Mahabharata

Mahabharata 1. Buch
Arjuna-vana-vasa Parva - Arjunas Aufenthalt im Wald


217 - Arjuna heiratet Chitrangada

Nachdem Indras Sohn den bei ihm wohnenden Brahmanen alles erzählt hatte, machte er sich auf den Weg zur Flanke des Himavat. Erst gelangte er zu dem Ort, welcher Agastya Vata (Buitenen: der Banian Baum von Agastya) genannt wird, dann zu Vasishtas Berg, und schließlich zum Gipfel des Bhrigu. Er reinigte sich mit Waschungen und verschiedenen Riten und übergab den Brahmanen viele tausend Kühe und Städte. Von dort reiste Arjuna zur geheiligten Einsiedelei namens Hiranyavindu (Buitenen: die Furt des goldenen Tropfens). Auch dort reinigte er sich und besuchte viele heilige Orte.

Dann stieg er von den Brahmanen begleitet von der Höhe herab und wandte sich nach Osten, um die dortigen Länder kennenzulernen. Dieser Beste der Kurus besuchte ein heiliges Gewässer nach dem anderen. Er schaute den Wald von Naimisha, den entzückenden Fluß Utpalini (voller Lotus), Nanda und Apara Nanda, die berühmte Kausika, die mächtigen Ströme Gaya und Ganga, und in allen Orten mit heiligem Wasser reinigte er sich und übergab den Brahmanen viel Vieh. Arjuna begab sich zu allen heiligen Wasserstellen und Einsiedeleien in den Königreichen Vanga, Kalinga und Anga.

Alle Brahmanen, welche ihm bis dahin gefolgt waren, blieben an der Grenze zum Königreich Kalinga zurück und verabschiedeten sich. Nur von einigen Dienern begleitet reiste der tapfere Arjuna nun weiter Richtung Ozean. Er durchquerte das Reich Kalinga, welches voller heiliger Orte und schöner Häuser war. Auf seinem Weg sah er den Berg Mahendra, den viele Asketen schmückten. Dann wanderte er langsam am Meeresufer entlang nach Manipura. Zu guter Letzt führte ihn sein Weg entlang heiliger Pilgerstätten zum tugendhaften König Chitra-vahana, dem Herrscher von Manipura.

Der König von Manipura hatte eine schöne Tochter namens Chitrangada. Es geschah, daß Arjuna ihr im Palast ihres Vaters begegnete, als sie spazieren ging. Als er die Schöne erblickte, begehrte er sie, ging zu ihrem Vater und erklärte ihm seinen Wunsch. Er sprach zum König: „Gib mir deine Tochter, oh König. Ich bin der Sohn eines ruhmreichen Kshatriya.“ Der König fragte ihn: „Wessen Sohn bist du?“ Und Arjuna erwiderte: „Ich bin Dhananjaya, der Sohn von Pandu und Kunti.“ Da sprach der König mit liebevollen Worten zu ihm: „Es gab in unserem Geschlecht einen König namens Prabhanjana. Er war kinderlos und lud sich schwere Buße auf, um ein Kind zu bekommen.

So stellte er den Gott der Götter zufrieden, Mahadeva, den Gatten von Uma, den höchsten Herrn mit dem mächtigen Bogen Pinaka. Der ruhmreiche Gott gewährte ihm den Segen, daß jeder kommende Nachfahre seiner Linie immer nur ein Kind haben würde. Seit dieser Zeit wird jedem unserer Nachkommen auch nur ein Kind geboren. Alle meine Vorfahren hatten Söhne. Ich jedoch bekam eine Tochter, um meine Familie zu erhalten. Doch ich schaue auf sie wie auf einen Sohn, oh du Bulle unter den Bharatas, und habe sie zum Putrika (Thronerben) gemacht.

Wenn sie von dir einen Sohn bekommt, wird dieser mein Geschlecht fortführen. Und dieser Sohn ist die Mitgift, für die ich meine Tochter weggebe. Oh Sohn des Pandu, wenn du diese Bedingung annimmst, kannst du sie haben.“ Arjuna stimmte zu: „So sei es.“, nahm die schöne Tochter Chitravahanas zu seiner Frau und lebte mit ihr für drei Jahre zusammen. Als Chitrangada einen Sohn zur Welt brachte, umarmte Arjuna sie liebevoll, nahm Abschied und setzte seine Wanderungen fort.
 
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218 - Arjuna erlöst die Apsara Varga von ihrem Fluch


Dann begab sich der Bulle der Bharatas zu den heiligen Stränden am südlichen Meer, wo viele Asketen lebten. Dort gab es fünf heilige Teiche, an denen viele Einsiedler wohnten, die aber niemals in jene Gewässer eintauchten. Die Seen wurden wie folgt genannt: Agastya, Subhadra, Pauloma von großer Heiligkeit, Karandhama, welcher die Früchte eines Pferdeopfers für den Badenden bereithielt, und der Sünden abwaschende Bharadwaja. Doch als Arjuna die fünf heiligen Gewässer besuchte, und sah, daß sie unbewohnt waren und von allen gemieden wurden, da fragte er die frommen Männer mit gefalteten Händen: „Warum, oh ihr Asketen, werden diese fünf heiligen Wasser von den Verehrern Brahmas nicht besucht?“ Darauf antworteten sie: „Hier leben fünf große Krokodile, welche die badenden Asketen forttragen. Deshalb meiden wir die Seen.“

