Gedanken und Erfahrungen

Ich hatte einen lieben Kurschatten in der Zeit der Reha, ganz still und leise.
Es ergab sich fast wie von selbst, ich ging mit meinem Tablett durch die Reihen der Tische und Stühle
und suchte nach einem guten Plätzchen zum Hinsetzen, um die Mahlzeit einzunehmen.
Obwohl ich am liebsten irgendwo alleine saß, am besten in der Nähe eines Fensters mit schönem Blick
auf die Natur draußen und auf das jeweilige Wetter, was auch zu dieser Zeit verhältnismäßig einfach war,
denn es war bald Weihnachtszeit, und wer nicht unbedingt "musste" , hielt sich halt nicht dort auf,
es war daher verhältnismäßig still und leer.

Aber ich ging am Tisch vorbei, an dem dieser freundliche ältere Herr saß, und fragte einfach ganz spontan,
ob ich mich zu ihm setzen könne.
Ja, und von da an, konnte ich quasi nicht mehr an seinem Tisch vorbeigehen, denn sobald ich kam,
schob er immer schon den Stuhl zurück und bot mir den Platz an.
So kam es, dass wir meist bei den Mahlzeiten zusammensaßen. Es war aber nicht aufdringlich, sondern
wir konnten auch ganz gut nebeneinander schweigen, ohne dass es irgendwie unangenehm oder peinlich
gewesen wäre.
Und manchmal erzählten wir uns was. Von unserem Leben, von der Art der Operation.
Und ich sagte ihm, dass ich eine schöne Kirche besucht hatte im Ort, ich meinte, sie sei evtl. gotisch,
so genau kenne ich mich ja nicht aus. Aber es war ein Stichwort für ihn, denn es gefiel ihm offensichtlich,
dass ich, obwohl ich mich nicht auskannte, mit so etwas auch beschäftigte und es mich dennoch interessierte.

Er selbst ging dann auch die Tage zu dieser Kirche, und er meinte zu mir, dass sie doch außen herum, also
die Natur, der Garten, recht ungepflegt gewesen sei. Nun, das sind Dinge, auf die ich nicht geachtet habe,
es hatte schon, vielleicht auch gerade deshalb so einen etwas wilderen ursprünglicheren Flair.

Und er sagte mir, er sei innerhalb der Kirche nach oben gegangen, es gab dort eine Treppe, ich war dort
nicht hochgegangen. Und von der Empore aus hatte er wohl etwas biblisches laut verlesen, wohl gemerkt,
alleine in der Kirche. :) Und er sagte zu mir, wo ich denn gewesen sei, er hätte etwas verlesen, und ich
hätte ihm nicht zugehört.
Ich denke seitdem so für mich, dass ich eines Tages irgendwo irgendwie erfahren werde, was er da
verlesen hatte, in dieser wunderschönen abgelegenen Kirche, die wir beide jeweils ganz alleine betreten
hatten.

Über Sylvester und Weihnachten gab es in der Reha für die Übriggebliebenen regelrechte mehrgängige
Menues, mit Wein, einem reichhaltigen Buffet und auch Bedienung.
Wir feierten zusammen das neue Jahr, es war schön und gut.

Am Tag, als ich wusste, dass er abreiste, stand ich extra früh auf, um ihn noch zu erwischen zum verabschieden.
Denn sein Termin zur Abreise war recht früh morgens.
In letzter Minute erschien ich wohl, er hatte wohl schon geglaubt, ich käme nicht.

Wir umarmten und drückten uns, und ich fühle immer noch diese starke Wärme, die von ihm ausging.
Als wenn er Fieber hätte, aber er schien vollkommen gesund, die Wärme war auffällig, die mich umfing bei
unserer Umarmung, und ich habe sie noch lange danach gefühlt. :)

Er hatte mir etwas über seinen Namen gesagt, als wir uns die Vornamen sagten. Er sagte mir eine besondere
Bedeutung, die mir noch in Erinnerung ist, es hat auch eine Bedeutung für mich.

