Ich gestehe, dass ich ein klitzekleines Problem mit dem Begriff "wahrer Glaube" habe.
z.B. die Aborigine leben eine Religion, die nicht aus "Gott" oder "Göttern" besteht, sondern die Geografie und das Lebendige im Zentrum haben (also die Schöpfung des Schöpferquells). Für mich persönlich ist dieser Glaube mindestens genau so wahr wie die Lehren der sogenannten zivilisierten Welt. Schon weil sich letztere häufig über die Schöpfung stellen, sich selbst also wichtiger nehmen als die Schöpfung, von der sie ja auch nur ein Teil und für die sich bestenfalls verantwortlich sind. Und weil sie sich ebenfalls häufig über die anderen Kinder der Schöpfung stellen und das mit ihrem Glauben an ihre "wahre" Religion begründen.
Es gibt nur wenig, was zu größeren Verbrechen geführt hat als die Überzeugung der eigenen "wahren" Religion und des einzige "wahren" Gottes. Erst gestern habe ich eine Dokumentation darüber gesehen, was im Namen der "wahren" Religion so alles veranstaltet wurde. Ob es sich dabei um das Judentum, das Christentum oder den Islam geht, ist völlig egal - sie haben alle nicht gerade geglänzt in ihrer Überzeugung, die "einzig wahre" Religion zu vertreten. Und das gilt auch für alle anderen, die die Schöpferquelle in irgendeiner Weise vermenschlicht haben.
Meine "wahre" Religion gilt ausschließlich für mich persönlich und sie beginnt und endet auch bei mir persönlich. Und das bedeutet (für mich) bedingungslose Liebe zu mir und der Schöpfung. Angefangen bei mir ("Wie dich selbst" und "erst den Balken aus dem eigenen Auge" zu ziehen, bevor ich mich erdreiste, mich um den Splitter im Auge meines Gegenübers zu kümmern.) Und das legt ganz klar zugrunde, dass ich - sobald ich auch nur die geringste Bedingung stelle, um jemanden im Herzen anzunehmen und lieb haben zu können - bereits im ersten und tiefsten Fettnapf gelandet bin und knietief ins Klo greife.
Außerdem "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt". Das ist (für mich) ziemlich eindeutig.
Fazit:
Klar "verkünde" ich meinen Glauben, aber nur, um ihn zu erklären, damit mich andere verstehen. Aber ganz klar nicht, um meinen Glauben über den anderer zu stellen. Ich weiß doch gar nicht, ob mein Glaube wirklich "wahr" ist, auch wenn er für mich selbst "wahr" ist. Schon weil der Glaube z.B. der Aborigine (für mich) genau so wahr ist. Und weil für mich jeder Mensch das Heilige Recht auf seinen eigenen Weg durchs Leben hat. Wenn ich das nicht respektiere und meinen ganz persönlichen Glauben über den Glauben anderer stelle, dann erhöhe ich mich selbst und schon ist mein Bauchklatscher im nächsten Fettnapf gesichert und ich greife knietief ins nächste Klo.