Vaisampayana fuhr fort:
Als Arjuna mit den mächtigen Armen dies hörte, ging er zum See, obwohl ihn alle warnten. Ohne zu zögern sprang der Feindebezwinger in das heilige Gewässer, welches nach dem großen Rishi Subhadra benannt war. Sogleich erschien ein großes Krokodil, welches ihn am Bein packte. Doch Dhananjaya, dieser Tiger unter den Männern, packte den zappelnden Wanderer des Wassers und zerrte ihn gewaltsam an den Strand. Im selben Moment, als das Krokodil Land berührte, verwandelte es sich vor den Augen des ruhmreichen Arjuna in eine schöne Dame, die mit allen Ornamenten geziert war. Die zauberhafte Dame von himmlischer Gestalt strahlte vor Schönheit. Trotz des seltsamen Anblicks fragte der Sohn der Kunti die Dame mit ruhigem Herzen: „Wer bist du Schöne? Warum lebtest du im Wasser? Warum begingst du eine so gräßliche Sünde?“

Varga antwortete:
Ich bin eine Apsara, welche einst in den himmlischen Wäldern wanderte. Mein Name ist Varga, und ich bin dem himmlischen Schatzmeister (Kuvera) lieb und teuer. Ich hatte noch vier Begleiterinnen, alle schön und in der Lage, dahin zu gehen, wohin es uns beliebt. Eines Tages gingen wir zusammen zur Heimstatt des Wächters der Welt. Auf dem Wege sahen wir einen Brahmanen der strengen Gelübde, welcher sehr schön war und die Veden in der Einsamkeit studierte. Der ganze Hain, in dem er saß, schien von seinem asketischen Glanze zu strahlen, als ob die Sonne ihn erleuchtete.

Als wir seine asketische Hingabe sahen und seine atemberaubende Schönheit, ließen wir uns nieder, um seine Meditation zu stören. Wir alle fünf, Sauraveyi, Samichi, Vudvuda, Lata und ich, näherten uns zugleich dem Brahmanen. Wir tanzten und sangen, lächelten ihn an und taten alles, um den Weisen zu verführen. Doch an keine von uns verschenkte der Brahmane sein Herz. Der Geist dieses Jünglings war rein und auf die Meditation gerichtet, und sein Herz wankte nicht. Nur einen kurzen Blick des Zorns warf er auf uns, oh Bulle unter den Kshatriyas. Und er sprach: „Werdet Krokodile und lebt im Wasser für hundert Jahre.“
 
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219 - Arjuna erlöst auch die vier anderen Apsaras
Die Worte „tausend“ und „hunderttausend“ weisen oft auf die Ewigkeit hin.

Varga fuhr fort: Ob des Fluches waren wir zutiefst verstört und versuchten, den Brahmanen mit dem asketischen Reichtum, welcher niemals von seinen Gelübden abwich, zu besänftigen. Wir flehten ihn an: „Stolzgeschwellt wegen unserer Schönheit und Jugend und vom Gott des Verlangens bedrängt haben wir äußerst unangemessen gehandelt. Oh bitte vergib uns, Brahmane. Schon, daß wir zu dir kamen und versuchten, dich von deinen strengen Gelübden abzuhalten, war der Tod für uns. Doch die Tugendhaften haben gesagt, daß Frauen niemals getötet werden sollten. Oh, übe dich in Tugend und töte uns nicht. Es wird gesagt, daß Brahmanen die Freunde aller Wesen sind, und du kennst die Tugend.

Oh du Glückseliger, laß die Worte der Weisen wahr werden. Die Überragenden beschützen immer diejenigen, die ihre Hilfe erflehen. Wie bitten um deinen Schutz. Es ziemt sich für dich, uns zu vergeben.“ Nach diesen Worten war der Brahmane mit der tugendhaften Seele, den guten Taten und dem Sonne und Mond ebenbürtigen Glanze besänftigt. Er sprach: „Die Worte „tausend“ und „hunderttausend“ weisen oft auf die Ewigkeit hin. Doch ich habe das Wort „hundert“ im Sinne eines begrenzten Zeitraumes benutzt, und nicht im Sinne von „endlos“.

Ihr werdet also für diese Zeit zu Krokodilen werden und Menschen hinabziehen. Am Ende dieser Zeit wird euch ein hervorragender Mann aus dem Wasser ans Land ziehen. Dann erhaltet ihr eure jetzigen Gestalten wieder. Niemals habe ich zuvor eine Unwahrheit gesprochen, auch nicht im Scherz. Daher müssen meine Worte wahr werden. Und die heiligen Gewässer werden nach eurer Befreiung unter dem Namen Nari Thirtas (Heilige Wasser der Frauen) in allen Welten bekannt werden. Sie werden in den Augen der Tugendhaften und Weisen heilend und reinigend sein.“

Varga erzählte weiter: So grüßten wir den Brahmanen und umschritten ihn ehrfurchtsvoll. Mit schweren Herzen verließen wir die Gegend und ein Gedanke formte sich in uns: „Wo werden wir den Mann treffen, der uns bald unsere eigenen Körper wiedergeben wird?“ Fast im selben Moment erblickten wir den hohen Rishi Narada. Dieser Anblick gab uns unsere Freude zurück. Wir grüßten ihn ehrfürchtig und standen mit schamroten Gesichtern vor ihm. Er fragte uns nach dem Grund, und wir erzählten ihm alles.

