Lieber Merlin,
"In der Magie ist es nötig die Krankheit des vorgefaßten Glaubens zu beseitigen, damit die Seele frei sein kann, um sich frei auszudrücken."
Ist es ein bisschen das was du meinst!? Vor lauter Suche, Wollen und Vorstellungen, den Weg als solchen nich wahrnehmen zu können!?
Mh, ich bin nich festgelegt, denke ich. Es ist eher ein Sortieren und ein Versuch, etwas was ich fühle mit dem Kopf besser zu begreifen...
Jetzt kommt Merlin und fragt Rebellin... ist es eher Magie oder Hexenkunst...
Fragezeichen...
Vielleicht fehlt mir selber noch eine Einordnung, allerdings weiß ich gerade per Definition nich mal den Unterschied zwischen Magie und Hexenkunst.
Liebe Rebellin,
tröste Dich, den meisten hier im Forum ist der Unterschied zwischen den Hexenkünsten und der Magie nicht so ganz klar. Mit den Zauber- und Hexenkünsten soll die Seele eines Menschen berührt und bewegt werden, während es in der Magie um die Bewegung der Dinge geht.
Der Unterschied liegt schon in den völlig anderen kulturellen Wurzeln, dieser Richtungen. Die Hexen verfügen über eine ganz andere Tradition, die weit in die heidnische Zeit der Germanen reicht. In ihrem Weltbild gab es die Geistwesen der Hagazussen, die als Schutzgeister den Hof und deren Bewohner vor Unheil bewahrten. Hagazusse könnte man frei übersetzt, als die auf dem Zaun (Hag) Reitende bezeichnen.
Aus diesem Gedanken heraus wurden dann bei ihnen auch weiße Frauen (Seherinnen) als solche bezeichnet, die sich mit der Wirkung von Heilkräutern, Schutzritualen für Haus und Hof auskannten. Sie waren es zudem, die in den Schwellenzeiten mit der Anderswelt und den Geistern in Verbindung traten.
Sie waren auch Hebammen, ein Umstand, der dann die Hebammen im ausgehenden Mittelalter in die gefährliche Nähe der Hexenverfolgung führten. Diese Hagazussen hatten großes Ansehen bei den Germanen, was in den römischen Klassikern an mehreren Stellen konkret beschrieben wird. Wie bei den keltischen Druiden wurde ihr Rat selbst von den Stammesführern sehr ernst genommen (siehe die Schlacht Ariovist gegen die Römer). Ihr göttlicher Status hatte dann zur Folge, dass sie frei und niemandem Magd waren.
Gerade dieses Tun um Hof, aus und deren Bewohner war es dann, der Grund warum man nach der Christianisierung nicht auf sie verzichten wollte. Wie man in den alten Bann- und Zaubersprüchen sehen kann, hatten sie sich da einfach angepasst und die Götter aus der Alten Religion einfach gegen christliche Heilige oder auch Jesus selbst ausgetauscht. Auf diese Weise konnten sie sich dann trotz allem Widerstand und Verfolgung ab dem ausgehenden Mittelalter bis heute erhalten.
Sicherlich klingen die alten Zaubersprüche oft skurril und manche Rituale sind einfach nicht mehr praktikabel, aber hinter diesen Dingen steht oft ein tieferer Sinn. Manches findet man in abgewandelter Form in der Tiefentherapie, wenn es darum geht, die Selbstheilungskräfte oder auch die Zuversicht wieder zu mobilisieren.
Bann- oder Zaubersprüche sind also im Prinzip nichts anderes als suggestive Formeln, mit der Botschaften im Unbewussten verankert werden können. Ein großes Plus für das Tun dieser Frauen war das Vertrauen, das sie zwischen sich und ihrem Klientel aufbauten, wie das auch heute noch ein in der Tiefentherapie ein wichtiger Bestandteil ist (der Raport). Ich denke deshalb, dass es sich lohnt, diese alten Künste noch einmal unter die Lupe zu nehmen und sie mit einem neuen Kleid zu gestalten.
Jeder kann nun selbst erkennen, dass es da um das Seelenheil und das Wohl der Menschen ging. Es hat also weniger mit Magie zu tun, sondern mit den Zauber- und Hexenkünsten, mit der die Seele eines Menschen berührt, bewegt oder behütet werden soll. Frau muss nun sich aber nicht erst all diese Fertigkeiten aneignen, um sich als Hexe zu verstehen – dazu reicht schon das Wollen und Tun, es zu sein. „Wie werde ich eine Hexe?“, ist also die falsche Formel, sie müsste lauten: „Ich bin eine Hexe!“
Die Heimat der Magier waren die persischen Priester, die zwar sich zwar auch mit dem Sehen beschäftigten, aber auf einer etwas anderen Basis. Einen kleinen Einblick in diese Welt findet man bei dem biblischen Daniel, der als Schüler bei den persischen Priestern am Hof des Königs von Babylon war. Im ausgehenden Mittelalter bekam dann durch die Gedanken der Aufklärung der Begriff vom Magier seine heutige Gestalt.
Merlin