Bei ihm zuhause war seine Frau ein Pflegefall und sie hatten gemeinsam eine junge Pflegerin, die sie beide
sehr mochten, weshalb es aber wohl Streit gegeben hatte mit seinem Sohn, was er mir mal erzählte.
Er ging wieder in seine Welt, aber vorübergehend war er in stiller Weise eine Art Engel für mich gewesen.
 
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Und noch eine Sache gibt es, die Bedeutung für mich hatte, oder interessant war, in dieser Zeit, die beinahe wie eine Art Zwischenwelt war.

Als ich in diesem Ort herumlaufen konnte, kam ich regelmäßig an einem kleinen Schaufenster vorbei, und sah darin eine Art Tonscheibe, in die ein wunderbares starkes Bild eingraviert war, intensiv und stark. Bzw. war es beinahe wie eine Skulptur, ein Bild von einer Frau, die in einer Art Garten kniete oder saß, umgeben von Blumen und Pflanzen, die sie auch teilweise mit der Wurzel in ihren Händen hielt.
Mir gefiel dieses Bild sehr, es sprach mich an, war von einer einzigen hellrötlich gelblichen Farbe, und sah aus, wie die Naturgöttin selbst.

Daneben war kein Preis angegeben, bzw. stand dort ein verhältnismäßig günstiger Preis, bei dem ich dachte, ich könne es mir leisten , und ich ging in den Laden und fragte also nach dieser Skulptur. Die Frau wollte sie holen, sagte mir dabei aber einen für mich recht hohen Preis, und dass der Preis, den ich da gesehen hatte, sich auf etwas anderes bezog. Also sagte ich sofort zu ihr, dass sie das Ton-Bild gar nicht erst holen brauche, es sei dann doch nichts für mich.

Gewiss wollte ich nicht verhandeln, sowas ist gar nicht meine Art, und kenne ich auch nicht, außerdem war das ja ein ganz normaler kleiner Laden, und sah nicht so aus, als könnte man verhandeln.
Aber als ich zu ihr sagte, was ich ja auch ganz ehrlich meinte, dass ich das Bild nun doch nicht haben wolle, sagte sie zu mir, wenn ich bereit wäre, am nächsten Tag wieder zu kommen, würde sie mal mit dem Künstler sprechen, ob er im Preis heruntergehen könne.

Da war ich total baff, so etwas hatte ich nicht erwartet. Ja, sagte ich, ich komme also am nächsten Tag wieder. Damit nahm diese schöne besondere Skulptur für mich bereits eine besondere irgendwie ungewöhnliche Bedeutung an, es war halt nicht einfach ein "Kauf".

Am nächsten Tag ging ich wieder hin, und erst dann rief die Verkäuferin den Künstler an, so als wolle sie erstmal sehen, ob ich es ernst meine.

Und sie sagte mir, der Künstler würde es günstiger geben als er ursprünglich wollte, aber dennoch nicht so günstig wie das Preisschild, das ich da irrtümlich gesehen hatte.
Nun, zum einen war das eine Summe, die ich evtl. , wenn ich es von Anfang an so gesehen hätte, nicht für interessant befunden hätte, mich also gar nicht erst für das Bild interessiert hätte, weil ich gedacht hätte, soviel will ich nicht ausgeben.
Aber nun war ich darauf eingeschossen, könnte man sagen, und bereit, mehr dafür auszugeben, als es sonst der Fall gewesen wäre.
Andererseits wurde es mir aber wesentlich günstiger angeboten als der Preis, den mir die Verkäuferin am Vortag gesagt hatte.
Es war also ein guter entgegenkommender Kompromiss.

Ich hatte trotzdem nicht genug dabei, und ging noch eben schnell, Bargeld zu holen, dann verpackte mir die Verkäuferin es besonders gut und sicher, weil sie wusste, dass ich dort zur Reha war, und diese große Tonscherbe mit nach Hause nehmen wollte.