Da sprach er zu uns: „In den tiefen Ebenen, die sich an das südliche Meeresufer anschließen, gibt es fünf heilige Gewässer. Sie sind entzückend und äußerst geheiligt. Begebt euch sogleich dorthin. Und der Sohn des Pandu, Arjuna, dieser Tiger unter den Männern, wird euch bald von eurem traurigen Schicksal erlösen.“ Nun, oh Held, wir folgten den Worten Naradas und kamen hierher. Und nun ist es wahr geworden, denn ich wurde von dir Sündlosem errettet. Doch meine vier Freundinnen sind immer noch im Wasser. Oh Held, tue eine gute Tat und erlöse auch sie.

Vaisampayana sprach:
Freudig erlöste dieser Beste der Pandavas die anderen Apsaras von ihrem Fluch. Aus dem Wasser erhoben bekamen alle ihre schöne Gestalt zurück. Nachdem Arjuna die heiligen Seen befreit und sich von den Apsaras verabschiedet hatte, wollte er noch einmal (seine Frau) Chitrangada sehen. So reiste er zurück nach Manipura und erblickte dort auch seinen Sohn auf dem Thron, welcher den Namen Vabhru-vahana trug. Nachdem er Chitrangada und sein Kind gesehen hatte, machte er sich auf den Weg nach Gokarna.
 
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Arjuna-vana-vasa Parva - Arjunas Aufenthalt im Wald


220 - Arjuna trifft die Transzendentale Persönlichkeit Krishna

Vaisampayana sprach:
Danach besuchte der unermeßlich mächtige Arjuna alle heiligen Wasserplätze und Pilgerstätten am Ufer des westlichen Ozeans, bis er den Ort Prabhasa erreichte. Dies erfuhr Krishna, der Vernichter von Madhu, und eilte zugegen, um seinen Freund zu sehen. Als sich die beiden begegneten, umarmten sie sich herzlich und fragten einander nach ihrem Wohlergehen. Dann setzten sich die beiden alten Freunde nieder, die niemand anders waren als die Rishis Nara und Narayan, und Krishna befragte Arjuna über dessen Reisen: „Warum, oh Pandava, wanderst du um die Welt und besuchst all die heiligen Pilgerorte?“

So erzählte ihm Arjuna alles, was geschehen war. Und Krishnas Antwort war: „Es ist, wie es sein sollte.“ Dann verbrachten die beiden eine vergnügte Zeit in Prabhasa und erklommen auch den Berg Raivataka. Dieser war zuvor auf Befehl von Krishna von Künstlern verschönert worden. Es gab Unmengen von Nahrung, und Arjuna ließ sich gern nieder und erfreute sich mit Krishna an den Vorstellungen der Tänzer und Sänger. Dann entließ der hochbeseelte Pandava respektvoll alles Gefolge und legte sich in einem schönen und bequemen Bett nieder. Und der starkarmige Held beschrieb Krishna alle heiligen Gewässer, Seen, Berge, Wälder und Flüsse, die er gesehen hatte.

Und noch während er sprach und auf diesem himmlischen Lager ausgestreckt lag, überkam ihn der Schlaf. Am Morgen erhob er sich, von süßen Liedern, dem melodischen Klang der Vina und Lobgesängen und Segnungen der Barden geweckt. Nachdem er alle nötigen Riten durchgeführt hatte, unterhielt er sich liebevoll mit seinem Freund aus dem Geschlecht der Vrishnis. Auf einem goldenen Wagen machten sie sich auf den Weg nach Dwaraka, der Hauptstadt der Yadavas. Um den Sohn der Kunti zu ehren, war die Stadt Dwaraka mit all ihren Gärten und Häusern fein geschmückt.

Die Bürger drängten sich zu tausenden eifrig in den Straßen und Plätzen, denn alle wollten Arjuna sehen. Die Menge schwoll gewaltig an mit all den Frauen und Männer der Bhojas, Vrishnis und Andhakas. Arjuna wurde mit allem Respekt willkommen geheißen und mit Segnungen überschüttet. Mit besonders herzlichem Gruß empfingen ihn die jungen Männer des Yadava Stammes. Er selbst umarmte alle, die in seinem Alter waren, und begab sich anschließend in das entzückende Haus von Krishna, welches mit Juwelen und allem Vergnüglichen reichlich gefüllt war. Dort lebte er mit Krishna für viele Tage.
 
