Mahabharata

Mahabharata 1. Buch
Khandavadaha Parva - Das Verbrennen des Khandava Waldes


225 -1 Agni kommt in Gestalt eines Brahmanen

Der Brahmane sprach: Ihr, die ihr jetzt so nahe am Khandava Wald weilt, seid die größten Helden auf Erden. Ich bin ein unersättlicher Brahmane, der immer viel ißt. Oh du vom Stamme der Vrishnis und auch du, Arjuna, ich flehe euch um ausreichend Nahrung an.
Krishna und Arjuna antworteten: Oh sage uns, welche Nahrung dich sättigen kann, und wir werden uns bemühen, sie dir zu beschaffen.

Daraufhin sprach der ruhmreiche Brahmane: Ich wünsche keine gewöhnliche Nahrung. Wisset, ich bin Agni. Gebt mir angemessene Nahrung. Dieser Wald namens Khandava wird immer von Indra beschützt, und ich schaffe es nie, ihn zu verschlingen. Hier lebt der Naga Takshak mit Familie und Gefolge, und er ist ein Freund Indras. Wegen ihm beschützt der Träger des Donnerblitzes den Wald, und mit dem Wald auch viele andere Wesen. Trotz aller Anstrengung war ich aufgrund Indras Macht nie in der Lage, den Wald zu verschlingen. Wenn er sieht, wie ich lodere, dann schüttet er Regenwasser aus allen Wolken. Doch ich brauche den Khandava Wald als Nahrung. Also komme ich nun zu euch, denn ihr beherrscht das Waffenhandwerk. Wenn ihr mir helft, werde ich den Wald bekommen, denn dies ist die Nahrung, die ich mir wünsche. Da ihr mit Waffen umgehen könnt, bitte ich euch, die Regengüsse vom Löschen abzuhalten und auch alle Geschöpfe von der Flucht, wenn ich den Wald verschlinge.

Da fragte Janamejaya: Warum wollte der ruhmreiche Agni den Khandava Wald verschlingen, der mit so vielen lebenden Wesen angefüllt war und vom Herrn der Himmlischen beschützt wurde? Wenn Agni den Wald im Zorn verbrennen wollte, dann gab es sicher einen schwerwiegenden Grund dafür. Oh Brahmane, ich möchte all dies von dir ausführlich erfahren. Erzähle mir, oh Muni, warum der Wald damals verbrennen mußte.
 
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Khandavadaha Parva - Das Verbrennen des Khandava Waldes


225 -2 Die Geschichte von Swetaki

Vaisampayana sprach:
Oh Anführer der Menschen, ich werde dir alles erzählen, wie ich es von den Rishis aus den Puranas erfuhr. Dort hörten wir von einem gefeierten König namens Swetaki, der Stärke und Macht wie Indra besaß. Niemand auf Erden konnte sich mit ihm in Opfern, Nächstenliebe und Klugheit messen. Er führte die fünf großen Opfer und noch viele andere durch, bei denen er die Brahmanen reich beschenkte. Das Herz dieses Monarchen war immer auf Opfer, religiöse Riten und Gaben aller Art gerichtet. Der kluge König Swetaki führte mit seinen Ritwijas Opfer für viele, lange Jahre durch, bis all die Opferpriester vom ständigen Rauch so geschwächt waren, daß sie ihn verließen und ihm nicht weiter bei seinen Opfern halfen.

Er bat und flehte, doch sie blieben mit schmerzenden Augen seinen Opfern fern. So lud der König auf Anraten seiner Ritwijas andere Priester ein und beendete mit ihnen sein Opfer. Doch nur wenige Tage vergingen, da wollte König Swetaki das nächste Opfer beginnen, und dieses sollte hundert Jahre andauern (dies war der Haupttätigkeit, spiritueller Pflichten in Treta-Yuga, siehe Mahabharata - Buch 3 Kapitel 149 - Hanuman erklärt die Zeitalter). Diesmal gewann der gefeierte König nicht einen Opferpriester, der ihm dabei helfen wollte. Alle Trägheit abwerfend hofierten der König und seine Freunde und Verwandten die Priester, verbeugten sich wieder und wieder vor ihnen, sprachen gewinnende Worte und boten viel Reichtum an. Doch alle lehnten die Mitarbeit an diesem Vorhaben des unermeßlich energetischen Königs ab. Da wurde der König ärgerlich und sprach folgende Worte zu den Brahmanen in ihren Klausen.

Swetaki sprach:
Oh ihr Brahmanen, wenn ich eine gefallene Person wäre oder nach persönlicher Ehre gierte, und dafür euren Dienst wünschte, dann verdiente ich eure Ablehnung ohne alle Skrupel und die von allen anderen Brahmanen auch. Doch ich bin weder niedrig noch wünsche ich mir persönliche Ehre. So steht es euch nicht zu, die Durchführung des von mir geplanten Opfers ohne angemessenen Grund zu verhindern und mich zurückzustoßen. Ich flehe um eure Hilfe, ihr Brahmanen. Es ist eure Pflicht, mir gnädig zu sein. Doch wenn ihr besten Brahmanen mir aus Feindschaft oder ohne guten Grund nicht beisteht, dann werde ich andere Priester um ihre Hilfe bitten. Mit lieben Worten und viele Geschenken werde ich sie überzeugen, und ihnen die gewünschte Aufgabe übertragen, damit sie das Opfer vollbringen.