Und nun habe ich dieses Bild hier auf dem Regal meines Schrankes stehen. Es ist in jeglicher Hinsicht für mich bedeutungsvoll. Zum einen die ungewöhnliche Art , wie ich es erstanden habe, dass ich auf diese Art auch erfahren habe, dass es nicht einfach nur Massenware ist, und ein Künstler, der selbstständig über den Preis entscheiden konnte, es erstellt hatte. Und zum anderen ist die Aussage des Bildes sehr stark in Wurzelbildung, Göttin, Natur, Weiblichkeit, Frau, Ursprünglichkeit gehend, was mir vom Gefühl her nach meiner entsprechend sehr intensiv meine vor allem weiblichen Organe betreffenden OP, wie eine Botschaft war / ist, die ich von diesem Ort mitgenommen habe. :)
 
Und was ist die Bedeutung? :)
Das ist für hier jetzt zu privat, Mellnik. :)

Ich wollte damit nur erzählen, dass es, obwohl wir uns ja eigentlich fremd waren, sehr nahe kurze Momente gab,
in denen das aufgehoben schien. Überhaupt kann man "Fremdheit" da gar nicht so richtig sagen.
Eher eine eigenartige Vertrautheit, unbekannterweise.

Danke für´s Lesen. :blume:
 
Ich hatte gerade woanders etwas über "Blut" geschrieben. Da fiel es mir wieder ein. Auch das ist der markante Unterschied in meinem Leben zu vorher.

Ich habe einige Male Blut bekommen von einem anderen Menschen per Transfusion.

Wie auch immer, war das vorher noch nie gewesen in meinem Leben. Auch Blut gespendet hatte ich noch nie.

Jetzt bekam ich schon vor der Operation Blut, und ich glaube, auch währenddessen.
Musste vorher auf jeden Fall auch eine Einverständniserklärung unterschreiben.
Man muss ständig irgendwas unterschreiben, soviel wie ich lesen musste und unterschreiben,
wars noch nie vorher in meinem Leben.

Nun, eine Blutverbindung ist auf jeden Fall auch eine energetische Verbindung.

Aber wie auch immer, weiß ich ja nicht, wo es herkam. :)

Auf jeden Fall, als ich wieder nach Hause kam, jetzt unabhängig davon, gab es winzig kleine Anteile meiner
Wirklichkeit, die sich in einer Weise verändert hatten, die ansich , nach normalem logischen Denken,
nicht möglich gewesen wären.

Meine Wohnung war inzwischen renoviert worden, und alle oder viele meiner Sachen aus den Schränken
in Kisten verpackt.
Und ich selbst begann dann langsam, sie wieder auszupacken.

Vor Wochen, Monaten, vielleicht auch ein / zwei Jahren, war mein Sohn auf einer weiten Reise gewesen
und hatte Geschenke mitgebracht. Ich hatte die Wahl zwischen einem kleinen chinesischen Glücksdrachen
und einer kleinen Nachbildung eines der Wächter oder Soldaten, die der erste chinesische Kaiser
mit in seinem Grab hatte.
Damals nahm ich den Drachen und hatte ihn ziemlich lange. Er saß stets neben meinem Computer
und ich nahm ihn gelegentlich in die Hand, spielte ein wenig damit und stellte ihn dann wieder hin.

Als ich nun aus dem Krankenhaus zurückkam, war nirgendwo mehr der kleine Drachen zu finden,
stattdessen hatte ich zwischen meinen Sachen, den kleinen nachgebildeten Wächter oder Soldaten
aus dem Grab des chinesischen Kaisers.
 
Zuletzt bearbeitet:

Des Lebens bittere Süße, fällt mir manchmal ein, war einmal der Titel einer kleinen Filmgeschichte.

Nichts gibt es, auf das man je verzichten möchte.

Imgrunde will man auf Vieles verzichten.

