallen zu Boden, man selbst hat es soooooo gut gemeint, auf einmal ist man der schlechteste Mensch der Welt!

Dergleichen nährt die spätere hilflose Wut.
Zunächst. Die Eltern sind bös, wie konnten sie das nur machen!
Da ist der Blick auf die Eltern gerichtet.

Aber wenn es gut ist, schaut man auch nach sich selbst.
Plötzlich beginnt man, sich selbst, in sich selbst, das hilflose kleine Kind zu sehen in seiner Ausweglosigkeit. Auf einmal empfinden wir tiefes Mitleid mit diesem Kind, was wir ja einmal selber waren.
Auf einmal spüren wir wieder, wie es sich anfühlte, morgens um sechs mit den Blümchen vor der geschlossenen Tür zu stehen.
Wir erleben unsere früheren Gefühle wieder - und müssen ungeheuer weinen.

Das ist kein Selbstmitleid. Das Trauern eröffnet eine zutiefst innere, liebevolle Begegnung mit der eigenen Kindheit.

Immer mehr erlebte Kindheitstraumen schieben sich ins Bewusstsein.
Und indem die betroffenen Menschen mitfühlend über das damalige Kind weinen - was es selbst ja damals nicht durfte, was ihm verstellt war, denn es sollte ja nicht seine eigenen Gefühle spüren - nähern sie sich ihm wieder an.

Diesem Kind, was vom Gebahren der Eltern her nie eine Chance auf gerechten, emphatischen Umgang hatte, was von ihnen nie wahrgenommen wurde, es wird auf einmal über die echte innere Trauer, von einem selbst angenommen.

Das kleine, verlassene, innere Kind, was mit 20/30/40/50 noch in einem steckt, in seiner tiefen Enttäuschung, in seinem Glauben, nichts wert zu sein. Man selbst nimmt es an!

Man spürt die eigenen Kinddheitsgefühle wieder, diesmal aber nicht aus der Perspektive der Wut gegen einen anderen, sondern aus tiefen Mitleid mit dem damaligen kleinen Ich.
Die Tränen der Trauer fließen. - Um das missverstandene Ich-Kind. Um sich selbst.

Eine Psychotherapie ist da begleitend sehr hilfreich.



Und mit dem Annehmen der Gefühle des kleinen Ich-Kindes, wächst es.
Was die Eltern nie für uns taten, wir können es selber tun.

Ich weiß noch, wie ich mit Anfang 40 - nach einer gescheiterten Ehe und mit halberwachsenen Kids - abends im Bett lag und dieses hilfsbedürftige Kind in mir spürte. Ein Teil meines Ich's.
Dann nimmt man dieses Kind in sich, selbst gedanklich in den Arm und tröstet es. "Ach, liebe, kleine Geli, brauchst keine Angst zu haben! Ich kümmer' mich schon um dich! Ruh dich hier an meiner Schulter aus. So eingekuschelt kannst du schlafen!"

- Und das Kind wächst!

Und irgendwann ist das innere Kind groß und erwachsen und kann die alte, zänkische, schuldbesessene Mutter, die überhaupt nixens von inneren Kindern weiß, an seiner Schulter bergen und sagen: "Sorge dich nicht. Du bist geborgen, Mutter!"



Morgen wird meine Mutter 86. Ich habe sie heute zu mir geholt. Sie schläft jetzt auf der Couch im Paul-Kinder-Zimmer.
Morgen machen wir eine Sause in die Dortmunder Innenstadt, damit sich Mama mal ein Sommerkleid kaufen kann. Und zwar mit Rollstuhl, den sie bisher immer meiden wollte. Aber das habe ich mir erbeten, denn laufen kann sie nicht mehr.

Ich freue mich darauf, der morgige Tag ist mein Geburtstagsgeschenk an sie.

Liebe Grüße,
Geli

DANKE !!!!von der kleinen und der großen Michi
Mehr geht grad nicht zu viele Tränen....