Danach verstummte der Monarch. Die Priester jedoch, welche wußten, daß sie dem König nicht helfen konnten, zeigten ihm ihre Mißbilligung. Die Brahmanen antworteten:
Oh bester König, dein Opfern übersteigt jedes Maß. Immer haben wir dir geholfen, doch nun sind wir erschöpft. Nach all dieser schweren Arbeit und bei unserer Müdigkeit wäre es angemessen von dir, uns eine Pause zu gönnen. Doch du Sündenloser kannst das nicht verstehen, bedrängst uns schon wieder und willst nicht warten. Geh zu Rudra (Shiva). Er wird dir in deinem Opfer helfen.

Nach diesen scharfen und tadelnden Worten begab sich der König trotzig zum Berge Kailash und widmete sich der Askese. Er verehrte Mahadeva mit steter Achtsamkeit, folgte den schwersten Gelübden und fastete für lange Zeit. Nur manchmal in der zwölften oder sechzehnten Stunde des Tages nahm er einige Früchte oder Wurzeln zu sich und stand mit gespannter Aufmerksamkeit für sechs Monate mit erhobenen Armen und starren Augen aufgerichtet da, wie ein Baumstamm oder eine Säule. Schließlich zeigte sich Shankar (Shiva) dem so schwere Buße übenden König. Der Gott sprach mit ruhiger und ernster Stimme zum Monarchen: „Oh Tiger unter den Männern, du Feindebezwinger, ich bin zufrieden mit dir und deiner Askese. Sei gesegnet. Und bitte nun um den Segen, den du dir wünschst.“

Sich tief verbeugend antwortete der König der hochbeseelten Gottheit: Oh du Ruhmreicher, du in den drei Welten Geehrter, wenn du mit mir zufrieden bist, du Gott der Götter, dann hilf mir bei meinem Opfer.

Lächelnd erwiderte da der Gott:
Unsereiner führt selbst keine Opfer durch. Doch da du schwerste Enthaltsamkeit um dieses Segen willens erduldet hast, oh König, werde ich dir unter einer Bedingung helfen. Wenn du selbst, oh König der Könige, für zwölf Jahre ohn Unterlaß die geklärte Butter ins Opferfeuer schüttest und dabei mit steter Aufmerksamkeit das Leben eines Brahmacharin führst, dann bekommst du von mir, worum du gebeten hast.

Und König Swetaki tat alles, was der Halter des Dreizacks geboten hatte. Nach zwölf Jahren kam er wieder zu Maheshvara, welcher ihn freudig begrüßte. Maheshvara sagte zum König:
Ich bin sehr zufrieden mit dir und deinen Taten, bester König. Doch, du Feindebezwinger, die Pflicht, bei einem Opfer zu helfen, steht den Brahmanen zu. Daher werde ich dir heute nicht persönlich bei deinem Opfer helfen. Aber es gibt auf Erden einen hohen Brahmanen namens Durvasa, welcher ein Teil meiner selbst ist. Er wird dir bei deinem Opfer zur Seite stehen. Laß nur alles für dein Opfer vorbereiten.

Der König kehrte in seine Stadt zurück und begann, alles Nötige zu sammeln. Nachdem dies getan war, trat er erneut vor Rudra. Swetaki sprach:
Durch deine Gunst, oh Gott der Götter, ist alles Nötige bereit. Laß mich morgen mit dem Opfer beginnen.
Daraufhin rief der ruhmreiche Gott Durvasa herbei und sprach zu ihm:
Dies, oh Durvasa, ist der Beste der Monarchen mit Namen Swetaki. Hilf ihm bei seinem Opfer, oh Bester der Brahmanen.

Der Rishi stimmte zu und das Opfer fand zur rechten Zeit und mit den rechten Riten statt. Große Gaben wurden dabei an die Brahmanen verteilt. Und als alles beendet war, nahmen alle Brahmanen nebst Durvasa wieder ihren Abschied, und auch alle beim Opfer eingesetzten, hoch energetischen Sadasyas gingen heim. Der hohe Monarch kehrte hochgeehrt von den vedenkundigen Brahmanen und unter dem Beifall des Volkes und den Lobgesängen der Barden in seinen Palast zurück. Dies war die Geschichte vom königlichen Weisen Swetaki, welcher zu seiner Zeit in den Himmel aufstieg (nicht in der spirituellen, transzendentalen Welt), sich großen Ruhm auf Erden gewann, und von den hilfreichen Ritwijas (Opferpriestern) und Sadyasas (Beisitzern) dabei begleitet wurde.
 
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225 -3 Agnis erste Versuche, den Khandava Wald zu verschlingen


Vaisampayana fuhr fort:
In diesem Opfer des Swetaki trank Agni viele Jahre lang geklärte Butter. In unablässigem Strom wurde sie in seinen Schlund geschüttet. Dann war er übersättigt und wollte keine Butter mehr von niemandem in irgendeinem Opfer annehmen. So wurde Agni bleich und verlor Farbe und Glanz. Ohne seinen Appetit schwand ihm die Energie, und Schwäche überkam ihn. So ging er zum heiligen Reich Brahmaas, welcher von allen verehrt wird.

Dort sprach Agni zur thronenden Gottheit: Oh du Hoher, Swetaki hat mich bis zum Übermaß in seinem Opfer gesättigt. Ich leide und kann diese Fülle nicht verdauen. So verlassen mich mein Glanz und meine Stärke, oh Herr des Universums. Durch deine Gunst wünsche ich mir meine ursprüngliche Natur zurück.

Lächelnd antwortete der ruhmreiche Schöpfer aller Dinge:
Oh du Edler, viele Jahre lang ergoß sich ein Strom von geklärter Butter in deinen Mund, den du verschlungen hast. Deswegen bist du krank. Doch sorge dich nicht, oh Agni. Schon bald wirst du deine eigentliche Natur zurückerhalten. Ich werde deine Übersättigung beseitigen. Die Zeit dafür ist gekommen, oh Vivatsu.