Im Nachhinein, in der Erinnerung,

kommt der Schrecken und die Bewusstheit über das,

was vielleicht besser gewesen wäre.

Aber nichts letztendlich könnte je zum entsprechenden Zeitpunkt und Umstand,

verzichtbar sein.

Der Blick schaut in die Tiefen,

zuerst wird angenommen, was nicht verstanden wird.

Alles verbindet sich in einem Kreis.

Der eigene Anfang, früheste Erinnerung,

Empfindungen.

Der Kontext zum Jetzt öffnet sich,

alles verbindet sich miteinander und lässt sich los.
 
Ich dachte jetzt gerade im Sonnenschein auf dem Balkon so zurück an die Zeiten in der Reha.
Es war eine erholsame gute Zeit für mich.
Ich dachte an den Menschen, mit dem ich manchmal (bei den Mahlzeiten) in Stille zusammensaß.
Wir haben oft geschwiegen, was sich immer völlig in Ordnung anfühlte.
Kein sich unterhalten müssen oder irgendwie anstrengen.
Am letzten Tag bevor er nach Hause fuhr, haben wir uns umarmt.
Es war sehr früh morgens, und ich war extra früh aufgestanden, um mich verabschieden zu können.
Er hatte wohl beinahe geglaubt, wir würden uns nicht mehr sehen.
Bei der Umarmung strahlte er eine unfassbare Wärme ab, die habe ich heute noch in Erinnerung.
Beinahe, als hätte er Fieber.
Diese Wärme umfing mich beinahe, als wär´s die Sonne. :)

Ich hatte ihm während der Tage in der Reha von einer kleinen Kirche erzählt, die ich im Ort auf einer
hügeligen Anhöhe, umgeben von viel Garten und Natur, entdeckt hatte.
Hab ich hier im Thread vielleicht schon erzählt.
Ich war alleine und fand diese Kirche wunderschön, sie schien uralt, so in etwa aus dem Mittelalter.
Ich fasste die Tür an, und konnte hineingehen. Es wirkte dunkel diffus, und prompt ging ein sanftes
alles erhellendes Licht an. Also hatte auch in dieser alten Kirche die Moderne schon Einzug gehalten :),
so etwas wie ein Bewegungsmelder, der das Licht angehen ließ.
Das passte sich aber wunderbar in diese mittelterliche stille und leere Atmosphäre dieser Kirche,
ihrem Innenraum an.
Der Altar war erstaunlicherweise nicht, wie ich es bisher kannte, "vorne (oder hinten, je nachdem",
sondern in der Mitte. Und die alten Holzbänke für Besucher und Gemeinde waren gewissermaßen
im Kreis rundherum angeordnet.
Ich fand das wunderschön, es wirkte sehr harmonisch, schön, alt und doch ursprünglich.
Vielsagend und still. Normalerweise mochte ich in meinem Leben Kirchen nie so besonders.
Mich sprachen Gottesdienste in Kirchen nicht an. Ich mochte das Gemurmel der Menschen nicht,
wenn sie alle gemeinsam das VaterUnser vor sich hinbeteten.
Alldas hatte keinen Zugang zu mir.
Diese Kirche nun, in diesem kleinen Örtchen der Reha, wirkte wie eine alte Verbindung oder Gruß.
Ich fühlte mich gut darin, und warm und weich.
Überhaupt hatte mich nach und während meiner Operation, bzw. auch die Zeit im Krankenhaus
davor, das Dasein irgendwie stiller werden lassen und verändert.
Es war eine Zwischenzeit, in der ich wieder neue Kraft tankte.
Ich möchte diese Zeit nicht missen, als ich durch dieses bergige und hügelige Örtchen ging.
 
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Ich hatte ja diesen Thread einst aufgemacht, um unter anderem und zunächst vordergründig von meiner Geschichte der OP, nämlich die Operation am Darm, die Folgen, Geschichte davor und danach, Gedanken und Gefühlen zu erzählen.

