Liebe Eva, das ist wunderbar, was du geschrieben hast. Ich bin mir sicher dass du,
@Red Eireen und
@Sadira wunderbare Menschen seid und ich bin dankbar für euch und eure Worte. Ihr habt mir sehr geholfen.
Ich werde heute meine Wohnung fertig stellen und dann ausgehen und ein paar Bekannte treffen.
Ich bin heute aufgewacht mit dem Gedanken, dass mein Zugang zum Leben die Liebe sein wird. Was ich vom Tod meiner Mutter lernte ist, dass das Leben zu kurz dafür ist, um es außerhalb der Liebe zu verbringen, denn die Liebe ist, was nach allem zurückbleibt.
Liebe ist das, was das Leben lebenswert macht. Ich rede von der Liebe in einem Lächeln, in einer Umarmung, in der bloßen Präsenz eines anderen in den Sekunden des Lebens. Ich habe bisher viel Zeit verbracht in Negativität, bis ich am Sterbebett meiner Mutter mir schwor zu lieben. Jedem zu sagen, dass ich sie oder ihn liebe. Hm, eigentlich habe ich das schon sehr oft getan. Die Menschen reagieren oft komisch darauf
. Ich tue es trotzdemden meistens sagt man die Schöne Sachen nicht, wenn sie da sind. Das ist achade, denn wenn die Zeit kommt, wo man es sich wünscht, "hätte ich bloß" ist es meistens zu spät.
Sie wissen oft nicht, was sie sagen sollen und sie sagen manchmal lustige Sachen, manchmal sagen sie nichts, fangen an zu stottern.
Ich sehe das aber im Nachhinein, dass es sie berührt hat, indem ich spühre, dass sie ein wenig glücklicher, offener sind. Wie ein verstecktes Lächeln. Ich mag das. Vor allem, werde ich mein Leben in Liebe mir gegenüber verbringen.
Weißt du, meine Mutter sagte mir immer "als du klein warst, hast du immer gelacht" ich werde dazu zurückkehren, denn ich glaube, was in einem Kind typisch ist, es sein Wesen ist. Seine Seele, die wahre Seele. Ich habe mich auch dafür entschieden, dass es mir jeden Tag besser geht.
Ich sage mir schon jetzt oft: "es ist vorbei". Die Bedeutung ist immer von der Situation abhängig.
Heute ist die Bedeutung: du kannst nichts mehr an der Tatsache ändern, dass deine Mutter tot ist. Sie hat ihr Leben gelebt, ihre Entscheidungen getroffen. Es ist vorbei. Ich arbeite daran, dass ich sie, ihr Leben loslasse.
Weißt du, als ich noch klein war, in Siebenbürgen war an jedem Samstag um 13 Uhr für eine halbe Stunde Cartoons im Fernsehen. Mein Vater hat sich dafür immer Zeit von der Arbeit genommen (er hatte einen Job, wo er seine Zeit einteilen konnte). Pünktlich zu Cartoonzeit war er zu Hause. Ich sehe noch das schelmisch freudige Leuchten in seinen Augen, sein Lachen, wenn er mich ansah, wenn er ins Zimmer kam. Wir beide saßen vorm Fernsehen und sahen uns die Cartoons an
. Danach ist er wieder arbeiten gegangen. Das war auch liebe und ich liebe diese Erinnerung. Danke, dass du mich daran erinnert hast, Eva.
Warum vergessen die Menschen die Freude und die Liebe und verfallen in den Spinnwegen der Negativitäts-Illusion, das eigentlich dann all ihre Energie vampirisiert? Ich bin leider nicht davon ausgenommen. Ich werde aber ab jetzt bewusst daran arbeiten die energiegebende Seiten des Lebens zu leben. Warum muss man bewusst daran arbeiten, eigentlich? Sollte nicht das das normale sein?
Das Thema Tod hat mich schon mein ganzes Leben lang begleitet.
Meine Oma war in den fünf umliegenden Dörfern für ihre Beerdigungskränze berühmt.
Wenn jemand in diesen Dörfern starb, kamen die Leute zu meiner Oma. Ich habe so ziemlich jedes Wochenende im Anwesenheit von Verstorbenen verbracht. Meine Oma nahm uns immer mit, damit wir nicht alleine zu Hause sind.
In Siebenbürgen ist in den Dörfern Brauch, dass in der ersten Nacht, wo jemand stirbt, alle sich zusammensetzen und die ganze Nacht lang, bis in den Morgengrauen für den Seelenheil des Verstorbenen beten. Wenn die Leute einen Kranz machen lassen kommen, kann man nicht sagen, dass man es nicht wusste.
