Hallo,
es ist schon interessant, was für eine Bedeutung ein Traum bekommen kann, wenn man ihn aufschreibt, anstatt ihn schnell wieder zu vergessen.
Inzwischen hatte ich schon etliche andere Träume, aber ein aufgeschriebener erhält eine Art Sonderstellung.
Es fing an mit einem kleinen Disput, ein kleiner Streit zwischen mir und meinem Sohn, ich meine jetzt im echten Leben.
So war es noch nie vorgekommen und es beschäftigte mich irgendwie, mehr als ich imgrunde wollte.
Es kamen auch andere Dinge hinzu, die hier wohl mit hineinfallen. Wie zum Beispiel meine Gedanken und Erwähnungen im Thread über das Kreuz-Ass (ebenfalls als Traum).
Ich hatte darüber nachgedacht des nachts, so ganz allgemein über mein Leben, und in gewisserweise stellte ich für mich im Geiste neue Weichen.
Wenn man also nach Veränderungen fragt, so hat sich das da zumindest zum Teil als Energie niedergeschlagen.
Von wo es kam, und wie es (wirklich) seinen Anfang nahm, ist da als Ganzes schwer zu sagen.
Die Gedanken gingen unter anderem auch dahin, trotz scheinbarer Unmöglichkeit über Partnerschaft, oder was ich überhaupt von meinem Leben will, nachzudenken, und auch tatsächlich mal , zumindest fast , allen Gefühlen und Gedanken ihren Lauf zu lassen, es mir anzusehen, und sozusagen Gott zu fragen, wo die Bedeutungen
oder auch Ansagen liegen.
In dem Traum war es ja so, dass trotz meiner Hauptsorge wegen meinem Sohn, er ja eigentlich gar nicht persönlich im Traum vorkam, sondern ich scheinbar hauptsächlich mit meinem , mehr oder weniger nicht mit mir zusammenlebenden Mann , interagierte.
Ich ja, wie erwähnt, dieses Geschenk von ihm erhielt, das dann auch, wie er selbst zu mir sagte, zugleich von seinem vor Jahren verstorbenen Vater sein sollte.
Da auch im Anfang des Traumes von einer geheimnisvollen Person die Rede war, die in Kontakt mit meinem Mann stand und scheinbar Einfluss auf meinen / unseren Sohn nehmen wollte, also da etwas Fremdes war, das ich nicht richtig überschauen konnte, kam ich dann auf den Begriff "männliche Blutlinie", scheinbar ein Bereich, der sich mir etwas entzog.
Nun, mag sein, dass das jetzt ein langer Text wird, heute nacht ging mir einiges durch den Sinn, denn es arbeitete weiter in mir.
Sowohl mein Vater, als auch der Vater meines Mannes waren beide über mehrere Jahre während oder eher am Ende des Krieges in Kriegsgefangenschaft.
Ich wurde erst zehn Jahre nachdem er wieder zuhause war, geboren, und es wurde so gut wie überhaupt nicht mehr darüber gesprochen.
In einer Doku hatte ich mal gesehen, dass die Männer, die aus Kriegsgefangenschaften wieder nach Hause kamen, sehr traumatisiert waren, entmündigt, und ihrer Würde und Kraft meist fast völlig beraubt. Während die zuhause gebliebenen Frauen entsprechend sehr "ihren Mann stehen" mussten, viel Selbstbewusstsein entwickelt hatten und sich viel Mühe gegeben hatten, das Leben zuhause dennoch am Laufen zu halten.
Dann kommen diese Männer nach Hause, und können ansich nicht den von ihnen erwarteten Aufgaben entsprechen, sich nun wieder um alles zu kümmern und dem Hause Stabilität zu geben.
Ich erinnere mich, dass meine Mutter erzählte, die inzwischen auch meine große Schwester zur Welt gebracht hatte, und die bereits fünf Jahre alt war, als ihr Vater sie zum ersten Mal sah, sie erzählte mir, dass mein Vater direkt nach dem Krieg, bzw. nach seiner Gefangenschaft nicht zu ihr nach Hause kam, sondern zu seinem Elternhaus ging. Das hatte sie ihm damals übel genommen. Er kam nicht, nun die große Stütze zu sein, sondern suchte zunächst die elterliche Geborgenheit auf.
Diese alten Geschichten werden tief vergraben. Die nachhause gekommenen Väter versuchen, ein normales Leben aufrecht zu erhalten, aber eigentlich sind sie "kaputt".
Meine Eltern haben später genauso zusammengelebt oder besser gesagt nicht zusammengelebt wie mein Mann und ich das heute auch machen.
Die Versorgung ist da, das Zusammenleben nicht.
Und so wie auch zum Beispiel der Vater meiner Schwiegermutter, nur noch arbeitete, und sich keine Freuden mehr gönnte, denn sie hatten den Krieg verloren und waren vor allem vordergründig die ganz Bösen. So versuchte mein Mann immer, zum einen das aufrecht zu erhalten was er für seine Pflicht hielt, und zugleich auch sein Leben zu genießen und seine Freuden zu haben.
Darum (unter anderem) läuft alles scheinbar so verschiedengleisig bei uns.
Ich bin sozusagen im Frieden aufgewachsen, kenne also persönlich keinen Krieg, aber es ist wohl trotzdem so, und da kommt man eben erst nicht drauf, dass die Blutlinien und Gene, diese alten Erinnerungen vererben und weitergeben.
Da aber zugleich kaum darüber gesprochen wird, weiß man am Ende nicht, wo diverse Ängste und vielleicht auch andere Probleme herkommen.
Das sind Blutlinien. Natürlich haben wir alle selbst die Verantwortung, dennoch durchschaut man manches eben einfach nicht.
Daher ist auch die "männliche Blutlinie" in mir, und nimmt vielleicht ihre Einflüsse.
Einmal in einem Traum stand ich vor dem im Leben sehr brutal gewesenen Vater meiner Mutter, den ich in Wirklichkeit nie kennengelernt hatte.
Ich sagte (im Traum) zu ihm: "Ich weiß, was du meiner Mutter angetan hast.", und er antwortete: "Ich habe ihr nichts angetan."
Woraufhin drei Personen in weißen Kitteln kamen, ihm eine Spritze in den Hals gaben und er vor meinen Augen bewusstlos zusammensank.
Ich ging traurig weg.
Wenn diese Teile unbewusst sind in uns, so , das denke ich mir, fehlt uns einfach ein Teil unserer eigenen Kraft.
Auch der / mein Sohn muss daher "die Erlaubnis" erhalten, alle Anteile frei zu leben.
Der Mann, der Vater, der Krieger, Beschützer, Begleiter, und manchmal auch Verbrecher.
Nochmal zu den Schwimmbecken im Traum, in denen ich schwamm, und die voller Menschen waren. Egal was man für einzelne Deutungen da sagen kann, im Großen und Ganzen geht es dabei um menschliche Gefühle. Und ansich habe ich es geschafft, nach anfänglicher Hilfe ins Leben, auch von meinem Mann,
meine Wege verhältnismäßig frei zu schwimmen.
Durch meine inneren Gedanken hatte ich einiges ins Rollen gebracht. Wege um zu verstehen, warum man da ist, wo man glaubt zu sein.
Ich denke, es ist auch ein Anfang, weiter zu kommen.
Nun danke, wer denn bereit war, das alles hier zu lesen, und ganz liebe Grüße für jeden, der ein bisschen versteht.