Vieles ist hier wohl schon benannt, und was genau ich bisher beschrieben habe, weiß ich jetzt nicht direkt, und ich möchte auch nicht im Vergangenen lesen.



Aber es gibt noch Aspekte, die, glaube ich, noch fehlen, um alles vollständiger zu machen.





Da nun nicht jeder, der hier vielleicht mal guckt, genau alles nachlesen muss, um zu verstehen, worum es geht, werde ich hier daher die Gesamtgeschichte mit weiteren Aspekten versuchen, zusammenzufassen.



Um das wirklich beschreiben zu können, muss ich dafür wenigstens zum Teil in meine gesamte Lebensgeschichte gehen, denn es ist stark anzunehmen, dass einzelne Ereignisse und auch Krankheiten wohl meistens eine direkte Verbindung zum Gesamtgefüge, also zum Leben und Sein des jeweiligen Menschen haben.

Ich war als kleines Kind und überhaupt in meinem Leben immer sehr ängstlich, (ich bin jetzt im Jahr 2021 bis September, 61 Jahre alt),

also vielleicht weil meine Mutter immer so krank war, schweres Asthma hatte und ich (als kleines Kind) immer wieder beobachten musste, dass sie fast erstickte, oder weil sie mir viel erzählt hatte, ich meine auch als ich noch ziemlich klein war, dass sie als Kind von ihrem Vater vergewaltigt worden war, wie auch das immer zusammenhing, vielleicht weil sie, kurz bevor ich drei Jahe alt wurde, für die Geburt meines Bruders, welche Komplikationen ergab, für wohl etwa sieben Wochen für mich als kleines Kind auf einmal völlig weg war, denn solange dauerte ihr Krankenhausaufenthalt.

Man kann überlegen und grübeln, letztendlich habe ich an Vieles keine wirklichen Erinnerungen mehr.

Ich weiß nur, ich war still und zurückgezogen und nachdenklich.

Ich beobachtete das Leben aus einer anderen Perspektive und träumte viel.

In das Leben hinauszugehen und etwas leisten zu müssen, machte mir große Angst.

Die ganze Welt kam mir kalt und gefährlich vor, und ich suchte Sicherheit und eine Art Unterschlupf.



Das ergab sich bei meinem Ehemann, als ich junge Frau war, beinahe wie zufällig, es fühlte sich an, wie eine Art Verabredung. Mein Leben veränderte sich ganz schlagartig hin zum Besseren, ich war von Freude und Glücklichsein erfüllt.

Es ergab sich auch, dass ich weit wegzog vom ehemaligen Zuhause, eine ganz andere neue Welt öffnete sich. Ich wurde Mutter von zwei Kindern und blieb von da an zuhause.

Während dieser Zeit als die Kinder noch klein waren, stieß ich zum ersten mal auf esoterische Literatur, Filme, Schriften usw.

Während ich als Kind schon immer sehr psychologisch dachte, weil meine Mutter wegen ihrer schweren Kindheit zu einer Psychiaterin ging und mir viel davon erzählte, kam nun das Esoterische hinzu und alles begann sich mehr und mehr zu vermischen, esoterisches geistiges irdisches psychologisches jenseitiges religiöses rein spiriuelles usw.



Denken war schon immer mein Lieblingswerkzeug. Ich liebe es, zu denken und auf innere Schlüsse zu kommen. Nur tat ich das dann halt sehr für mich, mein Mann hatte da keinen Zugang hin.

Und eine innere Schere begann sich mehr und mehr zwischen uns und unserem Zusammenleben auseinander zu entwickeln.

Wir waren bemüht, die Kinder noch gut groß zu bekommen, und dann am Ende krachte es, und es kam zur Trennung.

Das war aber für mich eine enorme Prüfung, die die ich kaum allein sein konnte (obwohl ich „Alleine sein“ liebte), voller Lebensangst war, dieser Schritt war wahrhaftig einer, vor dem ich große Angst hatte, ich hatte es schon eine ganze Weile geahnt, dass es wohl darauf hinauslaufen würde.

