Meditation und Sex

Zum Thema:
Das war schon irgendwann mal besprochen worden, aber ich habe in diesem umfangreichen Thread nicht alles gelesen und auch nicht die Geduld die Passagen rauszusuchen:

Geht es nun bei Brahmachaya darum die sexuelle Kraft abzutöten?
Oder geht es darum, sie zu ehren und zu verwandeln?
 
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Ja, ja, so hat jeder seinen Fluchtweg. Der eine flüchtet sich in die Religion, der andere in die astrale Götter- und Dämonenwelt, der nächste ins nonduale Dasein und wieder andere in die Reinkarnation. Alles Ausdruck desselben Unglücklichseins. Wo ist hier übrigens der Fluchtweg?
 
Kinnaree schrieb:
Nix für ungut - sind nur die Gedanken einer Old Box (auf gut Wienerisch "alte Schachtel"), die ihre wilden Zeiten auch schon langsam hinter sich gebracht hat... (und waren sie nicht schön? Hats nicht Spaß gemacht? Und ists nicht gut, daß es langsam aber sicher nimmer so wahnsinnig wichtig ist? Weils für alles im Leben die richtige Zeit gibt...)
Sie waren wild, hart aber herrlich, nicht eine Sekunde dieser Zeit möchte ich missen. Das erinnert mich wieder an meine Zeit in Wien Anfang der 70ziger.
Egal was hier auch für Dogmen postuliert werden, es gibt keinen *falschen* Weg. Jeder hat SEINEN Weg, und jeder ist anders.
Man kann sich zwar in Grüppchen zusammenschließen und streckenweise gemeinsam gehen, aber man sollte endlich aufhören, nur einen Weg als den einzig Wahren zu postulieren. Egal welcher Ideologie oder welchem -Ismus dieser Wahn entspringt.
 
opti schrieb:
Ja, ja, so hat jeder seinen Fluchtweg. Der eine flüchtet sich in die Religion, der andere in die astrale Götter- und Dämonenwelt, der nächste ins nonduale Dasein und wieder andere in die Reinkarnation. Alles Ausdruck desselben Unglücklichseins. Wo ist hier übrigens der Fluchtweg?
Da gibt es noch ein paar die flüchten sich in die sexuelle Enthaltsamkeit, den hast du vergessen.
Manchmal habe ich das Gefühl ihr sitzt da wie ein Reicher der nachts nicht schlafen kann weil er Angst hat, seinen ganzen Reichtum zu verlieren und nur damit beschäftigt ist ihn weiter zu vermehren.
Das was für dein Reichen seine Kohle, ist für andere ihre sexuelle Energie.
Ich weiß, ich weiß. Ihr zieht euch diese Energie ins Stirnchakra, wie andere sich ihr Kokain in den Schädel ziehen. Letztendlich seit ihr auch nur Süchtige - nach dem Konzept der Erleuchtung.
 
Früher gab es Brahmacharinis in Indien. Sie waren Brahmavadinis; und am Wissen über Brahman interessiert. Sie wollten nicht das Leben einer Ehefrau führen und den ehelichen Pflichten nachkommen. Sie dienten das Rishis und Weisen in ihren Einsiedeleien und praktizierten Brahmavichara, das Einssein mit Gott. König Janasruti's Tochter diente Rishi Raikva. Du findest diese Geschichte in den Chhandogya Upanishaden, eine der bekanntesten philosophischen und mystischen Schriften der indischen Kultur.

Die Brahmacharini Sulabha war eine sehr gelehrte Frau. Sie wurde in einer königlichen Familie geboren. Sie wurde im Geist der Emanzipation erzogen. Sie beachtete die Praxis der Askese. Sie beschritt ihren Weg sehr konsequent und war in ihrem Gelübde sehr beharrlich. Sie äußerte nie ein Wort, ohne es auf seine Verletzlichkeit zu reflektieren. Sie war eine Yogini und führte das Leben einer Sanyassin. Sie erschien vor dem König und Asketen Janaka, in seinem Gericht, und führte mit ihm eine Diskussion über Brahmavidya, dem Wissen über Brahman, über das Selbst.

Gargi war ebenso eine Brahmacharini. Sie war eine in hohem Grade kultivierte Frau. Sie hatte mit Yajnavalkya eine langatmige Diskussion über Brahmavidya. Der Dialog zwischen ihnen ist in der Brihadaranyaka Upanishad nachzulesen.

In Europa gab es viele Frauen, die zölibatär lebten und ihr Leben der Askese, dem Gebet und der Meditation weihten. Sie lebten in ihrer eigenen Einsiedelei. In Indien leben auch heute noch gebildete Frauen, die ein Leben als Brahmacharinis führen. Sie möchten nicht heiraten. Sie unterrichten die Mädchen in den Schulen, erteilen den armen Mädchen kostenlosen privaten Unterricht und bilden sie im Nähen und in anderen Hausarbeiten aus.