Ich wünsche dir einen wundervollen Tag mit deiner Mutter!!!!
Michi
 
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Dann gibt es andere, die stellen fest, dass ihre Wut nur ein Aspekt eines tieferen Gefühls ist. Es ist die Wut über die niemals erhaltene Elternliebe.
Sie waren doch so klein und arglos, als sie Kinder waren, so sehr auf das liebevoll Angenommenwerden angewiesen! Statt desen wurden sie verachtet und geschlagen!

Und dann kommt Trauer auf. Es ist die Trauer, so unendlich verlassen worden zu sein!

Kleinkindgefühle kommen wieder hoch.
Wie man sich zum Muttertag mit sieben Jahren im Morgengrauen aus dem Bett stahl, um der Mama einen Strauss Wiesenblumen zu pflücken. Einfach, um ihre Liebe zu bekommen. Man hat alles richtig gemacht, es ist Muttertag, da gibt man Blumen! - Blöd nur, man kommt als Kleines zurück zur Haustür, und die ist ins Schloß gefallen. Nun steht man draussen mit seinen Blümchen, die doch eine Überraschung auf dem Frühstückstisch sein sollten. Und man muss klingeln. Die Eltern um sechs aus dem Bett holen - und dafür kassiert man eine heftige Ohrfeige!
Die Wiesenblumen fallen zu Boden, man selbst hat es soooooo gut gemeint, auf einmal ist man der schlechteste Mensch der Welt!

Dergleichen nährt die spätere hilflose Wut.
Zunächst. Die Eltern sind bös, wie konnten sie das nur machen!
Da ist der Blick auf die Eltern gerichtet.

Aber wenn es gut ist, schaut man auch nach sich selbst.
Plötzlich beginnt man, sich selbst, in sich selbst, das hilflose kleine Kind zu sehen in seiner Ausweglosigkeit. Auf einmal empfinden wir tiefes Mitleid mit diesem Kind, was wir ja einmal selber waren.
Auf einmal spüren wir wieder, wie es sich anfühlte, morgens um sechs mit den Blümchen vor der geschlossenen Tür zu stehen.
Wir erleben unsere früheren Gefühle wieder - und müssen ungeheuer weinen.

Das ist kein Selbstmitleid. Das Trauern eröffnet eine zutiefst innere, liebevolle Begegnung mit der eigenen Kindheit.

Immer mehr erlebte Kindheitstraumen schieben sich ins Bewusstsein.
Und indem die betroffenen Menschen mitfühlend über das damalige Kind weinen - was es selbst ja damals nicht durfte, was ihm verstellt war, denn es sollte ja nicht seine eigenen Gefühle spüren - nähern sie sich ihm wieder an.

Diesem Kind, was vom Gebahren der Eltern her nie eine Chance auf gerechten, emphatischen Umgang hatte, was von ihnen nie wahrgenommen wurde, es wird auf einmal über die echte innere Trauer, von einem selbst angenommen.

Das kleine, verlassene, innere Kind, was mit 20/30/40/50 noch in einem steckt, in seiner tiefen Enttäuschung, in seinem Glauben, nichts wert zu sein. Man selbst nimmt es an!

Man spürt die eigenen Kinddheitsgefühle wieder, diesmal aber nicht aus der Perspektive der Wut gegen einen anderen, sondern aus tiefen Mitleid mit dem damaligen kleinen Ich.
Die Tränen der Trauer fließen. - Um das missverstandene Ich-Kind. Um sich selbst.

Wow... auch ich kann mich hier wiederfinden in deinen Worten. Viele Jahre habe ich getrauer und geweint. Ja, so läuft es ab. Auch mir sind jetzt die Tränen gekommen. Aber es sind eher Freudentränen, weil ich weiß, dass mein inneres Kind jetzt groß ist und sich bei mir geborgen fühlt. Das wurde mir gerade sehr bewusst. Danke dafür. :liebe1:

Liebe Grüße
Nordluchs
 
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