Und ob. Genug Leute sind wegen diesem "Kraft der Gedanken"-Bullshit in Depressionen verfallen oder haben sich umgebracht.
Warum?
Jeder normale Mensch weiß, dass man, wenn man etwas haben will, auch etwas dafür tun muss. Daran zu denken schadet ja nicht, aber ohne entsprechende zielgerichtete Handlungen in der wirklichen Welt wird das auf Dauer nix. Weiter kommt dazu: Wenn positives Denken zu positiven Ergebnissen führt, dann führt negatives Denken zu negativen Ergebnissen. Daraus folgt: Für alles negative im Leben ist man selbst Schuld - auch, wenn man objektiv nix dafür kann (wenn man krank wird, wenn die Mutter stirbt, wenn man seinen Job verliert - immer dann hat man halt "
nicht positiv genug" gedacht).
Am Ende führen diese Lehren vom positiven Denken zur Entmenschlichung und zur Hilflosigkeit und enden im glimpflichsten Fall beim Therapeuten.
Weil jemand gefragt hat, woher dieses Zeug kommt: Es stammt aus den 1950er Jahren von einem Mann namens Dr. Joseph Murphy, der sich in seinen Ausführungen auf theoretische Modelle von z.B. Coué und Emerson bezieht und diese in die Praxis umsetzt. Alle heutigen Erscheinungen zum Thema (Bärbel Mohr, The Secret, Fitzek) verpacken einfach diese Grundidee irgendwie neu und tun so, als hätten sie grad den Stein der Weisen entdeckt, obwohl das Prinzip seit 60 Jahren bekannt ist.
Zur Kritik empfehle ich das Buch
"Positives Denken macht krank" vom Psychotherapeuten Günter Scheich, der dabei auch Bezug auf reale Fälle aus seinem Berufsalltag nimmt.
Ansonsten kann man hier einen kurzen Überblick erhalten:
http://suite101.de/article/positives-denken-nach-murphy-a45160#axzz2GuDddQ5M
Oder hier einen etwas längeren Überblick:
http://www.infosekta.ch/media/pdf/P_Psychomarkt_Scheich-PositivDenken.pdf
Kurzum: Wenn ihr euer Leben verändern wollt, dann spuckt in die Hände und belügt euch nicht selbst mit irgendeinem Esoterik-Bullshit. Optimistisch sein ist klasse - aber vorbehaltlos "
positiv denken" lässt einen den Bezug zur Realität verlieren und macht krank.