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Subhadra Harana Parva - Die Entführung von Subhadra

221 - Arjuna trifft Subhadra beim Festival Vrishnandhaka

Einige Tage später fand ein großes Festival der Vrishnis, Bhojas und Andhakas auf dem Berge Raivataka statt, bei dem die Helden aller Stämme viel Reichtum an die Brahmanen übergaben. Die Gegend um den Berg war mit vielen kostbaren Häusern übersät, welche wünscherfüllenden Bäumen (Kalpabrikshas) glichen. Die Musiker gaben Konzerte, die Tänzer tanzten, und die Sänger sangen dazu. Die energischen Jünglinge aus dem Vrishni Geschlecht schauten mit all ihrem Schmuck und den goldverzierten Wagen atemberaubend schön aus. Die Bürger kamen zu Fuß oder in allen Arten von Wagen, und zählten mit ihren Frauen und Gefolgsleuten schon bald Hunderttausend.

Es kam auch der edle Bal-raam mit seiner Gattin Revati und erfreute sich am Wein und den vielen Musikern, die ihm folgten. Man sah Ugrasena, den majestätischen König der Vrishnis, den seine tausend Ehefrauen begleiteten und viele liebliche Sängerinnen. Auch Pradyumna und Samba, diese beiden schlachterprobten Söhne von Krishna, spazierten weinselig herum, trugen Blumenkränze von großer Schönheit und kostbare Roben und amüsierten sich wie zwei Himmlische.

Ebenso Akrura und Sarana, Gada und Vabhru, Nishatha und Charudeshna, Prithu und Viprithu, Satyaka und Satyaki, Vangakara und Maharava, Hardikya, Udhava - und viele mehr, deren Namen wir hier nicht nennen, kamen mit ihren Gemahlinnen und verschönten mit vielen Musikern das Fest auf dem Berge. Auch Krishna und Arjuna kamen zum großen Festival und schauten sich fröhlich um. Und während sie herumstreiften, erblickte Arjuna die schöne und reich geschmückte Tochter Vasudevas inmitten ihrer Dienerinnen. Sobald Arjuna sie sah, nahm ihn der Gott des Begehrens gefangen. Als Krishna bemerkte, wie Arjuna in ihren Anblick versunken war, da lächelte er.

Und Krishna sprach: Wie kann das sein? Wie kann das Herz eines Wanderers der Wälder vom Gott des Verlangens so aufgewühlt werden? Dies ist meine Schwester Subhadra, die leibliche Schwester von Sarana und meines Vaters liebste Tochter. Gesegnet seist du. Sag mir, wenn dein Herz sie begehrt, dann spreche ich mit meinem Vater.

Arjuna antwortete: Sie ist Vasudevas Tochter, deine Schwester, und sie ist so schön. Wen würde sie nicht bezaubern? Wenn deine Schwester meine Frau würde, dann gewänne ich wahrlich Glückseligkeit in allen Dingen. Sag mir, oh Janarddan, wie kann ich sie erlangen? Ich werde alles Menschenmögliche tun, um sie zu bekommen.

Krishna sprach: Oh du Bulle unter den Männern, zwar wurde die Gattenwahl als angemessene Hochzeit für Kshatriyas bestimmt, doch wir kennen weder des Mädchens Neigung noch ihre Gemütsart, und daher ist der Ausgang einer Gattenwahl höchst zweifelhaft. Wenn der Kshatriya mutig ist, wird die Entführung zum Zwecke der Heirat von den Gelehrten gelobt. Du solltest meine schöne Schwester rauben, oh Arjuna. Denn wer weiß, wie sie sich bei einer Gattenwahl verhält?

Vaisampayana fuhr fort: So beschlossen Krishna und Arjuna den Plan und schickten schnelle Boten nach Indraprastha zu Yudhishthir, die ihn davon in Kenntnis setzten. Sobald der starkarmige Yudhishthir alles gehört hatte, gab er sein Einverständnis.
 
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Subhadra Harana Parva - Die Entführung von Subhadra


222 - Raub der Subhadra

So hatte Arjuna die Zustimmung seines älteren Bruders nebst der von Krishna. Dann beobachtete er, wie die junge Maid zum Raivataka Berge ging, und begab sich zu einem wohlgeformten Wagen mit goldenem Zierrat und kleinen Glöckchen. Der Wagen war mit allen Arten von Waffen ausgerüstet. ... Arjuna selbst trug Rüstung, Schwert und ledernen Fingerschutz, und es schien, er wolle zur Jagd. In der Zwischenzeit hatte Subhadra dem Herrn der Berge, Raivataka, und den Göttern ihre Verehrung dargebracht, die Brahmanen um Segen gebeten und den Berg umschritten. Sie war eben auf dem Weg zurück nach Dwaraka, als plötzlich der von den Pfeilen des Liebesgottes gequälte Arjuna erschien, das makellose Yadava Mädchen ergriff und auf seinen goldenen Wagen hob.

Dann stob der Tiger unter den Männern in Richtung Indraprastha davon. Doch die bewaffneten Wächter von Subhadra bemerkten die Entführung und rannten schreiend nach Dwaraka. Dort meldeten sie am Hofe die kühne Tat von Arjuna. Sogleich wurden laut die goldverzierten Trompeten geblasen, welche zu den Waffen riefen. Von diesem Klang aufgeschreckt, strömten die Bhojas, Vrishnis und Andhakas aus allen Richtungen zusammen. ...Die großen Krieger nahmen ihre goldverzierten Sitze ein, welche mit den weichsten Teppichen belegt und mit allen kostbaren Kristallen, Perlen und Juwelen geschmückt waren und glichen damit dem Feuer selbst, wenn es Reisigbündel verschlingt, um seinen eigenen Glanz zu erhöhen. Als alle Platz genommen hatten, informierte sie der oberste Wächter am Hofe (Savapala) von Arjunas Verhalten.