Der dunkle Khandava Wald, der einst die Heimat der Feinde der Sura-Götter war und den du auf göttliche Bitte damals in Asche verwandelt hast, ist nun wieder zum Aufenthaltsort für viele Kreaturen geworden. Wenn du das Fett (die Substanz) dieser Geschöpfe verzehrt und verdaut hast, wirst du deine ursprüngliche Natur wiederfinden. Eile dorthin und verzehre den Wald mit all seinen Bewohnern. Dann wirst du von deinem Übel geheilt sein.

Als Agni diese Worte von den Lippen der Höchsten Gottheit (des materiellen Universums) tröpfeln hörte, begab er sich sofort und voller Eifer zum Khandava Wald. Dort angekommen, loderte er mächtig mit Hilfe von Vayu. Doch die Tiere des Waldes versuchten mit großer Anstrengung, das Feuer zu löschen. Hunderte Elefanten brachten Wasser in ihren Rüsseln und schütteten es über die Flammen. Auch die tausenden Schlangen nutzten ihre Hauben, um das Feuer mit geschöpftem Wasser zu löschen. Und alle Tiere halfen kräftig mit, so daß das Feuer schon bald erlosch. Sieben mal versuchte Agni, mit lodernden Flammen den Wald zu verschlingen. Und genauso oft löschten die Bewohner des Waldes das verzehrende Feuer wieder aus.
 
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226 - Die uralten Gottheiten Nara und Narayan sind Arjuna und Krishna

So schleppte sich Agni immer noch krank zum Großen Vater und erzählte ihm alles, was geschehen war. Die ruhmreiche Gottheit dachte eine Weile nach.

Dann sprach Brahma: Oh Sündenloser, ich sehe einen Weg, wie du noch heute den Wald verzehren kannst, und sogar unter Indras Blicken. Oh Agni, die uralten Gottheiten Nara und Narayan erschienen in der Welt der Menschen, um die Aufgaben der Himmlischen zu meistern. Auf Erden werden sie Arjuna und Krishna genannt. In diesem Moment halten sie sich in der Nähe des Khandava Waldes auf. Bitte sie um Hilfe, dann wirst du den Wald verschlingen können, als ob du unter dem Schutz von Himmlischen stündest. Sicher werden sie die Flucht der Waldbewohner und Indras Hilfe verhindern. Daran habe ich keinen Zweifel.

Deshalb eilte Agni zu Krishna und Arjuna. Was er zu dem ruhmreichen Paar gesprochen hat, oh König, habe ich dir bereits erzählt. Als Agni seinen Wunsch kundgetan hatte, den Khandava Wald gegen Indras Willen zu verbrennen, sprach Arjuna zu Agni mit wohlüberlegten Worten.

Arjuna sagte: Ich verfüge über zahlreiche hervorragende, himmlische Waffen, mit denen ich sogar mehrere Indras bekämpfen könnte. Doch, oh du Hoher, ich habe keinen Bogen, welcher der Kraft meiner Arme in der Schlacht standhält. Durch die Leichtigkeit meiner Hand bräuchte ich auch Pfeile, die sich niemals erschöpfen. Denn auch mein Streitwagen kann kaum die Last der Pfeile tragen, die ich gerne bei mir hätte. Auch brauche ich himmlische Pferde, welche so schnell wie der Wind und rein weiß sind, und einen Wagen vom Glanz der Sonne, dessen Räder so laut rasseln, wie Gewitterwolken brüllen.

Außerdem hat Krishna keine Waffe, welche zu seiner Energie passen würde und mit der er Nagas und Pisachas schlagen könnte. Oh du Hoher, bitte gib uns die Mittel, mit denen wie erfolgreich Indra davon abhalten können, seine Regenschauer über dem weiten Wald auszuschütten. Oh Pavaka, wir sind bereit, alles zu tun, was Heldenmut und Männlichkeit gebieten. Doch statte uns mit den angemessenen Mitteln dafür aus.
 
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227 - Varuna übergibt Krishna seinen Diskus und Arjuna den Bogen Gandiva

Vaisampayana fuhr fort:
Da konzentrierte sich Agni auf Varuna, den Sohn der Aditi, welcher eine der Himmelsrichtungen beschützt und das Wasser beherrscht, welches seine Heimat ist. Varuna wußte sogleich, daß Pavaka (Agni) an ihn dachte und erschien vor der Gottheit. Voller Ehrfurcht grüßte der rauchgekrönte Gott den Herrn des Wassers, diesen vierten Lokapala.

Dann sprach Agni zu ihm: Gib mir ohne zu Zögern Bogen und Köcher und auch den Streitwagen mit dem Affen im Banner, welche du einst von König Soma erhieltest. Arjuna wird mit dem Gandiva-Bogen eine vorzügliche Heldentat vollbringen, und auch Krishna mit dem Diskus. Gib mir bitte beides.
Varuna sprach „Ich gebe!“, und überreichte Arjuna dieses wunderbare Juwel eines Bogens mit der großen Energie. Dieser Bogen vermehrte Ruhm und Heldentum und konnte von keiner anderen Waffen zerstört werden. Er war der König aller Waffen und ihr Vernichter. Er zerschmetterte alle feindlichen Heere und ersetzte ganz allein hunderttausend Bögen. ... Varuna legte noch zwei unerschöpfliche Köcher dazu. Arjuna erhielt auch jenen Wagen, dessen Banner einen großen Affen zeigte. Vor diesen Wagen waren silberweiße, goldbezäumte Pferde gespannt, wie ziehende Wolken, welche im Bereich der Gandharvas geboren und so schnell wie der Gedanke waren.

