Mahabharata

Kapitel 209 – 2 Der Vogelfänger über Karma

Der Unwissende ist bereits tief gefallen, wenn er die Götter grob beschimpft
und nicht weiß, dass dies eine Wirkung seines eigenen Karma ist.

Die Toren, die Leidenschaftlichen und die Launenhaften erreichen immer das Gegenteil von dem, was sie wollen.
Weder Spirituelles Studium, Moral noch persönliche Anstrengung kann ihnen helfen.

Wenn die Früchte unserer Mühen nur von uns abhingen,
dann würden wir immer zur Erfüllung unserer Wünsche gelangen, einfach durch Streben.
Doch man sieht, dass fähige und kluge Menschen in ihrem Bestreben fehlen,
und ihnen die Früchte ihrer Bemühungen verwehrt bleiben.
 
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Kapitel 209 – 3 Der Vogelfänger über Karma

Man sieht, dass fähige und kluge Menschen in ihrem Bestreben fehlen,
und ihnen die Früchte ihrer Bemühungen verwehrt bleiben.
Und umgekehrt kann es geschehen, dass Menschen, die andere immerzu kränken und täuschen, ein fröhliches Leben führen.

Manche erlangen Wohlstand ohne Arbeit, und andere mühen sich bis zum Äußersten und bekommen nicht einmal das Nötigste. Manche ehrgeizige Menschen ehren die Götter und üben strenge Buße, um Söhne zu bekommen, und nach der angemessene Zeit im Mutterleib wird es doch nur ein unrühmlicher Abkömmling ihrer Familie.

Und andere, die unter denselben Umständen ins Leben kamen, leben anständig mit viel Luxus, Reichtum und Korn, welches ihre Ahnen angesammelt haben.
 

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Kapitel 209 – 4 Der Vogelfänger über Karma

Die Krankheiten, unter denen die Menschen leiden, sind ohne Zweifel das Resultat ihres eigenen Karmas.
Manche werden von ihnen verfolgt, wie schwache Rehe vom Jäger, und sind voller Sorgen.
Andere jagen die Krankheiten, wie der Jäger das Wild, und suchen die Hilfe von fähigen Ärzten mit ihrem Vorrat an Medizin.

Oh bester Ausüber der Religion, du hast sicher auch schon beobachtet, wie Menschen,
in deren Macht es lag, sich an allen schönen Dingen auf Erden zu erfreuen, dies nicht konnten,
weil ihre Eingeweide sie quälten. Und Starke und Mächtige leiden Elend und erhalten sich gerade so am Leben.
 

Mahabharata
Kapitel 209 – 5 Der Vogelfänger über Karma

Jeder Mensch ist diesbezüglich hilflos, wird von Elend und Illusion überwältigt,
und wieder und wieder vom mächtigen Strom seiner karmischen Taten hin- und hergetrieben.

Gäbe es die absolute Freiheit der Handlung, würde keine Kreatur sterben, verfallen oder ihr übles Schicksal abwarten,
denn jeder würde immer alles Begehrenswerte erlangen.

Alle Menschen streben mit ganzer Kraft danach, ihre Nachbarn zu überflügeln, und immer schlagen sie fehl.
Viele Menschen werden unter demselben Stern geboren und stehen unter dem Einfluss desselben guten Schicksals,
und doch sieht man große Unterschiede in der Reife ihrer Handlungen.
 

Mahabharata
Kapitel 209 – 5 Der Vogelfänger über Karma

Niemand, oh guter Brahmane, kann sich in dieser Welt sein Los selbst zuteilen.
Denn die Taten der vergangenen Leben tragen in diesem Leben hier ihre Früchte.

Seit unerdenklichen Zeiten wissen wir,
  • dass die Seele ewigwährend ist,
  • und der Körper dem Verfall unterliegt.
Wenn also ein Leben endet, dann wird nur der Körper vernichtet,
doch der Geist wandert weiter, mit seinen Handlungen eng verwebt.

Tika:
Die Funktionen der Seele, wie Denken, Füllen, Wollen und Bewusstsein werden dem Geist delegiert,
Der Geist eine eine Materielle Maschine, siehe
Der Geist - Teil des feinstofflichen Körpers
 

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Kapitel 209 – 6 Der Vogelfänger über Karma

Nun bat Kausika, der Brahmane: Ob Bester von denen, die um die Regeln des Karma und die gute Rede wissen, ich möchte ganz genau erfahren, wie die Seele ewig ist.

Der Vogelfänger antwortete:
Die Seele stirbt nicht, er wechselt nur die Wohnung.
Nur Törichte meinen, alle Kreaturen sterben, doch dies ist irrig.

