Du redest dich heraus Ahorn.
Ich habe dir geschrieben, dass die Eltern die Verantwortung tragen.
Wenn die Eltern ihr Kind schänden, kannst du als Außenstehender nur ein achtsames Auge haben und in meiner Nachbarschaft ist das tatsächlich so.
Viele Nachbarn gucken auch einfach weg und haben nichts gesehen.
Mir ist dieses Herausreden zuwider. Ja, aber wenn der nicht und das nicht macht..pah....
drehen wir es doch mal anders in der Hoffnung, dass du weniger emotional reagierst.
Wie soll ein Außenstehender das mitbekommen? Klar, es gibt Signale, es gibt Zeichen und Botschaften. Aber es kann auch wahnsinnig gut versteckt stattfinden, all dies. Hinschauen, auf jeden Fall. Aber das alleine reicht nicht aus.
Bist du jetzt etwa kein liebenswürdiger Mensch oder denkst du gar, du wärst ein besserer Mensch auf Grund deiner Erfahrungen geworden?
Du wärst in allen Fällen nicht der Mensch, der du jetzt bist, wenn du nicht deine Erfahrungen gemacht hättest.
Weißt Du, wenn ich auf einige Erfahrungen in meiner Vergangenheit hätte verzichten können, würde ich vollkommen anders leben. Ich wäre offen, nicht verschloßen. Ich hätte mich durchgesetzt, daß zu lernen/studieren was ich gewollt hätte; nicht was der Zufall wollte (weil ich z.B. zuviel Angst hatte in eine andere Stadt zu ziehen und dort auf mich selbst gestellt zu sein).
Ich hätte jetzt vielleicht Familie oder zumindest Karriere gemacht. Ich würde ganz anders denken, könnte viel schlauer und wendiger sein. Ich würde anders kommunizieren, wäre eine ganz andere Lebensqualität.
Ich hätte mehr Kraft für meinen Alltag und würde nicht so viel "sinnloses" Zeug tun, auf mich selbst bezogen. Könnte mit den Kindern meiner Schwester viel mehr Spaß haben, aber mir fehlt ein wenig die Ausdauer dazu, es laugt mich manchmal regelrecht aus.
Sicher, ich bin durch meine Vergangenheit der Mensch, der ich jetzt bin. Im Vergleich zu anderen meiner Altersgruppe bin ich im Prinzip "ein Nichts". Da kein wirkliches Interesse an dieser Welt (das erwacht jetzt erst), kein Interesse, mich in eine Gemeinschaft einzubringen, kein Ehrgeiz, irgendwas zu erreichen (ändert sich auch erst jetzt ein wenig).
Toll, ich kann wahrlich stolz auf mich sein.

Danke für diese Erfahrungen, die mich zu dem machten, was ich nun bin. Ist schockierend, wenn man zu begreifen beginnt, was man eigentlich ist. Und in welchen Bereichen andere mir in allem weit, weit voraus sind. Das fängt schon bei so banalen Sachen an, wie richtig Wäsche waschen. Oder Wäsche aufhängen. Nicht das ich es nie getan habe, aber eben auf meine unvollkommene Weise, wo sich jeder an den Kopf greifen würde (?). All diesen kleinen Haushaltstricks, wie man was aufhängt, ohne das es knittert, wie man weiße Streifen (vom Kalk) auf der gewaschenen Kleidung vermeidet; wie man Fettspritzer aus der Bratpfanne vermeidet - ich habe da nichts mitbekommen. Oder wenn es mir je zu Hause gezeigt worden ist, muß ich es verdrängt haben.
Na gut, ein paar Vorteile habe ich sicher auch. Will mich ja nicht total schlecht darstellen. Wollte nur verdeutlichen, wie sich ein Höllenritt auf die Zukunft auswirken kann, und was dadurch verbaut werden kann. Oder zumindest später mühsam, mühsam nachgeholt werden muß. Das ist wahnsinn, vor allem wenn man es so bewußt sieht.
Aber wem sage ich das, wird vielleicht einigen hier so gehen.