Der Wagen war mit allem nötigen Kriegsgerät und himmlischen Waffen versehen, und konnte selbst von Sura- und Asura-Göttern oder nicht bezwungen werden. Sein Glanz war übergroß, kaum konnte man ihn anschauen, und seine Räder ratterten gewaltig. Er erfreute das Herz eines jeden Betrachters, denn er wurde einst von Prajapati Visvakarma nach tiefer, asketischer Meditation erbaut, diesem Architekten des Universums und Herrn der Schöpfung. .... Dieser Affe schien geneigt, alles mit seinen Blicken zu verbrennen. ...

Arjuna, gerüstet, mit dem Schwert gegürtet und die Finger in Leder gehüllt, umrundete den vorzüglichen, bannergeschmückten Wagen, verbeugte sich vor den Göttern, und bestieg ihn, wie ein tugendhafter Mann den himmlischen Wagen besteigt, der ihn zu den Göttern trägt. Als er den himmlischen und ersten aller Bögen aufnahm, den Brahmaa einst erschuf und der Gandiva genannt wurde, spürte Arjuna große Freude. Dann verbeugte sich der Held vor Agni, packte den Bogen fest und spannte ihn kraftvoll. Alle, die das sirrende Geräusch hörten, als der energetische Arjuna den mächtigen Bogen spannte, zitterten vor Furcht. Nun, nachdem er Gandiva, die beiden unerschöpflichen Köcher und den Wagen erhalten hatte, war der Sohn der Kunti sehr froh und sich sicher, die Tat vollbringen zu können.

Dann übergab Agni an Krishna einen Diskus mit einem Blitz in der Mitte . Dies war ein schreckliches Kriegsgerät und wurde Krishnas bevorzugte Waffe. Nun war auch Krishna für die Aufgabe gerüstet. Und Agni sprach zu Krishna: Damit, oh Madhu Vernichter, wirst du ohne Zweifel in der Schlacht auch nichtmenschliche Gegner bezwingen. Du wirst Menschen, Göttern, Rakshasas, Pisachas, Asuras und Nagas überlegen sein, und sie alle vernichten können. Und, oh Madhava, wenn du diese unbezwingbare Waffe im Kampf auf einen Feind schleuderst, wird sie ihn töten und danach zu dir zurückkommen.

Des weiteren verlieh Lord Varuna dem Krishna noch eine Keule namens Kaumadaki, die jeden Asura vernichten konnte und beim Schwingen ein Geräusch machte, als ob der Donner grollt.
Dann sprachen Arjuna und Krishna freudig zu Agni: Oh du Edler, jetzt sind wir mit Waffen ausgerüstet und kennen ihren Gebrauch, haben unsere Wagen mit Mast und Flagge bestiegen und können es nun mit allen Sura- und Asura-Göttern und auch mit dem Träger des Donners aufnehmen, wenn er seinen Freund Takshaka kämpfend beschützen will.

Und Arjuna ergänzte: Oh Agni, wenn Krishna mit der unbändigen Energie das Schlachtfeld mit diesem Diskus in der Hand betritt, dann gibt es nichts in den drei Welten, was dieser Mächtige nicht bezwingen könnte. Auch ich bin bereit, mit Gandiva und den beiden unerschöpflichen Köchern die drei Welten im Kampf zu besiegen. Nun, oh Herr, lodere auf, wie es dir beliebt, und umschlinge den Wald von allen Seiten. Wir sind in der Lage, dir zu helfen.

Vaisampayana fuhr fort: So zeigte der Gott seine energetischste Form und begann, den Wald zu verbrennen. Er umringte ihn von allen Seiten mit seinen sieben Flammen und erschien so schrecklich und alles verschlingend wie am Ende der Zeitalter. Die Flammen prasselten so laut wie Gewitterwolken, und alle Bewohner des Waldes zitterten. Der Wald strahlte so hell wie der (Universale Berg) Meru, der König der Berge, auf den die Sonnenstrahlen fallen.
 
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228 - Die Feuersbrunst in dem früher oder später alles verbrennt

... Und tausende Wesen des Waldes rannten angstvoll brüllend im brennenden Wald umher. ... Manche umarmten ihre Kinder, Eltern und Geschwister und starben friedlich, denn aus übergroßer Zuneigung waren sie nicht in der Lage, ihre Lieben zu verlassen. Manche bissen sich auf die Unterlippe und sprangen himmelwärts, um dann doch in das lodernde Element zurück zu stürzen. ... Das Feuer schien mit den brennenden Leibern der vielen Tiere selbst verschiedene Formen anzunehmen. ... Das gräßliche Gebrüll der sterbenden Geschöpfe war so laut, daß es dem mächtigen Geräusch des Ozeans glich, als er vor langer Zeit gequirlt wurde. Die gewaltigen Flammen schlugen bis zum Firmament und ängstigten sogar die Himmlischen. So begaben sich die ruhmreichen Bewohner des Himmels alle zusammen zu ihrem Anführer, dem Gott der hundert Opfer und tausend Augen.

Die Götter sprachen zu Indra: Warum, oh Herr der Unsterblichen, verbrennt Agni diese Kreaturen dort drunten? Ist die Zeit für die Zerstörung der Welten gekommen?