Heute bin ich dankbar, da durch zu sein, es war tatsächlich ein Schritt in viel größere Freiheit.



Jedoch als ich alleine war, das war 2006, war es erst einmal so eine Art Schock, den ich wohl verdrängte, ich versuchte, in einer Art betäubtem Gesamtgefühl einfach weiter zu machen.

Fast wollte ich mich umbringen, gar nicht wegen Trauer, sondern weil ich dachte, hier sei sowieso alles beendet.

Bis ich wieder neuen Mut fasste, und begann, mich mehr und mehr in meiner neuen Stille einzurichten. Ich vermied weiterhin mir angebotene Kontakte, denn irgendwas in mir wollte immer lieber bei mir selbst und alleine sein. Dabei halfen mir auch und vor allem meine (inzwischen erwachsenen) Kinder , sie gaben mir ein gewisses Empfinden von Stabilität.



Ein zusätzliches Problem in meinem Leben war aber auch immer ein gewisses (körperliches) Übergewicht. Als Kind schob ich viel Schuld darauf, dass ich alleine war, zum Beispiel.



Als ich nun später nach der Trennung alleine zuhause war, begann ich viel Süßes zu essen, mich fast nicht mehr zu bewegen, und normales Essen nahm ich sowieso nicht mehr zu mir.

Ich hielt das alles nicht für notwendig, und um nicht in umfassende Panik auszubrechen, stopfte ich dann eher Süßigkeiten in mich hinein.



Heute weiß ich nun, auch und gerade weil ich da ziemlich dunkel hindurchmusste, wie wichtig auch die richtige Ernährung und körperliche Bewegung ist.

Mein Darm hat es mir erzählt, der jetzt als künstlicher Darmausgang direkt von meinem Bauch aus zu mir spricht. Er ist wie ein kleines Baby, das ich ständig mit mir herumtrage, geht es ihm gut und schnurrt er wie ein Kätzchen, geht es mir / uns auch gut.

Beinahe könnte man meinen, ich brauche ihn, auf jeden Fall bin ich im Moment sehr zufrieden in meinem Leben.



Ich weiß, das hier wird jetzt lang werden, aber ich werde jetzt mal alles (was mir einfällt) am Stück aufschreiben.



Als ich also alleine war, begann ich irgendwann eine bestimmte Meditationsform. Nicht andauernd, aber immer mal wieder. Ich stellte mir einen langen Drachenschwanz vor, der von meinem Steißbein aus tief ins Erdinnere herabreichte, in die vielen Erinnerungsschichten des Menschlichen.



Später dann, ich dachte da gar nicht mehr dran, zumindest sah ich zuerst mal keine Zusammenhänge, entstand tatsächlich an meinem Steißbein ein kleines Loch, aus dem , neben dem ständigen Durchfall den ich hatte, Entzündungsflüssigkeit in großen Mengen lief.

Bei meiner Operation dann wurde ja das Ende meines Darms entfernt und auch diese Fistel am Steißbein, etwas vom Steißbein und etwas vom Kreuzbein, nebst Gebärmutter und einem Eierstock.

Meine Scheide bildete noch einen Stumpf, jetzt wohl ganz für sich.

Ich fühle mich im Bauch wie immer, und ich sagte mir selbst, nichts ist wirklich weg, energetisch ist auch meine Gebärmutter noch da.

Denn ich weiß und glaube fest, dass sie halt (viel) mehr ist als einfach ein Gefäss zum Kinder gebären.

Sie ist eine innere Schöpfungskraft der Frau.

Obwohl Vieles weg zu sein scheint, ist mir in Wirklichkeit alles näher als je zuvor,

und ich weiß, dass alles im Umbruch ist auf der Welt.

Die wirkliche Lebendigkeit kommt aus einer Tiefe, die durch nichts Äußeres beeinträchtigt werden könnte.
 
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