Die Seele geht zu einem anderen Körper, und dieser Wechsel der Heimstatt wird Tod genannt.
In der Welt der Menschen erntet niemand das Karma eines anderen.
Was immer man tut, ganz sicher erfährt man auch dessen Konsequenzen, denn einmal gehandelt, sind sie da.
Die Tugendhaften bekommen noch größere Tugenden,
die Sündigen werden zu Übeltätern.
Die Menschen werden stets von ihren Taten verfolgt,
und von ihnen beeinflusst werden sie wiedergeboren.
 

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Kapitel 209 – 7 Der Vogelfänger über Karma

Der Brahmane fragte: Warum nimmt der Geist seine Geburt? Warum wird sein Wesen sündig oder tugendhaft? Und wie, guter Mann, kommt es, dass man in einer sündigen oder tugendhaften Familie geboren wird?

Der Vogelfänger antwortete:
Dieses Geheimnis scheint in der Zeugung begründet zu sein. Ich werde es dir kurz erläutern, oh Brahmane,
wie der Geist seine Geburt nimmt unter der angesammelten Last von Karma,
die Gerechten in einer tugendhaften und die Gemeinen in einer sündigen Geburt.

Mit tugendhaften Handlungen gelangt man in den Status der Götter.
Mit einer Mischung aus guten und schlechten Taten erlangt man den menschlichen Status.
Durch das Schwelgen in Sinnlichkeit und ähnlichen demoralisierenden Dingen wird man in der niederen Spezies der Tiere geboren.
Und mit sündigen Taten kommt man in die höllischen Bereiche.

Kommentar:
Vom göttlichen Bereichen bis zu den Höllischen,
erreichen die Seelen nur zeitweiligen Körper
in denen sie für ihre zeitweilige Taten,
zeitweilige Belohnungen bzw. Bestrafungen bekommen.

Nachdem sie die Belohnungen bzw. Bestrafungen bekommen haben,
kommen sie wieder, je nach universellen Zeitalter, wieder auf der Erde
um wieder Karma zu schaffen
und das geht solange sie die illusorische Natur
des Glücks und Leides des materiellen Daseins nicht erkannt haben
und den Weg der Befreiung nicht eingeschlagen haben.
 

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Kapitel 209 – 8 Der Vogelfänger über Karma

Vom Elend der Geburt, des Alterns und Sterbens geplagt ist der Mensch hier unten dazu bestimmt,
unter den üblen Konsequenzen seiner eigenen Taten zu verrotten.
So wandert die Seele von den Fesseln seines Karmas gebunden durch tausende Geburten und den Höllenbereich.

Aufgrund ihrer eigenen Taten müssen Lebewesen in der nächsten Welt leiden,
und durch ihre Reaktion auf dieses Elend nehmen sie noch niedere Geburten an.
So sammeln sie immer neuen Vorrat an Handlungen an und leiden daraufhin Qualen über Qualen,
wie kranke Menschen noch giftige Nahrung verschlingen.

Und obwohl sie leiden, halten sie sich selbst für fröhlich und glücklich.
So lockern sich ihre Fesseln nicht, neues Karma erhebt sich, und
vom Leiden getrieben, werden sie in dieser Welt herumgewirbelt wie an einem Rad.
 

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Kapitel 209 – 9 Der Vogelfänger über Karma

Wenn sie aber ihre Fesseln (Anziehung für irdisches Leben - Familie, gesellschaftliche Einstieg usw.) abstreifen,
sich durch ihre Taten vom Karma reinigen,
Enthaltsamkeit üben und meditieren,
dann erreichen sie paradiesische Regionen durch genau diese Taten.
Dort kennt man kein Elend, nur Glückseligkeit.

Der sündige, dem Laster verfallene Mensch kommt auf seinem Weg niemals ans Ende seiner Schandtaten.
Deshalb müssen wir nach Tugend streben, um uns von Ungerechtigkeit fernzuhalten.
Wer sein Herz mit Dankbarkeit erfüllt und keinen Groll hegt, ist dem Guten geneigt.
Solcher erlangt Reichtum, Tugend, Glück und den Himmel.
Wer sich von Sünden reinigt, weise und vergebend ist, gerecht und selbstbeherrscht
erfreut sich an dieser Welt und der nächsten.
 
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Kapitel 209 – 10 Der Vogelfänger über Karma

Man sollte den Guten und Gerechten folgen,
welche in allen Bereichen der Religion und des Lebens erfahren sind,
und nach ihrem Beispiel handeln.

Es ist die Pflicht eines Menschen, seinem angestammten Beruf nachzugehen. So gerät man nicht in Verwirrung.
Der Weise erfreut sich an Tugend und lebt durch Gerechtigkeit.
Er wässert damit die Pflanze, die ihm zum Besten gedeiht, und befriedet damit seinen Geist.
So wird er zufrieden in dieser und gewinnt sich Glück in der nächsten Welt.

Tugendhafte Menschen, guter Brahmane, sind überall zu Hause
und erfreuen sich an Schönheit, Duft, Klang und Berührung, wie es ihnen beliebt.
Denn dies ist der Lohn für Tugend.
 
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