Vaisampayana erzählte weiter: Nach diesen Worten der Götter betrachtete sich Indra Agnis Wüten und rüstete sich zum Schutz der Geschöpfe im Khandava Wald. Sogleich bedeckte er den Himmel mit Wolken aller Art und ließ es auf den brennenden Wald regnen. Von Indra befehligt entließen die aber und aber tausenden Wolken ihre Wasser in dichten Schauern auf Khandava. Doch alle Ströme, auch die so dick wie Fahnenmasten waren, verdunsteten durch die übergroße Hitze schon im Himmel und gelangten gar nicht bis zu den Flammen. Da wurde Indra zornig mit Agni, sammelte noch mehr Wolkenberge und ließ sie heftige Platzregen abwerfen. Diesmal kämpften die Flammen mit den gewaltigen Wassermassen, und mit den dunklen Wolken über sich und all dem Rauch und den Blitzen schaute der Wald furchterregend aus.
 
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229 - Kampf mit den Göttern

Aswasena entkommt dem Feuer
Da wehrte der Sohn von Pandu mithilfe eines Schauers seiner vorzüglichen Waffen die Regenschauer von Indra ab. Arjuna mit der unermeßlichen Seele umhüllte den Khandava Wald mit zahllosen Pfeilen, wie der Mond die Atmosphäre mit dichtem Nebel erfüllt. Diese undurchdringliche Mauer aus Pfeilen war auch für die Kreaturen des Waldes unbezwingbar. Nun war zwar Takshak, der Anführer der Nagas in diesem Wald, zufällig nicht zu Hause, denn er war zum Feld von Kurukshetra gegangen. Aber sein Sohn Aswasena war im brennenden Wald und gab sich große Mühe, den Flammen zu entkommen. Doch von Arjunas Pfeilen eingesperrt, fand er keine Möglichkeit. So beschloß seine Mutter, auch die Tochter einer Schlange, ihn zu retten, indem sie ihn verschluckte.

Dabei verschluckte sie ihn (listigerweise) mit dem Kopf zuerst bis zum Schwanz und erhob sich mit dem Wunsch, ihren Sohn zu retten, in die Lüfte. Arjuna erkannte sofort ihren Fluchtversuch und trennte mit einem scharfen und spitzen Geschoß ihren Kopf ab. Dies beobachtete Indra und wollte den Sohn seines Freundes retten. Er schickte eine gewaltige Sturmböe, welche Arjuna für einen kurzen Moment die Achtsamkeit raubte. Der winzige Augenblick genügte, und Aswasena konnte entkommen. Doch Arjuna erkannte die Macht der Illusion, und ärgerte sich sehr, daß ihn die Schlange getäuscht hatte. Von nun an zertrennte er alle Kreaturen, welche in den Himmel fliehen wollten, in zwei, drei oder sogar mehrere Teile. Außerdem verfluchten Arjuna, Agni und auch Krishna die Schlange, die sich so betrügerisch gerettet hatte: „Niemals sollst du ruhmreich sein.“

Kampf mit Indra
Vor lauter Ärger über die Täuschung schickte nun Arjuna seine Pfeile gen Himmel und suchte den Kampf mit dem Anführer der Himmlischen. Und als Indra (Jehova/ Zeus) Arjuna wütend sah, kämpfte er mit ihm und schleuderte ihm seine schrecklichen, den Himmel bedeckenden Waffen entgegen. Da tobten die Stürme mit lautem Brüllen und ließen die Meere wüten. Die Wolkenberge am Himmel jagten mit den Regenströmen um die Wette, und aus ihnen stießen Donner und gräßliche Blitze hinab. Doch Arjuna, welcher das Wissen um die rechten Mittel besaß, wirbelte die vorzügliche Waffe namens Vayavya (Wind Waffe) mit den richtigen Mantras gen Himmel, um die Wolken zu zerstreuen. Und durch die Kraft der Waffe wurden Energie und Wirkung von Indras Donnerblitz nebst der Macht der Wolken neutralisiert. In einem Moment waren die Regenströme getrocknet und die Blitze verschwunden. Der Himmel wurde blau und klar, von Staub und Dunkelheit gereinigt, eine kühle Brise wehte und die Sonnenscheibe zeigte all ihre Pracht.

Da freute sich Agni sehr, denn niemand störte ihn nun. Er nahm alle möglichen Gestalten an, und mit dem Fett der verbrennenden Kreaturen übergossen, loderte er mit all seinen Flammen und erfüllte das Universum mit seinem Gebrüll.

Kampf mit den Himmlischen
Doch nun stiegen viele, schön gefiederte Wesen aus dem Geschlecht Garudas aus den höheren Bereichen herab, denn voller Stolz wollten sie mit ihren donnernden Schwingen, Schnäbeln und Klauen die beiden Helden besiegen. Auch zahllose feuerspeiende Nagas stiegen hinab und spieen unablässig tödliche Gifte auf Arjuna. Doch Arjuna schnitt sie in viele Teile mit Pfeilen, welche in das Feuer seines Zorns getaucht waren. Und so stürzten auch diese Vögel und Schlangen leblos ins brennende Element. Danach näherten sich Asuras, Gandharvas, Yakshas und Rakshasas mit lautem Kriegsgebrüll.

Sie schleuderten aus den Kehlen ihrer Katapulte eiserne Kugeln und Geschosse, auch Felsen und feurige Blitze, und stellten sich Arjuna und Krishna mit wütender Kraft entgegen. Und obwohl sie einen perfekten Geschoßhagel niedergehen ließen, rief Arjuna ihnen vorwurfsvolle Worte zu und köpfte sie mit seinen spitzen Pfeilen. Krishna mähte viele Daitya und Danava Heere mit seinem Diskus nieder, und mächtige Asuras wurden von seinen Pfeilen durchbohrt und der Energie seines Diskus hingestreckt, so daß sie besinnungslos umhertrieben, wie zertrümmertes Strandgut in der Gewalt der Wellen am Ufer des Meeres.