Der Zorn der Vrishni Helden
Mit roten Augen vom Wein sprangen da die stolzen Helden von ihren Sitzen und waren nicht in der Lage, Arjunas Tat zu ertragen. Einige riefen laut nach ihren Wagenlenkern: „Spannt die Pferde vor die Wagen!“, andere: „Her mit den Waffen!“ und wieder andere riefen: „Bringt mir meinen kostbaren Bogen und meinen trefflichen Harnisch!“. Manche fingen schon ungeduldig an, die Pferde vor ihre eigenen Wagen zu spannen, und alles wirbelte laut durcheinander, als Waffen und Rüstungen und Flaggen unter stolzem Kriegsgeschrei der Vrishni Helden herbeigeschafft wurden. Dann ergriff Bal-raam, so weiß und hoch wie der Kailash, mit blauer Kleidung und Blumenschmuck aus wilden Blüten, energisch und angeregt vom Wein, das Wort:

"Ihr Unsinnigen, was tut ihr, während Janarddana (Krishna) hier ruhig und still sitzen bleibt? Ohne zu wissen, was in seinem Geist ist, brüllt ihr vergeblich im Zorn. Laßt den hochbeseelten Krishna aufzeigen, was seine Absicht ist. Und vollbringt eifrig, was er wünscht."
Alle Fürsten lobten diese würdigen Worte, setzten sich nieder und verstummten. Danach wandte sich Balarama direkt an Krishna.

Bal-raam sprach: Warum, oh Janarddana, sitzt du und schaust und sprichst kein Wort? Oh Achyuta, um deinetwillen hießen wir den Sohn der Kunti willkommen und ehrten ihn. Doch nun scheint es, als ob der gemeine Kerl unsere Huldigungen nicht verdiente. ... Dieser Pandava hat uns und auch dich mißachtet, als er Subhadra stahl. Damit hat er seinen Tod beschlossen, denn er stellte seinen Fuß auf mein Haupt. Oh Govinda, wie könnte ich dies ertragen? ... Nur ich allein werde noch heute die Erde von allen Kurus befreien. Niemals werde ich diesen Verstoß Arjunas ertragen.

Da stimmten ihm alle Bhojas, Vrishnis und Andhakas mit lautem und tiefem Gebrüll zu, und die Halle erbebte wie von Donnerschlägen.
 
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Ende des Exils und die Rückkehr nach Indraprastha

Krishna überzeugt die Fürsten

Nachdem die Helden der Vrishnis auf solche Weise ihre Meinung kundtaten, sprach Krishna folgende Worte tiefer Bedeutung und wahrhafter Moral:
"Arjuna hat mit seiner Tat unsere Familie nicht beleidigt. Tatsächlich hat er unseren Ruhm vergrößert. Arjuna weiß, daß wir Satwatas nicht käuflich sind oder nach Reichtum gieren und daß eine Gattenwahl ungewiß ausgeht. Und wer würde die Annahme einer Braut loben, wenn sie ihm wie ein Haustier geschenkt wird? Wiederum, welcher Mann auf Erden würde seine Kinder verkaufen? Ich denke, Arjuna sah die Makel aller anderen Arten der Hochzeit, und raubte das Mädchen gemäß der Tradition. Und diese Verbindung ist höchst angemessen. Subhadra ist ein ruhmreiches Mädchen, ebenso ruhmvoll ist Arjuna.

Bestimmt hat er dies beachtet, als er das Mädchen entführte. Und wer würde Arjuna nicht als Freund begehren, der im Geschlecht des berühmten Bharata, des Shantanu, und als Sohn der Tochter von Kuntibhoja geboren wurde? Ich sehe in der Welt der Rudras und in der von Indra kein Wesen, welches Arjuna mit Gewalt in der Schlacht besiegen könnte, außer vielleicht den dreiäugigen Gott Mahadev selbst. Sein Wagen ist wohlbekannt und meine Pferde sind ihm vorgespannt. Ihr kennt Arjuna als Krieger und die Leichtigkeit seiner Hand. Wer ist ihm ebenbürtig? Und dies ist mein Ratschlag: Geht ihr voller Freude zu Arjuna, besänftig ihn und bringt ihn zurück. Wenn Arjuna uns erst besiegt und dann in seine Stadt heimkehrt, ist unser Ruhm vernichtet. Doch in einer Versöhnung liegt keine Schande."


Sie hörten seine Worte und taten, was er sagte. Von ihnen zur Umkehr bewegt, fuhr Arjuna zurück nach Dwaraka und wurde mit Subhadra verheiratet. Von den Söhnen der Vrishnis geehrt, verbrachte er ein ganzes Jahr in der Stadt und vergnügte sich dort, wie es ihm beliebte. Dann verbachte er die letzten Jahre seines Exils in der heiligen Region von Pushkara.

