eben zu diesem zeitpunkt ist er (noch) mensch
Vor allem da, finde ich. Wenigstens ist es diese Szene, die mir persönlich Jesus Christus als Mensch am ehesten erschließt. Ansonsten würde ich sein Erleben al ein Gemisch aus Rebellentum gegen die spirituelle Obrigkeit gepaart mit einer der üblichen Schizophrenien, die sich auf Gott beziehen, verstehen müssen. Das gibt es so in der Form auch heute noch, in den Psychiatrien. Nur hält man diese Menschen heute davon ab, sich absichtlich umzubringen, und für einfache Aussagen wird man heute hier im Westen nicht mehr an's Kreuz genagelt.
Wenn Jesus nicht gezweifelt hätte, wenn er keine Schmerzen gehabt hätte und nicht aufgegeben hätte da am Kreuz, dann hätte sich mir diese Geschichte als Kind nicht erschlossen. Dann wäre er nur ein weiterer Lone Ranger oder oder McGywer gewesen, eine Art Donald Duck, mit denen ich mich nicht hätte identifizieren können. Ein gottgläubiges Ideal, nach dem zu streben sich für mich nicht lohnen würde.
Aber diese ganze Schrecklichkeit des Planes, sich hängen zu lassen als König der Juden und dann die Erkenntnis: es war nur ein Hirngespinst, Gott hat mich verlassen! - das zeigt Charakter, in Abgrenzung vom Wahn. Und daher ist dieser Zweifelmoment so wichtig.
Das Schwinden der göttlichen Kraft bahnt sich ja schon früher an, auf dem Weg nach Golgotha. Als er sein Kreuz trägt, bricht er mehrmals zusammen und benötigt Hilfe, um wieder auf die Beine zu kommen. In diesen Momenten wird sich das Verlassensein als Gefühl bereits angebahnt haben, und am Kreuz hängend ist dieser arme Mensch dann wohl vollends in das Gefühl gekommen, verlassen worden zu sein.
Und dann aber, dann sprach Gott. Sind Blitze sind Donner, das Zerreissen der Tempelvorhänge, Erdbeben. Dann erst kam das wahrhaftige Zeichen Gottes, das im Alten Testament so oft in ähnlicher Weise gekommen war.
lg