Für leidenschaftliche Männer, die ihre Sinneslust nicht kontrollieren können, ist es besser, ein Leben als Familienvater zu führen. Wird jemand mit entsprechenden spirituellen Eigenschaften, mit einer angeborenen Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit, wie die Yogis Sankara oder Sadasiva Brahman geboren, so wird er kein Familienvater. Er wird bereits als Kind nach den Regeln des Brahmacharya leben. Die Srutis (indische Offenbarungen) unterstützen das. Sie sagen: "Verzichte von dem Tag an auf die Welt, an dem du leidenschaftslos wirst“.
Bei einigen behindert eine Heirat den spirituellen Fortschritt; anderen hilft sie. Für den Sanskrit Dichter Raja Bhartrihari, der "Hundert Gedichte über die Liebe und über die Entsagung" schrieb, war es eine Behinderung. Für den heiligen Dichter und reichen Kaufmann Tukaram, der während einer großen Hungersnot seinen Besitz an Hungernde verschenkte, dadurch verarmte, seine Familie verließ und in Tempeln lebte, war es eine Hilfe. Tukaram erreichte langfristig das gleiche Ziel. Man sollte allerdings versuchen, den kürzesten Weg zu finden.
Ein Leben im Zölibat ist hundertmal besser als das Leben eines Ehemannes. Ich glaube an das Zölibat, weil es die versteckte Energie im Mann entfaltet. Brahmacharya ist die Schnellstraße zur Gottesverwirklichung; Heirat ist der gewundene Weg. Der erste Weg ist dem letzteren auf alle Fälle vorzuziehen. Manch einer bevorzugt aber den zweiten Weg, um seine Leidenschaften zu reduzieren.
Natürlich ist es auch dem Verheirateten möglich, Selbstverwirklichung zu erlangen, obwohl er die Last einer Familie auf seinen Schultern trägt. Der Heilige Tukaram war zweimal verheiratet und hatte Kinder. Er erreichte sein letztes Ziel, das Reich Gottes, in einem Vimana (Raumfahrzeug). Wenn du bereit bist, ein einfaches Leben zu führen, treu und ehrlich, und wenn dein Partner fromm ist und dich in allen Angelegenheiten unterstützt, dann ist gegen eine Heirat nichts einzuwenden. Fühlt sich aber jemand nicht vom Eheleben angezogen, dann sollte er nicht heiraten.
Wenn du striktes Zölibat leben möchtest, dann solltest du nicht heiraten. Tricks dich nicht selber aus, indem du sagst: "Ich praktiziere das Zölibat nach der Ehe.“ Am Ende wirst du dann womöglich das Zölibat doch nicht beachten. Du solltest es aber als deine Lebensaufgabe betrachten, dich selbst in Gott zu verwirklichen. Hast du nicht schon ausreichend sexuelle Erfahrungen gesammelt? Sexualität und Schlemmerei gehören zu den animalischen Trieben des Menschen. Sollten wir uns nicht davon lösen und spirituelle Ziele anstreben? Warum verbrennst du den edlen Sandelholzbaum, um daraus Holzkohle zu machen? Unser Leben ist sehr kostbar. Darum beneiden uns sogar die Götter. Ist das Leben einmal verloren, dann ist auch die Chanche vertan, seine eigene Göttlichkeit zu verwirklichen.
Sinnliches Vergnügen ist verlockend. Solange eine Person nicht das Objekt der Begierde besitzt, solange ist er davon verzaubert. Befindet sich dieses Objekt aber in seinem Besitz, schon hat er sich darin verheddert. Der Junggeselle denkt tagein, tagaus, an eine Heirat. Aber erotisches Vergnügen wird ihm keine Zufriedenheit schenken. Es verschlimmert und intensiviert nur seine Wünsche und macht den Geist, durch die Verstrickung in die Leidenschaft, noch ruheloser und begieriger. Irgendwie hat er das Gefühl, in Gefangenschaft zu sein. Dies ist ein Gaukelspiel der Maya, der Illusion, der Täuschung. Die Welt ist voller Versuchungen.
Du kannst durch weltliche Objekte kein Glück erlangen. Es ist nur materialistisches Gift. Außerdem ist die Heirat eine lebenslängliche Gefangenschaft. Es ist die größte Knechtschaft auf der Erde. Der Junggeselle, der einst frei war, liegt im Joch. Seine Hände und Füße liegen in Ketten. Dies ist die Erfahrung vieler verheirateter Leute. Überlege dir also sehr genau, was du möchtest. Ein Entkommen ist nach der Heirat kaum noch möglich. Erkenne den Glanz eines spirituellen Pfades und die großen Schwierigkeiten, Probleme, Sorgen und Mühen, die eine Heirat mit sich bringt. Darum intensiviere deine Leidenschaftslosigkeit. Du hast ein Geburtsrecht auf göttliches Bewusstsein.
Eine Heirat ist ein scharfer Einschnitt im Leben eines Menschen. Folglich sei mit dem Frieden vermählt. Die Leidenschaftslosigkeit sei den ehrenwerter Sohn, die Unterscheidungskraft, deine großartige Tochter. Iss die köstliche Frucht der göttlichen Weisheit, die dir ein langes und glückliches Leben bescherrt. Wenn du kannst, dann heirate nicht. Ein Entweichen ist nach der Heirat nicht mehr möglich. Eine Heirat hat sehr angenehme Seiten, sie bringt aber auch viele Verpflichtungen mit sich. Was aber taten Buddha, Pattinattu Swami, Bhartrihari und Gopichand? Hatten sie nicht ein angenehmes und friedliches Leben?
Die Lust ist der größte Feind auf Erden. Sie verschlingt einen Mann. Nach dem Geschlechtsakt folgt die Depression. Dein Intellekt ist dann nicht mehr so leistungsfähig. Wegen des permanenten Samenverlustes, leidest du schon bald unter Krankheiten, Depressionen, Schwächegefühl und dem Verlust deiner Vitalität. Folglich wirst du einen frühen Tod erleiden. Darum rate ich dir, praktiziere ein lebenslanges Zölibat. Befreie dich selbst aus deinem Elend, von deinen Sorgen und Beschwerden.
Dort, wo Licht ist, kann kein Schatten sein. Dort, wo sinnliches Vergnügen herrscht, kann nicht das Glück des Atman (Seele) sein. Weltliche Menschen wollen beides zugleich, sinnliches Vergnügen und das Glück des Atman. Das ist aber absolut unmöglich. Sie wollen nicht auf das sinnliche Vergnügen verzichten. Sie besitzen keine Leidenschaftslosigkeit in ihrem Herzen.
Weltliche Männer glauben, dass sie glücklich sind, wenn sie einige Ingwerkekse, etwas Geld und eine Frau besitzen. Alle weltlichen Vergnügungen sehen am Anfang wie Nektar aus, aber werden am Ende zu Gift. Ist man erst einmal verheiratet, dann kann es sehr schwer sein, sich von den Fesseln der sinnlichen Verhaftung zu lösen. Sei furchtlos. Löse dich von diesen Illusionen, löse dich von deinen sinnlichen Verhaftungen. Kontrolliere deine Wünsche und deinen Verstand. Dann wirst du allmählich Wunschlosigkeit entwickeln und ein perfekter Brahmachari sein.
Practice of Brahmacharya