Rückkehr nach Indraprastha
Nachdem die zwölf Jahre vorüber waren, kehrte Arjuna nach Khandavaprastha zurück, trat zuerst vor den König und ehrte dann die Brahmanen. Dann ging er zu Draupadi, welche ihn eifersüchtig empfing: „Was machst du hier, Sohn der Kunti? Geh dorthin, wo Subhadra ist. Ein zweiter Knoten löst immer den ersten um ein Bündel, mag er auch noch so fest gewesen sein.“ ... Dann ging er zu Subhadra, welche in rote Seide gekleidet war, und schickte sie in dem einfachen Gewand einer Hirtin in die inneren Gemächer zu den Frauen des Palastes. In diesem einfachen Kleid sah Subhadra noch viel hübscher aus.

Erst ehrte Subhadra mit den großen und leicht geröteten Augen Kunti. Diese gewann sie sofort lieb, schnupperte am Haupt der Maid mit den makellosen Gliedern und überhäufte sie mit vielen Segnungen. Dann eilte das Mädchen mit dem Gesicht wie der volle Mond zu Draupadi und ehrte sie mit den Worten: „Ich bin deine Dienerin.“ Da erhob sich Draupadi, umarmte liebevoll die Schwester von Krishna und sprach: „Möge dein Ehemann ohne Feinde sein.“ Und Subhadra stimmte mit frohem Herzen zu: „So sei es.“ Damit lebten die großen Krieger, die Pandavas, weiterhin glücklich mit ihrer Mutter zusammen.
 
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223-2


Die Hochzeitsgeschenke der Yadavas

Vaisampayana erzählte weiter:
Als der große Bezwinger aller Feinde, Kesava (Krishna) mit der reinen Seele und den Augen wie Lotusblüten, erfuhr, daß Arjuna wieder zu Hause in Indraprastha war, da reiste er nebst seinem Bruder Bal-raam dorthin und viele hervorragende Krieger begleiteten ihn. Sauri kam, von einer großen Armee begleitet, die Krishna beschützte. Mit Sauri kam der großzügige, kluge und ruhmreiche Akrura, der Oberbefehlshaber des tapferen Vrishni Heeres. Es kamen der mächtige Anadhrishti, der kluge und ruhmreiche Uddhava mit der großen Seele und ein Schüler von Vrihaspati selbst. Auch kamen Satyaka, Satyaki, Kritavarman, Satwata, Pradyumna, Nishatha, Shankara, Charudeshna, der edle Jhilli, Viprithu, Sarana und Gada mit den mächtigen Armen und der Erste unter den gelehrten Männern.

Sie alle und noch viel mehr Helden der Bhojas, Vrishnis und Andhakas kamen nach Indraprastha und brachten viele Hochzeitsgeschenke. Als König Yudhishthir erfuhr, daß Madhava (Krishna) angekommen war, sandte er ihm die Zwillinge entgegen, ihn zu empfangen und in die schön geschmückte Stadt zu führen. Die Straßen waren sauber gefegt, gewässert und mit Blumenkränzen und Zweigen geschmückt. Alles war mit Sandel-wasser besprenkelt worden, welches angenehm duftete und kühlte. Überall verbrannte süß duftende Aloe. Die Stadt war voller freundlicher und gesunder Menschen und schmückte sich mit vielen Händlern. Die Bürger und Brahmanen der Stadt grüßten und ehrten Kesava, seinen Bruder Balarama und all die anderen Helden zu tausenden.

Schließlich betrat Krishna den Palast des Königs, welcher der Wohnstatt Indras glich. Yudhishthira empfing seine Gäste mit den angemessenen Riten, zuerst Balarama, dann roch er an Krishnas Haupt und umarmte ihn herzlich. Höchst zufrieden über den Empfang grüßte nun auch Krishna demütig den König und seine Brüder. Dann empfing Yudhishthira alle Gefolgsleute von Krishna. Manche ehrte er als Höhergestellte, manche als Ebenbürtige, andere empfing er freundschaftlich, und immer wurde er respektvoll wieder gegrüßt. Dann übergab Hrishikesh (Krishna) der Familie des Bräutigams viele kostbare Reichtümer, und Subhadra bekam die Hochzeitsgeschenke von ihren Verwandten.

Da wechselten tausend goldene Streitwagen die Seiten, mit klingenden Glöckchen und vier gut abgerichteten Pferden vorgespannt, tausend Kühe aus dem Land Mathura mit viel Milch und schöner Farbe, tausend Stuten mit goldenem Geschirr und mondweißem Fell, und tausend Maultiere, so schnell wie der Wind und wohl abgerichtet, mit weißem Fell und schwarzen Mähnen. Auch überreichte Krishna tausend erfahrene Dienerinnen, die beim Baden, Frisieren und Servieren zur Hand gingen, zarte Jungfrauen, schön gekleidet, mit strahlender Haut und viel Goldschmuck.

Subhadra bekam von Krishna zehn Wagenladungen reinstes Gold mit dem Glanz des Feuers als Mitgift. Balaram mit dem Pflug schenkte Arjuna tausend temperamentvolle Elefanten, jeder so groß wie ein Berg, unbezähmbar in der Schlacht, und mit allseits klingenden Glöckchen, Decken, goldenen Ornamenten und vorzüglichen Thronen ausgestattet. Diese große Meereswelle an Reichtum und Juwelen, welche die Yadavas überreichten, mit all den Kleidern und Decken als Meeresschaum, den Elefanten als Alligatoren und Haien und den Bannern als Schwimmpflanzen, vermischte sich mit dem Ozean der Pandavas und füllte ihn zum Leidwesen aller Feinde bis zum Rand.

