Meditation und Sex

Mir scheint, es wäre noch eine Ergänzung nötig zu dem da.
Genießen kann ich Sex und alles andere auf dieser Welt doch erst, wenn ich eben nicht mehr dran gebunden bin!
Ich sollte noch dazusagen, mein ich, warum ich das so empfinde. Solange ich mich an etwas klammere, will ich haben, daß es für immer da ist, nie aufhört, immer zur Verfügung steht, nie vergeht... Ich kann erst aufhören, zu klammern, wenn ich bereit bin, zu akzeptieren, und zwar wirklich zu akzeptieren, daß nichts für immer dableibt, nichts immer zur Verfügung steht und alles vergeht. Alles stest im Fluß ist.

Wenn ich das wirklich akzeptiere, dann weiß ich, daß das, was jetzt ist, im nächsten Augenblick vergangen ist, und nehme froh den nächsten Augenblick an, wissend, daß auch er vergeht und ihm ein nächster folgen wird. Immer. Dann eerst habe ich aufgehört zu suchen und dann erst kann ich genießen.

Da ich das da herschreibe, ohne vorher in einem Buch nachgeschaut zu haben, kommt es aus meiner eigenen Erfahrung. Das bedeutet, ich habe einmal die Erfahrung gemacht, wie es ist, dieses Klammern wegzulassen. Das ist entscheidend. Ohne diese Erfahrung weiß ich ja gar nicht, wie es ist, nicht zu klammern. Wie schön es ist.
 
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Wilber bestreitet die retro-romantische These (der auch C.G. Jung anhing), dass Kinder noch vereint mit Gott seien und erst durch die böse, böse Sozialisation von jenem getrennt würden. Wie soll ich sagen: Ich glaube, er hat recht. Es ist ein Widerspruch von Bewusstseinsentwicklung zu sprechen, und gleichzeitig zu behaupten, Kinder seien irgendwie näher bei Gott als Erwachsene. Werden beide Sichtweisen zusammengehängt, so würde das darauf hinauslaufen, dass Kinder tatsächlich bewusster sind als Erwachsene, sonst könnten sie nicht näher bei Gott sein. Wie man es auch dreht und wendet: Das Argument der kindlichen Gottesnähe ist nicht einleuchtend.

Es handelt sich um die Prä-/Transverwechslung. Präpersonale Undifferenzierhtheit des kindlichen Identitätsgefühls wird fälschlicherweise mit transpersonaler Differenziertheit des Mystikers verwechselt. Gemeinsam ist beiden, dass sie nicht-personal sind - darüberhinaus aber so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
 
opti schrieb:
Meine Erfahrung sagt, dass das leider nicht funktioniert. Solange man auf Sexualität fixiert ist möchte man mit allen Frauen schlafen. das ist nun einmal der Charakter der Sexualität.

Und erst dann, wenn man die Sexualität vollkommen abgelegt hat, betrachtet man die Frau nicht mehr als Sexualobjekt. Dieses Empfinden ist tatsächlich wie eine Befreiung. Nur stellt sich dieses Empfinden erst ein, wenn man sich von der Sexualität gelöst hat.
Und dem genau widerspreche ich vehement. Ich muß nicht Sexualität vollkommen ablegen, um einen Mann nicht als Sexualobjekt zu betrachten. Ich habe Sexualität nicht vollkommen abgelegt und möchte trotzdem nicht mit allen Männern schlafen. Das ist nun einmal NICHT der Charakter der Sexualität; das ist der Charakter der verblendeten Sexualität, im Zustand der Unwissenheit.

