Loslassen vs. Suche nach Ursachen ?

in letzter Konsequenz ist das richtig. Nur kann es sehr lange dauern, und so wie ich es erlebt habe, sind Opfer "schneller" bereit sich mit dem Täter auszusöhnen. Und ihn auch als Mensch und als Täter zu sehen. Umgekehrt ist das selten, sogar bei wirklich schweren systemischen Taten braucht es lange bis der Täter, (der dann längst verstorben ist) Einsicht zeigt, Reue und fähig ist seines bei sich zu lassen und es selbst zu tragen.

Ja.
Wenn der Täter die Aussöhnung will, sind die Opfer bestimmt recht bald bereit. Und da kommt es entschieden auf die Motivation des Täters an.

Systemisch wird´s ein langer Strudelteig.
 
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Hallo Loop,

was können andere dafür das du wütend und traurig bist ?
Geb anderen nicht die Schuld dafür was dir in deinem Leben widerfahren ist und du es nicht aufarbeiten hast schaffen bisher.
Das zeigt mir wie sehr du unter manchen Dingen leidest. Und du willst es anscheinend weiter.
Klar kannst du aber deswegen sind nicht die die Bösen, die aufgearbeitet und sich freigeschaufelt haben. Und schlussendlich ihre Geschichte verstanden haben und vergeben konnten.

Wütend bist du anscheinend weil du an Erfahrungen oder Sichtweisen so starr festhälst, das du dir eben nicht vorstellen kannst, das ein Verständnis oder eine Vergebung möglich ist sowie diese einen Menschen wieder erlösen kann.

:umarmen: ich wünsche dir alles Gute.

LG
flimm

Es hängt doch nur an dieser Formulierung: "Man muss vergeben, um gesund zu werden!" (oder so ähnlich)
Und das stimmt eben nicht. Man muss nicht vergeben für die eigene Heilung. Und es ist sogar kontraproduktiv, wenn man diesen Satz zu Menschen sagt, die bestimmte Schritte noch nicht gegangen sind und er bewirkt bei diesen, dass sie es noch schwieriger haben, aus ihrem Schmerz herauszukommen.
 
So sehe ich das auch.
Aber wo bleibt der Täter? Ich denke, dass eine Strafe für ihn das Opfer nur in seiner Opferrolle festhält.

und er macht dann munter weiter???

Also sorry. Auch der Täter sollte spüren, dass eine Tat Konsequenzen nach sich zieht.
Wenn er - nach der Tat - diese nicht spürt, dann macht er den nächsten Menschen zum Opfer und dann noch einen und noch viele weitere. Das kann es nun auch nicht sein.
Er sollte ein deutliches "Stopp" von der Gesellschaft bekommen, denn sonst glaubt er, dass das, was er tut, in Ordnung ist, weil er keine Konsequenzen dadurch erfährt.
 
in letzter Konsequenz ist das richtig. Nur kann es sehr lange dauern, und so wie ich es erlebt habe, sind Opfer "schneller" bereit sich mit dem Täter auszusöhnen. Und ihn auch als Mensch und als Täter zu sehen. Umgekehrt ist das selten, sogar bei wirklich schweren systemischen Taten braucht es lange bis der Täter, (der dann längst verstorben ist) Einsicht zeigt, Reue und fähig ist seines bei sich zu lassen und es selbst zu tragen.

ich kann mir auch vorstellen, dass es schwer ist, sich selbst einzugestehen, dass man Unrecht begangen hat, weil ja dann das ganze Selbstbild ins Wanken gerät.
Und gerade deshalb denke ich, dass man den Täter daran hindern muss, neue (andere schädigende) Taten zu begehen.
 
Gefühle zulassen ist auch schwer, weil man Angst davor hat und was noch mit dem fühlen alles so verbunden ist. Safi Nidiaye hat hier eine wertvolle Methode: die körperzentrierte Herzensarbeit entwickelt. Seit ich diese Methode kennengelernt und anzuwenden gelernt habe, hat sich in meinem Leben so einiges geändert.

Stichwort Projektion der Mutter auf dich.
Eher umgekehrt ist es, wenn ein sog. Symbiosetrauma vorliegt. Dann fühlt das Kind die Gefühle dieses symbiotisch verbundenen Elternteils als wären es seine eigenen. Es ist möglich sich daraus zu lösen, zu befreien. (siehe z.b. das Buch von Dr. Franz Ruppert).

viele Grüße Pluto

Vielen Dank, Pluto für diese Beispiele. Diese Methode der körperzentrierten Herzensarbeit könnte wirklich interessant sein. Wobei ich mich frage, ob man sie anwenden kann, wenn man nicht genau weiß, was man verdrängt hat. Erkennst du denn, für welche "Probleme" körperliche Symptome stehen?

Auch wenn mein Beitrag hier nicht mehr unbedingt zu der sich entwickelten Diskussion passt ;), die übrigens sehr spannend ist!

