Erinnerungen an meine Kindheit, zurück zum Anfang, wie alles begann

Ich hatte mir ihr Wohlwollen verdient. Ich hatte etwas beigetragen. Es war irgendwie ein schönes Gefühl. Zusammengehörigkeit. Familie.
Was macht sowas mit einem Elfjährigen?
Ich finde es ganz furchtbar, ein Kind dazu zu missbrauchen, Schnapps holen zu müssen - den Stoff, der dann danach dafür sorgt, dass die Eltern sich betrunken laut den ganzen Abend streiten und du als Kind sitzt ohnmächtig mitten drin und musst dir innerlich die Ohren auf taub schalten.

Sich von solchen Eltern später dann mal knallhart und rigoros zu trennen - hat eher dein Leben gerettet (denn ihres war ja von dir auch nicht zu retten) und hat keine Schuldgefühle deinerseits verdient @Tolkien - finde ich.
 
Werbung:
Ich finde es ganz furchtbar, ein Kind dazu zu missbrauchen, Schnapps holen zu müssen - den Stoff, der dann danach dafür sorgt, dass die Eltern sich betrunken laut den ganzen Abend streiten und du als Kind sitzt ohnmächtig mitten drin und musst dir innerlich die Ohren auf taub schalten.

Sich von solchen Eltern später dann mal knallhart und rigoros zu trennen - hat eher dein Leben gerettet (denn ihres war ja von dir auch nicht zu retten) und hat keine Schuldgefühle deinerseits verdient @Tolkien - finde ich.
Danke Dir!

Meine zwei Ohren OP's haben sicher auch etwas damit zu tun. Aus dieser Taubschaltung, dieser "Glocke" wieder herauszukommen, ist nicht so ganz einfach, wenn man es lange so gemacht hat. Leider habe ich auch lange damit gelebt und lange hingenommen.
 
Danke Dir!

Meine zwei Ohren OP's haben sicher auch etwas damit zu tun. Aus dieser Taubschaltung, dieser "Glocke" wieder herauszukommen, ist nicht so ganz einfach, wenn man es lange so gemacht hat. Leider habe ich auch lange damit gelebt und lange hingenommen.
Als Kind konntest du ja auch nicht anders. Aber als Erwachsener konntest du eine eigene Wahl treffen, ob du so selbst damit weiterleben wolltest, Und das hast du ja dann auch getan. Dich weiterhin mit einem alkoholabhängigem Vater abzugeben, der auf der Abwärtsspirale unterwegs ist und sein eigenes Leben ruiniert und dann am liebsten alles mit sich runterzieht - kann man von niemandem verlangen.

Würde es im übertragenen Sinne so sein, dass Vater dich als z.B. körperlich missbraucht hätte - kann keiner verlangen, dass das Mädchen als erwachsene Frau ihm weiterhin zur Verfügung steht, nur weil es ihr Vater ist, der dafür gesorgt hat, dass sie selbst auf der Welt ist.
 
Was mir hier im Nachhinein beim Niederschreiben klar wird: (Vielleicht auch durch die zusätzlichen Impulse der still Mitlesenden hier?)

Meine Eltern haben mich nach draussen geschickt, um für sie etwas zu holen, für das sie sich selbst geschämt haben. Ich als Kind musste fast einen Kilometer zu Fuss laufen und das obwohl mein Vater ein Auto hatte und musste sichtbar für alle Nachbarn rundherum in schönster Regelmässigkeit für sie Schnaps, Bier in Kästen und Zigaretten holen. Und das nicht nur sichtbar für alle im Umfeld sondern auch laut hörbar im Umfeld, weil ich es als Elfjähriger nicht geschafft habe, die Bierkästen lautlos zu schleppen.

Erst war ich dazu da, um eine grössere Wohnung zu bekommen und jetzt war ich dazu da, den Stoff zu holen der dafür sorgte, dass meine Eltern am Abend sich laut hörbar für die Nachbarn stritten und hinterher besoffen in der Ecke lagen. Und das sich die Schande/Scham des Besorgens von Alkohol bei mir auch noch als ein Familien/Zusammengehörigkeitsgefühl abgespeichert hat.

Von wegen Familienerbe abgelehnt...

Ich bin selbst auch Raucher, meine Frau auch. Ich trinke zwar keinen Alkohol, aber wenn hier in letzter Zeit vorkommend Brandlöcher im Teppich auftreten, dann sind sie tatsächlich von mir und ich würde mal rückblickend sagen, dass ich nicht nur in Teppichen der Verursacher für Brandlöcher war, sondern dass es auch sonst in meinem Leben im übertragenen Sinne einen Anteil hatte.

Ich stelle fest, dass ich mich sehr sehr auf die Seite meiner alkoholsüchtigen Mutter geschlagen habe, die leise war und nicht zu hören war und meinen genauso alkoholsüchtigen Vater abgelehnt habe, weil er laut war. Meine Mutter, die im Haus als die arme bedauernswerte Frau galt und ich als ihr armer bedauernswerter Sohn und Junge. Als ich mich von meinen Eltern getrennt hatte, hatte ich tatsächlich auch lange Zeit mit Geld als Thema zu kämpfen und ständig Löcher im Geldbeutel. Und ich habe mich auch lange Zeit überall sehr angepasst, um nicht unangenehm und beschämend aufzufallen und immer lange etwas hingenommen. Ich war für meine Chefs immer ein sehr "pflegeleichter" Arbeitnehmer. Es hat immer ewig lange gedauert bis ich mal gesagt habe: So, jetzt ist Feierabend!

Bis ich es dann mal gewagt habe den Satz zu sagen: (Damals im Anfang war ich noch Berufskraftfahrer) "WENN hier jetzt kein Geld kommt, bleibt der Schlüssel stecken.!!!"

Und siehe da, das Geldtor ging auf...
 
hat eher dein Leben gerettet
Das stimmt wohl irgendwie. Heute bin ich mein eigener Herr und selbständig ( in anderer Branche ) und ich hatte auch immer Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen konnte. Seltsamerweise habe ich immer schon am Telefon über die Stimme hören können, ob jemand gut geeignet war. Ein Instinkt der mich dann auch nie betrogen hat. Mein Telefon-Ohr hört zwar nach Aussen nicht mehr so viel, aber wohl auf anderen Ebenen. Also ist es für was gut.
 
Werbung:
Tut mir Leid zu lesen, daß du sehr früh lernen mußtest, daß manchmal keine der möglichen Entscheidungen zufrieden macht.
 
Zurück
Oben