Was man vollkommen ablegen MUSS, um überhaupt zu einer Erkenntnis kommen zu können, das ist die FIXIERUNG. Und zwar nicht nur auf Sexualität, sondern die Fixierung als Solches. Darum geht es. Sonst jagt man die falsche Sau durchs Dorf. Denn wenn man nur die Sexualität ablegt und nicht die Fixierung, dann fixiert man sich eben darauf, etwas ablegen zu müssen. Oder auf sonst was. Auf einen Meister, ein Buch, einen Swami, einen Lehrsatz, einen Abt, ein Erlebnis, das ist beliebig austauschbar, es geht darum, daß man sich auf was fixiert. Und das geht gegen das Leben, denn das Leben ist nicht fix. Das ist in Bewegung.
 
fckw schrieb:
Wilber bestreitet die retro-romantische These (der auch C.G. Jung anhing), dass Kinder noch vereint mit Gott seien und erst durch die böse, böse Sozialisation von jenem getrennt würden. Wie soll ich sagen: Ich glaube, er hat recht. Es ist ein Widerspruch von Bewusstseinsentwicklung zu sprechen, und gleichzeitig zu behaupten, Kinder seien irgendwie näher bei Gott als Erwachsene. Werden beide Sichtweisen zusammengehängt, so würde das darauf hinauslaufen, dass Kinder tatsächlich bewusster sind als Erwachsene, sonst könnten sie nicht näher bei Gott sein. Wie man es auch dreht und wendet: Das Argument der kindlichen Gottesnähe ist nicht einleuchtend.

Es handelt sich um die Prä-/Transverwechslung. Präpersonale Undifferenzierhtheit des kindlichen Identitätsgefühls wird fälschlicherweise mit transpersonaler Differenziertheit des Mystikers verwechselt. Gemeinsam ist beiden, dass sie nicht-personal sind - darüberhinaus aber so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Ja, genau dieser Gedankengang war da im Hintergrund, als ich sagte, MÜSSEN sie diese Entwicklung durchlaufen? Ist es eben notwendig, daß man diese vor-verbale Intuition verliert, um sie dann später als bewußte Fähigkeit des "transpersonalen Differenzierens" (toller Ausdruck) wiederzufinden?
 
fckw schrieb:
Wilber bestreitet die retro-romantische These (der auch C.G. Jung anhing), dass Kinder noch vereint mit Gott seien und erst durch die böse, böse Sozialisation von jenem getrennt würden. Wie soll ich sagen: Ich glaube, er hat recht. Es ist ein Widerspruch von Bewusstseinsentwicklung zu sprechen, und gleichzeitig zu behaupten, Kinder seien irgendwie näher bei Gott als Erwachsene. Werden beide Sichtweisen zusammengehängt, so würde das darauf hinauslaufen, dass Kinder tatsächlich bewusster sind als Erwachsene, sonst könnten sie nicht näher bei Gott sein. Wie man es auch dreht und wendet: Das Argument der kindlichen Gottesnähe ist nicht einleuchtend.

Kinder sind wesentlich näher bei Gott, als die meisten Erwachsenen. Sie leben oft bis zum Schulbeginn eine Art Seligkeit. Natürlich nicht alle Kinder, aber sehr viele.

Bei Kindern hat das natürlich nichts mit Bewusstsein zu tun. Sie sind glücklich aber dabei relativ unbewusst. Sie leben einfach aus dem Bauch heraus.
 
Kinnaree schrieb:
Das ist aber ja doch nicht "genießen". Was ich gierig gesucht habe, kann ich ja gar nicht genießen, ich bin ja daran gebunden! Genießen kann ich Sex und alles andere auf dieser Welt doch erst, wenn ich eben nicht mehr dran gebunden bin! Wenn ich nun also von ECHTEM Genießen spreche, dann gibt es keine Bindung mehr. Oder es ist kein echter Genuß, von dem ich spreche.
Genau - Nur wird das keiner von diesen ausgemergelten Yogis begreifen, da sie auch nur an ihr Brama-dingsbums Konzept gebunden sind, was einen Genuß verhindert.
Das ganze kannst du auch auf jeden Atemzug beziehen. Solange du dran gebunden bist, lebst du in ständiger Angst, jeder könnte der letzte sein. Erst wenn du frei davon bist, kannst du jeden einzelnen genießen.
 