Sie studieren religiöse Bücher, singen Mantren und meditieren morgens und am Abend. Sie führen ein tägliches spirituelles Tagebuch, leiten spirituelle Frauengruppen und unterrichten Mädchen im Yoga und in den Atemübungen. Sie geben Darlegungen der Bhagavad-Gita und Upanishaden. Sie halten Vorträge über religiöse Texte in Englisch, Sanskrit und Hindi. Während der Feiertage und bei wichtigen Gelegenheiten halten sie im großen Stil religiöse Tagungen für die spirituelle Erweckung von Frauen ab.

Manchmal besuchen sie nahe gelegene Dörfer und verteilen kostenlos Medizin für die Armen. Sie sind mit der Ersten Hilfe, der Homöopathie, der Allopathie (Schulmedizin) und der Biochemie vertraut. Sie sind ebenfalls darin ausgebildet, Kranke zu pflegen. Es gibt gut ausgebildete Brahmacharinis, die Mädchenschulen leiten und die in Sanskrit, Englisch und in Hindi sehr erfahren sind. Sie unterhalten auf eigene Kosten eine freie private Schule für arme Mädchen. Das ist wirklich eine edle Tat.

Solche Mädchen und Frauen sind wirklich ein Segen für Indien. Sie führen ein Leben in Reinheit und Nächstenliebe. Sie genießen Glück, Wohlstand und Ansehen und werden einst mit Seligkeit belohnt werden. Indien könnte mehr Brahmacharinis dieser Art gebrauchen, die ihr Leben dem Dienst am Nächsten, der Meditation und dem Gebet widmen.

Es gab eine Maharani, eine weibliche Maharaja (Fürstin), in den einstigen vereinigten Provinzen, die einfache Kleidung trug, einfache Nahrung aß, Sadhus (Bettelmöche) und arme Leute bediente und unter Sannyasins (Entsagenden) lebte. Sie hatte ein großes Wissen der Heiligen Schriften und praktizierte regelmäßig Meditation und Gebet. Sie beachtete monatelang das Schweigegelübde und verbrachte einige Zeit in Abgeschiedenheit, um zu sich zu finden.

Es gibt eine gebildete Frau, die eine Mennonitin (reformierte christliche Konfession) ist. Ihr Ehemann hat eine gutbezahlte Stellung. Sie behandelt die Patienten kostenlos und leistet einen sehr guten Dienst an der Gesellschaft. Sie ist frei von Besitzgier und leistet medizinische Hilfe, um ihr Herz zu reinigen, um Gott zu danken. Sie kümmert sich um das Haus, dient ihrem Ehemann, studiert religiöse Bücher, meditiert und betet. Sie ist eine ideale Frau, die ein prachtvolles und frommes Leben führt.

Practice of Brahmachari
 
opti schrieb:
Dreh dich ruhig noch ein paar Jahre im Kreis und warte darauf, dass die sexuelle Verhaftung sich von selbst legt. Mir ist kein Mensch bekannt, bei dem das je passiert ist. Mir sind aber sehr viele Menschen bekannt, die bis ins hohe Alter jedem Rock hinterher laufen. Jeder neue Orgasmus entfacht die Glut auf's neue. Und die wird sich hüten, sich einfach in die Büsche zu verdrücken. Die wird dich piesacken, bis an dein Lebensende. Und du wirst bis an dein Lebensende darunter leiden.

Und wieso glaubst du über Brahmacharya urteilen zu können? Du hast doch keinerlei Erfahrungen damit.

Sorry Opti aber nicht ich bin es der hier urteilt. Ich behaupte nicht das "mein Weg" der richtige für Alle ist. Er ist es für mich. Punktum. Das habe ich nun auch schon mehrfach geschrieben. Ich denke Du kannst überhaupt nicht beurteilen womit ich Erfahrung habe und womit nicht.

Nur weil es für dich (scheinbar?) passt (Brahmacharya) muß es nicht heissen das ich

a) mich mit diesen Philosophien (und nicht mehr oder weniger sind Lehren solcher Art für mich) nicht auseinandergesetzt habe,

b) führt ein auseinandersetzen mit einer Philosophie ja wohl nicht zwangsläufig zur Übernahme derselbigen.

Ich bin so frei und unverschämt und lebe meine eigene Philosophie die sich aus vielerlei Bausteinen zusammensetzt. Ich hole mir gerne Anregungen und Hinweise also nützliche Ausrüstung für meinen Weg. Aber den Weg gehe ich schon direkt selbst. Ohne einen zwischengeschalteten Meister, Märtyrer oder Heiligen. Ich hinterlasse meine eigenen Spuren. Und der Chef dort oben hat nichts dagegen einzuwenden.