Yudhishthir nahm alle Geschenke an und ehrte sämtliche großen Krieger, die bei ihm zu Gast waren. So verbrachten die Helden beider Geschlechter ihre Tage vergnüglich und fröhlich wie tugendhafte Menschen in den himmlischen Regionen. Mit frohen Herzen amüsierten sie sich, sangen, klatschten in die Hände, feierten und jubelten laut. So vergingen viele festliche Tage in Vergnügen und Spaß, bis die Helden der Vrishnis von den Kurus hochgeehrt wieder nach Dwaraka heimkehrten. Mit Balaram an der Spitze reisten sie heim und nahmen viele funkelnde Edelsteine mit sich, welche ihnen die Kurus übergeben hatten. Der hochbeseelte Krishna allerdings blieb bei Arjuna in der entzückenden Stadt Indraprastha. Der Ruhmreiche durchstreifte mit Arjuna die Ufer der Yamuna auf der Jagd nach Hirschen und wilden Ebern.
 
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223-3


Die Söhne der Pandavas werden geboren

Nach einiger Zeit brachte Subhadra, die geliebte Schwester von Krishna, einen ruhmreichen Sohn zur Welt, wie Pulomas Tochter (Sachi) Jayanta (Indras Sohn) gebar. Dieser Sohn von Subhadra hatte lange Arme, eine breite Brust und große Augen wie ein Bulle. Der Held und Feindebezwinger wurde Abhimanyu genannt, denn der Sohn Arjunas war furchtlos und feurig. Der große Krieger wurde von Arjuna gezeugt und von der Tochter der Satwatas geboren, wie ein Opferfeuer aus Sami Holz mittels Reibung entzündet wird. Nach der Geburt dieses Sohnes gab Yudhishthira den Brahmanen tausende Kühe und ebenso viele goldene Münzen. Von Anfang an wurde dieses Kind der Liebling von Krishna-Vasudeva und seiner Familie, wie der Mond allen Menschen lieb ist.

So führte auch Krishna alle üblichen Riten zur Geburt des Kindes durch. Und Abhimanyu wuchs heran, wie der Mond in der hellen Monatshälfte. Schon bald wurde dieser Feindebezwinger mit den Veden bekannt und erhielt von seinem Vater das Wissen um sowohl himmlische als auch menschliche Waffen übertragen. Abhimanyu verfügte über große Stärke und erlernte die Kunst der Abwehr von Waffen, die Leichtigkeit der Hand und die Schnelligkeit in der Bewegung in allen Richtungen. Wie sein Vater wußte er um die heiligen Schriften und Riten der Religion.

Wenn Arjuna seinen Sohn betrachtete, füllte sich seine Brust mit Freude. Abhimanyu hatte die Macht, jeden Feind zu bezwingen, und er trug alle glücksverheißenden Zeichen an seinem Körper. Im Kampf war er unbezwingbar. Sein Gesicht war so breit wie die Haube einer Schlange, und er war so stolz wie ein Löwe. Er trug einen großen Bogen, und seine Kraft war die eines brünstigen Elefanten. Sein Antlitz war so schön wie der volle Mond, seine Stimme so tief wie eine Kesselpauke, und er glich Krishna in Tapferkeit und Energie, Schönheit und Ebenmaß.

Auch die glückliche Draupadi bekam von ihren fünf Ehemännern fünf Söhne, die alle erstklassige Helden waren und unverrückbar in der Schlacht wie Berge. Prativindhya wurde dem Yudhishthira geboren, Sutasoma dem Bhima, Srutakarma dem Arjuna, Satanika dem Nakula und Srutasena dem Sahadeva - dies waren die fünf Helden, welche Draupadi gebar wie Aditi die Adityas. Mit ihrer Hellsicht erklärten die Brahmanen dem Yudhishthira, daß
sein Sohn die Waffen der Feinde ertragen könne wie der Vindhya Berg, und so wurde er Prativindhya genannt.
Da Bhimas Sohn geboren wurde, nachdem Bhima hundert Soma Opfer vollendet hatte, wurde er Sutasoma genannt.
Weil Arjunas Sohn zur Welt kam, nachdem dieser aus dem Exil zurückgekehrt war und dort viele hervorragende Dinge vollbracht hatte, wurde er Srutakarma genannt.
Nakula benannte seinen Sohn nach einem ruhmreichen königlichen Weisen der Kuru Dynastie.
Und weil Sahadevas Sohn unter der Sternenkonstellation Vahnidaivata (Kirtika) geboren wurde, nannte man ihn nach dem Hauptmann der himmlischen Streitkräfte Srutasena (Kartikeya).