Als nächstes ritt Indra auf seinem weißen Elefanten gegen die Helden an und ergriff seinen donnernden Blitz, der niemals fehlte. Er schwenkte den Donner mit großer Kraft und beruhigte die Götter mit den Worten: „Die beiden sind schon besiegt.“ Die Götter griffen daraufhin auch zu ihren Waffen. Yama nahm seinen todbringenden Stab, Kuvera seine Stachelkeule, Varuna seine Schlinge und die schönen Geschosse, und Skanda (Kartikeya) ergriff seine lange Lanze und stand bewegungslos wie der Berg Meru. Die Aswin Zwillinge hielten ihre strahlenden Pflanzen bereit, Dhata hatte den Bogen in der Hand, Jaya die dicke Keule, und der starke Tashta griff zornig nach einem riesigen Berg.

Surya stand mit dem glänzenden Shakti, Mrityu mit einer Streitaxt, Aryaman schwang seinen gräßlichen, dornengespickten Knüppel, und Mitra hatte seinen rasiermesserscharfen Diskus in der Hand. Und Pushan, Bhaga und Savita griffen mit Bogen und Dolchen wütend Krishna und Arjuna an. Auch die in ihrer eigenen Energie strahlenden Rudras, Vasus, mächtigen Maruts, Viswadevas und Sadhyas stürmten gewappnet auf Krishna und Arjuna los, um sie niederzustrecken.

Plötzlich erschienen in diesem gewaltigen Konflikt wunderbare Omen ringsherum, die jedem Wesen die Sinne raubten und den Zeichen zur Auflösung des Universums glichen. Krishna und Arjuna beobachteten furchtlos und erfahren in der Schlacht, wie sich Indra und die anderen Götter nahten, und standen ruhig wartend mit ihren Waffen in der Hand. Im rechten Moment griffen sie zornig die himmlischen Heere mit ihren donnergleichen Waffen an. Wieder und wieder schlugen Krishna und Arjuna die Himmlischen in die Flucht, bis diese mutlos das Schlachtfeld verließen und Zuflucht bei Indra suchten. Die Munis, welche im Himmel den Kampf beobachteten, staunten darüber sehr. Auch Indra beobachtete den Heldenmut der beiden Krieger, und griff höchst zufrieden noch einmal an.

Um die Macht Arjunas zu prüfen, welcher beide Hände mit gleichem Geschick benutzte, sandte Indra einen heftigen Schauer von Felsgestein hinab. Doch Arjuna zerstreute zornig den dichten Hagelschauer mit seinen Pfeilen. Noch einmal schickte Indra Felsen und Steine in Massen hinunter, und wieder wehrte Arjuna mit seinen flinken Pfeilen alles ab. Doch nun wollte Indra den Sieg erringen, ergriff mit seinen Händen einen großen Gipfel vom Mandara Gebirge mit hohen Bäumen drauf und wirbelte ihn gegen Arjuna. Doch unter Arjunas windesschnellen und spitzfeurigen Pfeilen zerbarst der Felsen in tausend Stücke. Als die Fragmente dieses Brockens durch die Himmel fielen, sah es aus, als ob Sonne, Mond und alle Planeten ihren Platz verloren hätten und zur Erde hinabfielen. Und als die riesige Gesteinsmasse auf den Khandava Wald fiel, zermalmten sie weitere, zahlreiche Geschöpfe darin.
 
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230 - Rettung von Maya

Die Götter ziehen sich von der Schlacht zurück

... Krishna mit der dunklen Hautfarbe und den mächtigen Armen beschloß ihre Vernichtung und wirbelte seinen Diskus auf sie. In Stücke zertrennt fielen die Waldbewohner nebst den Danavas und Rakshasas in Agnis Mund, und die vom Diskus zerfleischten, blut- und fettüberströmten Asuras glichen den Wolken beim Untergang der Sonne. Krishna wütete wie der unvermeidliche Tod selbst, tötete Pisachas, Vögel, Nagas und t ausend andere Geschöpfe. Immer, wenn der Diskus zahllose Kreaturen getötet hatte, kehrte er in Krishnas Hand zurück.

Gesicht und Gestalt von Krishna, dieser Seele aller erschaffenen Wesen, waren schrecklich anzusehen, als er in dieses Gemetzel eintauchte. Keiner der Himmlischen, welche angetreten waren, konnten Krishna und Arjuna in der Schlacht besiegen. Und als die Götter dies erkannten, daß sie weder den Brand eindämmen, noch die beiden Helden zurückhalten oder den Khandava Wald beschützten konnten, zogen sie sich zurück. Als Indra mit den hundert Opfern sah, wie sich die Unsterblichen zurückzogen, erfüllte ihn Freude und er lobte Krishna und Arjuna. Außerdem ertönte eine tiefe und laute Stimme.

Die Stimme sprach zu Indra: Dein Freund Takshaka ist nicht in Gefahr. Bevor der Brand ausbrach, ging er nach Kurukshetra. Und nun erkenne, oh Vasava, daß Krishna und Arjuna von niemandem im Kampf besiegt werden können. Sie sind Nara und Narayana, diese Urgottheiten des Himmels. Du kennst ihre Energie und Macht. Die beiden Rishis sind unbezwingbar, von nichts und niemandem in allen Welten. Sie verdienen die höchste Ehrerbietung von allen Sura- und Asura-Göttern, , Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Menschen, Kinnaras und Nagas. Es ist daher angemessen, oh Indra, daß du dich mit den Himmlischen zurückziehst. Die Vernichtung des Khandava Waldes wurde vom Schicksal beschlossen...