Ich würde gerne mal fragen, welche Methoden gibt es zB rauszufinden , welche systemischen Verstrikungen und mit welchen Familienmitgliedern bestehen könnten?


LG=))
 
Das klingt für mich nach Trostpflaster. Dem Opfer die Arbeit abnehmen oder ihm auf seelischer Ebene weiter helfen wird das kaum.


So sehe ich das auch.
Aber wo bleibt der Täter? Ich denke, dass eine Strafe für ihn das Opfer nur in seiner Opferrolle festhält.



Dieses Trostpflaster lernt man wohl erst schätzen, wenn man in der Situation war und feststellt, daß Therapien nicht vorhanden sind, man arbeitsunfähig geworden ist durch Depressionen und man nur ein paar Tabletten hingeknallt kriegt und das wars. Wenn die Kinder keine Hilfe bekommen und traumatisiert bleiben, krank werden und keiner hilft, kostet ja alles Geld, was man nicht hat. Therapie auf Krankenschein ist nicht zu kriegen.


Zu dem Spruch mit der Strafe sag ich jetzt erst mal nichts, sonst reg ich mich wieder auf.
Heute war im Fernsehen eine fast 80 jährige Frau, die von Jugendlichen zusammengeschlagen worden ist. Natürlich braucht man sowas nicht zu bestrafen, wo kämen wir denn dahin, was? Weitermachen, passt schon!
 
Es hängt doch nur an dieser Formulierung: "Man muss vergeben, um gesund zu werden!" (oder so ähnlich)
Und das stimmt eben nicht. Man muss nicht vergeben für die eigene Heilung. Und es ist sogar kontraproduktiv, wenn man diesen Satz zu Menschen sagt, die bestimmte Schritte noch nicht gegangen sind und er bewirkt bei diesen, dass sie es noch schwieriger haben, aus ihrem Schmerz herauszukommen.



Danke Ahorn.

Genau, dieses "muß" tut echt weh.

:danke:
 
Hallo loop,

es gibt noch etwas, was dann passiert, wenn man großzügig vergibt und seine Wut unterdrückt: man idealisiert den Täter. Ist sowas mal eingetreten, dann kann man diverse Krankheiten oder sonstige Auffälligkeiten zeigen, nur keine Wut oder Ärger gegenüber so einem idealisierten Täter. Und diesem wird alles vergeben. Der kann einen wörtlich genommen treten und das Opfer vergibt ihm, es findet Erklärungen für sein tun. (schlechter Tag, bin selber schuld o.a.)

Wenn mir einer etwas angetan hat, bin ich zunächst einmal ärgerlich. Ich überlasse dann das Geschehen (den weiteren Verlauf) dem Schicksal. Das macht mich frei. (bis ich hierher komme, das kann dauern). Und damit haben die Täter die Verantwortung wieder zurück bekommen und ich habe sie wieder los. Würde ich vergeben hätte ich immer noch die Verantwortung. So kann das nicht sein.

Viele Grüße Pluto



Danke Pluto. :danke:

Ich hab ein einziges Mal wütend sein können auf die richtigen, da hab ich gespürt, wie es sich anfühlt, wenn es einen nicht mehr belastet und Hoffnung da ist und Freiheit. Wie das ist, wenn man die Schuld dahingibt, wo sie hingehört und man loslassen kann. Leider hat einer dieser Leute mich einen Tag später angerufen und ich war sofort wieder das brave folgsame Kind, das auf keinen Fall wütend ist.

Meine Wut geht im Normalfall gegen mich in jeder möglichen Form, hin und wieder kriegen sie auch andere ab, wenn sie was schreiben, was einen wunden Punkt trifft. Das sind ca. 10% der Wut, den Rest krieg ich ab.
Ich schaffe es nicht, die Wut dorthin zu kriegen, wo sie hingehört, und komm nicht weiter. Ganz sicher ist es so eine Idealisierung, aber wie krieg ich die weg?
 
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ich kann mir auch vorstellen, dass es schwer ist, sich selbst einzugestehen, dass man Unrecht begangen hat, weil ja dann das ganze Selbstbild ins Wanken gerät.
Und gerade deshalb denke ich, dass man den Täter daran hindern muss, neue (andere schädigende) Taten zu begehen.

Liebe Ahorn,

Ich stimme dem zu. Nur, wenn das so einfach wäre. :wut1:
Ich denke gerade an meinen Enkel, da gibt es Gesetze, und Elternsein steht über alles. Tätersein muss erst nachgewiesen sein. Da können gut 10 Jahre und mehr vergehen. Verhaltensauffälligkeiten werden als entwicklungsbedingt hingestellt und ein Täter kann sogar ein Kind entfremden und instrumentalisieren, alles auf legale Weise - weil kaum ein Nachweis gelingt. (Ich wüsste jedenfalls nicht wie das gehen soll, dass so einer Abstand halten muss.)

lg Pluto
 
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