Mir kam der Gedanke, daß du nach dem Tod deines ersten Mannes ihm unbewußt vorgeworfen haben könntest,
verantwortungslos und egoistisch zu sein, weil er gegangen ist und dich allein ließ.
Hmmm, ja da könnte was dran sein!
Nach dem Tod meines Mannes habe ich mich lange sehr schuldig gefühlt meinem verstorbenen Mann und meinen Kindern gegenüber. Weil ich mich alleingelassen gefühlt habe und mich der Situation nicht gewachsen gefühlt habe. Auf der anderen Seite fand ich es unglaublich egoistisch und gemein von mir so zu denken, schließlich war es ja keine Absicht zu sterben und ich sollte statt mich zu bedauern stark sein und nach vorne schauen, für meine Kinder! Aber irgendwo tief in mir drin fand ich es eine Sauerei dass ich nun allein blieb, so hatte ich mir das alles nicht vorgestellt.
Ich wollte für meine Kinder eine starke und gute Mutter sein und ihnen Halt geben. Manchmal tief im inneren wollte ich aber am liebsten alles hinschmeißen und mich irgendwo in einer Almhütte verkriechen frei von irgendeiner Verantwortung. Diese Gedanken waren mir ein Gräuel und ich habe mich sehr schuldig gefühlt deswegen.
Ich war von heute auf morgen auf mich allein gestellt und es gab niemanden der mich trösten konnte, stattdessen musste ich trösten. Das war ein echtes Dilemma für mich was ich damals und es hat mich auch irgendwei wütend gemacht, oder ich fand es einfach ungerecht aber das habe ich gar nicht begriffen.
Wenn ich an meine darauffolgende Beziehung denke, so hat er mich am Anfang auf Händen getragen, mir immer wieder gesagt wie toll er mich findet gerade weil ich alles allein schaffte.(Ich hatte keine finanziellen Rücklagen und die Kinder waren winzig klein, so dass ich in Vollzeit arbeiten gehen musste, was wiederum zu erneuten Schuldgefühlen führte, die Kinder hatten ja nur noch mich und nun war ich auch den ganzen Tag weg und abends abgespannt).
Als er sich dann aber entgegen seiner Versprechen immer wieder von mir distanzierte, mit der Aussage dass ich mit den Kindern und meinem Job und all den Verpflichtungen zu anstrengend für ihn und jeden anderen wäre, habe ich insgeheim gedacht, ja du hast es gut, du hast ja keine Verantwortung und kannst gehen wohin du willst und wann du willst. Ich konnte das nicht, und ich wollte diese Gedanken nicht haben. Vlt auf ihn projeziert?
Andererseits habe ich mich ja auch anfangs von ihm getragen gefühlt und das gab mir viel Stärke. Wenn er sich distanzierte verlor ich immer wieder den Boden unter den Füßen, wie eine Wiederholung des Todes und ich wollte es diesmal unbedingt besser machen. Wollte das er blieb. Er hat mir ja zu verstehen gegeben dass er mich nur deswegen immer wider verlassen müsste, weil ich so ungenügend wäre.
Vlt Verarbeitung des Todes?
Also vielleicht haben beide Partnerschaften einen Einfluss auf meinen Seelenzustand gehabt und ich habe nicht verstanden was ich für mich hätte tun müssen.