Maya bittet Arjuna um Schutz
Da geschah es, daß Agni einen Asura-Gott namens Maya entdeckte, der aus Takshakas Heim entfloh. Agni nahm einen Körper mit verfilzten Locken an, brüllte laut und verfolgte mit seinem Wagenlenker Vayu den fliehenden Asura-Gott, um ihn zu verschlingen. Auch Krishna sah den Asura-Gott und stand mit seiner Waffe bereit, ihn zu töten.

Als Maya den erhobenen Diskus sah und Agni ihn von hinten verbrennen wollte, da flehte er: „Oh Arjuna, komm schnell und beschütze mich.“ Die ängstliche Stimme vernehmend antwortete Arjuna: „Fürchte dich nicht!“. Schon Arjunas Stimme schien Maya, dem Bruder von Namuchi, das Leben wiederzugeben. Als der mitfühlende Sohn der Kunti Maya versicherte hatte, daß nichts zu befürchten sei, wollte ihn Krishna auch nicht töten und Agni verschonte ihn ebenfalls.

Mithilfe von Krishna und Arjuna vor Indra beschützt, brannte der kluge Agni im Wald für fünfzehn Tage. Während dieser Zeit entkamen nur sechs Waldbewohner den Flammen: Aswasena, Maya und vier Vögel namens Sarngakas.
 
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231 - Die Geschichte von Rishi Mandapala

Janamejaya fragte: Oh Brahmane, erkläre mir, warum Agni die Vögel namens Sarngakas beim Brand nicht verschlang. Wir wissen nur, warum Aswasena und der Danava Maya verschont wurden. Doch was ist der Grund, daß die Sarngakas davonkamen? Dies scheint mir ein großes Wunder, oh Brahmane. Erzähl uns, warum gerade sie im Feuer nicht umkamen.

Und Vaisampayana hub an: ... Einst gab es einen großen Rishi, der unter dem Namen Mandapala bekannt war. Er wußte um alle Shastren, übte strenge Gelübde, war der Askese hingegeben und eine höchst tugendhafte Person. Er folgte dem Pfad der Rishis, welche
ihre Lebenssäfte zurückhielten und
widmete sich mit kontrollierten Sinnen
dem Studium
und der Tugend.


Nachdem er das ferne Ufer der Askese erreicht hatte, verließ er seine menschliche Form und kam ins Reich der Ahnen. Doch dort angekommen, bekam er nicht die (erwarteten) Früchte seiner Taten. Da fragte er die Himmlischen, welche um den König der Toten saßen, nach dem Grund für seine Behandlung.

Mandapala fragte: Warum sind diese Regionen für mich unerreichbar, von denen ich glaubte, daß ich sie mir durch asketische Hingabe gewonnen hätte? Habe ich nicht alles für diese Regionen getan? Ihr Bewohner des Himmels, erklärt mir, warum diese Bereiche für mich verschlossen bleiben. Ich werde dann das tun, was mir die Früchte der asketischen Enthaltsamkeit gibt.

Die Himmlischen antworteten: Höre, oh Brahmane, bezüglich welcher Taten und Angelegenheiten Menschen als Schuldner geboren werden.
Sie sind Schuldner
in Hinsicht auf tugendhaften Verdienst, der vedischen Erkenntnis und ihrer Nachkommenschaft.
Durch Opfer, Askese (Verzicht) und Kinder werden diese Schulden beglichen.

Du bist ein Asket und hast Opfer durchgeführt, doch keine Kinder hinterlassen. Diese Bereiche sind dir daher verschlossen. Zeuge also Kinder. Und dann wirst du dich an den Bereichen vielfacher Glückseligkeit erfreuen können. Die Veden haben erklärt, daß der Sohn den Vater vor der Hölle namens Put errettet. Also, bemühe dich um Nachkommen, bester Brahmane.

Vaisampayana fuhr fort: Nachdem Mandapala diese Worte der Himmlischen vernommen hatte, überlegte er, wie er am besten in kürzester Zeit viele Nachkommen erhalten könne. Nach einer Weile kam er zu dem Schluß, daß unter allen Wesen die Vögel allein mit vorzüglicher Fortpflanzungsfähigkeit gesegnet wären. So nahm der Rishi die Gestalt eines Sarngaka an, und verband sich mit einer Henne gleicher Art namens Jarita. Er zeugte mit ihr vier Söhne, welche alle die Veden rezitierten. Danach ließ er Jarita und alle seine Söhne im Wald zurück, als sie noch in ihren Eiern waren, und ging zu (einer anderen Frau namens) Lapita.

Jarita wurde daraufhin sehr nachdenklich, spürte sie doch eine große Zuneigung zu ihren Kindern. Und obwohl sie ihr Vater im Khandava Wald verlassen hatte, so konnte ihre Mutter ihnen doch nicht dasselbe antun, diesen ungeborenen Rishis in ihren Eiern. So sorgte sie für ihren Nachwuchs, wie es ihrer Spezies geziemte. Einige Zeit später, als der Rishi in Begleitung mit Lapita durch den Wald streifte, sah er Agni kommen, um den Wald zu verschlingen. Mandapala erkannte sofort die Absicht Agnis und erinnerte sich besorgt an seine jungen Kinder. Sogleich besänftige der energetische Rishi den Gott des brennenden Elementes, diesen Hüter der Welten, und legte ein Wort für seine noch nicht flüggen Kinder ein.

Mandapala sprach zu Agni: Oh Agni, du bist der Mund der ganzen Welt. Du trägst die heilige Opferbutter. Du reinigst (von aller Sünde) und bewegst dich unsichtbar innerhalb der Hülle eines jeden Wesens. Die Gelehrten sagen, du bist das Eine und verfügst über die dreifache Natur. Vor dir führen die Weisen ihre Opfer durch und sehen dich achtfach. Die großen Rishis sagen, daß das Universum von dir erschaffen wurde. Du ernährst dich von der Opferbutter, und ohne dich, würde dieses Universum an einem Tage untergehen.

