Da möchte ich auch noch einen Schwank aus meiner Kindheit mit einbringen:
Das Einkommen meines Vaters war in jenen Tagen sehr schmal, für Anschaffungen blieb da wenig Spielraum. Irgendwann hatte meine Mutter wohl den Eindruck, dass ich alt genug sei, um am Morgen für eine oder zwei Stunden alleine sein zu können, und nahm deshalb für eine kurze Zeit einen kleinen Nebenjob an.
Obwohl mich Mutter gut vorbereitet hatte, war es dann am Morgen doch ein etwas mulmiges Gefühl alleine in der Wohnung zu sein. Eine völlig neue Erfahrung war es nun, sich morgens nach dem Aufstehen selbstständig zu waschen, anzuziehen und zu frühstücken. Alles lief bestens und Mutter lobte mich für meine Selbstständigkeit, was natürlich meinen Eifer anspornte.
Als ich mich wieder einmal an einem Morgen gewaschen hatte und gerade mit dem Kamm meine Haare ordnete, standen ein paar widerspenstige Haare am Hinterkopf ab und ließen sich einfach nicht bändigen. Während ich mit der Widrigkeit kämpfte, kam mir die rettende Idee.
Irgendwo stand doch eine Flasche mit Haaröl, welches mein Problem sicher lösen könnte. Flugs holte ich die Flasche und träufelte vorsichtig ein paar Tropfen ins Haar. Mit großer Freude sah ich nun, wie sich der widerspenstige Haarbüschel elegant an meinen Kopf anlagen.
Ich hätte zufrieden sein können, wenn da nicht ein neues Problem aufgetaucht wäre. Während das Haar am Hinterkopf schön glänzend anlag, störten mich nun einzelne unordentliche Strähnen an den noch nicht behandelten Stellen. Erneut griff ich zur Ölflasche, mehrere kräftige Spritzer ins Haar lösten rasch auch dieses Problem. Die ganze Frisur erlangte nun den Chic eines spanischen Caballero.
Aber man kann alles noch verbessern. Erneut griff ich zur Flasche, hier war Sparsamkeit fehl am Platze befand ich und der Erfolg gab mir recht. Ein erneutes Problem trat nun auf. Im Gesicht reichte das eng anliegende Haar nun bis weit in die Stirn, das war höchst störend und unangenehm.
Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter in solchen Fällen immer zur Schere griff, um die Haare auf eine vernünftige Länge zu bringen. Das kann doch nicht so schwer sein, dachte ich noch, als ich die Schere in der Hand hielt. Mit ein paar gekonnten Schnitten entfernte ich die lästigen Strähnen von meiner Stirn. Etwas Mühe hatte ich dann, als ich versuchte, die abgeschnittenen Haare von meiner mittlerweile gut geölten Stirn zu entfernen.
Stolz betrachtete ich nun das wahre Meisterwerk meiner Friseurkunst. Mutter wird sicher begeistert sein, dachte ich bei mir, während ich mir ein paar Tropfen Öl aus den Augen rieb.
Etwas ernüchtert war ich dann, als ich freudestrahlend in die entsetzten Augen meiner Mutter sah. Sie entölte mich dann, aber an meinem exzellenten Haarschnitt gab es nichts mehr zu verbessern, so lief ich wohl noch eine Weile mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Haarschnitt durch die Gegend.
Dem Friseur ist nichts zu schwör.
Merlin höchstpersönlich!
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