Die Söhne Draupadis kamen im Abstand von einem Jahr zur Welt. Sie alle wurden ruhmreich und waren einander sehr zugetan. Bei ihnen führte Dhaumya, der Priester der Pandavas, alle nötigen Riten zur Geburt und Kindheit durch, wie Chudakarana und Upanayana (Scheren des Haupthaares bis auf eine Locke und die Verleihung der heiligen Schnur). Sie alle verfügten über hervorragendes Benehmen, Gelübde und das Wissen um die Veden. Und auch ihnen brachte Arjuna das Wissen um himmlische und menschliche Waffen bei. Alle Pandavas freuten sich sehr über ihre Söhne, die mit ihrer breiten Brust himmlischen Kindern glichen und große Krieger wurden.
 
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Khandavadaha Parva - Das Verbrennen des Khandava Waldes

Kapitel 224

Unter der Herrschaft von Yudhishthira
Vaisampayana sprach:
In Indraprastha hatten die Pandavas auf Befehl von Dhritarashtra und Bhishma ihr Heim eingerichtet und begannen nun von hier aus, andere Könige unter ihrer Herrschaft zu vereinen. Die Bewohner des Reiches lebten glücklich und zufrieden in Abhängigkeit von Yudhishthira, dem Gerechten, wie eine Seele glücklich in Abhängigkeit vom Körper lebt, welcher mit glücksverheißenden Zeichen und frommen Taten gesegnet ist. Yudhishthira zollte Tugend, Vergnügen und Gewinn alle Ehre, und zwar in ausgewogenem Maße, als ob jeder ein lieber Freund von ihm selbst wäre. Und es schien, als ob die drei Lebensziele, Tugend, Vergnügen und Gewinn, auf Erden in Persona erschienen und mit dem strahlenden König eine Vierheit bildeten. Das Volk bekam mit König Yudhishthira auch einen hingebungsvollen Studierenden des Veda, einen große Opfer Durchführenden und einen Beschützer aller guten Menschen.

Wegen des heilsamen Einflusses von Yudhishthira wurde das gute Schicksal aller Könige auf Erden beständig, ihre Herzen widmeten sich der Meditation des Höchsten Geistes, und die Tugend selbst wuchs allerorten. Inmitten seiner vier Brüder, die ihm allseits helfend zur Seite standen, glich der strahlende König einem großen Opfer, das von den vier Veden begleitet wird. Viele gelehrte Brahmanen, alle dem Vrihaspati gleich, warteten mit Dhaumya an der Spitze dem König auf, und das Bild glich den Himmlischen, welche den Herrn der Schöpfung umgaben. ... .

Krishna und Arjuna machen eine Lustfahrt
Eines Tages sprach Arjuna zu Krishna: „Die heißen Tage des Sommers sind gekommen, oh Krishna. Laß uns ans Ufer der Yamuna gehen mit all unseren Freunden und uns dort bis zum Abend vergnügen.“ Krishna stimmte zu: „Ja, das ist auch mein Wunsch. Es ist schön, sich vergnüglich im Wasser zu tummeln mit allen Freunden.“ So baten die beiden um Yudhishthiras Erlaubnis und reisten mit allem Gefolge an die Ufer der Yamuna. An einem lieblichen Ort mit großen Bäumen waren schöne Zelte errichtet worden, die wie die himmlischen Städte mit allen kostbaren und köstlichen Dingen ausgestattet waren: Nahrung und Getränke, Blumengirlanden und Parfüme und viel anderer Luxus. Krishna und Arjuna betraten mit Freude die perlenübersäten Räumlichkeiten und verbachten die Zeit auf höchst entzückende Weise.

Mit Zustimmung von Krishna und Arjuna begannen auch die Frauen sich zu verlustieren. Sie alle hatten volle, runde Hüften, schwellende Brüste, große, strahlende Augen und manche schwankten schon vom Wein. Einige spazierten im Wald herum, andere planschten im Wasser und manche blieben in den Zelten, zur Freude von Arjuna und Krishna. Draupadi und Subhadra verteilten vom Wein beschwingt schöne Kleider und kostbaren Schmuck an die spielenden Frauen. Manche von ihnen tanzten euphorisch, andere sangen, scherzten und lachten, und viele tranken vorzüglichen Wein. Manche neckten sich untereinander, andere plauderten und wieder andere wisperten sich Geheimnisse ins Ohr. Und die Lichtung mit der zauberhaften Musik von Flöten, Gitarren und Trommeln glich dem blühenden Wohlstand selbst.

Nach einer Weile setzten sich Arjuna und Krishna von den anderen etwas ab, ließen sich auf kostbaren Sitzen nieder und unterhielten sich über längst vergangene Heldentaten und andere amüsante Dinge. Und als die beiden dort so glücklich wie die Aswin Zwillinge saßen, trat plötzlich ein Brahmane zu ihnen, so hochgewachsen wie ein Sal Baum. Seine Hautfarbe glich geschmolzenem Gold, und sein Bart war hellgelb mit grünen Sprenkeln. Seine Glieder waren ebenmäßig gewachsen. Er trug verfilzte Locken und war in Lumpen gehüllt, doch in Glanz glich er der Morgensonne. Seine braunen Augen waren wie Lotusblätter, und er strahlte wie Feuer. Als sie ihn entdeckten, erhoben sich Arjuna und Krishna hastig und standen mit gefalteten Händen wartend vor ihm.
 
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