Sich vor dir verbeugend, gehen die Brahmanen mit ihren Ehefrauen und Kindern in die ewigen Bereiche ein, welche sie sich mit ihren Taten gewonnen haben. Oh Agni, die Gelehrten sehen dich in den blitzdurchzuckten Wolken. Deine Flammen verzehren jedes Wesen. Oh du Strahlender, das Universum wurde von dir geschaffen. Die Veden sind deine Worte. Alle Wesen hängen von dir ab. Wasser hängt vor allem von dir ab. Alle Opfergaben an geklärter Butter und Nahrung für die Ahnen sind in dir gegründet. Und, oh Gott, du bist der Verschlinger, der Schöpfer und Vrihaspati selbst. Du bist die Aswin Zwillinge, Surya, Soma und Vayu.

Vaisampayana fuhr fort:
Agni war mit dem Lob des unermeßlich energetischen Rishi Mandapala sehr zufrieden und erwiderte frohen Herzens: „Was kann ich für dich tun?“ Da bat Mandapala mit gefalteten Händen: „Wenn du den Wald von Khandava verbrennst, verschone meine Kinder.“ Agni stimmte zu: „So sei es.“ Und deshalb, oh Monarch, wurden die Kinder von Mandapala von Agni nicht in diesem Feuer im Khandava Wald verbrannt.
 
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232 - Die Klage der Jarita

Als das Feuer im Khandava Wald nun heftig loderte, da litten die Sarngakas sehr. Sie sahen keinen Weg zu entfliehen und große Angst erfüllte sie. Ihre Mutter, die hilflose Jarita, wußte, daß ihre Kleinen zu jung waren, um zu entkommen, und weinte laut und sorgenvoll.

Jarita klagte: Oh, welch gräßliche Feuersbrunst. Sie durchstrahlt das ganze Universum, vernichtet den Wald und kommt immer näher. Welche Qual! Ich sorge mich um diese Kleinen, ohne Federn und Erfahrung sind sie die einzige Zuflucht unserer verstorbenen Ahnen. Weh, dieses heranrückende Feuer verbreitet überall Angst und schleckt mit seiner Zunge selbst an den höchsten Bäumen. Doch meine Kinder können noch nicht fliegen und entkommen. Und ich kann auch nicht wegfliegen und sie alle mit mir nehmen. Doch verlassen kann ich sie schon gar nicht, denn ihnen gehört mein Herz.

Welchen meiner Söhne soll ich zurücklassen, und wen mit mir nehmen? Welche Tat kann ich vollbringen, die der Tugend folgt? Und was denkt ihr, meine kleinen Jungen? Ich sehe nirgends einen Ausweg. Ich werde euch mit meinen Flügeln zudecken und mit euch sterben. Euer Vater verließ uns vor einiger Zeit auf grausame Weise mit den Worten: „Auf ihm, Jaritari dem Ältesten, ruht mein Geschlecht. Mein zweiter Sohn, Sarisrikka, wird viele Nachkommen zeugen und meine Familie vergrößern. Mein dritter, Stamvamitra, wird sich der Askese hingeben, und der jüngste, Drona, wird der beste Kenner der Veden werden.“ Doch nun sind wir alle in großer Gefahr. Wen soll ich forttragen? Ich kann nicht verurteilen. Doch wie kann ich tugendhaft handeln? Ich sehe keinen Ausweg!

Die Kinder sprachen zu ihrer weinenden Mutter:
Oh Mutter, vergiß deine Liebe für uns und rette dich an einen Ort, wo kein Feuer ist. Falls wir hier getötet werden, kannst du immer noch andere Kinder haben. Doch wenn du stirbst, wird es keine Kinder in unserem Stamm geben. Überdenke die beiden Nöte, und tu, was für unsere Familie günstig ist. Die Zeit dafür ist gekommen. Laß dich nicht von deiner Zuneigung für deine Kinder beeinflussen, denn sie verspricht, uns alle zu töten, uns und dich. Wenn du dich selbst rettest, dann mag unser Vater, der sich die glückseligen Bereiche wünscht, zufrieden sein.

Jarita antwortete: Es gibt hier ein Mauseloch in der Erde, gleich bei diesem Baum. Schnell, versteckt euch in diesem Loch. Dann braucht ihr keine Furcht vor dem Feuer zu haben. Wenn ihr drin seid, Kinder, bedecke ich die Öffnung mit Erde. Das ist die einzige Rettung vor dem lodernden Feuer, die ich sehe. Wenn das Feuer erloschen ist, komme ich zurück und entferne die Erde. So folgt meinem Rat, wenn ihr nicht verbrennen wollt.

Die Kinder antworteten: Ohne Federn sind wir nur Fleischbälle. Wenn wir in diesem Loch verschwinden, wird uns sicher die räuberische Maus auffressen. Davor fürchten wir uns sehr und werden nicht in das Loch schlüpfen. Nein, wir kennen kein Mittel, welches uns vor den Flammen oder der Maus rettet. Wir sehen auch keinen Weg, wie unseres Vaters Zeugung am Leben bleiben und unsere Mutter gerettet werden könnte. Wenn wir im Loch verschwinden, frißt uns die Maus. Bleiben wir hier, verschlingt uns das himmelsstürmende Feuer. Wenn wir darüber nachdenken, ist der Flammentod die bessere Wahl. Von der Maus verdaut zu werden, ist sicher unedel, doch die Auflösung des Körpers im Feuer wird von den Weisen gelobt.
 
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