LG
Voice
 
satnaam schrieb:
Da gibt es noch ein paar die flüchten sich in die sexuelle Enthaltsamkeit, den hast du vergessen.
Manchmal habe ich das Gefühl ihr sitzt da wie ein Reicher der nachts nicht schlafen kann weil er Angst hat, seinen ganzen Reichtum zu verlieren und nur damit beschäftigt ist ihn weiter zu vermehren.
Das was für dein Reichen seine Kohle, ist für andere ihre sexuelle Energie.
Ich weiß, ich weiß. Ihr zieht euch diese Energie ins Stirnchakra, wie andere sich ihr Kokain in den Schädel ziehen. Letztendlich seit ihr auch nur Süchtige - nach dem Konzept der Erleuchtung.

Dieser Post gefällt mir - ehrlich gesagt - sehr gut.
 
Ja, liebe Leute, das scheint euch ja alle sehr zu berühren. Das soll es auch. Aber vielleicht mit etwas mehr Sachlichkeit und Neugier.
 
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opti schrieb:
Du hast diesen inneren Kampf, diese inneren Auseinandersetzungen in Bezug auf die Sexsucht sehr gut beschrieben. Es gibt natürlich unterschiedliche Wege, mit der Sexsucht umzugehen. Ich habe ja auch geschrieben, dass ich mir auch einen Prozess vorstellen kann, der sich über 12 Jahre hinzieht. Indem man im ersten Jahr nur einmal im Monat mit seiner Frau/Freundin/Freund intim wird, im zweiten Jahr nur alle zwei Monate, nach 6 Jahren nur noch alle 6 Monate und nach 12 Jahren gleitet man langsam aus diesem Prozess heraus.

Ich selber kann mich allerdings am stärksten für den klassischen indischen Weg begeistern, weil dieser Weg am schnellsten zum Ziel führt.
Jeder muss natürlich für sich selber entscheiden, welchen Weg er beschreitet. Die Gefahr bei dem Weg, den du erwähnst, wenn du sagst, dass du nicht (immer) maßhalten möchtest, sehe ich darin, dass man sich der Suchtspirale nicht entziehen kann. Ich glaube, es hängt ein wenig damit zusammen, welche Einstellung jemand gegenüber seiner eigenen Sexualität hat.

Wird er sehr stark von der Sexualität bedrängt, dann ist vermutlich der schnelle Weg ratsam, um sich dem Leidensdruck zu entziehen. Wird er dagegen nicht so sehr von der Sexualität bedrängt, dann kann man es wohl etwas ruhiger angehen lassen.

Gerade diejenigen, die besonders stark bedrängt werden, brauchen wohl einen besonders starken Willen, um ihren guten Vorsätzen treu zu bleiben. Aber es gibt natürlich immer wieder Rückschläge. Das ist eigentlich nicht so tragisch. Man ist zwar im ersten Moment von sich selber enttäuscht, aber solche Rückschläge gehören zum Reifeprozess dazu. Das wichtige ist nur, dass man nicht den Mut verliert. Und wenn man beharrlich seinen Weg beschreitet, dann stellen sich auch Erfolge ein.

Ich sehe die Sexsucht eigentlich generell als eine psychische Erkrankung an. Und ich würde mich da nicht unbedingt auf einen Therapeuten verlassen. Vielleicht braucht man zu Beginn dieser Auseinandersetzung therapeutischen Beistand. Aber ich glaube, im Grunde genommen kann man sich nur selber aus dem Sumpf ziehen. Darum lautet mein Motto eigentlich: Sei dein eigener Therapeut.

In diesem einen Satz steckt des Pudels Kern. Vor allem in dem "am schnellsten".

Sexsucht ist eine Krankheit. Gut. Stimme ich zu, gar keine Frage.

Verstehe ich Dich richtig das Du sagen möchtest wer Sex hat wird automatisch Sexsüchtig?

Übertragen, wer ißt wird automatisch Eßsüchtig?

Sorry so einen Nonsens habe ich schon lange nicht mehr gehört.

Ich definiere Sucht als einen Verdrängungsmechanismus, als Flucht. Hinter dieser Sucht steht ein seelisches Problem. Ansatzweise wage ich eine Einschätzung über den möglichen Hintergrund einer Sucht nach Sex.

- Mangelnde Eigenliebe
- Fehlen jeglicher sonstiger Werte oder innerer Meßpunkte um sich als Mann / Frau zu definieren
- Massive Probleme sich auf tiefergehende Beziehungen einzulassen


Und Du aber willst ernsthaft sagen die Sucht (in dem Fall Sexsucht) einsteht nur dadurch das Mann / Frau Sex hat. Wahnsinn :D

Sexsucht hat mit einer wahrhaftigen tiefen liebevollen Vereinigung zweier Menschen null Komma null zu tun.

Meine Meinung.

LG
Voice
 
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