Wir Kinder sind dann dort schlafen gegangen. Irgendwann weckte uns die Oma und wir gingen Heim. Drei Tage später war die Beerdigung und da nahm unsere Oma uns auch mit.
Mit 19 begann ich mit der Krankenschwesterschule. Da hat mich mein Instinkt immer zu Sterbende geführt. Das war mir immer unerklärlich, wie das geschah. Immer, wenn jemand starb, kurz davor, stand ich im Zimmer, sah den Menschen an und wusste, was kommt.
Der Tod hat eine Maske an den Sterbenden. (Ich weiß nicht, warum ich das an meiner Mutter nicht sah. Wahscheinlich wollte, konnte ich es nicht akzeptieren).
Eigentlich war das der Grund, dass ich mit der Krankenachwesternschule aufhörte. Eine der Gründe. Der Hauptgrund war, dass mich ein Sterbender gelehrt hat meine Träume zu verfolgen. Mein Traum, immer schon, war Biologin zu werden.
Das tat ich auch. Damals, am Sterbebett dieses Mannes schwor ich mir das.
Die meisten sterben in Angst, weil sie in der Minute des Sterbens plötzlich einfällt, was sie alles nicht gelebt haben. Sie wollen weiterleben, aber es ist ihnen klar, dass es vorbei ist. Man sieht in den Augen, wie sie zurückrechnen, so viel Reue der Versäumnis. Ich konnte diese Menschen in diese Sekunden nicht alleine lassen, auch wenn ich am liebsten weggelaufen wäre, weil da so unendlich viel Schmerz ist in dem Versäumnis. In jeder Sekunde, die sie sehen, nicht gelebt zu haben. So saß ich daneben und leistete diesen Menschen Anwesenheit, weil in ihren Augen immer die verzweifelte Bitte war, wenn sie mich ins Zimmer treten sahen, wie ein Schrei "bitte geh nicht! Lass mich ausgerechnet jetzt nicht allein!"
Mit dem Mann, bei dem ich mir schwor meine Träume zu leben, war anders.
Der war der erster der Sterbenden. Herzüberwachungsstation. Am EKG angeschlossen. Seine Sauerstoffmaske abgerutscht. Ich gehe hin um es ihm wieder zu richten. Sehe, dass da was nicht stimmt. Ich verfalle in Panik, weiß nicht, was ich tun soll. Eine andere Schwester kommt ins Zimmer, deutet ein "nein" mit dem Kopf und geht wieder. Der Mann nimmt meine Hand an seiner Decke und tätschelt es beruhigend, während er in meinen Augen schaut, liebevoll lächelt, die Augen zumacht und die Linie am EKG auf gerade geht.
Dieser Mann hat sein Leben gelebt und mit dem Tod sein Frieden gemacht.
Er empfing ihn.
Nachdem er starb und ich noch erschüttert und bewegungslos da saß, schwor ich mir ein Leben, wo ich die Augen lächelnd zumachen kann, weil ich mein Leben vollständig lebte.
Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir ein, dass ich diesem Schwur wieder folgen sollte. Habe darauf vergessen.
Ich verdanke dem Sterbensprozess dieses Mannes, dass ich den Weg meines Herzens gewählt habe.
Es war nicht einfach. Aber ich werde jetzt wieder zurückkehren und alles daran setzen mein Leben zur Volle leben. Deswegen sind wir hier.
Habe mich nur ein wenig im Labyrint verlaufen, wie ich sehe....und jetzt, wo ich schreibe, eigentlich immer wenn ich schreibe wird mir vieles Klar. Das ist sehr hilfreich. Eigentlich achreibe ich oft Gedichte. Das tue ich schol seit ich ein Kind bin. Eine Freundin meinte einmal ich schriebe sehr viszerale Gedichte.
Ich habe bisher Lesungen gemacht. Nach der zweiten Lesung kam eine Frau zu mir und meinte, sie hätte so einen Kloß im Hals, dass sie fast weinte und umarmte mich. Eigentlich so ziemlich alle umarmten mich nach der Lesung, die meisten kannte ich gar nicht
. Das war schön. Nach der ersten Lesung meinte der Veranstalter "schreib noch ein paar Gedichte und komm wieder". Bei der dritten habe ich mich getraut, Freunde einzuladen
.
Ich mag dich, Eva, auf wenn ich dich nicht kenne. Danke für deine Zeilen.
Fühle dich umarmt und ich wünsche dir einen wunderbaren Tag wo dich die Liebe umgibt. Ich wünsche dir viel Liebe.
Was ist, wenn hinter allem nur Liebe ist und alles andere nur Negativillusion?