Kinnaree schrieb:
Und dem genau widerspreche ich vehement. Ich muß nicht Sexualität vollkommen ablegen, um einen Mann nicht als Sexualobjekt zu betrachten. Ich habe Sexualität nicht vollkommen abgelegt und möchte trotzdem nicht mit allen Männern schlafen. Das ist nun einmal NICHT der Charakter der Sexualität; das ist der Charakter der verblendeten Sexualität, im Zustand der Unwissenheit.

Was man vollkommen ablegen MUSS, um überhaupt zu einer Erkenntnis kommen zu können, das ist die FIXIERUNG. Und zwar nicht nur auf Sexualität, sondern die Fixierung als Solches. Darum geht es. Sonst jagt man die falsche Sau durchs Dorf. Denn wenn man nur die Sexualität ablegt und nicht die Fixierung, dann fixiert man sich eben darauf, etwas ablegen zu müssen. Oder auf sonst was. Auf einen Meister, ein Buch, einen Swami, einen Lehrsatz, einen Abt, ein Erlebnis, das ist beliebig austauschbar, es geht darum, daß man sich auf was fixiert. Und das geht gegen das Leben, denn das Leben ist nicht fix. Das ist in Bewegung.

Warum und ob das bei Frauen anders ist, weiß ich nicht. Aber wenn Männer das Angebot bekommen, kostenlos mit einer attraktiven Frau zu schlafen, würden 99 % mitgehen.
 
Kinnaree schrieb:
Ja, genau dieser Gedankengang war da im Hintergrund, als ich sagte, MÜSSEN sie diese Entwicklung durchlaufen? Ist es eben notwendig, daß man diese vor-verbale Intuition verliert, um sie dann später als bewußte Fähigkeit des "transpersonalen Differenzierens" (toller Ausdruck) wiederzufinden?
Nönö, die Sache ist noch viel einschneidender: Wilber bestreitet die These, dass Kinder jene Intuition überhaupt haben, von der du sprichst. Es sind meiner Erfahrung gemäss immer Erwachsene, die die Kindheit verklären und ihnen eine Intuition andichten, die dann Erwachsene nicht mehr haben sollen, nicht Kinder selbst. Kinder sind bis zu einem gewissen Alter überhaupt nicht in der Lage, logisch zu denken. Und das ist völlig natürlich. Niemand käme auf die schwachsinnige Idee, von einem Fünfjährigen zu erwarten, er wäre in der Lage, prädikatenlogische Aufgaben zu lösen. Gemäss der Idee, ein Fünfjähriger hätte eine natürliche "Intuition" für Gott oder eine besondere "Nähe" zu ihm, dann müsste er "intuitiv" folgendes Paradoxon verstehen:

Die Welt ist eine Illusion.
Brahman allein ist wirklich.
Brahman ist die Welt.

Ich habe noch nie einen Fünfjährigen gesehen, der sowas auch bloss annähernd "intuitiv" verstanden hätte.
 
opti schrieb:
Warum und ob das bei Frauen anders ist, weiß ich nicht. Aber wenn Männer das Angebot bekommen, kostenlos mit einer attraktiven Frau zu schlafen, würden 99 % mitgehen.
Na das ist ja schon einmal eine Diskussionsgrundlage, Opti, wenn du endlich einmal sagst, du weißt es nicht, anstatt du weißt alles besser ;).

Aber das geht am Punkt dessen, was ich meine, vorbei. Die 99 %, die mitgehen würden, sind eben die 99 %, die ihre FIXIERUNG nicht überwunden haben. Das erklärt sich allein durch die Tatsache der Formulierung. Die Idee, es sei deshalb so toll, weil es kostenlos ist, beinhaltet den krampfhaften Gedanken, es müsse alles einen Preis haben, was etwas wert ist.

Zu überwinden aber ist die Fixierung, Opti, und nicht die Sexualität. Wir müssen nicht das Leben überwinden, es reicht, wenn wir das Klammern am Leben überwinden. Denn dann erst können wir es genießen.

Und übrigens, was ich in dir als Krampf wahrnehme, das mahnt mich in mir selbst daran, daß ich auch nicht frei von Besserwisserei bin. :) An der Baustelle wird gearbeitet, aber es braucht.
 
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